Labrador extrem triebig, aber rangniedrig

  • Ich denke einfach nicht, dass @flying-paws mit ihren Borden jeweils täglich 6-7 Stunden an Schafen arbeitet, dann noch mit Ihnen spazieren geht Tricks übt und noch gleichzeitig auf den Hundehaltung geht. Bei 5 Hunden einfach unmöglich, es sei denn sie isst nicht mehr, arbeitet nicht und schlafen sowieso nicht mehr.

    Du hast vergessen, dass die Schafe dann auch dem Erschöpfungstod erliegen würden. ;)

  • Ein Arbeitshund, der im richtigen Maß spazieren geht und beschäftigt wird, kann locker mal zwei Wochen mit kleinen Gassi-Runden durchgammeln und ist entspannt dabei.

    Das sehe ich wie @flying-paws.
    Ich habe selbst Hunde aus Arbeitslinien (aktuell und inzwischen verstorben), die sehr schnell hochdrehen, weil sie natürlich bei Bedarf sofort voll einsatzfähig sein sollen. Aber eben nicht täglich mehrere Stunden.
    Mein Eindruck ist, dass der Glaube, Hunde müssten ständig ausgepowert werden, zunimmt und immer mehr "Problemhunde" erzeugt. In letzter Zeit fallen mir diesbezüglich auch immer mehr Beiträge hier im Forum zu Hunden auf, die überdrehen und Verhaltensauffälligkeiten zeigen, weil sie "ausgepowert" werden und neben dem Training "im Rudel" laufen. Gut gemeint, aber eben leider nicht immer gut für die Hunde.

  • Du hast vergessen, dass die Schafe dann auch dem Erschöpfungstod erliegen würden. ;)

    ja die habe ich auch total vergessen :ops:


    Ich hab es ja jetzt wirklich etwas überspitzt geschrieben in der Hoffnung, das der TE versteht was wir damit sagen wollen.
    Es ist ja nicht böse gemeint.

  • Ich glaube den Fehler machen viele. Habe ich mit meiner Bordermix - Hündin auch gemacht, sie hat immer mehr an Auslastung gefordert oder wenn sie nicht beschäftigt war Probleme gezeigt. Dein Hund ist es gewöhnt das du ihm draußen immer Ansprache und Aktion bietest, sobald das wegfällt weiß er nicht was zu tun ist und zeigt Übersprungshandlungen.
    Ich würde das Programm auch zurückfahren, langsam, so daß er sich daran gewöhnt. Die wichtigste Übung wird für deinen Hund sein, das nichts passiert und er lernt sich zu entspannen.
    Wenn es im bekannten Rudel diese Probleme nicht gibt, ist das doch wunderbar. Nicht jeder erwachsene Rüde braucht die Hundewiese, gute Kumpel sind viel schöner.


    Mein kastrierter ängstlicher Rüde hat das aufreiten bei fremden Hunden früher auch gezeigt, immer dann wenn er mit der Situation überfordert war.

  • Ich leg hier nochmal Fokus auf das kleine Wörtchen Gewöhnung. Der Hund hat über Zeit etwas gelernt. Dass das nun "plötzlich" vorbei ist und Dinge anders laufen, kann zur Folge haben, dass sich das Verhalten ad hoc verschlimmert und der Hund noch mehr "fordert". Gewöhnung dauert. Dran bleiben. Wird schon =)

  • Ich glaube, ich würde das Programm nicht total drastisch herunterfahren, kann mir vorstellen, dass es dadurch erstmal zu noch mehr Problemen (evtl. anderen Problemen) kommen kann.
    Ich würde das Programm über 3-4 Wochen peu a peu herunterschrauben, damit sich der Hund daran gewöhnen kann.

  • Er dreht nicht durch, wenn ich mit ihm arbeite, sondern wenn ich mir mal ne entspannte Runde mit Freunden gönne, bei der nicht gearbeitet wird,


    Dein Hund ist ein Beschäftigungssüchtiger höchsten Maßes. Das macht ihn über kurz oder lang auch krank.

    In so fern bin ich auch noch nicht ganz bei Euch. Wenn ich weniger mache, befürchte ich, dass er sich dann noch mehr eigene Beschäftigung sucht.

    Ganz genau - der Hund ist ein "Beschäftigungsjunkie", all die Symptome die du beschreibst, sprechen dafür, du möchtest es aber nicht wirklich wahrhaben.
    Was meinst du denn, warum er so reagiert?
    Glaubst du, dass es an seinen männlichen Hormonen liegt?
    Ich denke, er hat einen erhöhten Adrenalinspiegel.
    Wie kann ein Hundebaby sich zu einem "ADHS-Welpen" entwickeln?
    Ich provoziere mal mit der These: "ADHS gibt es nicht!"
    Was wäre, wenn er sich in einem anderen Haushalt total anders entwickelt hätte? (Wäre interessant, wenn man das testen könnte).
    Allein schon die ungeregelten, recht häufigen, Hundebegegnungen stressen ihn - auch da liegen deinerseits Fehleinschätzungen vor.

  • Was wäre, wenn er sich in einem anderen Haushalt total anders entwickelt hätte? (Wäre interessant, wenn man das testen könnte)

    Ich persönlich bin mir extrem sicher, dass sich jeder Hund entsprechend entwickelt - je nachdem wo er aufgewachsen ist.
    Ich selbst merke einen großen Unterschied (von der Entwicklung) zwischen meinem 1. Dackel (bei dem mein Sohn erst 7 Jahre alt war) und bei meiner jetzigen Hündin mit der ich tagtäglich von morgens bis abends komplett alleine zuhause bin und kein "Kindertrubel" mehr im Haushalt ist.

  • Hi!


    Ich habe einen Golden Retriever, der in manchen Punkten ähnliches Verhalten wie dein Labrador gezeigt hat und manchmal auch zeigt.
    Ich habe bei ihm auch den Fehler gemacht und nicht gemerkt, dass Übungseinheiten, zu viel Ansprache und Dummytraining auf den Spaziergängen schlecht für ihn sind. Wir sind auch täglich 3 Stunden draußen gewesen, im jüngeren alter habe ich wie du auf die 5 Minuten Regel geachtet.


    Mein Hund ist krank geworden durch den Stress. Mit 1,5 Jahren so krank, dass ich meine Augen geöffnet habe und sein und unser Leben geändert habe.


    Er kann uns nicht im Alltag begleiten, da ihn das extrem stresst. Er hat keinen Kontakt zu fremden Hunden, weil diese ebenfalls Stress bedeuten. Wir meiden Wege, wo viele Hunde spazieren und gehen für uns auf ruhigen Wegen spazieren.
    Ich habe die Gassizeiten auf 1,5-2,5 h täglich runtergefahren, je nachdem, wieviel wir auf dem Spaziergang so erleben, ob wir mit jemandem zusammen laufen oder ob nur geschnüffelt wird usw. Spielen tun wir gar nicht mehr, ganz selten zergeln wir mal, das war’s. Dummytraining machen wir 2 mal pro Woche separat für 30-45 Minuten und an dem Tag gibt es nur eine Runde von maximal 1 h. Ab und zu verstreue ich ihm mal Leckerlis.
    Einmal pro Woche sind wir auf dem Hundeplatz - wenn er es verträgt, wir fangen gerade nach 2 Jahren Pause wieder an.


    Mein Hund wäre auch bis ans Ende der Welt mit mir gelaufen. Er hätte nie eine Pause eingefordert. Und im Training war er wie deiner nie auffällig! Der Streber der Hundeschule! Aber ihm ging es nicht gut.
    Hündinnen sagen ihm übrigens auch nie die Meinung ;)


    Seit ich unser Programm runtergefahren habe, ist er ausgelastet und zufrieden und selten in dem „Was machen wir jetzt?“-Modus. Er schläft tiefer und länger und kommt nachts richtig zur Ruhe. Außerdem sind die Magendarmprobleme weg, genauso die anderen gesundheitlichen Wehwehchen. Es wird dauern, deinen Hund an ein neues Programm zu gewöhnen, aber es lohnt sich.


    Versuch es einfach mal. Schalte erst mal runter auf zwei große Runden am Tag, dass ihr insgesamt „nur“ eure 3 Stunden, also die Minimalzeit von sonst, draußen seid. Mach nix mit ihm, einfach spazieren und üb mit ihm separat zweimal pro Woche etwas. Und dann fahr es noch weiter runter, sodass ihr nicht mehr jeden Tag drei Stunden draußen seid, sondern dazwischen auch mal „nur“ 1,5-2 Stunden. Dein Hund wird ruhiger werden. Er braucht nur Zeit, um den Stress erst einmal abzuschütteln.

  • Um die Frage zum Apportieren noch zu beantworten:
    Ich bringe ihn über Sitz oder Platz ins Bleib, gehe ein wenig weg.
    Dann werfe ich Kong oder Futterbeutel so, dass er nicht sehen kann, wohin. Rufe ihn erst zu mir, und lasse ihn dann suchen.
    Das klappt übrigens perfekt. Selbst, wenn gut riechende Hündinnen dabei sind...


    Gruß Thomas


    Danke für deine Antwort! Manchmal geht sowas ja dann doch unter :smile:
    Ich habe selbst einen jungen (fast 3 Jahre) unkastrierten Retriever-Rüden und mache mit ihm seit 2Jahren Dummytraining. Ich bin der festen Überzeugung, dass das Training in der Gruppe mit vielen Reizen und dem geforderten Grundgehorsam viel für unseren Alltag gebracht haben. Er muss teilweise mit läufigen Hündinnen in einer Reihe sitzen und trotzdem brav arbeiten, oder mit potenziellen Konkurrenten. Außerdem bei hohen Reizen (Schuss usw.) noch mit mir zusammen arbeiten. Anfangs kann man natürlich noch nicht so loslegen und muss erstmal üben, aber das könnte doch auch was für euch sein, oder? Wenn du eh schon Apportierspiele machst und einen Hund vom VDH hast (DRC oder LCD?), dann sollte es ja gut möglich sein eine Trainingsgruppe zu finden.


    Das wäre nach deiner zweiten Antwort mein Tipp: Auslastung unter der Woche reduzieren und dafür in der Trainingsgruppe mehr üben in einer kontrollierten Umgebung.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!