Mein Hund schreit

  • Ich habe meinen dann auch wirklich prophylaktisch hoch genommen, weil ich genau wusste, dass es passiert. Wenn du eben keine andere Möglichkeit hast wie großräumig ausweichen, umdrehen, irgendwie Distanz vergrößern, würde ich ihn einfach hochnehmen und zwar noch bevor er schreit. Oder eben wenn es zu spät ist wegtragen. Lass die Leute denken was sie wollen, dein Hund hat massiv Stress.
    Wie gesagt meiner hat das eine zeitlang bei jeder Hundesichtung gemacht und dabei war es egal ob der Hund ihn angeschaut hat oder weiter weg war. Ich habe ihn dann einfach immer hochgenommen wenn ein Hund in Sicht war, an den "Basics" gearbeitet und irgendwann war er generell entspannter, sodass ich ihn nicht mehr hochnehmen musste. Er steht mittlerweile gut im Gehorsam, das fängt seinen Stress auch gut auf. Manchmal mache ich das immer noch, wenn ich schon vorher sehe, dass er mit dem und dem Hund eventuell überfordert wäre und der auf jeden Fall zu uns kommen wird. Manchmal ist das vermutlich nicht nötig, aber mir ist das lieber als ein schreiender Hund, der beim nächsten dann auch wieder Panik schiebt, weil er total den Rückfall hat. Wie du siehst, keine Lösung für immer. Hilft aber um das Verhalten aufzubrechen, nicht zu verfestigen und ist dann später auch nicht mehr nötig.
    Vermutlich musst du dir den einen oder anderen dummen Spruch anhören, aber umso schöner ist es später wenn der Hund nicht mehr soviel Stress hat.

    • Neu

    Hi


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    • So heute haben wir das mit dem "frühzeitigen" Hochheben und kommentarlosen Wegtragen probiert, als die Situation noch nicht super akut war.


      Ein Nachbarshund stand wie gewohnt hinterm Zaun, hat gewartet bis wir mit ihm auf einer Höhe waren und hat dann gebellt. Wir haben uns beide ein wenig erschrocken...den hat man hinterm Busch aber auch nicht gesehen.
      Als Henry ein bisschen winselte nahm ich ihn hoch und trug ihn kommentarlos am Grundstück vorbei. Sein Blick war schon ein wenig irritiert. xD


      Bei der nächsten Gassi-Runde dann konnte ich schön von Fenster aus beobachten, wie sich eine tendenziell fiese Situation aufbaute. Mein Mann stand mit Henry an der Ampel als ein Jack Russell genau auf sie zukam. In der Wartezeit bis die Ampel grün wurde, guckte Henry sich fest und quietschte beim Rübergehen dann heftigst aber dank Distanzvergrößerung und flottem Tempo kams immerhin nicht zum Schreien. Hab dann dem Ehemann noch mal erklären müssen warum festgucken so mies ist...zum x-ten Mal :stock1:

    • Ich weiß ja nicht ob noch jemand dem Thema folgt. Aber ich möchte mal festhalten was in den letzten drei Wochen verhaltenstechnisch so passiert ist.


      Henry schrie nicht mehr. In ausnahmslos jeder brenzligen Situation kam er auf meinen Arm. Manchmal vllt. nicht unbedingt notwendig und blöd geguckt wurde auch aber es hilft. Ich habe dadurch auch schlichtweg feinere Antennen dafür entwickelt wann Situationen drohen zu kippen und kann Henrys quietschen, winseln und wuffen nun besser einordnen. Es hat sich quasi ein eigenes Ampelsystem entwickelt.


      Bezüglich "Schau"-Markerwort treten wir massiv auf der Stelle. Die Entwicklung ist fast schon rückläufig, weil er bezüglich seiner Umweltunsicherheit gefühlt momentan noch mal einen drauf setzt. Eine Alternative zum Wegtragen ist also noch in weiter Ferne. :verzweifelt:

    • Bezüglich "Schau"-Markerwort treten wir massiv auf der Stelle. Die Entwicklung ist fast schon rückläufig, weil er bezüglich seiner Umweltunsicherheit gefühlt momentan noch mal einen drauf setzt. Eine Alternative zum Wegtragen ist also noch in weiter Ferne

      Das kommt bestimmt noch. Manchmal dauert's einfach :ka:
      Ich freue mich dass es besser läuft und find's toll, dass Du berichtet hast :bindafür:

    • Ich habe diesem Thread leider grad erst entdeckt. Mich interessiert das total und freue mich riesig für dich, dass zumindest diese Extremsituationen besser geworden sind! Wann genau baust du eigentlich auf den Gassigängen das "Schau" ein? Oder fällt es jetzt automatisch öfter weg, da du Henry frühzeitig hochnimmst?


      Ist bestimmt nicht einfach, diese Situation. Aber du schaffst das. Ich hatte mal einen Angstbeisser, der auch gelegentlich schrie. Aus der Situation nehmen und parallel Selbstbewusstsein aufbauen halfen deutlich.

    • Wann genau baust du eigentlich auf den Gassigängen das "Schau" ein? Oder fällt es jetzt automatisch öfter weg, da du Henry frühzeitig hochnimmst?

      Nein, es fällt nicht weg. Die Sitationen in denen er auf den Arm kommt spielen sich ja in allernächster Nähe anderer Hunde ab. Da ist er absolut nicht ansprechbar. Also wenn ein unangeleinter Hund seinen Halter ignoriert und auf uns zurennt oder ich die Straßenseite nicht wechseln kann wegen Verkehr und der entgegenkommende Hund knurrt oder sehr unenspannt wirkt und der Bürgersteig keinen großzügigen Bogen erlaubt.
      Das "Schau" übe ich mit ihm erst in Sitationen in denen niemand zu sehen ist, damit er sich nicht angewöhnt auf Kommando nach dem anderen Hund zu suchen. Wenns klappt dann Leckerlie rein und riesen Lob. Nur wenn das klappt dann benutze ich beim gleichen Spaziergang das Markerwort auch wenn andere Hunde weeeeit weg sind und definitiv keine Bedrohung darstellen können aber halt nah genug, dass Henry sie sieht oder riecht. Das sind je nach Standort 100 - 150 Meter. In dem Abstand ist er den anderen Hunden ja meist auch noch sehr egal oder zumindest fixieren sie ihn nicht....und dann hab ich eine Chance.


      Aber zuletzt läuft er so aufgeplüscht und gestresst durch die Gegend, dass es oft schon am Angucken z.B. beim Anhalten am Straßenrand scheitert. Er ist, je nachdem ob ihn auf den ersten 100m ein klapperndes Auto, ein rennendes Kind oder eine Wildschweinspur (ja die laufen hier durch die Straßen :rollsmile: ) stresst, den kompletten Spaziergang über krass aufgeladen und ich bin non stop am managen, damit er mir nicht den Arm ausreisst. Es ist im Moment echt arg schlimm. :verzweifelt: Mein Mann sagt auch schon, das sei manchmal wie mit einem Autisten spazieren zu gehen. Und wenn der das so ausdrückt dann ist Not am Mann. Der Hund ist echt vollkommen überreizt bzw. sucht geradezu nach Reizen.


      Wir haben in zwei Wochen den Termin beim Verhaltenstierarzt, um zu schauen obs nicht doch eine körperliche Ursache gibt. Ich weiß ja nicht ob ich darauf bauen soll oder nicht...


      @Strandperle
      Wie hast du denn damals am Selbtsbewusstsein deines Hundes gearbeitet?

    • Ich denke du machst schon sehr viel richtig, jedenfalls liest sich das so. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass das einfach sehr sehr lange dauert. Wichtig ist eben nur, dass man Rückschläge wirklich gut vermeidet, aber das machst du ja schon sehr vorausschauend.


      Wir haben in zwei Wochen den Termin beim Verhaltenstierarzt, um zu schauen obs nicht doch eine körperliche Ursache gibt. Ich weiß ja nicht ob ich darauf bauen soll oder nicht...

      Das würde ich dir nach deinem letzten Post auch noch mal ans Herz legen. Mein einer Hund hat eine Schilddrüsenunterfunktion und er ist dadurch von der Alltagsfestigkeit her total weggebrochen. Also das macht schon einen sehr großen Unterschied wenn da etwas mit den Werten nicht stimmt. Bei dem anderen war es auch mal so, dass ich anscheinend zuviel Jod im Fertigfutter hatte und dadurch die Schilddrüsenwerte nicht ganz okay waren. War noch nicht auffällig, aber anscheinend nicht im Wohlfühlbereich. Das war auch die Zeit wo wir sehr stark mit Leinenpöblerei, Angstaggression und Unsicherheit zu kämpfen hatten. Da ich da die Werte weiter verfolgt habe, kann ich sagen, dass sobald die Werte wieder mehr in der Norm waren, der Hund auch ruhiger und viel "fester" gegenüber alltäglichen Stresssituationen.
      Ich würde das also auf jeden Fall abchecken lassen wenn ich merke, dass mein Hund gestresst durch den Tag geht und ihn schon Kleinigkeiten aufregen.


      Und ansonsten kann es sein, dass du deinen Hund permanent überforderst. Das kannst du auch passiv tun, in dem du einfach viel zu lang spazieren gehst. Für manche Hunde sind ganz normale Spaziergänge schon so aufregend, dass sie dann einfach ein hohes Stresslevel haben, dass sich auch nicht abbauen kann wenn man jeden Tag zuviel macht. Das musst du dir wie ein Stresskonto vorstellen und dein Hund läuft jeden Tag ein bisschen mehr mit Dispo. Vielleicht hilft das schon wenn ihr einen Tag lang einen längeren Spaziergang hattet, einen Arztbesuch, in der Stadt wart, eine unschöne Begegnung hattet, dass ihr am nächsten Tag einfach einen Ruhetag einschiebt. Auch zuviel Training (was ja nötig ist) an den Baustellen oder zum Spaß fordert eben sehr. Hunde die dann nicht alltagsfest sind, werden dann zusätzlich zu ihrem Alltagsstress mit Reizen vollgeballert.
      Ich habe es eine Zeit lang auch so gemacht, dass wir wirklich nur in ruhigen Gebieten gelaufen sind oder zu Zeiten wo nicht viel los war. Dann kam es auch vor, dass uns etwas passiert ist, wonach der Hund hohl gedreht ist und nur noch gestresst war. Dann bin ich eben nach Hause gegangen. Manchmal ist uns nach 10min ein Hund rein geballert, aber dann war das eben so und es hätte keinen Sinn gemacht mit einem derart gestressten Hund weiter zu gehen.
      Schau was dein Hund momentan braucht. Muss er wirklich so viel und so lange raus? Das heißt auch alles überhaupt nicht, dass es ab jetzt immer so sein wird, aber vielleicht braucht er jetzt einfach mehr Ruhe um mal runterzufahren. Mit einem Hund der nicht permanent im Stressdispo ist, hast du auch viel bessere Möglichkeiten zu trainieren, weil er das viel besser annehmen kann und auch mal abpuffert (z.B. kann die Distanz dann kleiner werden).


    • Und ansonsten kann es sein, dass du deinen Hund permanent überforderst.

      Tatsächlich prüfe ich mich diesbezüglich sehr oft selbst und ich denke unterm Strich kratzen wir am unteren Rand des Akitvitätspensums, das Henry braucht um nicht körperlich total unterfordert zu sein. Unser Trainer hat schon früh darauf gepocht, dass bei ihm weniger mehr ist. Ein wöchentliches Standard-Programm mit sowas wie Hundeschule, Mantrailing, Hundeauslaufgebiet etc. gibt es bei uns nicht. Ich hab ihn aus allem rausgeholt was stresst. Alle paar Tage gehen wir mehr als eine Stunde am Stück spazieren aber auch nur wenn die Stimmung passt.
      Das alles ist halt schon ein bisschen ironisch. Daheim ist er absolut entspannt und bekommt klare Ansagen bezüglich Entspannung und "Wir machen jetzt was zusammen". Er kann in seinen eigenen vier Wänden auch super schnell runterschalten. Nur draußen ist er so paranoid.


      Die Methapher mit dem Dispo find ich sehr gut und ich versuche das zukunftig noch stärker im Hinterkopf zu haben. :bindafür: Ich muss auch definitiv mal anfangen richtig schlecht laufende Gassirunden frühzeitig abzubrechen. Da die morgendliche und abendliche Löserunden aber eh recht kurz sind, würde das dann nur unsere große Runde betreffen. Und da diese uns meist in den Wald vor der Haustür führt, stehen die Chancen gut, dass ich nicht so oft umkehren muss. Im Wald sind zwar Wildschweine aber die meiste Zeit ist er da grundsätzlich entspannter.
      Hunde-Rush-Hour und belebte Straßen meiden wir seit einigen Monaten. Die Berliner Innenstadt (wir wohnen am Stradtrand, fast schon Brandenburg) geht auch überhaupt nicht klar. Ich nehme ihn eigentlich nur dann mit wenn es nicht anders geht, weil ich ihn nicht so lange alleine lassen möchte oder es sicht mit seinen Futter- und Gassizeiten überschneiden würde. Also vielleicht zwei mal im Monat.


      Ich danke dir @pawtastic für dein umfangreiches Feedback. Es tut grundsätzlich gut das alles mal loszuwerden bei Hundehaltern, die das was ich erzähle nicht mit der Aussage quittieren, dass mein Hund halt hysterisch ist :lol:

    • Das Programm hört sich doch ganz gut an, ich denke ihr braucht einfach noch mehr Zeit und Geduld.

      Ich muss auch definitiv mal anfangen richtig schlecht laufende Gassirunden frühzeitig abzubrechen.

      Ja mach das! Hab da kein schlechtes Gewissen dem Hund gegenüber. Bei Menschen ist das ja auch nicht anders. Wir stehen manchmal auch auf und sind grundlos gereizt oder uns passiert irgendwas ungerechtes, blödes oder schreckliches und dann sind wir durch den Wind, wütend oder wollen uns einfach nur verkriechen. Manchmal sogar noch ein paar Tage später. Da ist es ja in jedem Fall besser sich zu Hause zurückzuziehen, zu entspannen und Kraft zu tanken als noch ständig mit anderen Menschen oder Situationen konfrontiert zu werden (die wir an anderen Tagen locker oder besser wegstecken würden). Und so ist es bei Hunden eben auch. Umso besser, dass er dann drinnen recht schnell abschalten kann. Das können auch nicht alle Hunde, super, dass es kein Problem bei euch ist.

      Ich danke dir @pawtastic für dein umfangreiches Feedback. Es tut grundsätzlich gut das alles mal loszuwerden bei Hundehaltern, die das was ich erzähle nicht mit der Aussage quittieren, dass mein Hund halt hysterisch ist.

      Kein Problem, ich versuchen nur zu helfen. :smile: Ich denke unsere Hunde sind da recht ähnlich. Meiner war tatsächlich lange Zeit sehr hysterisch (mit ganz monotonem Gekläffe), aber das hat sich zum Glück so viel gebessert und er ist für seine Verhältnisse echt entspannt geworden und sehr gut ansprechbar. Das hat aber auch wirklich lange gedauert. Und gerade weil du Berlin noch ansprichst, das ist natürlich für solche Hunde auch die totale Überforderung. Bei uns wurde es erst richtig gut als ich weggezogen bin. Dann konnte mein Hund sein Stressdispo über längere Zeit ausgleichen und war selbst in Berlin wieder entspannter. Das geht aber eben nicht von jetzt auf gleich, also Geduld :bindafür:

    • Der Hund ist echt vollkommen überreizt bzw. sucht geradezu nach Reizen.


      Wir haben in zwei Wochen den Termin beim Verhaltenstierarzt, um zu schauen obs nicht doch eine körperliche Ursache gibt.

      Sag mal, könntest du mir mal sagen, wo ihr wart bzw. hinwollt? Meine Hündin, von Natur aus schon nicht die ruhigste, ist seit ca. 3 Wochenohne für mich erkennbare Gründe total stressbackig unterwegs. Ich mach mir etwas Sorgen und sammle schonmal prophylaktisch Adressen. Vielleicht doch die Schilddrüse?


      LiGrü
      Sibylle

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