Aggressionen - Vertrauen in den Hund zurück bekommen

  • Hallo, vielleicht habt ihr einen Rat bzw. persönliche Erfahrungen... Ich hab zwei Hunde aus dem Tierschutz. Meine Hündin lebt seit 9 Jahren bei mir. Sie ist eine Seele von Hund, ich vertraue ihr zu 100 %, sie war immer lammfromm.
    Mein Rüde ist leider das Gegenteil. Er lebt seit gut 3 Jahren bei mir (ich bekam ihn mit 3 Jahren). Ich habe ihn damals als „schwer vermittelbar“ übernommen, wegen Problemen mit Artgenossen und Menschen. Wir haben sehr viel trainiert und erreicht. Im Alltag ist er inzwischen super und wir haben eine sehr gute Bindung. Trotzdem ist es so, dass wenn man seine Grenzen überschreitet, er sehr deutlich werden kann. Ich kann mir inzwischen fast alles „erlauben“, z.B. mich über ihn drüber beugen oder ihn von vorne knuddeln… das wäre früher nie gegangen, weil er das als bedrohlich empfunden und aus Angst entsprechend reagiert hätte… ich spreche dabei aber mit ihm, damit er sich nicht erschreckt.
    Nun ist ein guter Freund von mir auch sehr unerschrocken im Umgang mit ihm. Mir geht da immer der Puls. Ich sage immer, er soll ihn nicht umarmen, etc. und er versteht meine Sorgen nicht. Mein Hund mag ihn auch total. Er hat bisher auch keine Aggressionen ihm gegenüber gezeigt, aber ich merke, mir fehlt da das Vertrauen in meinen Hund. Es war in der Vergangenheit so… wenn es ihm zu viel wurde, sagte er nicht… sorry, kannst du bitte weggehen… sondern er knurrte und bevor man überhaupt reagieren konnte, war er schon am zuschnappen.
    Nun ist nach zwei Jahren ohne Vorfall ggü. Menschen, "passiert“ wovor ich immer Angst hatte. Wir waren mit den Hunden und mehreren Kindern und Erwachsenen unterwegs. Mein Hund lag unter einer Bank, ein Kind kam von hinten unbemerkt angerobbt und umarmte meinen Hund um den Hals. Als ich es bemerkte, sagte ich dem Kind sofort es soll ihn los lassen. In dem Moment schnappte mein Hund in Richtung des Gesichtes des Kindes.. Ich war total geschockt und fühlte mich wie fest gefroren. Ich schaute nur das Kind an und hoffte, es fängt nichts an zu bluten. Zum Glück war auch nichts weiter, aber es waren nur Millimeter zwischen den Zähnen und dem Gesicht des Kindes. Das Kind fing an zu weinen. Der Papa und ich haben es getröstet. An meinen Hund habe ich überhaupt nicht mehr gedacht. Ich kontte in dem Moment auch nicht darauf reagieren, weil ich wie gelähmt war und schlimme Bilder im Kopf hatte. Am Ende hat das Kind meinen Hund auch wieder gestreichelt und es hat auch keine Angst vor Hunden, aber der Vorfall hat viel in mir aufgewirbelt. Seitdem bin ich angespannt, wenn andere ihn knuddeln oder Kinder anwesend sind. Ich frage mich, ob er sich für einen Hund normal verhalten hat, weil er es als bedrohlich empfunden hat, dass er am Hals festgehalten wurde, aber es fällt mir schwer ihm noch zu vertrauen. Ich selber habe keine Angst vor ihm, aber ich habe Sorge, dass er anderen was tut, wenn sie ihm zu aufdringlich werden und der Vorfall hat mir gezeigt, dass man nicht immer alles im Blick haben kann. Ich habe überhaupt nicht damit gerechnet und wir hatten auch allen Kindern gesagt, dass man einen Hund nicht am Hals festhält, aber es sind halt Kinder und wir waren kurz unaufmerksam. Ich bin nur froh, dass nichts schlimmes passiert ist, aber ich würde mich gerne genauso auf ihn verlassen können wir auf meine Hündin… ich sehe das nur nicht mehr. Ich frage mich, wie andere hier damit umgehen, die solche Hunde haben.

  • Ein Glück ist nichts Schlimmeres passiert! Ich würde den Vorfall gedanklich abhaken. Ich denke und hoffe, dass alle Beteiligten aus dem Vorfall gelernt haben. Du, dass du deinen Hund noch besser abschirmen und sichern musst. Das Kind, dass es nicht ungefragt zu fremden Hunden hingehen darf. Seine Eltern, dass sie besser auf das Kind achten müssen.


    Nur der Hund, der hat hoffentlich nichts gelernt! Das Einzige, das er hätte lernen können ist, dass fremde Menschen sch*** sind und Herrchen/Frauchen nicht gut genug auf ihn aufpasst. Falsch gemacht hat der Hund nämlich nix. Deswegen ist es auch unangebracht, ihm nun zu misstrauen.


    Dem Freund, der den Hund ständig bedrängt, würde ich ganz deutlich machen, dass er das zu unterlassen hat! Eine gute Freundschaft hält das aus.

  • Max würde zuschnappen, auch so, dass Blut fließt. Hat er anfangs auch innerhalb der Familie gemacht.
    Er hatte eine eher unschöne Vorgeschichte, gerade mit Kindern. Und hat auch zuerst gar nicht gewarnt.
    Nur die Pupillen wurden groß, dann hat er gebissen.
    Das Warnen klappt nun, er weiß inzwischen, dass er ausweichen kann und darf.


    Ich halte ihn von fremden Personen und vor allem Kindern fern, er möchte keinen direkten Kontakt, und das wird respektiert!
    Da hat keiner nach zu grabschen, auch und vor allem keine Kinder.


    Dadurch wurde er immer sicherer und entspannter. Aber er wird nie ein allzeit Verlasshund sein, den ich unbesorgt mit Kindern bzw Fremden agieren lassen würde.
    Das möchte er nicht, und braucht es daher auch nicht!

  • In Situationen in denen du einen Kontakt nicht umgehen kannst (warum auch immer).
    Maulkorb drauf zur Sicherheit. Nicht unbedingt weil der Hund gefährlich ist/wäre, sondern für dein eigenes Sicherheitsgefühl.

  • Ich würde ihn vor unerwünschten "Anfassen" beschützen.Er hat ein Recht darauf menschliche Streicheleinheiten und Umarmungen nicht toll zu finden.


    Regeln würde ich das mit Aufmerksamkeit,damit sich nicht noch einmal ein Mensch von hinten anschleichen kann.Mitnehmen würde ich ihn eher nicht mehr,er spürt deine Anspannung,außerdem scheint es Stress pur für ihn zu sein.


    Geh doch lieber mit ihm alleine spazieren und lass ihn lieber daheim,wenn du mit so vielen Menschen unterwegs bist,das scheint für ihn viel Anspannung zu sein,sein Schnappen kann ich verstehen,er lag einfach nur da in Sicherheit und wurde von hinten erschreckt und damit in eine Situation gedrängt,die er nicht wollte vermute ich.


    Du schreibst du bist wie gelähmt,wenn andere ihn knuddeln?Das verstehe ich nicht.Er will doch offensichtlich gar nicht geknuddelt werden.Warum sagst du das den Menschen nicht einfach deutlich und stehst hinter deinem Hund?Es ist ihm unangenehm,er kann sich nicht dagegen wehren.Lass das nicht zu und sorge dafür,das er seine Ruhe hat,sonst riskierst du den nächsten Zwischenfall und das ist nicht die Schuld deines Hundes.


    Wenn er geknuddelt werden möchte,dann kommt er schon von alleine und wenn nicht,dann möchte er eben nicht.Ich würde mir auch kein knuddeln aufzwingen lassen,sondern sehr deutlich sagen,das ich das nicht mag,genau wie es dein Hund tut.


    Wenn dein "guter Freund" dich nicht ernst nimmt und überhaupt nicht auf deine Bitte den Hund nicht zu umarmen eingeht,dann wäre er bei mir rausgeflogen.Bis er meinen Hund und mich respektiert.


    Du kannst deine beiden Hunde nicht miteinander vergleichen,sie ticken anders,haben ihre Stärken und Schwächen,jeder auf seine Art und Weise.


    Zum Glück ist dieser Vorfall glimpflich ausgegangen und es liegt an dir zukünftige Gefahrensituationen zu verhindern in deinem Sinne und dem deines Hundes.Er muss es sich nicht gefallen lassen angefasst zu werden,er möchte es nicht das sollte respektiert werden.

  • Ein Maulkorb hat eine bestimmte Außenwirkung. Das würde euch denke ich sehr entgegen kommen. Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand ungefragt zu einem Hund mit Maulkorb hingeht um ihn zu streicheln, halte ich für äußerst gering.

  • Mein Hüterich hat auch eine schwere Vorgeschichte und dadurch ziemliche Schwierigkeiten im Umgang mit Menschen - er hat einige Male gebissen, und das nicht nur oberflächlich. Zusätzlich wurde ihm früher das komplette Repertoire des Warnverhaltens (Knurren, Fletschen, Warnschnappen) mit einer Schaufel ausgetrieben.........


    Auch wenn er mittlerweile bald 5 Jahre bei mir ist und sooooo viel freundlicher und unbefangener Menschen gegenüber ist - ich lasse engeren Kontakt trotzdem nur zu wirklich vertrauten und hundeerfahrenen Leuten zu. Die sind quasi handverlesen :D !
    Er hat mehrere gut sitzende Maulkörbe, wenn die Gegebenheiten zu unübersichtlich sind (viele Leute), dann kommt halt einer drauf und gut ist. Ansonsten achte ich immer!! penibel darauf, daß ihm niemand zu nahe kommt, setze mich dafür auch mal etwas abseits und nehme ihn eng zu mir.
    Es ist manchmal sehr anstrengend, dauernd die Aufmerksamkeit beim Hund und rumwuselnden Leuten zu haben....... im schlimmsten Falle wird er halt mal für eine Zeit weggesperrt. Das kommt aber nur alle Jubeljahre mal vor, da ich mir im Vorfeld schon immer Gedanken mache, wie ich mit gewissen Situationen und Hund umgehen kann.


    Man bekommt Übung und es wachsen einem einfach noch zusätzliche Antennen, wenn man mit so einem Hund zusammenlebt :roll:


    Wahrscheinlich bin ich mittlerweile zu übervorsichtig, denn mein Hüterich hat unglaubliche Fortschritte in all der Zeit gemacht - manchmal tut er mir richtig leid, weil er besonders Kindern so sehnsüchtig zuschaut und gerne mal hingehen würde. Aber das Risiko ist mir viel zu groß, ihn kann ich einschätzen, aber Kinder verhalten sich häufig nicht hundegerecht....... und viele Erwachsene benehmen sich gerade so einem Hund gegenüber auch komisch :ugly:


    Du musst lernen, die Situationen mit Hund zu managen und niemanden an ihn ranzulassen - gerade, wenn man im Trubel abgelenkt ist, kann das übel enden. Verabschiede dich von dem Gedanken, ein Hund müsse alle Leute mögen oder partytauglich sein - und übe dich darin, die Leute von deinem HUnd fernzuhalten ;)

  • Henry mag es auch nicht angefasst zu werden, er bellt aber nur. (Gott sei Dank!) Wenn Fremde ihn streicheln wollen, dann sage ich klar "Nicht streicheln!" Wird das ignoriert dann werde ich auch krantik. Es ist mir schlicht egal wie sie dann über mich denken.
    Freunde die nicht auf mich hören wollen und meine Regeln bei meinem Hund akzeptieren, würde ich klar sagen (bevor gestreichelt wird), dass entweder der Freund oder ich gehe, sollte gestreichelt werden. Mein Hund, meine Regeln. Eine Freundschaft sollte so eine Regel audhalten. ;)
    Große Ansammlung von Menschen, wo ich schwer auf den Hund aufpassen kann, da lasse ich Henry Zuhause oder bleibe mit ihm Zuhause. Den Stress tu ich mir nicht mehr an. :ka:

  • Diese Problematik kann man auch mit einem Hund ohne schwere Vorgeschichte haben. Es gibt einfach Hunde, die sich nicht gerne von Fremden anfassen lassen. Und dieses "Umarmen" ist richtig gefährlich.
    Ich würde es nicht zulassen, daß irgendwer den Hund streichelt oder, noch schlimmer, in den "Schwitzkasten" nimmt. Das kann nur böse enden!


    Zu irgendwelchen Festen oder Familienfeiern, bei denen der Hund nicht ständig im Blick ist, würde ich so einen Hund schon gar nicht mitnehmen.

  • Ich frage mich, ob er sich für einen Hund normal verhalten hat, weil er es als bedrohlich empfunden hat, dass er am Hals festgehalten wurde, aber es fällt mir schwer ihm noch zu vertrauen.

    Erstens: Ja, dein Hund hat sich normal verhalten. Vllt nicht so wie du es gerne gehabt hättest oder wie sich das Kind denken würde odr irgendein anderer anwesender Mensch, aber der Hund hat nichts falsch gemacht.
    Zweitens: Warum fällt es dir schwer deinem Hund zu vertrauen? Vertrauen beruht auf Berechenbarkeit. Der Hund mag es nicht wenn man ihn umarmt. Gut, also kannst du darauf vertrauen, dass er das nicht ohne Wiederspruch erträgt (von Fremden, den mit deinem Freund funktioniert es ja). Vertraue also darauf, dass der Hund sich das nächste mal genauso verhält.


    Folgende Worte klingen hart, aber so wie du dich jetzt fühlst ist es genau richtig. Denn jetzt wirst du immer, ein Auge auf jedes Kind haben das deinem Hund zu nahe kommt - und das ist gut so. Natürlich fühlt man sich nicht toll, aber man lernt draus. Sich gedanklich damit zu beschäftigen ist vollkommen ok. Es einfach auf sich beruhen zu lassen und es zu verdrängen ist mMn der falscheste Weg.


    Lösungsansätze sehe ich eigendlich nur 2 wobei ich doch vom letzteren absehen würde ;)


    Erstens: Behalte die Menschen in deiner Umgebung im Blick, damit niemand auf die Idee kommt deinen Hund einfach zu umarmen. Das wäre das Einfachste.


    Zweitens: Bringe deinem Hund bei, dass Knuddelattacken von Menschen keine Gefahr sind. Da man aber dafür den Hund von vielen unterschiedlichen Menschen knuddeln lassen müsste, würde ich davon ganz dringend abraten. ;)

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