TS Hund und der optimale Fremdhundkontakt an der Leine

  • Hallo zusammen!


    Ich lese schon seit einiger Zeit still mit und habe mich nun hier angemeldet, da vor einer Woche ein Hund aus dem Tierschutz bei mir eingezogen ist. Gesucht habe ich einen verträglichen Hund, da ich sie mit ins Büro nehme und hier bereits 2 weitere Hunde vorhanden sind.


    Die Zusammenführung im Büro hat auch recht problemlos geklappt - alle ignorieren sich weitesgehend. Bei Fremdhundkontakt an der Leine bin ich jedoch zurzeit noch etwas überfordert.


    Zuerst einmal meine Beobachtungen der letzten 6 Tage:


    • Junghunde und sehr aktive Hunde, die sie nerven mag sie nicht. Sie fängt dann an zu knurren - ich unterbreche die Begegnung dann.
    • Höfliche Hunde werden ebenso höflich beschnuppert - da ich sie aber nicht ableinen kann, halte ich auch diese Begegnungen kurz.
    • Manche Hunde kann sie schon aus der Ferne nicht leiden. Sie fixiert sehr stark, stellt die Bürste auf und knurrt oder bellt, wenn diese zu nah kommen.


    In den letzten Tagen beobachte ich aber auch Folgendes: Ein Hund kommt uns entgegen, sie fixiert ihn mit auf den Boden gesenkten Kopf (ohne zu schüffeln), läuft einen Bogen, ohne ihn aus den Augen zu lassen und kaum sind wir an ihm vorbei, versucht sie von hinten auf ihn zuzulaufen. Dieses Verhalten möchte ich eher nicht tolerieren - es erscheint mir nicht positiv.


    Was würdet ihr mir für die Anfanszeit (Trainer ist schon kontaktiert) empfehlen - wie soll ich Hundebegegnungen am besten handeln? Ich versuche aktuell, sie mit Leckerchen an meine Hand "zu binden" bis wir am anderen Hund vorbei sind. Ihre Aufmerksamkeit also auf mich zu lenken, sobald ich merke sie fixiert. Haltet ihr das für eine gute Idee?


    Vielen Dank im voraus für euren Input!


    Grüße
    Julia

  • In den letzten Tagen beobachte ich aber auch Folgendes: Ein Hund kommt uns entgegen, sie fixiert ihn mit auf den Boden gesenkten Kopf (ohne zu schüffeln), läuft einen Bogen, ohne ihn aus den Augen zu lassen und kaum sind wir an ihm vorbei, versucht sie von hinten auf ihn zuzulaufen. Dieses Verhalten möchte ich eher nicht tolerieren - es erscheint mir nicht positiv.

    Das kann aber auch gut sein und ist auch eine Art der Kontaktaufnahme. Das kann sogenanntes "Schattenschnüffeln" sein wo der Hund eben noch mal kurz hinterher läuft und Gerüche aufnimmt um den anderen einzuordnen. Ich lasse das eigentlich immer zu wenn der andere keine Anstalten machen wird, umzukehren und doch noch direkten Kontakt aufzunehmen. Also wenn der andere dann aus "der Schusslinie" ist. Das Bogenlaufen würde ich auch unterstützen, dafür würde ich immer genug Raum geben und dieses von hinten noch mal nachschnüffeln ist eben auch nichts schlechtes. Schlimm wäre es, wenn sie sich dann von hinten rauf stürzen wollen würde, aber das ist hier ja nicht der Fall.


    Ich würde sämtliche Welpen, Junghunde und Trampeltiere meiden. Manche Rassen sind auch generell eher aufdringlich oder zu überschwänglich für solche unsicheren Hunde. Das sollte man dann einfach vermeiden und schnell ausweichen oder das Weite suchen. Man lernt das recht schnell welcher Typ Hund für eine positive Hundebegegnung geeignet ist und den Rest würde ich von meinem angeleinten Hund fern halten. Man kann sich sonst ganz leicht und unbemerkt eine fiese Leinenaggression heran ziehen.



    Ich versuche aktuell, sie mit Leckerchen an meine Hand "zu binden" bis wir am anderen Hund vorbei sind. Ihre Aufmerksamkeit also auf mich zu lenken, sobald ich merke sie fixiert. Haltet ihr das für eine gute Idee?

    Finde ich sinnvoll und würde ich auch erst mal so machen bis der Trainer euch was anderes zeigt. Allerdings würde ich nicht jeglichen Blickkontakt direkt vermeiden. Wenn genug Platz ist und sie sich nicht aufregen wird, dann würde ich sie auch mal länger schauen/fixieren lassen. Du wirst vermutlich irgendwann daran arbeiten, dass du krasses Fixieren unterbrechen kannst. Es spricht aber nichts dagegen wenn man z.B. auf einer Bank sitzt und der eigene Hund "fixiert" einen anderen Hund irgendwo auf einer Wiese während er spielt. Da kann der Hund z.B. auch abspeichern: "Aha der spielt jetzt da, aber gut, der kommt ja nicht zu mir rüber." Manchmal ist es auch gut wenn der Hund sich aktiv mit der Situation auseinandersetzen kann, statt dass man generell Blickkontakt etc. unterbindet. In direkten Hundebegegnungen auf der Straße an der Leine würde ich das aber auch erst mal so machen.

  • Ich versuche aktuell, sie mit Leckerchen an meine Hand "zu binden"

    Ich würde mithilfe von Leckerchen den Blickkontakt aufbauen:
    nimm das Leckerchen in die Hand, zeig es ihr und führe deine Hand in die Höhe deiner Augen. Sobald sie dich anschaut, kannst du sie belohnen.
    Ziel dieser Übung ist, daß der Hund dich anschaut, anstatt andere Hunde zu fixieren.

  • @pawtastic Ich habe leider schon das Gefühl, dass sie im Nachgang nicht nur schnuppern will, sondern sich auf den Hund stürzen will. Zumindest strebt sie immer mit viel Kraft zurück.


    Gerade hatten wir leider wieder eine doofe Hundebegegnung: Ein Jack-Russel, der weder angeleint war, noch auf das Rückrufsignal reagierte. Mein Hund hat derzeit eine Erkältung, schon allein deswegen möchte ich keinen Kontakt. Der Kleine kam natürlich angeprescht und wollte an sie ran - ich habe versucht ihn zu verscheuchen, meine Hündin fing dann an nervös zu quietschen mit aufgestellter Bürste. Ich habe ziemlich Schiss, am Ende eine Leinenagression zu haben - deswegen frage ich hier nach Strategien.


    Die weiteren Hundebegegnungen (mit angeleinten Hunden) haben allerdings gut geklappt - mit der Leckerli in der Hand Strategie.


    @Lorbas Danke für deinen Vorschlag, das trainiere ich bereits. Sitzt nach 3 Tagen aber natürlich noch nicht so gut, als dass ich es in einer Stresssituation anwenden könnte^^

  • In den letzten Tagen beobachte ich aber auch Folgendes: Ein Hund kommt uns entgegen, sie fixiert ihn mit auf den Boden gesenkten Kopf (ohne zu schüffeln), läuft einen Bogen, ohne ihn aus den Augen zu lassen und kaum sind wir an ihm vorbei, versucht sie von hinten auf ihn zuzulaufen. Dieses Verhalten möchte ich eher nicht tolerieren - es erscheint mir nicht positiv.

    Ich finde das Verhalten sehr positiv. Sie zeigt dir doch was sie braucht, Bogen laufen ist aus Hundesicht sehr höflich und du solltest sie darin unterstützen. Das sie hinterher schnuppert ist normal, sie nimmt den Duft nochmal auf und checkt den Hund ab. Verhalten was sehr unsichere Hunde zeigen, da sie sich vorher nicht trauen.


    Ansonsten lass den Hund bitte erstmal ankommen, der Hund braucht im Moment Ruhe, Ruhe und nochmal Ruhe. Sie muss sich in ihrer neuen Welt erstmal orientieren, Dich kennenlernen und hat überhaupt nicht die Kraft sich mit anderen Hunden auseinanderzusetzen. Lass ihr Zeit, gehe bei fremden Hunden große Bögen - so weit Hund eben braucht. Belohne ruhiges Verhalten und lernt euch kennen. Mehr braucht es erstmal nicht.

  • Ich habe ziemlich Schiss, am Ende eine Leinenagression zu haben - deswegen frage ich hier nach Strategien.

    Das Problem haben hier ja viele, ich auch. Man muss eben wirklich teils auch grob gegen Fremdhunde "vorgehen". Es kann helfen den Besitzer erst mal anzusprechen, wobei das in 90% der Fälle aus meiner Erfahrung heraus nichts bringt. Du musst sonst halt blocken, manchmal brüllen und wenn gar nichts hilft eben wegschubsen, treten etc.
    Manche werfen fremden Hunden auch was zu futtern hin z.B. Trockenpansen oder spritzen mit Wasser.
    Das ist alles wirklich nervig und beschissen, aber wenn der eigene Hund eben das Bedürfnis nach Abstand hat, hast du die Wahl ob du dafür sorgst oder irgendwann der Hund selbst. Das geht dann im Zweifel nicht so toll aus.
    Es kann auch gut sein, dass wenn du deinen Hund jetzt länger vor solchen aufdringlichen Hunden schützt, sie nach einer Weile auch selbst damit besser umgehen kann und entspannt bleibt. Das muss jetzt nicht immer so laufen.
    Ich würde weiter versuchen die Aufmerksamkeit auf mich zu lenken, wenn der andere Hund eh keinen direkten Kontakt aufnimmt und wenn doch, würde ich mich darum kümmern. Wenn ich weiß, dass der Kontakt nur negatives bringt, dann halte ich den Hund fern (egal wie). Wenn es z.B. ein wirklich alter ruhiger Hund ist und meiner friedliches Interesse hat, dann lasse ich das auch schon mal zu.

  • Hallo und herzlich willkommen!


    Zu einem finde ich es auch positiv, dass deine Hündin von sich aus einen Bogen läuft. Das solltest du auch immer zulassen und die Leine auch dementsprechend lang lassen, um ihr den "Fluchtradius" zu lassen.


    Aber generell bin ich ja eher gegen Leinenkontakt..........und wenn deine Hündin den Bogen läuft, scheint sie zur Zeit auch noch kein Verlangen danach zu haben.


    Und dann würde ich auch das "Anschauen" üben, so wie Lorbas es schrieb. :smile:


    Dein Hund braucht scheinbar einfach noch Zeit und Ruhe. Verlange nicht zu viel von ihr und lass sie erstmal ankommen. Sie hat schon genug neue Eindrücke zu verarbeiten.
    Alles Gute für euch!

  • Danke für eure Beitrage!


    Bogen laufen unterstütze ich, da ich weiß, dass das zum höflichen Hundekontakt gehört. Dieses Hinterherrennen finde ich jedoch ungünstig. Ich werde allerdings versuchen, Hundekontakte zu meiden, solange ich a) keinen Trainer dazu befragen kann und b) sie nicht von der Leine lassen kann.


    Hier im Haus hatten wir leider schon am ersten Abend eine ungünstige Begegnung: Die 12-jahre-alte, blinde Hündin aus dem Erdgeschoss begegnete uns im engen Hausflur (zur Info: Nala hatte nur wenige Stunden vorher das Treppenhaus zum ersten Mal durchquert und es hat ihr mächtig Angst gemacht - hat etwa 15 Minuten gedauert, bis wir sie mit Leckerlis oben hatten). Abends wollten wir sie noch mal lösen lassen und da ist sie auf die Hündin getroffen. Es war also eng, die Hündin kann ihre Körpersprache nicht lesen, dann noch der fremde Nachbar dabei (bei Männern ist sie anfangs skeptisch) - also worst-case-scenario. Sie hat dann natürlich geknurrt, die Bürste aufgestellt - bis ich sie rausgeführt habe. Ich war an diesem ersten Abend ziemlich von der Situation überfordert.


    Ein weiteres Mal haben die beiden sich draußen getroffen - das ging friedlich vonstatten, allerdings habe ich auch hier die Begegnun recht schnell aufgelöst. Das letzte Treffen im Treppenhaus war aber wieder von reichlich Gebell begleitet.


    Die Frage ist, ob ich ein neues Kennenlernen im Hof arrangieren sollte, oder möglichst jeden Kontakt vermeiden. Die alte Hündin ist sehr friedlich, sie kann eben nur nicht sehen, wenn Nala angespannt ist.


    edit: @Bine1976 Ich mache kein Programm mit ihr - nur manchen Dingen kann man schlecht aus dem Weg gehen. Daher suche ich für solche Situationen Strategien.

  • Ich mache das im Treppenhaus so, dass ich warte bis die Bahn frei ist. Und wir gehen uns auch aus dem Weg. Ich finde das für meinen Hund eine Zumutung so nah am anderen vorbei zu gehen. Da passt auch kein Mensch mehr dazwischen und auch wenn der andere lieb ist, meinem Hund ist das einfach zu nah. Vielleicht könnt ihr das mal bereden wenn der Nachbar nett ist, dass er einfach kurz wartet wenn er dich hört und dann erst raus geht.
    Ich denke mit so einem alten friedlichen Hunde wäre noch mal draußen zusammen bringen auch eine Lösung, allerdings weiß ich nicht ob dein Hund das im Ankommensstress überhaupt so positiv verarbeiten kann. Also aktuell, was später ist, wird man ja dann sehen.

  • Genau, heute morgen bin ich runter gegangen und hab gebeten, dass die Hündin kurz eingesammelt wird (sie liegt häufiger mal im Hausflur rum). Ist kein Problem, die Nachbarn sind sehr nett.


    Ich werde damit einfach warten, bis sie sich hier komplett aklimatisiert hat.

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