Wie kann ich meinen Hund nach Hundeattacke wieder aufbauen?

  • Nun möchte ich Euch doch einmal um eure Erfahrungen bitten, nachdem ich alleine nicht weiterkomme. Es geht um meine Hündin Ronja, die Mitte August in unserem ländlich gelegenen Heimatort von einem anderen Hund attackiert worden ist und seitdem nicht mehr im Ort laufen will. Das ständige Autofahren zum Gassigehen ist auf Dauer nicht sehr angenehm und ich würde es mir so wünschen, dass sie keine Angst mehr hat, in ihrem Heimatort zu laufen.
    So ist die Attacke abgelaufen: Ich gehe mit Ronja und meinem zweiten Hund Scotty spazieren, beide angeleint. Auf der anderen Straßenseite kommt uns eine Radfahrerin mit großem, freilaufendem Hund entgegen. Auf einmal rennt der andere Hund über die Straße und packt Ronja im Nacken, die zu diesem Zeitpunkt ein Stück vor mir läuft. Ich bin erstmal total perplex, weil ich nicht damit gerechnet habe und schnappe mir dann den anderen Hund am Halsband und knuffe ihn mit dem Knie fest in die Seite, damit er von Ronja ablässt. Ronja quieckt während der Attacke panisch und unterwirft sich sofort. Dann will sie einfach nur noch weglaufen, nachdem der Angreifer von ihr abgelassen hat. Die Hundehalterin des Angreifers kommt relativ gelassen über die Straße und meint nur 'Das hat sie ja noch nie gemacht' und erkundigt sich, wie es meinem Hund geht. Äußerlich waren auf den ersten Blick keine Wunden zu sehen, so blieb es beim Austausch der Adressen, für eventuell übersehene Verletzungen. Ich war total durch den Wind. Wir sind dann auf schnellstem Weg nach Hause und dort habe ich gesehen, dass Ronja eine kleine Wunde/Kratzer seitlich am Bauch hatte und sie war dann die nächsten Tage sehr berührungsempfindlich am Hals- und Schulterbereich. Sie wird blaue Flecken/Prellungen davongetragen haben. Zum Tierarzt bin ich mit ihr nicht gegangen, da sie vor dem Tierarzt panische Angst hat und ich sie nicht noch weiter stressen wollte, solange ihr körperlicher Zustand sich nicht verschlechtert.
    Die folgenden Tage lief sie sehr unwillig und ängstlich im Heimatort Gassi, aber es ging noch irgendwie. Bis wir ihre Angreiferin wiedergesehen haben. Die Begegnung verlief auf Distanz, aber seitdem will Ronja garnicht mehr hier laufen. Sie stemmt sich mit ganzer Kraft gegen die Leine, hat eine eingezogene Rute auf der Straße und ich müsste sie hinter mir herschleifen, wenn wir ernsthaft versuchen würden, hier gassizugehen. Daher fahre ich jetzt immer außerhalb des Ortes zum Laufen, da ist Ronja dann auch fast wie immer. Insgesamt ist sie aber etwas vorsichtiger geworden seit dem Vorfall.
    Ich habe sowohl einer befreundeten Hundetrainerin als auch meiner Hundefriseuse an dem Vorfall erzählt, beide haben das Wort 'Todesangst' in den Mund genommen. Der Tipp der Hundetrainerin hat keine Früchte getragen: ich sollte Ronja ein Stück tragen oder fahrradfahren und dann mit ihr weiterlaufen. Aber im Ort funktioniert das Weiterlaufen nicht, da blockiert sie total. Erst außerhalb des Ortes funktioniert das.
    Habt ihr Ideen oder Lösungsansätze für mich und 'Angsthase' Ronja?

  • Solche Ereignisse hinterlassen leider oftmals Spuren und dass Deine Hündin traumatisiert ist, kann ich gut verstehen.


    Hast Du mal versucht, den Spaziergang interessant zu gestalten, Leckerchensuche auf dem Spazierweg, den sie nicht mehr mag?
    Mit anderen, gut verträglichen Hunden gemeinsam diese Strecke laufen?

  • Danke für deine Ideen, Conny :-)
    Die Idee mit den Leckerchen wird leider nicht funktionieren, da Ronja so garnicht Leckerli-fixiert ist und draußen so gut wie nie irgendwas zu futtern annimmt, vor allem nicht wenn sie im Angst-Modus ist.
    Das mit dem gemeinsamen Gassigehen habe ich schon versucht, hat leider auch keinen Erfolg gehabt. Zwar nur mit einem entfernt bekannten Hund, aber auch da wollte sie nicht mitlaufen. Auch mein zweiter Hund Scotty ist für Ronja keine Motivation und vermittelt ihr keine Sicherheit. Aber der ist ja auch noch kleiner als sie, halb blind und halb taub und hasst es, Gassi zu gehen... er ist uns somit auch keine Hilfe :lol:

  • Du könntest versuchen, ob der "Stalldrang" hilft.
    Kannst du dich vielleicht von jemandem mit dem Auto aus dem Ort fahren lassen und versuchen, zu Fuß mit ihr nach Hause zu gehen. Umgekehrt hilfts manchmal.

  • Hat sie denn noch anderen Hundekontakt? Wenn ja wie läuft der ab? Ich frage auch Selbstinteresse. Unsere Hündin wurde bereits 3x gebissen, anfangs lief es auch ähnlich wie bei euch ab mit ängstlicher sein. Inzwischen lässt sie aber kaum fremde Hunde an sich ran, sie wird sofort "aggressiv", sie beißt nicht, aber schnappt. Lässt der andre Hund sich das gefallen, ist auch sie nach 2-3 min friedlich und die zwei können paar Minuten gemeinsam verbringen. Aber die Anfangsminuten sind auch jedesmal Stress für mich.


    Viel Erfolg für euch, vielleicht sind kommende Antworten auch eine Idee für mich.

  • Ich hatte ein ähnliche Situation vor Jahren mit meiner Hündin. Sie wurde im Park von einer Staffhündin vorn in die Kehle gebissen, obwohl sie angeleint war und sich schon auf den Rücken geworfen hatte.
    Dummerweise war meine Schwarze auch noch eine Angsthündin, die sowieso vor den meisten anderen Hunden Angst hatte.
    Wir konnten danach eine ganze Weile nicht mehr in den Park gehen, ohne dass Senta versuchte, möglichst schnell wieder von dort wegzukommen.
    Gut, ich hatte die Möglichkeit, den Park eine Weile zu meiden, aber du musst zwangsläufig in deiner Nachbarschaft laufen können.
    Kannst du dich einfach mal mit Ronja in euren Vorgarten setzen? Was würde sie tun? Mach eine Leine dran und geh mit ihr auf die Straße, einfach nur kurz gucken, und wenn sie dann kurz entspannt ist, geht ihr wieder rein.
    Setz dich irgendwo hin und nimm sie dabei auf den Schoß, so dass sie nicht allein ist, aber dennoch draußen.
    @Turbofussels Idee finde ich auch gut.
    Zur Not lass dich mal tierärztlich beraten, ob man bei einem solchen Trauma auch kurzzeitig mit leichten Medikamenten unterstützen könnte. Zylkene fiele mir dabei ein.
    Für Rescue-Tropfen ist es jetzt zu spät, aber vielleicht kannst du die eine Flasche davon für Notfälle besorgen und dann gleich nach einem Zwischenfall geben. Die haben hier immer wahre Wunder gewirkt.
    Ansonsten: Gib ihr ruhig noch Zeit. Zwing sie aber immer mal wieder, mit dir draußen auf der Straße zu sein. Sie ist ein kleiner Hund, den du fürs Training auch mal tragen kannst. ;)
    Viel Erfolg euch beiden.

  • Ich würde einen Grossteil der schon gegebenen Tipps "in einen Topf schmeissen" und sozusagen von allem etwas machen.


    Zum einen würde ich versuchen, die Situationen "von daheim loslaufen" und "im Ort laufen" in allerkleinste Mini-Häppchen aufzuteilen mit nur kleinen Anforderungen, die Ronja auch schaffen kann.
    Sei es das schon erwähnte vor der Haustür stehen oder sitzen und einfach nur in die Gegend schauen, solange, bis Ronja sichtlich etwas entspannt. Oder sei es, mit dem Auto bis kurz vors Ortsende zu fahren, dort auszusteigen und auch dort erst mal einfach nur stehen/sitzen und schauen, bis Ronja entspannt ist. Loslaufen und seien es auch nur ein paar Schritte, wäre dann schon ein Level höher. Dann wieder ins Auto und dort wieder aussteigen, wo es für Ronja problemlos ist, loszulaufen. Auf dem Rückweg würde ich das Auto etwas weiter weg vom Haus parken als üblich (und wenn es am Anfang nur 3 Meter sind) und auch da in kleinen Etappen die Strecke zum heimwärtslaufen vergrößern.


    Sollte sowas noch mal vorkommen - was ich nicht hoffe: nach solchen Bissen sollte für eigentlich alle Hunde, aber auf jeden Fall für einen Angsthund, ein Schmerzmittel obligat sein. Denn die Kombination aus der großen Angst und den akuten und dann noch anhaltenden Schmerzen ist eine ganz üble Sache, die sich tief ins Hirn brennt. Wenn man guten Kontakt zum Haus-TA hat geht das im Ausnahmefall auch mal ohne dass der Hund dabei ist.


    Wie weit war der andere Hund weg, als Ihr Euch auf Distanz begegnet seid und Ronja dann wieder so eine Panik hatte?


    Denn das ist auch ein Thema, was ich angehen würde, sobald Ronja wieder etwas gefestigter ist, sie sollte zumindest nicht in Panik verfallen, wenn sie den anderen Hund auf einige Entfernung sieht, denn Ihr werdet Euch vermutlich künftig auch immer mal wieder begegnen - allerdings sollte das bei einem dermaßen verängstigten Hund am ehesten mit Unterstützung durch einen Fach-TA für Verhaltenskunde oder mindestens einem auf Angsthunde spezialisiertem Hundetrainer stattfinden.


    LG, Chris

  • Aber im Ort funktioniert das Weiterlaufen nicht, da blockiert sie total. Erst außerhalb des Ortes funktioniert das..

    Ich würde wohl erst einmal andere Wege gehen. Dann würde ich nach und nach den Radius im Ort, also dort wo sie Angst hat, auszuweiten und sie motivieren. Vllt. joggen, mit einem Spielzeug, irgendetwas, was sie ablenkt und ihr einen Anreiz gibt, der größer ist als die Angst.


    Die Idee, mit dem "Stalldrang" find ich super, würde ich als Erstes ausprobieren.

  • Als Vini vor ein paar Jahren von einem anderen Hund im Nacken gepackt und dabei blutig gebissen wurde, habe ich trotz der Aufregung darauf bestanden, dass wir alle erst mal zusammen stehen bleiben, bis die Hunde sich beruhigt haben. Nach ein paar Minuten habe ich mich zwischen beide Hunde gehockt, um Vini zu signalisieren, dass jetzt wieder alles Ok ist. Zu hause habe ich ihren Biss versorgt und bin den nächsten Tag zu TA.
    Sie hat bis dato mit anderen Hunden, trotz zwei weiteren unschönen Begegnungen der Art, keine Probleme oder große Angst. Die Hündin vom ersten Vorfall ignoriert sie , falls wir aueinandertreffen. Natürlich vermeide ich dann direkten Kontakt, da Vini mir zeigt, dass es nicht angenehm für Sie ist... Aber vorbeigehen ist absolut ok...
    Ich habe es bei jedem mal so gehandhabt.
    Soll heißen... Falls die andere Hündin wirklich sonst ein Tutnix ist, könntest du vielleicht auf neutralem Boden, mehrere treffen vereinbaren. Natürlich alles ganz langsam und behutsam, damit es nicht noch traumatischer für Sie wird...
    Der Vorfall ist ja schon eine Zeit her, aber vielleicht kann dein Hund so wieder Vertrauen gewinnen, wenn er merkt, dass nichts mehr passiert.

  • Derangreifende Hund war im Jagdmodus.
    Mitnichten würde ich meinen schon traumatisierten Kleinhund nochmals mit dem zusammenfassen.
    Geht gar nicht.
    Arme kleine Minimaus.

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