Hund pusht sich extrem hoch

  • Ach, und noch ein Nachtrag: Einen Border Collie alltagstauglich normal zu bekommen ist schwere Arbeit. Und, dass es so bleibt, ebenso!


    Das sind Hunde, die kann man nicht "einfach so" laufen und machen lassen. Das wird immer doof. Die brauchen permanente "Betreuung", dass die nicht wieder eine Neurose ausbauen.

  • Ich hatte vor einiger Zeit den Border und die kleine Mix-Hündin meiner Tochter für eine Woche hier. Für entspanntes Gassigehen musste ich mich wirklich umstellen. Zumindest am ersten Tag war es anfangs eine Katastrophe, die schon begann als wir das Haus verlassen wollten. Ich hatte mit den beiden Großen schon Probleme angeleint durchs Treppenhaus zu kommen. Die Kleine war zum Glück tiefenentspannt.
    Der Weg bis zum Freilauf dauert nur 5 Minuten, aber bis dahin hatte ich schon fast einen Nervenzusammenbruch, auf Grund der wuseligen Zerrerei an der Leine. So gab es eine ziemliche Ansage und beide mussten erst einmal hinter mir gehen.
    Dann konnten sie erst einmal Dampf ablassen, aber ich hatte nicht vor eine längere Zeit mit zwei rasenden Hunden unterwegs zu sein. Es musste Beschäftigung her und die bot sich schnell an.
    Da die Hunde sehr gut hören und auch warten gelernt haben nutzten wir was die Natur so hergab. Es gab da wirklich viele Möglichkeiten zum Klettern, Umrunden und Verstecken. Damit alles ruhig abging musste immer ein Hund warten und auch das war richtig Arbeit. Ich hatte einen Ball dabei, aber einfach werfen und dann die Hunde hinterher rennen lassen wollte ich nicht. Also hieß es wieder warten, ich warf den Ball und dann durfte einer ihn holen. Die mussten sich dabei ganz schön konzentrieren, denn es dauerte eine Weile bis jeder dran kam. Selbst der kleine Hund hatte dann ganz viel Spaß und musste nicht dauernd darauf achten nicht über den Haufen gerannt zu werden.
    Auf dem Rückweg hieß es dann wieder für etwa 10 Minuten Leine dran und um das Gewusel vom Anfang nicht wieder zu haben bekamen die Großen etwas zu tun. Der Border durfte den mitgenommenen Ball tragen und der Schäferhund meine Gürteltasche. So kamen wir dann doch noch ganz entspannt bis nach Hause und ich habe sie die nächsten Stunden gar nicht mehr bemerkt.
    Fazit für mich ist auf jeden Fall das man Arbeitshunde nicht durch Rennen am Rad oder hochpuschende Rennspiele auslastet. Da würde sogar meine DSH ausrasten.
    Unsere Hunde werden noch 2-3x in der Woche in verschiedenen Hundesportarten geführt und der Border arbeitet regelmäßig an Schafen. Das kostet Zeit, aber die investieren wir gerne weil Arbeitshunde eben arbeiten wollen.
    Dann sind sie ausgeglichen und man kann sie durchaus auch zu einem Stadtbummel mitnehmen.


    LG Terrortöle

  • Ich habe zwar keinen Border-Collie, aber ich kann dich ein bisschen verstehen (auch wenn unser "Problem" sich ein bisschen anders zeigt, geht es doch in die gleiche Richtung...). Kopf hoch, es wird, aber es ist harte Arbeit ein Hundeleben lang |)
    Viele tolle Tipps hast du schon bekommen. Bei uns hat vor etwas mehr als zwei Jahren viel zur Verbesserung dieses Aufgedreht-seins beigetragen, Dinge, die pushen zu vermeiden (wir haben die Sportart gewechselt vom THS zum Obedience, Freilauf mit anderen Hunden gibt es nur noch sehr selten usw.). Das war für uns individuell notwendig, aber du hast ja selber schon Punkte genannt, die deinen Hund pushen...

  • Ich kann deinen Frust und Stress sehr gut nachvollziehen. Meine Hündin war im ersten Jahr auch nicht einfach bzw. war sie oft drüber und kam nicht zur Ruhe (was aber sicher an mir lag). Ich würde es auch mal mit ruhiger Nasenarbeit versuchen (1-2x pro Woche). Das lastet super aus. Ich würde außerdem zwischen 2 Arten von Spaziergängen unterscheiden: Spaziergang auf dem du die Leinenführigkeit trainierst - mit kurzer Leine und in bekannten Gebieten - und Spaziergang auf dem sie rennen, schnüffeln etc. darf. Bei diesen Spaziergängen führst du sie am Geschirr und machst eine Schleppleine dran. Lass sie dann einfach ihr Ding machen. Diese Art von Spaziergang wird auch für dich entspannend sein :-) Mit der Schleppleine kannst du dann gleichzeitig den Rückruf aufbauen :) Ich arbeite auch ganz gerne mal mit dem (Futter-)dummy. Ich nehme ihn mit auf den Spaziergang und lasse ihn unterwegs irgendwo fallen. Dann schicke ich Amy zurück mit dem Auftrag ihn zu suchen. Man kann den Hund auch absitzen lassen und ihn dann irgendwo verstecken. Es gibt viele Möglichkeiten. Und bitte kein Frisbee mehr! Manchmal braucht man eine Zeit, um die richtige Beschäftigung für seinen Hund zu finden. Ich habe es auch mit Agility und Frisbee versucht. Für meine Hündin war das ebenfalls nichts. Sie war danach auf 180 und kam überhaupt nicht mehr zur Ruhe. Wir machen nur noch Spaziergänge - sowohl ruhige, als auch Tobespaziergänge mit Hundekumpels und "Übungsspaziergänge" auf denen wir mit dem Dummy arbeiten oder andere Sachen üben / festigen. Manchmal gehe ich mit ihr joggen. Aber das war es dann auch schon.


    Daaaaaaaaaanke! :)
    Ich bin halt auch noch jung - 22 Jahre alt - und lasse mich schnell beeinflussen.
    Ich habe meiner Cousien z.B. gerade erzählt, dass ich keine Frisbee mehr spielen gehe, obwohl mir das auch so Spaß macht.
    "Ja aber wenn es den Hund Spaß macht würde ich es weiter machen" und dann fang ich an nach zu denken. Aber ich habe jetzt die Bestätigung, dass die Frisbee weg kommt!
    Und du hast Recht, wenn ich dann immer im Feld ohne Frisbee bin lass ich sie einfach Hund sein und ich genieße die Ruhe. Das tut mir auch wirklich gut, mal von all dem Unistress los zu lassen.


    Ich danke euch allen für die lieben Tipps, ich werde heute anfangen diese umzusetzen und hoffe auf Besserung! :)
    Pina und ich bedanken uns! :)

  • Irgendwann bekommt man auch ein Bauchgefühl, was dem eigenen Hund gut tut und was nicht. Das muss sich aber erst mal einstellen. Lass dich nicht von anderen verrückt machen und frag zur Not hier im Forum :) Hier gibt es viele, die einem wirklich gute Tipps geben!

  • Ich wäre sehr vorsichtig damit, Hunde dieses Typs 'auszulasten'.


    Bei Schäfern, welche diese Hunde nur als 'Arbeitsgerät' zum Hüten ihrer Schafe halten, leben die Border Collies draussen im Zwinger, werden in ihren ersten sechs bis acht Lebensmonaten häufig gerade mal kurz einmal ums Feld geführt. Wenn ein Schäfer besonders ambitioniert ist, bringt er dem Hund noch seinem Namen, Platz und so etwas wie 'am Bein des Menschen laufen' bei. Das wars.


    Erst danach werden die Hunde regelmässig trainiert. Das bedeutet, dass sie zwischen 5 bis 15 Minuten aus dem Zwinger kommen, an den Schafen arbeiten lernen und danach wieder in den Zwinger verschwinden.


    Diese Art der Hundehaltung entspricht sicherlich nicht dem Dogforum-Durchschnitt, aber egal ob wir diese Haltungsform gut finden oder nicht, es ist das Umfeld aus dem diese Hunde eben kommen. Häufig erhalten die Hunde bei uns viel zu viel Aufmerksamkeit und Action, daher auch die Neurosen, weil sie mit so viel Ansprache nicht umgehen können.


    Dein Hund würde ich auf ein absolutes Minimalprogramm setzen und ihm zeigen, dass Du ein Pol der Ruhe bis und kein Stressor. Denn mit Dir und Deinen Spaziergängen verbindet er im Moment nichts als Stress. Den Hund einfach freilaufen zu lassen kann übrigens nicht die Lösung Deines Problems sein, denn das Leinengezerre ist ein Symptom, nicht die Ursache des Problems. Diese Hunde brauchen stete Struktur und einen Menschen, der weiss, was er vom Hund erwartet und was nicht. Sie müssen konstante Anleitung bekommen und kommen sonst mit der Welt und sich selbst eher schlecht zurecht. Ihr Mensch ist ihre Leitplanke und ihre Stütze: fehlt er, werden sie hysterisch und orientierungslos.


    Wäre es mein Hund, würde ich ihm für die momentane Situation beibringen, auf Kommando hinter mir zu gehen. Somit ist Dein Leinenführungsproblem gelöst, der Hund hat eine Aufgabe, auf die er sich konzentrieren kann und Du gehst ihm, im wahrsten Sinne des Wortes, den Weg vor.

  • Ich kenn mich mit Bordern nicht aus, aber ich kann mir vorstellen, dass Frisbee nicht "schädlich" ist, wenn das gesittet, dosiert, mit System und Kommandos abläuft und nicht einfach unkontrolliert die Scheibe geworfen wird, damit sich der Hund möglichst viel bewegt.
    So quasi als "Arbeit" bei der man sich konzentrieren muss und gleichzeitig dabei Spaß hat.

  • Diese Trainingstechnik eignet sich nicht für diesen Hundetyp. Die sind ganz und gar nicht darauf selektiert aufzugeben und sich zu beruhigen. Du musst da gegentrainieren. Lebenslang!Das Thema Frisbee wurde ja schon angesprochen. Ich möchte auch noch mal in diese Kerbe hauen. Das ist der totale Quark für diese Hunde. Und das spielt auch eine große Rolle bei Deinem Problem.

    Nein. Man könnte sagen, es ist typisch, wenn man nicht weiß, wie man einen Border Collie im Alltag händeln muss. Es gibt leider viel, viel mehr kranke Border Collies als gesunde.

    Zwansgverhalten. Völlig gestört. So sieht Gassi gehen mit Border Collies aus, die gelernt haben sich wie normale Hunde zu verhalten


    Ach, und noch ein Nachtrag: Einen Border Collie alltagstauglich normal zu bekommen ist schwere Arbeit. Und, dass es so bleibt, ebenso!


    Das sind Hunde, die kann man nicht "einfach so" laufen und machen lassen. Das wird immer doof. Die brauchen permanente "Betreuung", dass die nicht wieder eine Neurose ausbauen.

    Liebe flying-paws,


    vielen Dank für diese Worte. :smile:
    Ich hatte nie BCs und werde auch nie welche haben, da nicht mein Typ Hund und vor allem aus den Gründen die du und AnnetteV angegeben habt............aber ich habe in fast 20 Jahren Tierschutzarbeit soooo viele "gestörte" neurotische BCs gesehen, dass es einem das Herz bricht, wenn diese Hunde als normale "Sie-sind-so-schön-und-kuschelig-Hunde" gehalten werden und zu genau solchen neurotischen Stressbündeln werden und zu Hauf im Tierschutz landen oder über eBay als Wanderpokal enden. :verzweifelt:

    Danke für diesen Beitrag! :smile:

  • Ach, und noch ein Nachtrag: Einen Border Collie alltagstauglich normal zu bekommen ist schwere Arbeit. Und, dass es so bleibt, ebenso!


    Das sind Hunde, die kann man nicht "einfach so" laufen und machen lassen. Das wird immer doof. Die brauchen permanente "Betreuung", dass die nicht wieder eine Neurose ausbauen.

    Das kann ich absolut unterschreiben.
    Meine Schwester hat einen BC und auch wenn er jetzt fast sieben Jahre alt ist, hat sie mit ihm noch mehr Arbeit als ich mit unserer knapp zweijährigen DSH. Ich persönlich empfinde diesen Hund generell als anstrengender als alle Hunde die ich hatte.
    Der BC meiner Schwester wurde von ihr anfangs ähnlich gehalten/beschäftigt wie deine Hündin. Auch mit "vermeintlich" besten Absichten. Bis sie dann vollendst genervt einen Hundetrainer drauf schauen ließ und der zeigte ihr dann wie man mit diesem Hundetyp am besten umgeht. Das war harte Arbeit und die ist noch immer nicht zuende.
    Ich finde toll wie reflektiert du bist und annehmen möchtest, was dir hier geraten wird.
    Evt. wäre auch Dummytraining etwas für euch.

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