Hund aus dem Tierschutz mit einigen Baustellen

  • Hallo ihr Lieben,


    wir haben uns vor 8 Tagen einen Hund aus dem Tierschutz geholt.
    Es ist ein ca. 2,5 jähriger Eurasier-Mix mit 48cm SH aus Ungarn. :herzen1:
    Ich selbst wuchs mehr oder weniger mit Hunden auf. Kenne mich also mässig gut aus. Mässig, weil meine natürlich meine Mutter der Rudelführer war und ich auch zu jung war um irgendeine Erziehungsrolle zu übernehmen. Mein Partner hatte nie Hunde in seinem Leben und ist dadurch auch absoluter Anfänger. Wir haben uns dazu entschieden dem kleinen Grossen ein Zuhause zu schenken, nachdem wir ihn online gefunden und anschliessend auch besucht haben. Wir erwarten Ende des Jahres unser erstes Baby und wir haben uns natürlich im Vorfeld Gedanken gemacht, ob es der passende Zeitpunkt ist und mehrere Nächte "drüber geschlafen". Ehrlich gesagt hatte ich aber durch die Aussagen der Pflegestelle auch eine etwas andere Erwartung - und bin jetzt natürlich etwas verunsichert ob wir das alles so unter einen Hut bekommen werden. Mein Partner sieht das ganz anders, er ist absolut begeistert und auch eher positv überrascht.
    Dass wir mit einem Hund aus dem Tierschutz keinen fertig ausgebildeten Hund bekommen, war mir klar. Ich hätte allerdings nicht erwartet, dass sich praktisch alles so schwer umsetzen lässt. Bzw. Vielmehr sind wir extrem verunsichert was nun richtig und was falsch ist. Im Internet liest man allerlei und es scheint jede Quelle etwas widersprüchliches zu sagen. Wir hatten vergangene Woche auch bereits eine Hundetrainerin bei uns, allerdings weiss man ja auch, dass es hier gute und schlechte gibt (ich möchte jetzt nicht beurteilen zu welchen sie gehört, das könnt ihr teilweise besser - weiter im Text).


    Zu unserem Hund:
    Er wirkt extrem unsicher. Die meiste Zeit hat er die Ohren angezogen oder kommt sogar mit gesenktem Kopf auf einen zu. Wenn man ihn korrigiert, so wirft er sich quasi immer direkt zu Füßen. Dazu kommt, dass er eigentlich auch ständig am hecheln ist. Egal in welchen Situationen, sei es nach dem Gassi (ich schätze bei den Temperaturen noch normal), nach dem Training, nach den Streicheleinheiten etc. Er meidet Blickkontakt und dreht sich zumeist auch immer weg (auch beim Streicheln), gähnt, schmatzt und schlecht viel (Beschwichtigen? Wofür?)
    Dazu kommt aber, dass er scheinbar schon bewachen will. Sprich er knurrt/bellt wenn er draussen etwas hört - selbes wenn es an der Türe klingelt. Dann sprintet er auch immer los und will den Besuch als erstes begrüssen (* hier folgt später noch die Maßnahme der Trainerin). Wir haben auch noch nicht richtig rausgefunden woran es liegt, aber teilweise knurrt er auch so mal jemanden an. Bspw. meine Mutter als sie ihm in die Ohren schauen wollte (reine Kontrollübung) oder auch mal als wir Besuch hatten, der ihn streicheln wollte (macht er nicht grundsätzlich, nur dieses eine Mal). Uns selbst hat er noch nie angeknurrt. Weder bei den Kontrollübungen, noch im Training - einzig als ich mal testen wollte, ob er sich sein Knochen abnehmen lässt (aber hier ist es wohl auch eher normal - muss ich das überhaupt können?).
    Wenn wir in der Wohnung "unterwegs" sind dackelt er einem von uns (oder beiden) auch ständig nach, genauso wie er immer mit will wenn wir die Wohnung verlassen (er war zuvor auf einer Pflegestelle wo er das alleinsein auch gelernt hat. Alleine verhält er sich ruhig, aber uns ohne ihn gehen lassen will er nicht). Und genauso dreht er fast durch wenn wir wieder reinkommen (egal wie lang wir weg waren). Er springt dann meistens auch hoch (mehrheitlich an mir). (* hier auch siehe später im Text Maßnahmen der Trainerin).
    An der Leine zieht er wie ein Ochse (wobei sich das schon gebessert hat), hat seine Nase an jedem Grashalm und markiert alle zwei Meter. Er hört dann auch überhaupt nichts mehr. Komplett Durchzug! Bei anderen Hunden hat er Anfangs nicht gross reagiert. Logischerweise können wir ihn noch nicht freilaufen lassen und versuchen den Kontakt an der Leine zu meiden (meist sehen das die anderen Hundebesitzer nur anders). Aber irgendwie zieht er nun zu jedem Hund direkt hin, bellt sofort, hängt richtig in den Seilen. Falls er nicht bellt und die Hunde sich begrüssen findet das zwar zunächst meist ruhig statt - endet dann aber auch in wildem Gebell. Er steht dann auch wieder komplett auf Durchzug und man muss ihn quasi wegzerren.
    Die Grundkommandos beherrscht er natürlich auch nicht. Sitz macht er nur dann, wenn er will oder es Leckerli gibt. Platz geht vom Sitz ganz gut, allerdings nur mit Animation (Bodenklopfen) und nicht mit Kommando und gleicht dann auch eher einem beschwichtigtem/unterwerfendem Hinlegen.
    Zuhause sucht er extrem die Nähe zu uns. Er drückt sich immer an uns, sucht Nähe, will gestreichelt werden oder "streichelt sich selbst" an unserem Fuss der zB vom Sofa baumelt. Hat dabei aber auch immer die Ohren angelegt.
    Zum Positiven: Ich denke er könnte wirklich schnell lernen. Wir haben vom ersten Tag an klar kommuniziert, dass er nicht in die Küche darf. Er scheint es sofort kapiert zu haben (oder gekannt?) und macht es nun nur, wenn wir zB heimkommen, in die Küche laufen und er es in seiner Freude vergisst, dass er das nicht darf und hinterher rennt (scheint zumindest so)


    Zum Training mit der Hundetrainerin:
    Wir haben viele Punkte mit ihr besprochen und teilweise hat sie uns auch gezeigt wie wir vorgehen sollen.
    Zum Thema Unsicherheit meinte die Trainerin, dass es wichtig ist, dass wir ihm klar Grenzen setzen und die Rangordnung klar stellen. Das würde ihm die Sicherheit geben, die ihm fehlt. Wenn er zB hechelt, sollen wir in mit einem "hey!" anstupsen - damit er weiss, dass sein Verhalten nicht erwünscht ist.
    Wenn es an der Tür klingelt sollen wir den Platz vor der Türe beanspruchen und ihn wegdrängen. (mein Partner vor der Tür klingelte) Sie tat das dann in dem sie vor der Türe ihn immer weiter weg gedrängt hat. Er hat sich dann versucht an ihren Beinen vorbei zu quetschen. Sie hat ihn mit der Hand blockiert, er hat geknurrt. Sie ihn weiter weg "gedrängt", er sich wieder versucht vorbei zu schlängeln, selbes noch einmal und schlussendlich hat er nach ihr geschnappt, geknurrt und sich aber dann nach einer kurzen Rangelei (für mich als Aussenstehende sah das ganz heftig aus) geschlagen gegeben. Anschliessend sollten wir das versuchen. Ich hatte dann ehrlich gesagt zu grossen Respekt nach dem was ich gerade sah bzw wusste dass ich dafür nun die falsche Energie habe und lies meinem Partner den Vortritt also klingelte ich von aussen. Unser Hund hat ihn dann zwar angebellt und auch versucht vorbei zu kommen. Es war aber nicht so heftig wie mit der Trainerin.
    Wenn er sich an uns drückt, sollen wir ihn weg drücken, damit er Distanz wahrt (Randrücken ist respektlos und er muss lernen dass wir ihn streicheln wenn wir es wollen und nicht wenn er es einfordert). Auch hier zeigte sie uns wie. Sie drückte ihn also ein paar Mal von sich weg, wenn er sich an sie drückte. Er knurrte sie dann wieder an. Sie hat ihm dann zu verstehen gegeben dass er sie nicht anzuknurren hat. Er hat sich wieder an sie rangedrückt. Gleiches Spiel. Also hat sie ihn versucht wegzuschicken (von sich, von uns). Dann ging das selbe wieder wie an der Türe. Knurren, bellen, schnappen (beißen?) und schlussendlich stand er ihr auf den Fuss (Laut ihr Dominanz).
    Die Dritte Sache war das hochspringen. Hier sollten wir ebenfalls unseren Raum einfordern. Sprich; springt er hoch, gehen wir auf ihn zu und nehmen das Knie hoch (nicht um ihn zu treten).
    Ihre Einschätzung zum Ganzen: Er ist komplett unsicher und weiss nicht wie er sich verhalten soll. Er knurrt aus Unsicherheit, er schnappt aus Unsicherheit und zudem wollte er uns wohl auch ein stückweit verteidigen in der letzten Situation (wegdrängen von uns). Er kam jedesmal hinterher wieder "normal" zu ihr. Wichtig sei es aber, dass wir ihm eben genau so Grenzen setzen und dann auch sein Hinwerfen ignorieren. Auf Nachfrage sagte sie mir auch, dass wenn das ganze von vorher zu krass sei, es auch verbal oder über Geräusche (erschrecken) ginge. Beim Thema Distanz wäre wegdrücken zwar besser, wir könnten es aber auch erstmal nur mit ignorieren versuchen. Und wir sollen nicht mit Leckerli belohnen. In der nächsten Stunde werden wir Gassi gehen und arbeiten an der Leinenführung.


    ... fortsetzung drunter

  • Wie es bei uns läuft:
    Die Haustüre gehört nach einigem Ermahnen uns. Er schleicht sich zwar immer wieder etwas vor aber im Groben hat er kapiert, dass er nichts an der Tür verloren hat wenn wir sie öffnen wollen weil es geklingelt hat. Das läuft dann so ab: Es klingelt - er rennt vor zur Türe - ich laufe zur Türe und schick ihn zurück. Er wehrt sich kurz in dem er sich auf den Boden wirft (hier könnte ich ihn dann auch wie einen Wischmob vor mit herschieben). Ich laufe an ihm vorbei, klatsche in die Hände, er springt auf. Ich schick ihn weg. Er geht weg. Versucht es dann vielleicht noch 2-3 Mal, bleibt aber dann in der Box, im Bett oder hinterm Schrank (wo auch immer weg, von der Türe stehen). Er hat dabei aber wieder die ganze Zeit die Ohren angelegt, den Kopf gesenkt und es fühlt sich immer eher wie bestrafen an für mich. Manchmal tut er mir wirklich etwas Leid. Ich ignoriere das aber wie es die Hundetrainerin gesagt hat.
    Die Sache mit dem Hochspringen hat er gerade morgens wenn wir aufstehen oder heimkommen noch nicht kapiert.
    Zum Thema Distanz; ich verstehe den Punkt (bzgl. Wahrung des eigenen Raums etc. )der Trainerin total. Allerdings frage ich mich (und hier habe ich auch schon einiges gelesen), ob das für unseren unsicheren Hund wirklich das richtige ist (gerade im Bezug auf unsere Bindung) wenn wir ihn jedesmal wegschicken (auch hier fühlt es sich wie bestrafen an) wenn er Liebe braucht.


    Ausserdem:
    Was uns abgesehen von den ganzen anderen Beschwichtigungen auffällt ist, dass er sich extrem oft die Pfote leckt. Heute ist uns auch aufgefallen, dass er die eine Pfote auch von uns wegzieht wenn wir sie anschauen wollen. Nachdem ich das ganz ruhig und mit viel Streicheln nebenher geschafft habe, habe ich gesehen dass der eine eigentlich schwarze Ballen am Vorderlauf eine helle Stelle hat, die auch irgendwie nass aussieht (wollte nicht direkt dran fassen). Hängt das evtl. mit allem anderen Zusammen? Stress? Wenn ja, wodurch?

    Jetzt meine Frage(n) an euch: Wie schätzt ihr unsere Lage so ein? Wie seht ihr das Training der Trainerin? Was empfehlt ihr uns zu tun?


    Sorry für diesen Roman, ich hoffe irgendwer nimmt sich die Zeit das alles auch zu lesen. :)
    Liebe Grüsse und vielen Dank! :herzen1:

  • Und vergesst dieses Dominanz und Rudelzeug.


    Seid fair und zeigt was er richtig macht, statt immer zu 'korrigieren'. Ich meine z.B. Hecheln korrigieren was soll das?

  • Sucht euch bitte ganz schnell einen anderen Trainer der Erfahrung hat dass liest sich einfach nur schrecklich :/ .
    Euer Hund ist einfach total verunsichert und ihr bestraft ihn wenn er hechelt ? :verzweifelt:

  • Der Hund ist seit 8 Tagen bei euch. Gebt ihm doch erstmal ein bisschen Zeit um anzukommen, statt Kommandos zu verlangen und fremde Menschen streicheln oder sogar in die Ohren schauen zu lassen. Er hat ja gar keine Chance, anzukommen, wenn er dauernd gepiesakt wird.


    Und bitte sucht euch einen anderen Trainer. Vielleicht kann dir jemand jemanden empfehlen, wenn du sagst, wo ihr wohnt.

  • Zum Thema Unsicherheit meinte die Trainerin, dass es wichtig ist, dass wir ihm klar Grenzen setzen und die Rangordnung klar stellen. Das würde ihm die Sicherheit geben, die ihm fehlt. Wenn er zB hechelt, sollen wir in mit einem "hey!" anstupsen - damit er weiss, dass sein Verhalten nicht erwünscht ist.

    Ich bin weiß Gott kein Wattebäuschler und meine (psychisch sehr robusten!) Hunde werden auch ab und an angestupst, aber einen Hund wegen Stress, den er hat (und durch hecheln äußert!) für diese Äußerung ermahnen??


    Das ist das allerletzte und der Hinweis für einen sofort notwendigen Trainerwechsel!


    Ob das Verhalten "erwünscht" ist oder nicht ist absolut Schaluppe!


    Wenn es unerwünscht ist, dann sucht die Ursache dafür (BEI EUCH und Eurere Umgebung) und stellt die Ursache des Stresses ab!

  • Das fällt mir nur eins ein: Hört auf den Hund zu ärgern und sucht Euch einen Trainer, der Ahnung hat von dem, was er tut


    Und vergesst dieses Dominanz und Rudelzeug.
    Seid fair und zeigt was er richtig macht, statt immer zu 'korrigieren'. Ich meine z.B. Hecheln korrigieren was soll das?


    Sucht euch bitte ganz schnell einen anderen Trainer der Erfahrung hat dass liest sich einfach nur schrecklich :/ .
    Euer Hund ist einfach total verunsichert und ihr bestraft ihn wenn er hechelt ? :verzweifelt:


    Eine neuer Trainer ist auch das, was mein Gefühl mir mittlerweile sagt.
    Das mit dem Hecheln war eher als Beispiel für die Tipps der Trainerin. Nicht falsch verstehen; Wir stehen nicht den ganzen Tag stupsend neben ihm...


    Habt ihr sonst noch Tipps wie wir in den Beispielsachen anders vorgehen sollen? Ich möchte den Hund schliesslich nicht versauen sondern hab ihn ja auch aus dem Tierschutz geholt um ihm ein besseres Leben geben zu können...
    Wie erkenne ich einen guten Hundetrainer?


    Danke euch!

  • Der Hund ist seit 8 Tagen bei euch. Gebt ihm doch erstmal ein bisschen Zeit um anzukommen, statt Kommandos zu verlangen und fremde Menschen streicheln oder sogar in die Ohren schauen zu lassen. Er hat ja gar keine Chance, anzukommen, wenn er dauernd gepiesakt wird.


    Und bitte sucht euch einen anderen Trainer. Vielleicht kann dir jemand jemanden empfehlen, wenn du sagst, wo ihr wohnt.

    In die Ohren wurde geschaut weil wir wissen wollten ob alles ok ist weil er sich viel am Ohr gekrazt hat und wie er beim Tierarzt reagieren wird. Das wurde natürlich vorsichtig gemacht und nicht einfach ohne Vorwarnung aufgerissen.


    Ich verstehe deinen Einwand - es ist aber nicht so, dass dem Hund hinterher gerannt wurde um ihn zu streicheln sondern er kam auf den Besucher zu.


    Wegen des Trainers schreib ich dir gerne eine Nachricht (sofern ich rausfinde wie) - Danke fürs Angebot!


  • Wir versuchen es richtig zu machen. Und eben gerade weil ich selbst Bedenken hatte, wandte ich mich hier an euch...
    Danke für dein Statement (und das meine ich nicht ironisch!)

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