Hund steht ZU SEHR im Gehorsam?

Das ist jetzt ein sehr laienhafter Ansatz, aber kennst du einen selbstsicheren, sich selbst beschäftigenden Hund, mit dem sich deiner gut versteht?

Hunde lernen auch voneinander - meine sehr eigenständige, jagende Hündin orientiert sich aber z.B. sehr an dem älteren, halterorientierten, immens in sich ruhenden Cocker von Freunden. Neben ihm kann ich sie getrost ableinen, sie wird nicht jagen gehen, denn ER ist in dem Moment ihr Lehrer. Sie hat von ihm stiegensteigen gelernt, abliegen und in Böschungen verschwinden und wieder kommen.

Mein Kleinpudel ist auch so. Ein ziemlicher Kontrast zu meiner Terrier-Spitz-Mixhündin
Meine Hunde kennen das Kommando "Geh schnüffeln". Das heißt so viel wie "Lauf los und beschäftigte dich mit der Umwelt. Bei mir gibts aktuell nichts zu holen."
Es hat lange gedauert bis er den Sinn dahinter verstanden hat. Ich meine, er hat erst mit über einem Jahr oder sogar 1,5 Jahren angefangen sich von sich aus mit seiner Umwelt zu beschäftigen, mal zu schnüffeln und zu markieren, obwohl meine Hündin eine Schnüffel- und Markierweltmeisterin ist, hat ihn das vorher einfach nicht interessiert.
Inzwischen ist er immer in meinem Umkreis unterwegs, guckt sich aber alleine die Welt an und sucht halt immer wieder Kontakt. Besser geht nicht, mMn.

...vielleicht ist das auch kein zu großer Gehorsam, sondern (so kenn ich zB meine Biene) die Begeisterung fürs gemeinsame Tun? Wenn die merkt, ich arbeite was mit ihr, dann versucht die echt alles, zeigt alles, was sie kann, und klebt an meinen Hacken. Die würde für mich so ziemlich alles machen. Der muß ich dann explizit sagen "Schluß" (kennt sie als Kommando), damit sie wieder in der Lage ist, schnüffeln zu gehen.

Vielleicht einfach mal versuchen, wie hier schon irgendwo erwähnt, ein Kommando fürs Arbeiten und das Ende der Arbeit einzuführen. Und wenn das Ende-Kommando da war, dann auch nichts, nichtmal mehr ein SITZ am Straßenrand, vom Hund verlangen. Damit der lernt, es gibt Arbeitszeiten, die von Dir quasi "markiert" werden mit einer Ansage und einem Schlußkommando, und alles Andre ist Freizeit.

Biene ist auch in der "Freizeit" so, daß sie im Umkreis von 20 Metern mir zwischen den Füßen rumwuselt (*nerv), aber dann hat sie wenigstens ihren Spaß auch im Kopf und klebt mir nicht ganz so an den Hacken. Ein offenes Ohr für meine Wünsche hat sie trotzdem immer (ob sie´s dann umsetzt, ist bei einzelnen Kommandos launenabhängig, oder davon, was sie sich davon verspricht *gggg Bei der Unterordnung fragt sie aber nicht nach, da wird echt alles umgesetzt, was ich sage.)

Zitat von Stelle98

Das zeigt sich daran das er sich nicht richtig von mir lösen will, immer sofort parat steht und nur auf das nächste Kommando 'wartet'. Er ist immer in meiner Nähe, weil er kein Kommando verpassen möchte. Wir machen gerne THS, Obedience und Zughundesport.

Wenn ein Hund ständig in so einer übersteigerter Erwartungshaltung ist, würde ich unbedingt klare Signale für Arbeit und für Freizeit/Sendepause einführen. Und auf den allermeisten Gassigämgen ist eben Sendepause, und es gibt konsequent keine Bespassung, auch nicht in Form von Kommandos. Auf höchstens einem gibt es ein ganz klar mit anfang und Ende gekennzeichnete Arbeitssequenz.

Zitat von Stelle98

Ich wünschte mir er wäre etwas selbstständiger und auch wenn das blöd klingt, ich wäre froh, wenn er nicht so extrem gut hören würde. Zumindest wenn er arbeiten soll.

Hmm, versteh ich da was falsch? Du möchtest, dass er eher bei der Arbeit und NICHT im Alltag selbständiger agiert? Das ist für mich irgendwie ein Widerspruch, denn wenn der Hund 23 h/Tag keine Selbständigkeit zeigt und dies verinnerlicht hat, wo soll er die auf einmal hernehmen in der Arbeit? Und wofür braucht er die? Ich meine, deine Sportarten sind doch alle dadurch ausgezeichnet, dass eben kaum Selbständigkeit des Hundes erwünscht ist....?

Was garantiert hilft ist ein zweiter Hund Das hat sogar bei meiner geliebten "Kleberin" Nele (BC-Mix) geholfen

Ansonsten nimm dir wirklich den Tipp mit den klaren Unterscheidungen zwischen Arbeit und Freizeit von @naijra zu Herzen.

Zitat von AnjaNeleTeam

Ansonsten nimm dir wirklich den Tipp mit den klaren Unterscheidungen zwischen Arbeit und Freizeit von @naijra zu Herzen.

Naja, hängt tatsächlich davon ab, wie die TS den Hund im Alltag möchte. Wenn sie da die permanente Erwartungshaltung positiv sieht und keinen Hund möchte, der sich auch mal privaten Interessen widmet, dann wird das schwierig bis unmöglich mit der Selbständigkeit bei der Arbeit.

Malis neigen ja auch zu sowas...so gaaaanz minimal Weil mir sowas auf den Zeiger geht, haben sie ein Signalwort. Das haben sie von klein an gelernt und es bedeutet 'tu was du willst (in dem bekannten Rahmen) und warte nicht auf Anweisungen!'. D.h. nicht, dass sie mich ausblenden duerfen (Rueckruf/Platz und das pendeln muss dennoch klappen), aber dieses 'los sag was ich tun soll. Nein? Ok! Sagste JETZT was? Jetzt vielleicht' haben sie da nicht zu zeigen. Das mag ich im Sport (da werden sie darauf eingestellt), aber ansonsten sollen sie einfach auch die Seele baumeln lassen..

Eine meiner verstorbenen Huendinnen hat gezielt Aufgaben gestellt bekommen, die sie ohne mich loesen musste. Einfach auch um selbststaendiger und selbstsicherer zu werden..

Wir können gerne mal 2 Wochen die Hunde tauschen, dann bist du wieder glücklich über deinen dich anhimmelnden "ich-führ-jedes-Kommando-für-dich-aus"-Hund
Finja ist das genaue Gegenteil, ich kann dir da auch nicht weiter helfen.
Aber vielleicht wäre regelmäßiger Kontakt mit selbstständigeren Hunden ganz gut, da schaut er sich vielleicht ein bisschen was ab.
Ich hoffe allerdings keinen Unfug
Shapen könnte ich mir auch ganz gut vorstellen, da er sich da was selber erarbeiten muss.