Wahl der Zuchtstätte - was ist euch wichtig? Puppyplan und Co.!

  • @Tahlly - danke für deinen Einsatz! Das ist wirklich sehr lieb.


    @SabethFaber Danke, damit kann ich was anfangen. Da sortiert sich das in meinem Hirn so langsam. xD


    Hat denn jemand von den hier anwesenden Züchtern oder Besitzern eines mit Puppyplan-aufgezogenen-Welpen ein Beispiel dafür, was mehr oder anders gemacht wurde und wo er ohne Puppyplan nicht drauf gekommen wäre?


    Ich persönlich kann ja nur von puppyculture sprechen.
    Aber um da mal explizit ein paar Beispiele zu nennen, die ich von puppyculture versucht habe so gut es geht umzusetzen:


    1) Neurologische Frühstimulation (kein Programm, das von puppyculture stammt)


    2) jeden Tag irgendein neues Spielzeug oder etwas zum Entdecken und Kaputtmachen (zum Beispiel Kartons, Verpackungspapier, gefüllte PET-Flaschen, Wackelbretter, verschiedene Untergründe etc. pp. - da kann man sich so richtig kreativ ausleben)
    3) Veränderung der tgl. Routine und kleinere "challenges", z.B. die "Barrier-Challenge" -> Welpen müssen über die kleine Stiege aus ihrem Welpenauslauf klettern um zum Fressen zu kommen. Zudem kleinere Veränderungen in der Umgebung, z.B. Verrücken von Stühlen, oder das Errichten von kleinen Barrieren. So lernen sie, dass auch mal "gruslige neue Dinge" irgendwo rumstehen, die aber null Bedeutung haben oder man sie "aktiv bewältigen kann". Dazu zählt auch ein großer Teil des "Problemlöseverhaltens" und Entwickeln von Strategien, die zum ERfolg führen, aber auch der gezielte Umgang mit einer dosierten Menge Frust
    4) anclickern und erste Schritte im Shaping, fördert die Bindung, das Selbstbewusstsein, Kreativität, Motorik und das Lernverständnis (2 Minuten Einheiten mit Timer, max. 2mal pro Tag, an manchen Tagen auch gar nicht, wie sie halt so drauf waren und wie es gepasst hat)
    5) Berührungen am ganzen Körper in Verbindung mit Futter
    6) Puppyruf
    7) Gewöhnung an Geschirr und Leine ab der 7.-8. Woche, ab da auch 1-2 Ausflüge zur Straße
    8) "Pottytraining" - Einrichtung einer Kloecke und regelmäßigs "Lüften" der Welpen ;-) Denke, auch das ist nicht unbedingt spezifisch für puppyculture


    Was ich nicht gemacht habe
    - Welpenparties
    - Ausflüge zu irgendwelchen Flughäfen oder Baumärkten, ich habe weder Kindergärten eingeladen, noch Fremdhunde da gehabt
    - Manding
    - Conditioned emotional response zur Prävention von Futteraggressivität (aber durchaus interessant!!! Für Shelties halt einfach unnötig ...)
    - Welpentest (einfach keine Zeit gehabt)


    Was man auch immer bedenken sollte ist, dass sich puppyculture auf den Zeitraum von der Geburt bis zur 12. Woche bezieht und Killion ihre Welpen sogar bis zu 10-12. Woche behält, was ich persönlich nicht so praktikabel finde.


    Was ich außerdem gemacht habe, was aber nicht von puppyculture stammt
    - unglaublich viel gespielt und gezergelt
    - wenig bis gar keine Beißhemmung trainiert
    Alle Puppies sollten von Anfang an in den Sport und da Shelties generell sehr "soft" sind und einige im Alter teilweise schlecht oder gar nicht spielen, habe ich da schon relativ viel gefördert. Dazu muss man sagen, dass keiner (!) meiner Welpen zu einem "ich will nen Sofa-Hund-Mensch" gekommen ist, sondern alle zu aktiven Hundesportlern, die eben auch genau nach diesem Typ Hund gesucht haben.


    Ich denke was puppyculture "besonders" macht ist die Kombination aus Umweltgewöhnung und das dosierte Training, auch einzeln mit den Welpen. Also das, was Killion unter "The Enrichment Effect" beschreibt. Hatte ich hier auch schon verlinkt.

  • @Bonadea Ganz großes Dankeschön für die Beispiele und die übersichtliche Auflistung – so kann man sich das richtig gut & konkret vorstellen! :smile:


    Besonders die Veränderung bei der täglichen Rountine und in der Umgebung bzw. das Problemlöseverhalten finde ich spannend – konntest du beobachten, dass sich da eine Gewöhnung bei den Welpen einstellt (also dass z.B. ein neuer Gegenstand irgendwann schneller untersucht wird und nicht erst aus Entfernung beäugt wird, weil sie ja schon Lernerfahrungen hatten, auf die sie zurückgreifen konnten)?


    Und wie ist das bei Shelties so, gibt's da innerhalb eines Wurfes charakterliche Unterschiede – ein forscher Welpe, ein zurückhaltender, ein 'Denker', einer der einfach erst mal macht und dann nachdenkt ;) – oder sind die Geschwister einander ziemlich ähnlich? Denn gerade solche Lösungsansätze bei 'Problemen'/'Challenges' sind dann ja bestimmt spannend, wenn es um eine vorsichtige Einschätzung des späteren Charakters geht.

  • Und jetzt noch ein paar Worte zum Manding, was ja Anlass war für eine seitenlange Diskussion über Puppydrill und Welpen, die in erlernter Hilflosigkeit keine Kindheit mehr haben ... ich verstehe immer noch nicht so ganz, wie das passiert ist.


    Daher gehe ich in einem letzten Versuch jetzt nochmal darauf ein - Killions Idee hinter diesem Prinzip ist es, dem Hund eine Form der Kommunikation zu ermöglichen, mit der er nach Aufmerksamkeit "fragen" kann. Ziel ist dabei nicht ein "gedrillter" Welpe, der bei Abgabe in Hundeplatzmanier Kommandos runterspult, sondern ein Welpe/Hund, der später nicht unkontrolliert jeden anspringt, was in der Folge ja zu sehr negativen Reaktionen bei Nichthundemenschen etc. führen kann und evtl. auch Konsequenzen für die Hundehalter und Hunde hat (auch hier muss man wieder anmerken, dass Killion in der USA wohnt und ich weiß nicht, ob da nach "Hundeattacken" nicht insgesamt höhere Auflagen gelten? Sie züchtet Bullterrier!).
    Nach ihrer Argumentation ist das "Abgewöhnen" vom Anspringen teilweise so ruppig und "unfair" dem Hund gegenüber, dass es nach ihrer Auffassung Sinn macht, den Welpen ein alternatives Verhalten zu zeigen, mit dem sie erst gar nicht in diese Situation geraten, in der man sie "korrigieren" muss.
    Natürlich darf ein Welpe aber ganz normal spielen und nach Kontaktaufnahme springen etc. - das Ziel ist kein abgerichteter Hund, sondern eben einer, der gelernt hat, dass für "gesittete Kontaktaufnahme" immer etwas Gutes folgt.


    Ob man das jetzt nun machen muss oder nicht, kann ja jeder selbst entscheiden. Ich fand es bei den Shelties überflüssig wie gesagt. Kann mir aber schon vorstellen, dass dieses Prinzip bei einigen Rassen gar nicht mal soooo verkehrt ist.

  • Pottytraining... wenn mir das ein Züchter als Lerninhalt verkaufen würde (auch bei Begleithunden!) wäre ich sowas von weg.
    Das begreifen sie bei artgerechter Haltung (also keine Zimmeraufzucht) schnell von allein.


    Anclickern über 2 Minuten, 2mal täglich? Siehe oben.


    Den Rest macht eigentlich eh jeder Züchter den ich kenne. Und das sind vornehmlich unaufgeregte, klassische Gebrauchshundezüchter.

  • @Bonadea Ganz großes Dankeschön für die Beispiele und die übersichtliche Auflistung – so kann man sich das richtig gut & konkret vorstellen! :smile:


    Besonders die Veränderung bei der täglichen Rountine und in der Umgebung bzw. das Problemlöseverhalten finde ich spannend – konntest du beobachten, dass sich da eine Gewöhnung bei den Welpen einstellt (also dass z.B. ein neuer Gegenstand irgendwann schneller untersucht wird und nicht erst aus Entfernung beäugt wird, weil sie ja schon Lernerfahrungen hatten, auf die sie zurückgreifen konnten)?


    Und wie ist das bei Shelties so, gibt's da innerhalb eines Wurfes charakterliche Unterschiede – ein forscher Welpe, ein zurückhaltender, ein 'Denker', einer der einfach erst mal macht und dann nachdenkt ;) – oder sind die Geschwister einander ziemlich ähnlich? Denn gerade solche Lösungsansätze bei 'Problemen'/'Challenges' sind dann ja bestimmt spannend, wenn es um eine vorsichtige Einschätzung des späteren Charakters geht.

    Gern!


    Ich muss sagen mein Haufen war von Anfang an extrem offen und neugierig und die haben alles sofort und immer alles untersucht xD Zwei waren mit Geräuschen manchmal etwas zurückhaltender, aber sind dann doch immer mal gucken gekommen. So richtig "unsicher" war wirklich keiner.
    Rio war anfangs etwas "langsamer" (z.B. der letzte bei der Barrier-Challenge, dem musste man dann auch etwas "helfen") aber dann am Ende der, der es auch immer übetrieben hat, wenn er seine "Unsicherheit" überwunden hatte.
    Insgesamt ist es schon echt schwer zu sagen, ob die Puppies ohne diese ganze "Förderung" sich eklatant anders entwickelt hätten. Besonders wenn man ja schon von Anfang an so viel mit ihnen macht, kennen sie es auch nicht anders und das ist ja alles ein sehr fließender Prozess. Bis jetzt hatte ich nur einen Wurf und auch noch keine eigenen Vergleichswürfe.



    Trotzdem konnte man schon sehr früh was zu ihren Persönlichkeiten sagen und ich glaube, dass man da auch viel falsch hätte interpretieren können, wenn man sie "nur im Spiel beobachtet" hätte und sonst eben nicht so viel individuell mit ihnen gemacht hätte. Der dickste Draufgänger z.B. ist auch trotz seiner "Härte und Ausdauer" im Bezug auf Menschen sehr sensibel und mir war direkt klar, dass der eine sehr enge Bindung zu seinem Menschen eingehen wird. Dem ist es echt wichtig, alles richtig zu machen. Genauso ist es gekommen ... er ist jetzt 17 Wochen alt und trotz regelmäßigen Kontakt guckt er mich mit dem Arsch nicht mehr an und hat nur Augen für sein Frauchen. Er ist schon so krass fokussiert, das ist echt bemerkenswert (fast unheimlich). Seine Schwester - die wir behalten haben - ist da ganz anders drauf, lach.


    Ich kenne Sheltiewürfe, da gibt es halt Welpen, die spielen gar nicht oder eben nicht mit dem Menschen (unabhängig von irgendwelchen puppyplänen). Wollen sich nicht anfassen lassen ... also wesensmäßig schon echt arg teilweise. Shelties sind keine einfache Rasse was das angeht. Von daher war mir einfach wichtig, dass da alles passt und sie in den ersten 8 Wochen schon das "Grundgerüst" mitbekommen.

  • Danke :)


    Ich trau mich gar nicht, das näher zu beschreiben. Ich befürchte den nächsten Shitstorm auf 20 langen unfruchtbaren Seiten xD


    Bei einer Welpenparty werden viele verschiedene Leute (nur wirklich erfahrene Hundeleute!) eingeladen und die Welpen durchlaufen mehrere Stationen, wo sie kleine Abenteuer bewältigen. In mehreren Einheiten mit Pausen dazwischen.


    Killion macht das glaube ich mit 6 Wochen, weil Welpen da besonders "offen und empfänglich" sind und gewisse Sozialisationreize dort eben besonders gut gespeichert und verarbeitet werden. Also im Prinzip "Powersozialisation".


    Auch hier betont sie die QUALITÄT und sagt selbst, wenn man nicht genügend "welpenerfahrene" Leute im Bekanntenkreis hat, soll man es lieber lassen. Ansonsten ist es eben eine großartige Möglichkeit in kurzer Zeit besonders viele positive Verknüpfungen zu erreichen und das Selbstbewusstsein der Welpen zu stärken.

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