Junghund agressiv mir gegenüber - was mach ich falsch?

  • Hallo,


    mein Freund und ich haben seit Mai eine Labradormix Hündin, sie ist jetzt knapp 7 Monate alt. Sie ist unser erster eigener Hund, wir sind als in Erziehung recht unerfahren. Die Hobbyzüchterin meinte, beim Vater ist noch Pointer dabei (allerdings können wir das kaum glauben, sie sieht eher so aus, als wär Border Collie dabei oder so).


    Mir ist klar, dass es schon Threads für überdrehte Hunde gibt. Allerdings habe ich nichts finden können, was auf uns zutrifft. Sie ist nämlich zu Hause mittlerweile wirklich entspannt und ruhig, fordert uns zwar häufig auf zum Spielen, aber kann es akzeptieren, wenn wir keine Zeit haben. Das Problem beginnt, wenn wir sie von der Leine lassen. Sie freut sich immer immens darüber (sie hat sehr viel Energie) und steigert sich dann relativ schnell in einen extremen Stressmodus hinein. Das geht so weit, dass sie an uns hochspringt, uns anknurrt, in die Arme und Kleidung beißt, was richtig weh tut. Mein Freund ist der Meinung man müsse Dominanz zeigen, sie also auf den Boden drücken. Ich habe versucht ihr eine Alternative zu geben, sie also in Sitz zu bringen und mit Leckerlies zu locken. Beides bringt nur sehr kurzfristig was, sie springt danach sofort hoch und es geht weiter. Irgendwann lässt sie dann von uns ab und wetzt wieder in der Gegend herum, wie wild. Meist gehen wir dann relativ zügig zurück zum Auto, diese Spaziergänge dauern insgesamt so 30 min, einmal am Tag. Ansonsten gehen wir mit ihr nur kurze Runden an der Leine zum Lösen, also an sich keine Überlastung.


    Ich mache mir sehr Sorgen um unsere Beziehung. Denn eigentlich verstehen wir uns richtig gut, wir kuscheln viel, sie darf im Bett schlafen und hat viel körperlichen Bezug zu uns und wir haben generell den Eindruck, dass wir uns sehr mögen. Aber irgendwie schaffen wir es draußen nicht, ihr Sicherheit zu vermitteln, bzw sie zu beruhigen. Habt ihr Tipps, was wir verbessern könnten?
    Generell gehen wir insgesamt 2-3 Mal am Tag mit ihr raus. Über den Tag verteilt lassen wir sie ab und zu Dinge suchen/schnuppern. Besagtes Problem haben wir nicht in der Hundeschule, in der wir einmal wöchentlich zum Gruppentraining gehen. Einzeltraining ist uns zu teuer...


    Ich freue mich über eure Antworten!

  • Hallo,


    ich denke, eure Hündin ist unterfordert und hat demnach zu viel Energie, die sie an euch auslässt. Klar sollte man einen Junghund noch dosiert beschäftigen, ABER sie sollte schon einmal am Tag die Gelegenheit haben, sich körperlich müde zu machen. Eine halbe Stunde am Tag wird da nicht reichen, wenn es sonst "nur" Löserunden gibt.


    Als Newton in dem Alter war, sah unser Programm wie folgt aus: Kleine Löserunde (ca. 20-30 Min.) am Morgen, nachmittags nach der Arbeit die "große Runde" (ca. 45-60 Min., möglichst viel im Freilauf/an der Schleppleine), abends nochmal zum Lösen um den Block (ca. 10-15 Min.). Während der großen Runde hatte er dann wie gesagt die Gelegenheit, sich viel frei zu bewegen, die Welt zu erkunden, etc. Zudem haben wir da immer ein bisschen Gehorsam "abgefragt"; was sich halt anbot.


    Wie gesagt, ich glaube, da hat sich einiges an überschüssiger Energie bei eurer Hündin angestaut und die sollte erstmal weg.

  • Einmal am Tag 30 Minuten und dann 1 - 2 Mal kurz zum lösen... joah, da würd ich auch ausrasten, wenn ich aus dem Haus käme. Das ist deutlich zu wenig, überleg mal, wie oft du am Tag auf Toilette gehst und wie es dir ginge, wenn du an manchen Tagen nur zweimal dürftest.
    Da ich nicht so der Erziehungsexperte bin, mag ich nur noch sagen, dass das auf den Boden drücken wirklich veralteter Unfug ist. Dominanz ist einen Dreck wert, wär schön, wenn Souveränität beim Hundeführer derartig gehypt würde.

  • Erstmal danke für die Antwort!


    Da wir im 4. Stock sind, haben wir ihr beigebracht auf eine Matte zu pinkeln, die auf dem Balkon steht. Das klappt auch ganz gut. Das ist also nicht der Grund.


    Zu viel Energie habe ich auch schon vermutet. Dazu muss ich sagen, dass wir in den ersten 2 Wochen, die sie bei uns war, den Fehler gemacht haben, sie komplett zu überlasten. Sie kam mit 8 Wochen zu uns und nach ein paar Tagen sind wir schon mehrfach am Tag große Runden mit ihr gelaufen. Da fing das mit dem Hochspringen und nach uns Schnappen/Beißen überhaupt erst an. Dann habe ich mich informiert und diese "5-Minuten-Regel" entdeckt - wie schlecht ich mich gefühlt habe! Also haben wir das Spaziergangsprogramm enorm heruntergefahren und an der Leine hat sie dann auch so nicht mehr reagiert. Sondern eben nur noch im Freilauf.


    Dementsprechend zögerlich und vorsichtig bin ich nun geworden, sie nur ja nicht mehr zu überlasten. Allerdings ist sie sehr wahrscheinlich mittlerweile ausgewachsen, zumindest vermutet die Tierärztin das. Also müsste es wohl wirklich möglich sein, sie mehr auszulasten. Ich werde es mal versuchen, danke!

  • Euch kommen Privatstunden jetzt vielleicht zu teuer vor - aber an euer stelle würde icj mir das nochmals sehr genau überlegen.
    Ein paar gruppenstunden gegen privatstunden eintauschen wäre vielleicht durchaus sinnvoll.
    Es wird wahrscheinlich schwierig, ohne hilfe vor ort gross etwas zu verändern.


    Vorerst liest sich das, als ob bei euch ein unausgelasteter, dementsprechend überdrehter Junghund sitzen würde....


    Wie sieht es eigentlich aus mit Freigang, Bewegung, sozialkontakte,...?

  • Ich glaube nicht, dass das an Unterforderung liegt. Der Hund ist knapp sieben Monate alt. Und ein Labrador-Mix (Pointer oder auch BC drin) - insofern würde ich sagen, er ist altersentsprechend übermütig. Das unerwünschte Verhalten kann man wegtrainieren, aber man muss eben Geduld haben.
    Die Dominanztheorie würde ich auch gleich mal wieder verwerfen. Das ist veraltet und bringt Euch auch kein bisschen weiter.
    Nur Mut, das wird schon! Konsequent und liebevoll weiterhin deutlich machen, dass dieses Beißen und Anspringen etc nicht erwünscht ist.


    *edit: wenn sie jetzt in diesem Alter ausgewachsen sein soll, dann kann die Rassenmixangabe nicht stimmen. Egal ob ein Labrador mit einem Border oder einem Pointer gemixt wurde.

  • Also 30 Minuten Spaziergang und ansonsten nur noch kürzere, mache ich wenn ich krank bin und nicht länger kann. Meiner verzeiht es auch, er hat nicht so den Bewegungsdrang. :ka:


    Das mit auf dem Boden drücken und Dominanz, sage ich mal nichts dazu. :mute:

  • Du hast ganz gut erkannt, daß der Hund Streß hat. Frag doch mal Deinen Freund, was dann ein Runterdrücken beim Hund bewirken soll - außer, daß er noch mehr Streß kriegt, weil Herrchen ihn völlig unvorhergesehen einfach runterdrückt undd damit quasi "anfällt" - wie soll der Streß da weniger werden?? Das vermittelt dem Hund das Bild eines vollkommen "unzurechnungsfähigen" Partners, der sich grundlos "auf ihn stürzt", und bringt ihm damit mit Sicherheit alles, aber keine Sicherheit..... ;-)


    Wass die Ursache für den Streßmodus ist, muß man erstmal herausfinden. Das kann Unterforderung sein (die würde aber nicht NUR beim Freilauf auftreten m.E. nach, @RafiLe1985), aber auch einfach Unsicherheit oder Überforderung mit der Situation Freilauf als Solche. Versuch mal, sie erst von der Leine zu lassen, wenn sie halbwegs entspannt ist (also zB nach ein paar Metern ruhigem Fußgehen o.ä.), und den Freilauf nicht als Party zu gestalten, also kein Absitzen-geheminisvoll die Leine los-Spannungaufbauen-Freigabe, sondern eher "nebenbei" ableinen, und dabei weiterlaufen. Ableinen nicht zur Sensation machen und mit "Aufregung" verknüpfen.


    Du kannst ihr auch ne Alternative geben, mit der sie beschäftigt ist und gar nicht erst hochdreht. ZB ein Dummy 5 Meter von Dir weg demonstrativ hinlegen, Hund ableinen und hinschicken. Herbringen lassen. Gleich wieder Hund halten, der Andre bringt Dummy wieder weg - sodaß Hund durch das Hin und Her sich erstmal die überschüssige Energie ablaufen kann, andererseits aber nicht zu hochdreht, weil er sich ja konzentrieren muß, weil er ja ne Aufgabe hat. Eventuell fährt sie sich dann gar nicht erst so weit hoch, daß sie Euch kneifen muß etc.


    Wenn die Huschu da bei ner Frage nicht bereit ist, weiterzuhelfen - such Dir ne gescheite. HuSchus sind dazu da, Fragen auch zum Zusammenleben im Alltag zu beantworten - wenn sie da nicht weiterwissen: siehe oben. Gibt genug andre.


    Das Verhalten könnte auch ne ganz normale pöbelige Spielaufforderung sein, mit 7 Monaten sind die da nicht unbedingt zimperlich *gg Da sollte schonmal jemand Erfahrenes draufgucken, der Euch sagen kann, ob das noch unter "normal" fällt, oder der Hund da ein Problem hat, an dem man arbeiten muß. Mit einer "kernigen" Spielaufforderung könnte ich zB noch leben (das ist Sache der eigenen Präferenzen - meine Hunde dürfen mich auch gern freudig anspringen oder im Spiel moderat kneifen, andre mögens weniger) - aber hat der Hund da tatsächlich ein Problem streßbedingt, muß man gucken, was die Ursache ist, und dran arbeiten. Und das sollte nicht daran scheitern, daß 30-50 Euro für nen Trainer einmalig nicht vorhanden wären.... Immerhin - wenn Ihr damit erfahrt, wo der Hund evtl. Streß hat, könnt Ihr u.U. auch alleine daran arbeiten, wenn Ihr das nicht wißt, habt Ihr u.U. jahrelang ein Problem beim Freilauf mit dem Hund - so entspannt stell ich mir das nicht vor, außeerdem kann das weitere "Baustellen" nach sich ziehen. Zu teuer?? Sowas zu umgehen, sollte einem schon bissel Geld in Form von Trainerstunden wert sein. Bringt ja nicht nur dem Hund was, wenn Ihr Euch nimmer wehren müßt, weil ers übertreibt, egal warum... Und wenn das schon zu teuer ist..... Naja.

  • @Butterkeks


    Prinzipiell hast du recht, dass man einen derart jungen Hund nicht überlasten soll. Wenn die Rassemix-Angabe stimmt, ist die Kleine auch noch längst nicht ausgewachsen. Newton ist ein Labrador und war mit ca. 2,5 Jahren vollständig ausgewachsen. Wobei die körperliche Entwicklung mit ca. einem Jahr soweit abgeschlossen war, dass ich ihn körperlich voll belasten konnte.


    Diese 5-Minuten-Regel vergisst du bitte auch ganz schnell wieder! Schau dir deinen Hund an und dann gilt es, das richtige Maß zu finden. In diesem Alter ist es ein sehr schmaler Grad zwischen Unter- und Überforderung. Jeder Hund ist anders; das ist bei Weitem keine Schande, wenn es eine Weile dauert bis man es raus hat.


    Im ersten Post hatte ich was zur "Dominanz" vergessen zu sagen: Auch das solltet ihr ganz schnell wieder vergessen. Eure Kleine ist kein Monster, das versucht, die Weltherrschaft an sich zu reißen, sondern ein ganz normaler Junghund, der altersentsprechend viele Flausen im Kopf hat.


    Wenn sie draußen so aufdreht, versucht mal ihre Aufmerksamkeit auf ruhigere Dinge zu lenken. Newton fand in dem Alter jedes Gänseblümchen spannend, das ich mir genauer angeschaut habe. Schaut euch einfach mal mit ihr die Umwelt an und wenn es ein heruntergefallenes Blatt Laub ist. ;)


    Mit Geduld und Spucke wird das schon!

  • Ob Unterforder oder Überforder oder richtig gefordert... dies wird euch das Forum nicht abnehmen. Weil um dies festzustellen, bedarf es a) Erfahrung und b) der Hund muss betrachtet werden (Sry, deine Geschichte allein reicht nicht). Das heißt ihr seid gefordert um es raus zu finden.


    Zu Thema Dominieren ... uff... der Vorschlag von deinem Freund stamm sicherlich aus einer Cesar Millan Sendung? A. ist hier im Forum ein Streitthema und B. das "Fixieren auf dem Boden", das was dein Freund vorschlägt wird von CM nie als Dominanz gebraucht, wem man mal vorurteilsfrei seine Sendung anschaut, sondern nur deswegen damit der Hund "runterschaltet". Und die Sicherheitshinweise bei CM (NICHT ANWENDEN OHNE ....usw.) sollte man schon beachten, insbesondere wenn man wenig Ahnung vom Hund hat.


    Zu eurem "Problem" an sich... wenn es überhaupt eines ist... es kann nur ein Spiel vom Hund sein, welches ihr lernen sollt zu kontrollieren, oder aber auch was anderes.
    Du hast eure Geschichte erzählt, dein Freund wird auch seine Sichtweise haben und nur der Hund kann hier nicht zur Wort kommen...



    Wie gesagt... wir sehen deinen Hund nicht und somit wird es sehr schwer sein Verhalten zu begreifen und vor allem wie es zum Verhalten kommt... usw.

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