Welpen sozialisieren trotz unsicherem Ersthund

  • Hallo zusammen,


    ich bräuchte einmal die geballte Forumspower :winken:


    Die meisten von euch kennen Balou. Falls nicht: er ist mittlerweile recht unkompliziert FÜR UNS - wir wissen, womit er nicht umgehen kann und helfen bzw. schützen ihn.
    Er mag keine fremden Hunde und keine anderen Menschen. Fremdhundekontakt gibt es hier nicht, nur zu seinen Hundekumpelinen. Freunde von uns findet er ok, aber mehr auch nicht. Alle anderen Menschen ignoriert er im besten Falle im schlimmeren Fall fixiert er oder pöbelt auch mal, wenn er sich erschreckt.


    Wir schauen uns morgen Abend einen Großspitz-Welpen an, den wir, wenn er uns gefällt, zu uns nehmen werden.


    Der Welpe soll natürlich nicht die gleichen Ängste wie Balou entwickeln, sondern im besten Falle Menschen neutral begegnen - was bei einem Spitz ja auch durchaus gängig wäre.


    Wir wohnen in einem Neubaugebiet mit mehreren Kindern, die um Balou einen Bogen machen, weil dieser Angst hat. Der Kleine sollte aber natürlich mit Kindern kein Problem haben. Wir selbst werden nämlich in absehbarer Zeit eine Familie gründen.


    Sollte ich ihn mit allen Nachbarn und Nachbarskindern Kontakt haben lassen und Balou währenddessen unter mir parken? Wie sollte der Kleine Kontakt haben? Kurz für zwei Minuten oder lieber länger? Was ist zu viel und was ist zu wenig?
    Oder lieber kein Kontakt, wenn Balou dabei ist und nur, wenn wir allein rausgehen?


    Prinzipiell mag ich es nicht, wenn mein Hund jeden Nachbarn für immer begrüßen wollen würde, aber das würde sich vermutlich legen, wenn der Kleine erwachsen wird? Es handelt sich hier um fünf Nachbarhäuser mit Kindern zwischen 2 und 13, also schön durchmischt.


    Was würdet ihr empfehlen?


    Balou durfte damals natürlich zu netten Leuten Kontakt aufnehmen, aber er hat dadurch eine sehr große Angst entwickelt, weil er ständig (dreimal am Tag war schon zu oft) angequatscht und beobachtet wurde und ja auch nicht gerne berührt wird. Jeder Mensch reagierte auf irgendeine Weise auf ihn und das hat uns vieles schwer gemacht in Balou verunsichert. Dieses Mal möchte ich alles richtig machen, bitte helft mir :hilfe:

  • Alles richtig machen - wird keiner von uns jemals bei irgendeinem Hund. :) Davon (und von dem Stress, den dieser Anspruch mit sich bringt) würde ich mich ganz bewusst sofort verabschieden.


    Ich bin grunsätzlich pro-Kontakt (natürlich nicht übermäßig) - glaube aber, dass sich, zumindest wenn sie gemeinsam unterwegs sind, der Kleine automatisch am Großen orientiert.


    In eurem Fall würde ich ganz viel getrennt raus - und dann Kontakte (Hunde, Erwachsene, Kinder) zulassen, in dem Maß, das der Welpe gut aushalten kann.

    Balou durfte damals natürlich zu netten Leuten Kontakt aufnehmen, aber er hat dadurch eine sehr große Angst entwickelt, weil er ständig (dreimal am Tag war schon zu oft) angequatscht und beobachtet wurde und ja auch nicht gerne berührt wird. Jeder Mensch reagierte auf irgendeine Weise auf ihn und das hat uns vieles schwer gemacht in Balou verunsichert.

    Jeder Welpe und fast alle Junghunde (kommt auf den Süß-Faktor an) erleben exakt das gleiche tagein tagaus. Das wird auch dem Spitz so gehen. Und regelmäßig angesprocchen, angeflirtet zu werden sollte eigentlich keinen Hund nachhaltig verängstigen.

  • Ich finde nicht, dass ein Welpe (von wem auch immer) ständig gestreichelt oder sonst wie angefasst oder angesprochen werden muss.


    Wenn es Dir speziell bei Kindern wichtig ist, dass der Welpe diese recht positiv verknüpft, dann würde ich das nach einer Eingewöhnung bei Euch ganz gezielt machen.
    Nimm dir zwei Kinder und den Welpen und gehe auf eine geschützte Wiese oder wenn vorhanden in einen Garten. Die Kinder sollen sich einfach ins Gras setzen und gar nichts machen. Lass den Welpen selbst entscheiden in welcher Form er Kontakt aufnehmen möchte. Ist er neugierig wird er zu den Kindern laufen. Diese können ihre Hände zum schnüffeln hinhalten. Man wird schnell erkennen, ob der Welpe weiterhin neugierig bleibt und eine Interaktion beginnt. Wenn er ängstlich ist, wird er sich i.d.R. wieder Schutz bei Dir suchen, die ich ihm dann auch selbstverständlich geben würde.
    Wenn so eine Kontaktaufnahme durchweg positiv war und der Welpe Interesse zeigt auch mal mit den Kindern "spielen" zu wollen, dann kann man das durchaus zulassen. Ob man dafür nun auch Leckerlies benutzen möchte... mhhhhhhhhhhhhh.... ich würde es nicht tun. Wollte nicht, dass der Welpe verknüpft: Kinder bedeutet Leckerlie.
    Mir wäre es wichtig, dass der Welpe lernt: Kinder (oder fremde Menschen generell) die tun mir nichts, die sind wenn einfach nur freundlich zu mir.


    Ach so, generell würde ich es bei fremden Menschen so machen, dass diese sich gerne mit Abstand zum Welpen hinstellen können und ich würde es dem Welpen überlassen, in welcher Form er sich diesem Mensch nähert. Ein fremder Mensch, der sich am besten noch in gebeugter Haltung über den Welpen stellt und sofort nach diesem greift, der kann durchaus etwas bedrohlich für so einen Welpen wirken.
    Solche Kontakte würde ich auch nicht zulassen.

  • Also den Nachbarskindern den Kontakt verbieten und lieber bekannte Kinder kennenlernen und an Schulen, Spielplätzen etc. sich aufhalten? Ein paar wenige Kinder kenne ich, aber halt nicht besonders viele...


    In Bezug auf Menschen möchte ich dieses Mal alles richtig machen ;)


    Wir leben in Stadtrandlage und in der Umgebung unserer alten Wohnung sprangen die Leute verzückt schreiend hinter Gebüschen her und belästigten Balou sogar beim Häufchen machen - um euch mal die Dimension zu verdeutlichen :hust:
    Hier ist es gemäßigter, aber die Nachbarn sind schon alle sehr interessiert.

  • Shira ist da nochmal einen ganzen Zacken schärfer als das, was ich bisher von Balou gelesen habe. Im Moment stecke ich mit Lito in einer ziemlichen Unsicherheitsphase mit anderen angeleinten Hunden auf Entfernung und manchen Geräuschen. Aber ansonsten ist Lito ein völlig unerschrockener Hund, der mit Menschen überhaupt kein Problem hat und mit Hunden ohne Leine nach kurzem Kennenlernen auch nicht.


    Was richtig und falsch bzw. zu viel ist so wahnsinnig abhängig vom Hund, dass man hier gar nicht viele Tipps geben kann.
    Wenn für Balou bereits die pure Anwesenheit von Kindern Stress bedeutet, würde ich dann auch zum Zwerg keinen Kontakt zulassen. In meinen Augen macht es erst Sinn, solche Dinge allein in Ruhe zu üben und wenn sich das gefestigt hat mit beiden zusammen.

  • Also lieber bei den getrennten Spaziergängen Kontakt zu Menschen suchen - ist ja in Ordnung, hätte ich jetzt auch eher vermutet. Wir gehen ein bis dreimal pro Woche mit anderen Hunden spazieren, andere Fremdhunde wird der Kleine auch eher nicht kennenlernen, weil hier beinahe nur unverträgliche Rüpel leben |) Von Welpenschulen halte ich nicht mehr besonders viel, die würde ich mir sparen.


    Dass das von dem Welpen abhängt, wie viel gut für ihn ist, ist klar, aber ich brauche eine grobe Empfehlung, wie viel Kontakt gut und normal ist. Jeden Tag? Einmal pro Woche? Nur gelegentlich?


    Puh... :ka:

  • Achso...ich würde beim Welpen auch drauf achten, dass dieser keinerlei Unsicherheit zeigt. Dann wäre das wohl eine denkbar schlecht Kombi mit Balou zusammen. Ich habe bewusst nach einem unerschrockenem Welpen gesucht und zum Glück gefunden, wo auch alles andere passt
    Also auch wenn euch der kleine Mann morgen sehr gefällt, würde ich ihn nicht nehmen, wenn er einige Unsicherheitstendenzen zeigt. Auch wenn das bis zu einem bestimmten Grad nicht ungewöhnlich für Welpen ist. Ihr macht es euch damit aber nur schwerer.


    Von Welpenschulen halte ich nicht mehr besonders viel, die würde ich mir sparen

    Ich weiß, die sind eher weniger gern gesehen hier im DF. Eine gute (!) finde ich aber gerade in dieser Konstellation unglaublich gut und wichtig. Ich war dort mit Lito, damit ich mind. 1x die Woche Kontakt mit wechselnden Fremdhunden habe. Ab und waren auch tolle erwachsene Hunde dabei. Also ich würde dir das empfehlen.


    Jeden Tag? Einmal pro Woche? Nur gelegentlich?

    Ich kann dir sagen, wie ich es gemacht habe. 1x die Woche wie gesagt in der Welpengruppe. Jetzt 1x die Woche auf dem Hundeplatz, wobei hier kein direkter Kontakt stattfindet. Sondern eben Training in der Gruppe. Und dann gelegentlich abgesprochener Kontakt mit ausgewählten Hunden.
    Ein einziges Mal habe ich den Kontakt zugelassen, als ich bzw. wir mit beiden Hunden unterwegs waren. Shira ist währenddessen völlig ausgetickt und sofort ist Lito mit eingestiegen. Seitdem pöpelt (aus Unsicherheit) er auch andere Hunde an, so lang er und sie angeleint sind. Das ärgert mich so dermaßen, weil ich natürlich genau das nicht wollte.

  • Mit Hunden wäre es hier ähnlich wie bei dir. Eine gute Welpenschule müsste ich erst mal finden - ist hier nicht so leicht und Balou hat aus seiner nur gelernt, dass Hunde Action und Stress bedeuten :hust:


    Tja aber mit der Menschenfrage bin ich nicht weiter :???: Wie hast du da sozialisiert?


    Bei uns ist es so, dass Gäste Balou zu ignorieren haben. Dieser liegt auf seinem Platz, bis er ruhig ist und darf dann dazu, er geht einmal schnüffeln und schläft dann. Ist perfekt für ihn.
    Gäste sind für uns da und nicht für die Hunde - beim Welpen würde ich es ähnlich machen, mit dem Unterschied, dass zur Begrüßung, wenn er schnüffeln kommt, auch ruhig einmal angefasst werden darf. Aber danach sollten die Hunde ruhig dabei sein.


    Also über Gäste wird hier nicht viel laufen - wir haben auch nicht oft Besuch.

  • Hier gibts prinzipiell so gut wie keinen Kontakt zu mir fremden Menschen oder Hunden. Ich kann an zwei Händen abzählen, wie viel Kontakt Dash da in den 6,5 Monaten hatte, die er nun bei mir ist.
    Kontakt zu mir bekannten Menschen und Hunden gibt es täglich - zu Freunden, Hunden von Freunden, auf dem Hundeplatz, auf Turnieren.


    Aber prinzipiell muss er zu niemandem Kotakt aufnehmen. Er muss ich nicht streicheln lassen, muss sich nicht von fremden Hunden beschnüffeln lassen, muss nicht spielen. Und will das auch alles nur selten :ka:
    Trotzdem ist er total wesensfest - lässt sich nicht verunsichern, ignoriert andere einfach, geht wenn ihn etwas stört.



    Ich glaub es ist viel wichtiger einen Hund mit der richtigen Genetik auszusuchen, als es mit dem Sozialisierungs-Tamtam zu übertreiben.
    Ein "normaler" Hund ist nicht traumatisiert, nur weil viele Fremde ihn anstarren, anquatschen und enrven. Balou scheint da einfach nur extrem empfindlich gewesen zu sein und entsprechend sind die Probleme entstanden.


    Ich würde mir da an eurer Stelle keinen all zu großen Kopf machen.
    Achtet auf den Hund, auf euer Bauchgefühl und setzt entsprechend Grenzen. Wenn ihr merkt, dass er sich nicht gern anfassen lassen will - dann sorgt dafür, dass andere das nicht machen. Wenn er gern gestreichelt werden will, dann lasst es ruhig zu. Mach dich da nicht verrückt mit Minuten-zählen, alle x Tage muss, etc. - das setzt euch nur unnötig unter Druck und bringt eh nichts. Das ist jeder Hund so unterschiedlich :)


    Ich würde halt von Anfang an drauf achten, ob er sich stark an Balou orientiert. Wenn ja, würde ich zusehen möglichst selten mit beiden zusammen spazieren zu gehen, wenn absehbar ist, dass Situationen auftreten die Balou schwer fallen.

  • Sehe viel getrenntes Training.


    Der Punkt ist, du kannst in einer Situation nicht beide Hunde managen. Aber der Junge wird in der Situation sehr wohl schauen was de Alte macht.
    Und das kopieren.


    Hundekontakte nur mit Hunden die ihr gut kennt. So dass alles friedlich abläuft. Wie mit den zwei Hündinnen.


    In den Angsphasen, die ja mehrmals kommen, nicht an Balous Unsicherheiten orientieren lassen. Dann wiedee getrenntes Training.


    Man tendiert eh dazu, denn zweiten Hund weniger zu erziehen/ trainieren weil er ja mit dem Grossen mitläuft.




    Ganz normales Welpentraining machen. Kinder gezielt anweisen wie sie mit dem Kleinen umgehen sollen.
    Umgebung und Untergründe trainieren. Verkehr, Menschenmengen, Bahnhof etc alles üben.
    Etc etc.


    Das bedeutet nicht, dass dein Hund in Zukunft von allen betüdelt weeden soll. Aber es macht ihn Umweltsicher. Etwas, was du nicht genug stark gewichten kannst, wenn du je mit beiden zusammen friedlich unterwsein willst.


    Balou wird sich übrigens auch dinge vom Kleinen abschauen. Und je sicherer der ist, desto mehr kann er Balou positiv beeinflussen. Sehe ich hier täglich.

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