Hund hört nicht und will 24/7 Aufmerksamkeit!

  • Hey. Mein Freund (20) und ich (18) sind vor 2 Wochen zusammen gezogen, seit dem haben wir den Welpen der zwei Hunde seiner Stiefmutter übernommen.
    Da gab es das Problem, dass der Vater des kleinen immer auf ihn los ging, wenn er allein das Haus betrat. Der kleine kam auch nie raus, da er der Stiefschwester gehörte und sie sich nicht gekümmert hatte. Die ersten 4 1/2 Monate wurde er also quasi von nem Hund nur verkloppt und nicht gefördert.


    Wir haben mit dem kleinen folgende Probleme:


    Er verfolgt uns bzw insbesondere mich 24/7, er hängt mir nur in den Hacken.


    Beim putzen, beim essen machen, bei allem einfach.


    Er kennt die Kommandos „geh (ab)“, „auf deinen Platz“, er weiß auch genau wo sein Platz ist. „Nein!“ „Sitz“ und „Platz“... Aber er will einfach nicht hören, selbst wenn er merkt dass man schon richtig wütend wird.


    Er setzt sich dann kurz auf seinen Platz, oder wenn man lange rumprobiert legt er sich sogar hin, aber er setzt sich nach kurzer Zeit direkt wieder auf und starrt einen die ganze Zeit an in der Hoffnung, dass man ihm Aufmerksamkeit schenkt, nach weniger Zeit verlässt er dann auch seinen Platz und rennt einem wieder nach und springt an den Beinen hoch.


    Er drängt sich auch ständig zwischen mich und meinen Freund, vor allem beim Geschlechtsverkehr springt er aufs Bett und fängt an mir durchs Gesicht zu schlecken oder legt sich direkt mit denn Kopf auf meine Schulter.


    Wir haben auch schon versucht ihn vor die Tür zu setzen, aber er fängt direkt an an der Tür zu kratzen und zu winseln, zu bellen und pinkelt dann sogar in die Wohnung.


    Er war auch eigentlich schon fast stubenrein, aber seit neustem fängt er sogar an INS BETT zu pinkeln und pinkelte heute sogar AUF SEINEN PLATZ.


    Außerdem bellt er seit neustem auch alles und jeden an und hört einfach nicht auf, er hat auch totale Angst vor anderen Hunden, egal ob er angeleint ist oder nicht, er bekommt direkt einen Kamm. Und ich gehe schon mit ihm ohne Leine auf die Wiese, damit er positive Erfahrungen mit anderen Hunden machen kann, aber er knurrt und bellt und sucht dann Schutz bei mir und springt mir in die Kniekehlen hoch.


    Und die meisten Hunde sind auch komplett ruhig und schnüffeln nur, wollen spielen, oder ignorieren ihn gar, ich selbst bin auch ganz ruhig und ermutige ihn auch jedes mal mal gucken zu gehen.


    Und er kriegt wirklich genug streicheleinheiten und Liebe von uns beiden, ich verstehe nicht wo es ihm da Mängeln könnte.


    Wenn mein Freund und ich mal nicht da sind fängt er auch erst an zu winseln, aber das hört eigentlich relativ schnell wieder auf, sind wir aber im Raum neben an, lässt er nicht locker.


    Hoffe ihr habt einige Tipps, wir wollen den kleinen nicht aufgeben und sind selbst noch am Anfang, vielleicht könnt ihr uns eure Erfahrungen mitteilen.

  • Ist schon ganz schön viel, was ihr von dem Welpen verlangt.
    Der ist gerade mal 2 Wochen bei euch. Kommt aus nicht so guter Haltung und soll schon alles können.
    Der pinkelt euch aufs Bett, weil er wahrscheinlich total gestresst ist.
    Der Kleine kann noch gar nicht wissen was sein Platz ist. Dann wird er auch noch dafür geschimpft.

  • Dann nochmal ausführlich.


    Guck dir mal an wo euer Hundebaby herkam. Aus einem Haushalt wo er gemobbt wurde, wo er nicht artgerecht gehalten wurde, schlecht sozialisiert wurde und wo er vor allem das Leben draussen nicht kennengelernt hat.


    Er verfolgt euch, weil er absolut unsicher ist, euch und eure Art des Zusammenlebens noch garnicht kennt und nicht weiss wie ihr tickt und wie der Tagesablauf ist.
    Und das Leben ist bei euch ja soooo anders - s.o. wo er herkommt.


    Das muss er alles noch lernen und es dauert bis so ein kleines Hundeköpfchen das alles verarbeiten und akzeptieren kann.



    Wenn er auf Kommandos nicht hört dann nicht weil er bockt oder sich durchsetzen will, er kann es in dem Moment nicht. Sei es, weil er drüber ist, also seine Aufmerksamkeitsspanne nicht mehr dafür ausreicht, sei es weil eure Körpersprache ihn dann verwirrt (Mutti ist sauer und sagt ich soll Platz machen - auweia, was soll ich bloss tun) - er kanns in dem Moment einfach nicht.
    Ruhig bleiben und nötigenfalls Hund begrenzen (Stichwort Hausleine).


    Im Gegensatz zu wo er herkommt (s.o.) ist er jetzt quasi Einzelkind. Ihr seid die einzigen Bezugspartner, ob er je gelernt hat wie man sich Menschen gegenüber richtig verhalten soll - keine Ahnung.
    Auch das muss er alles erst lernen und ihr müsst ihm das mit Ruhe, Geduld und Zeit beibringen. Drängeln, sauer werden, übergriffig werden helfen nicht und machen alles nur noch schlimmer.


    Auch wenns schwerfällt, und ich weiss wie dünn die Nerven werden können, - freundlich aber bestimmt bleiben. Es lohnt sich!


    Übt mit ihm das alleinbleiben aber gebt ihm dabei Zeit, ich hoffe jemand anders gibt euch ne Anleitung dafür wie genau man das aufbaut, bei mir drängt die Zeit nämlich selbst grad :D
    Dann könnt ihr den Lütten auch mal für ne halbe Stunde nach nebenan verfrachten und eure Zweisamkeit geniessen.


    Bellen = Unsicherheit = Angst, s.o. wo er herkommt. Kennt er alles noch nicht, ist noch nicht gefestigt im Umgang damit. Langsam aufbauen, viel Zeit dazwischen zum Verschnaufen und Verarbeiten geben.
    Braucht er Schutz dann entweder auf den Arm nehmen oder in die Hocke gehen und Hund zwischen die Beine nehmen. Streicheln und dann ruhig beobachten.


    Was habt ihr eigentlich für ein Fellbaby? Und schön dass ihr den Kleinen da rausgeholt habt :bindafür:

  • Wenn das finanziell möglich ist, würde ich dringend zu einem Trainer raten. Manchmal reichen für den Anfang auch schon wenige Stunden, dass schlägt nicht ganz so auf die Brieftasche.


    Ansonsten solltet ihr die Erwartungen drastisch zurückschrauben. Er versucht, Anschluss zu finden, ist unsicher, hat Angst, hat keine tollen Erfahrungen gemacht, ist jung usw usw. Und ihr werdet wütend, wenn er nicht "hört"
    Derlei Kommandos aufzubauen ist eine langwierige Aufgabe für euch und den Welpen. Ihr erwartet das perfekte Befolgen von einem 5 Monate alten Welpen, der noch nicht einmal richtig bei euch angekommen ist. Gebt ihm erstmal Zeit und Zuwendung, lasst ihn ankommen, dann Training.



    Er kennt es, dass er von einem Hund vermöbelt wird, du bringst ihn sofort in Kontakt zu anderen, fremden Vierbeinern. Das mag dir nicht bedrohlich vorkommen. Ihm aber offensichtlich schon. Das würde ich erstmal lassen. Lass ihn erstmal bei euch ankommen und Vertrauen fassen.


    Und jetzt noch der Realitätscheck: Ich bin schon eine ganze Weile Pflegestelle, kenne solche "vermurksten" Welpenstuben nur zu gut. Das ist ein Haufen Arbeit. Es erfordert viel Geduld, Zuwendung, Nerven, selbst zurückstecken, sich auf das Tier einstellen. Meinst du /ihr könnt und wollt das wirklich leisten? Das ist wirklich nicht böse gemeint aber in eurem Alter, gerade erst zusammengezogen - ihr mutet auch euch da gerade sehr viel zu und nehmt euch selbst auch ein wenig die Freiheit. Wenn ihr euch dafür entscheidet: Lies dir Wissen an, such Dir einen Trainer und sei vor allem liebevoll und geduldig. Der Welpe macht absolut NICHTS aus bösem Willen, sondern weil er es nicht besser weiß und kann. Anstatt dich darüber zu ärgern, dass er dir an den Hacken klebt - freu dich, dass er aktiv Bindung zu dir sucht und nicht nur verschüchtert in einer Ecke sitzt.

  • Wenn der Hund nicht hört, wurde das Kommando nicht gut oder nicht lange genug aufgebaut. Und in zwei Wochen sitzt das auch nicht. Da sollte man dann eher auf sich selbst wütend werden, dass man die Grenzen noch nicht kennt und zu viel abverlangt hat. Ein Hund merkt auch, wenn man sauer wird und dann klappt es erst recht nicht. Weil er dann gestresst wird und ein gestresster Hund führt Kommandos noch schlechter aus.


    Statt der vielen kleinen Übungen wäre es sinnvoll, wenn ihr euch auf weniges beschränkt. Wichtig ist am Anfang der Rückruf. Ansonsten wird die neue Situation bereits genug neues für das Hundchen sein. Erst mal Routine, dann Übungen.


    Das mit dem Pinkeln ist relativ eindeutig. Der Hund ist mit der Gesamtsituation mega überfordert und das täglich mehr. Zu viele Befehle, zu viel Action, zu wenig Routine. Und wahrscheinlich muss er erst einmal lernen, wie man sich entspannt und ruhig wird. Das wäre dann auch wichtiger als "Sitz". Nämlich einen "Pauseknopf" einstudieren.


    Wenn ein Hund in seinen jungen Jahren nicht viel erlebt hat, sind Probleme meist vorprogrammiert. Die müsst ihr nun ausbügeln. Wenn der Hund bellt und knurrt, dann braucht er eure Hilfe. "Los, geh den anderen Hund begrüßen" wird das nicht helfen. Ihr müsst ihm ganz genau zeigen, was er machen soll. Wahrscheinlich hat er Angst und ist unsicher, darum sagt er den anderen "bleib mir vom Fell!". Da ist es kontraproduktiv, wenn ihr den Kontakt aufzwingt und euch den anderen Hunden trotz seiner Ängste nähert. Dadurch zeigt ihr eurem Vierbeiner nur, dass er alles selbst regeln muss, da auf euch scheinbar kein Verlass ist (in seinen Augen). Ihr solltet eurem Hund zeigen, dass er keine Angst haben muss. Das geht nur durch souveräne Führung. Schritt 1: Seine Angst anerkennen und ihn nicht zum Hundekontakt nötigen. Schritt 2: Alternativverhalten statt Bellen und Knurren aufbauen. Schritt 3: Gezielt nach Hundekumpels suchen, die passen, langsames anfreunden und nicht jeden Hund begrüßen müssen.


    Zu viel Aufmerksamkeit ist auch nicht gut. Ignoriert ihr den Zweg denn auch oder wird herumprobiert, sobald er meckert? Deutet ihr sein Verhalten richtig? Vielleicht will er gar nicht so viel Streicheleinheiten und das dreht ihn eher auf? Ferndiagnose ist ja immer schwierig.


    Ich würde dringend zum Hundetrainer raten, der vorbei kommt und sich alles anschaut. Denn je länger ein Hund sich an ein Verhalten gewöhnt und es immer und immer wieder ausführt, desto länger dauert es, dass zu richten. Also lieber schnell Hilfe holen und gemeinsam mit positivem Training ein eingespieltes Team werden. :bindafür:

  • Zu spät, schon bestellt. Zusammen mit "Leinenrambo" :D Hab demnächst zum ersten Mal seit Jahren ein paar Tage Urlaub und freu mich wie Bolle auf Lesen und und Nichtstun.


    Aber erstmal genug OT.


    Liebe Amanie, ich wünsch dir viel Glück und Kraft!

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