Labrador extrem triebig, aber rangniedrig

  • Hallo zusammen


    Vielen Dank für die vielen Zuschriften.


    Ich glaube, ich habe mich vielleicht etwas missverständlich ausgedrückt, und muss ein paar Dinge klar stellen:


    Er wurde ganz sicher als Welpe nicht überfordert. Wir haben uns zum Beispiel strikt an die 5-Minuten Regel gehalten, und auch zu Hause immer nur kurz, dafür mehrmals täglich, mit ihm Kommandos geübt.


    Es ist nicht so, daß er immer durchdreht. Nur machmal, und nur dann ist er im Tunnel, und nicht mehr erreichbar. Das ist das Problem, nicht, dass er grundsätzlich kein Grundgehorsam oder "asoziales Verhalten" hätte. Im Gegenteil. Oft werde ich gelobt, wie toll er doch erzogen ist. Er kann halt aber auch mal anders.


    Wir arbeiten nicht 3-5 Stunden mit ihm! Das ist die Zwit, die wir täglich draußen sind, incl. Maximal 1-1,5 Stunden Spiel und Üben, verteilt auf 2 große Runden, die Übungen immer so etwa 10 Minuten.


    Er dreht nicht durch, wenn ich mit ihm arbeite, sondern wenn ich mir mal ne entspannte Runde mit Freunden gönne, bei der nicht gearbeitet wird, sondern im Rudel gelaufen. Mit den Hunden im Rudel gibts übrigens bie ein derartiges Verhalten!


    In so fern bin ich auch noch nicht ganz bei Euch. Wenn ich weniger mache, befürchte ich, dass er sich dann noch mehr eigene Beschäftigung sucht.
    Wenn ich Runden mit ihm drehe, bei denen ich mich intensiv mit ihm beschäftige, kommt es übrigens nie zu solchem Verhalten.


    Um die Frage zum Apportieren noch zu beantworten:
    Ich bringe ihn über Sitz oder Platz ins Bleib, gehe ein wenig weg.
    Dann werfe ich Kong oder Futterbeutel so, dass er nicht sehen kann, wohin. Rufe ihn erst zu mir, und lasse ihn dann suchen.
    Das klappt übrigens perfekt. Selbst, wenn gut riechende Hündinnen dabei sind...


    Gruß Thomas

  • Wenn der Hund ansonsten entspannt ist finde ich es auf keinen Fall zuviel.
    Die Spielzeug-Sessions würde ich runterfahren, nicht das Laufen/Schnüffeln.
    Hundewiesengetobe ist nicht das Richtige für ihn, schon gar nicht als Ersatz für Spaziergänge, das ist es für keinen Hund, wird aber oft genug so gehandhabt.
    Auch Show-Labis waren irgendwann mal Arbeitshunde. 1-2h finde ich für einen solchen Hund zuwenig.
    Andere, weniger frequentierte Strecken dürften ihm mehr liegen.

    Unsere Dobermänner sind 1,5h draußen. Dazu 2-3 Mal die Woche Platz, maximal 2x Fährte. Jede Einheit 5-10 Minuten.
    Reicht völlig.


    Wenn wir im Sommer arbeiten, sind die Hunde drei bis vier Stunden mit von der Partie, da braucht man sonst nichts zu machen. Wir merken im Sommer immer den wesentlich erhöhten Stresspegel.

  • Beim Lesen deines Textes war ich sehr angenehm überrascht.
    Das hört sich sehr reflektiert und gut an.
    Ich möchte grundsätzlich zum "schwierigen Hund" was sagen.
    Es gibt Hunde, die eben NICHT einfach zu führen sind. Die Gründe sind auch mal, dass der Hund einfach nicht so kooperativ ist, und al orportunist, SEINEN Mensche manchmal besser kennt, als der sich.


    Will sagen: Manchmal passt es nicht 100 %. Also für dich zur jetzigen Zeit ist es schwierig, diesen Hund zu führen.


    (Anbei: ich hab auch so ein Exemplar, das soll sagen, dass ich das nicht von oben herab meine, sondern aus fast 13 Jahren "Hochs" und "Tiefs"....letztlich, ist genau DIESER!! Hund mein Meister...)


    Also du beschreibst eure Situation gut, und du bist anscheinend gut bei, dem Hund was beizubringen, bzw. hast dem Hund viel beigebracht, aber das Gelernte ist nicht überall abrufbar.



    Und hier musst du ansetzen!
    Der Hund muss (egal wie alt er ist) nachgeschult werden. Er muss lernen, dass was er kann, gilt auch in Ablenkung!
    Das kann man alleine oder mit Trainerhilfe schaffen.


    Zweitens bin ich hierrüber gestolpert:

    Wir sind jeden Tag mit ihm 3-5 Stunden draussen. Öfter auch mehr. Wandern, Apportieren, Suchen, machen jeden Tag viele Übungen mit ihm (alle Standardkommandos und ein paar Tricks für die Galerie). Klappt insgesamt super, und er hat viel Spass daran, ist anschließend entsprechend müde und zu Hause recht ruhig.

    Du schreibst an anderer Stelle von Übersprungshandlungen. (oder schrieb das jemand anders?)


    Aufreiten ist nicht immer sexuell motiviert.
    Ich kann mir vorstellen, dass dein Hund vollkommen über den Strich ist, in solchen Momenten und ein Ventil braucht.


    Auch dass kann man nur vor Ort genau analysieren.


    Als erste Hilfe Massnahme wäre aber hier gut, mal zu schauen, ob das , was du mit dem Hund täglich unternimmst, nicht einfach eine komplette Überforderung darstellt.
    (Mein ADHS Mäuschen würde das nicht kompensieren können und auch druchknallen, aber auch bei zuwenig...ich denke man muss hier ganz genau hingucken, was insgesamt für DEINEN Hund am besten geht....)
    (Ich habe 4 Hunde, und kann nicht jedem solch ein Programm zumuten...das ist wirklich sehr individuell. Und den Frosch muss man schlucken, wenn man eigentlich einen BEGLEIThund wollte und dann dasteht und einen Hund hat, dem BEGLEITEN oft einfach zu viel ist.


    Zur Kastration. Ich finde es sehr richtig, was du schreibst und empfehle: Lass dich nicht zur Kastration nötigen! Laut dem was du beschreibst, wäre das eine Katastrophe. Auch keinen chip!


    LG

  • In so fern bin ich auch noch nicht ganz bei Euch. Wenn ich weniger mache, befürchte ich, dass er sich dann noch mehr eigene Beschäftigung sucht.

    Ich habe Border Collies aus Hüteleistungszucht. Diesem Märchen bin ich auch mal aufgesessen.


    Dein Hund ist ein Beschäftigungssüchtiger höchsten Maßes. Das macht ihn über kurz oder lang auch krank. Wie ich schon schrieb: Ein Jagdhund im Einsatz, würde einen Bruchteile (also einen winzigen Teil) an dem machen, was Du betreibst. Und darauf sind diese Hunde selektiert.


    Ein Arbeitshund, der im richtigen Maß spazieren geht und beschäftigt wird, kann locker mal zwei Wochen mit kleinen Gassi-Runden durchgammeln und ist entspannt dabei.


    Du bist mit Deinem Hund fernab davon. Und das tut ihm nicht gut.

  • Um die Frage zum Apportieren noch zu beantworten:
    Ich bringe ihn über Sitz oder Platz ins Bleib, gehe ein wenig weg.
    Dann werfe ich Kong oder Futterbeutel so, dass er nicht sehen kann, wohin. Rufe ihn erst zu mir, und lasse ihn dann suchen.
    Das klappt übrigens perfekt. Selbst, wenn gut riechende Hündinnen dabei sind...

    Das ist gut, das konnte mein Borderchen mit 5 Monaten.
    Is ein bisschen Vorschule :)

  • Wenn wir im Sommer arbeiten, sind die Hunde drei bis vier Stunden mit von der Partie, da braucht man sonst nichts zu machen. Wir merken im Sommer immer den wesentlich erhöhten Stresspegel.

    Und meiner ist bis zu 5h draußen, so verschieden sind die Dobermänner.
    Meiner kann da besser entspannen. Das kommt sicher auch auf die Situation zuhause an, viele Nachbarskatzen bedeutet nicht gerade Stressfreiheit. Wenn ich das reduziere habe ich hier den reaktiven Hibbel, so aber gilt er im Verein als außergewöhnlich "ruhiger" Dobermann. Im Sport gibt es bei ihm motivationsmäßig übrigens nichts auszusetzen,"trieblich" alles soweit in Ordnung.

  • Ich glaube, dass es auch immer DAS Thema sein wird. Wenn Hund überfordert ist suchen sie sich eben ein Ventil.


    Ich kann Corinna da nur recht geben.


    Zudem denke ich, dass draußen sein auch was anderes ist, wenn das der eigene Garten ist und der Hund auch alle Reize verarbeiten kann. Bzw gelernt hat damit umzugehen.


    Mein Bordermädchen ist auch viel im Garten, merke ich allerdings, dass es einen Reiz gibt, der für sie zu dolle ist hole ich sie irgendwann rein.
    Ich denke, dass jeder Hund die Möglichkeit gegeben werden muss, alles erlebt verarbeiten zu können. Also ruhen schlafen und auch mal ein Couchtag zu haben.
    Aber das ist wie gesagt nur meine Meinung.


    Ventil kann ja alles sein. Hier vielleicht die Hündinnen.


    Also persönlich würde ich es einfach mal versuchen und meinem Hund mal das „garnichts tun“ beibringen. Kann natürlich länger dauern. Würde bei einem Balljunkey, dem man dem Ball weg nimmt auch länger dauern.


    Ich stell mir immer vor ich müsste 7 Tage die Woche 4 Jahre lang ohne Urlaub und Feiertage unterbrochen Hochleistung bringen in meinem Job. Ich würde durchdrehen und viele Menschen anzicken, das wäre wohl noch das kleinere Übel. Wahrscheinlich würde ich irgendwann tot umfallen.

  • Wir arbeiten nicht 3-5 Stunden mit ihm! Das ist die Zwit, die wir täglich draußen sind, incl. Maximal 1-1,5 Stunden Spiel und Üben, verteilt auf 2 große Runden, die Übungen immer so etwa 10 Minuten.

    Ich finde, es macht einen Unterschied was man in den 3-5 Stunden mit dem Hund macht.
    Bedeutet draußen sein, man geht 2 Std. täglich Gassi und die restlichen Stunden darf der Hund im Garten herumliegen oder geht man täglich mit dem Hund 3 Std. Gassi, beschäftigt ihn währenddessen auch noch und zusätzlich wird er dann zuhause durch Spielen ausgepowert?
    Je nachdem kann ein Hund dadurch überfordert sein und seinen Stress z.B. an anderen Hunden "auslassen".


    Ich persönlich bin auch 2-3 Std. täglich mit meiner Hündin unterwegs, aber dabei passiert rein gar nichts. Wir gehen nur Spazieren, sie kann dabei rennen, schnüffeln, buddeln usw..
    Ich "verlange" ansonsten nichts von meiner Hündin, ich bespaße sie nicht, ich mache keine Übungen, auch sonst nichts.
    Wenn ich mal mit ihr eine kleine Fährte suchen gehe, dann fällt 1 großer Gassigang komplett aus, denn ich habe festgestellt, die normalen Gassigänge PLUS kleine Fährte sind zuviel und sie quittiert das dann abends mit Pfotenknabbern als Stressabbau.
    Wenn ich die kleine Abendrunde nicht mit ihr gehe (was im Winter öfter vorkommt), ist das ein Tag an dem ich mit ihr im Garten 5min spiele.


    Am Wochenende läuft es bei uns eher langweiliger ab, da kommt es häufiger vor, dass wir nur 1x am Tag nachmittags 1 große Runde von ca. 1 Std. drehen und trotzdem ist meine Hündin an diesen Tagen nicht irgendwie lästig weil sie nicht ausreichend ausgelastet wäre.

  • Als wir Suri als Welpen bekamen war sie auch hyperaktiv.


    Wollte ständig irgendwas, man könnte mit viel machen wenn man wollte. Kommandos üben und und und. Suri musste allerdings auch Ruhe lernen, was viele von uns ja auch kennen. Also war hier über Wochen nur eins angesagt, atmen, schlafen, in den Garten zum lösen und leicht dosiert irgendwas machen.



    Spaziergang und Spaziergang ist neunmal ein Unterschied. So wie @Dackelbenny schon schrieb, wenn ich 2 Stunden spazieren gehe, wo Hund schnüffelt, buddelt und einfach Hund sein darf (also Seele baumeln lassen und am besten im Freilauf) dann ist es was anderes als würde ich 1 Stunde mit 2 Meter Fahrleine durch eine Stadt rennen am besten im Fuß.


    Ich nehm jetzt einfach noch mal das Beispiel BC, weil da halt immer noch so viele der Meinung sind, dass er so viel ausgelastet werden muss.


    Ich denke einfach nicht, dass @flying-paws mit ihren Borden jeweils täglich 6-7 Stunden an Schafen arbeitet, dann noch mit Ihnen spazieren geht Tricks übt und noch gleichzeitig auf den Hundeplatz geht. Bei 5 Hunden einfach unmöglich, es sei denn sie isst nicht mehr, arbeitet nicht und schlafen sowieso nicht mehr.


    Bei Hunden, die so oft „arbeiten“ müssen. Seh ich immer so eine Gedankenwolke über ihnen „ich muss arbeiten“ und das auch im Ruhe-Modus.


    Zur Zeit haben wir einen Junghund aber auch die vorherigen hatten immer nach einem Arbeitstag Urlaub auf dem Kalender stehen.
    Und keiner ist je durchgedreht.

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