Hilfe bei 4-jährigen Hund (Auslastung, Traumas, etc - Ersthundehalter hier!)

  • Ach - eine Frage habe ich noch und kann meinen letzten Beitrag leider nicht mehr bearbeiten. Ich lese mich gerade in die Beschwichtigungssignale ein und mir ist aufgefallen, dass Tama oft schmatzt (schmatzendes Geräusch und dabei zu Zunge immer ganz leicht rausstreckt), wenn ich ihn am Kopf streichle. Sollte ich dann sofort mit dem Streicheln aufhören? Ich dachte er macht es, weil es ihm gefällt, aber jetzt lese ich, dass Hunde damit Konflikten aus dem Weg gehen wollen :o
    Manchmal sitzt er auch an mich angelehnt mit dem Rücken zu mir und wenn ich ihn ein wenig an der Seite kraule, hebt er die Pfote, was wohl auch ein Signal ist. Das hatte ich so gedeutet, dass er vielleicht am Bauch gekrault werden will... ah, da habe ich ihn wohl komplett missverstanden :ops:

  • Empfehlen kann ich dir auch dieses kleine Büchlein in englischer Sprache von Patrica McConnell: "Love Has No Age Limit: Welcoming an Adopted Dog Into Your Home"



    Es ist gut und schnell zu lesen, mit vielen wertvollen Tipps (basierend auf fundiertem Fachwissen) für die Eingewöhnungszeit. Viele dieser grundlegenden Tipps wurden in diesem thread auch schon genannt. In dem Buch erfährtst du zusätzlich noch warum es so ist :-)

  • Finde ich super, dass du dir gleich Hilfe holst und dir so Gedanken machst. Ich würde mir auch einen anderen Trainer suchen, wenn der schon am Telefon so komisch klingt. Andererseits kannst du natürlich mal am Freitag hingehen und ihm eine Chance geben, da der Termin schon steht. Vielleicht entpuppt er sich live doch als ok (und nicht als Stachelhalsbandvertreter :omg: ).


    Ganz wichtig fände ich, dass du ihm sozusagen "Nein" und "Ok" beibringst, damit er lernt, wo du Grenzen setzt. Ob du jetzt "nein", "ssst", "lass das" bzw. "ok", "ist ok", "in Ordnung" als Signalwort nimmst, ist natürlich völlig dir überlassen. Da er auf Futter gut anspricht, kannst du das super damit mit ihm üben. (Zum Beispiel ein Leckerchen auf den Boden legen, wenn er es nehmen will, "nein" sagen und dann die Hand oder den Fuß drüber tun, im Bedarfsfall die Grenze noch stärker zeigen, weiß ja nicht, wie sensibel er ist. Im umgekehrten Fall Leckerchen hinlegen, "ok" sagen und es ihn nehmen lassen. - Gibt aber auch andere Varianten davon.)


    Das Buch von Patricia McConnell kannte ich noch gar nicht, allein der Titel klingt ja schon vielversprechend! Von der Autorin kann ich (und viele andere hier im Forum) außerdem "Das andere Ende der Leine" oder, falls du es lieber im Original liest, "The other end of the leash" empfehlen (ausnahmsweise wurde ein Buchtitel mal wörtlich übersetzt ^^).

  • "Die"Beschwichtigungssignale, wie sie von Turid Rugaas publiziert wurden und in vielen Büchern wiederholt aufgegriffen wurden, haben keine wissenschaftliche Grundlage und sind sehr umstritten, vor allem deswegen, weil es immerauf den Gesamtausdruck , Kontext usw. ankommt. Es ist unmöglich, ein einzelnes Element herauszupicken und dem die entsprechende Bedeutung zu geben. Ich denke auch, dass dein Hund am Bauch gekrault werden wollte ;) Lass dich nicht gleich schon verunsichern.


    Es gibt übrigens sehr viele schlechte Hundebücher. Was interessiert dich denn besonders? Vielleicht kommen dann noch ein paar Tipps.

  • Okay, danke :)


    Ich bin noch immer dabei, Tama kennenzulernen (und umgekehrt), von daher weiß ich noch nicht, was ich an Tipps genau brauche. Das Hauptproblem ist wohl die Aggression gegenüber Menschen, Autos, Fahrrädern etc.- Denn bis auf diese Sache scheint er ein perfekter Hund zu sein, auch wenn er außer Sitz/Platz nichts kann. Gestern Nacht musste ich Lachen - ich las gerade ein Buch und er saß irgendwann regungslos neben mir und starrte mich eine halbe Stunde oder so an. Ich habe ihn gefragt, was los sei (natürlich antwortete er nicht :tropf: ), habe ihn gestreichelt, aber er bewegte sich noch immer nicht. Irgendwann stand ich auf und merkte, dass sein neues Stoffspielzeug in der Ritze zwischen Bett und Nachtkästchen lag und er nicht rankam. Meine Güte, er hat die ganze Zeit darauf gewartet, dass ich ihm helfe bzw. es ihm gebe! Kein winseln, kein mit-der-Pfote-auffordern, nichts! Er ist einfach still neben mir gesessen und hat gewartet :D


    Dafür ist heute morgen etwas Negatives passiert. Ich bin extra Früh aufgestanden, um bei der kurzen Gassirunde weder auf Mensch noch auf Autos zu treffen. In der Nacht klappte das super, nur heute früh war 10 Meter nach Start ein Auto Richtung Dorf unterwegs. Ich drehte mich schön Richtung Feld, zählte den Mais und ein paar Sekunden war auch Tama abgelenkt. Als das Auto noch ca. 3m von uns entfernt war (und netterweise langsamer fuhr), drehte er sich wie von der Tarantel gestochen um, warf sich in die Leine und wollte hysterisch kläffend DIREKT VOR DAS AUTO springen. Ich hatte so meine Probleme, ihn zurück zu halten, weil er immer wieder mit Schwung nach vorne Springen wollte und quasi "Männchen" machte, weil er durch mein zurück-ziehen nicht weiter kam... irgendwann musste ich ihn an seinem Brustgeschirr in der Luft festhalten, wodurch er quasi nur noch auf den beiden Hinterläufen stand, aber auch das störte ihn nicht und er versuchte weiterhin nach vorne zu gehen... falls das irgendwie Sinn macht :ka:
    Gesprochen habe ich mit ihm in dieser Zeit nicht, sondern versucht, einfach mit ihm wegzugehen (bzw. ihn in die andere Richtung mitzuschleifen). Kurz habe ich mich zwischen ihn und das Auto gestellt, aber auch das machte keinen Unterschied. Es war, als ob ich gar nicht existierte. Als das Auto weiter weg war, starrte er ihm noch hinterher, bis es komplett weg war. Danach gingen wir schnell wieder zurück ins Haus, wo er erstmal eine halbe Stunde sitzen hechelte, bevor er sich endlich hinlegen und etwas entspannen konnte.
    Das gleiche Verhalten hat er auch schon in Ungarn gezeigt, sobald er irgendwo Menschen gesehen hat. Als er im Garten des Ferienhauses war, ist er wie schon am Anfang erzählt, kläffend am Zaun entlang gelaufen, bis <wasauchimmer> weg war. Dann wartete er und sprintete dem nächsten Störenfried hinterher. Ich hatte nur nicht damit gerechnet, dass er sich einfach so VOR ein Auto werfen würde. Ist das für Hunde mit Jagdtrieb normal? Ich meine, sich vor ein viel größeres, metallenes Ding zu werfen macht doch gar keinen Sinn. Das ist, als ob eine Schlange versucht, einen Elefanten zu fressen... ich weiß nicht, ob ich das mit einer Reizangel oä wegbekommen kann. Was meint ihr?

  • Bis du einen Trainer gefunden hast, würde ich in den nächsten Tagen mit dem Vierbeiner nur angeleint in den Garten gehen.


    Jede Hetzjagd, die er macht, wird Dir das Training kaputt machen. Ich würde im Garten erst Mal das vernünftige an der Leine laufen üben


    Ich würde erst Mal nur im Garten gehen bis ein Trainer Dir gezeigt hat wie man das draußen in ganz kleinen Häppchen anfängt zu üben.


    Dafür ist heute morgen etwas Negatives passiert. Ich bin extra Früh aufgestanden, um bei der kurzen Gassirunde weder auf Mensch noch auf Autos zu treffen. In der Nacht klappte das super, nur heute früh war 10 Meter nach Start ein Auto Richtung Dorf unterwegs.


    Als das Auto noch ca. 3m von uns entfernt war (und netterweise langsamer fuhr), drehte er sich wie von der Tarantel gestochen um, warf sich in die Leine und wollte hysterisch kläffend DIREKT VOR DAS AUTO springen. Ich hatte so meine Probleme, ihn zurück zu halten


    ich weiß nicht, ob ich das mit einer Reizangel oä wegbekommen kann. Was meint ihr?

    Siehe Zitate oben aus den Beiträgen 3 und 8...

  • Der Garten grenzt an die Bundesstraße, wo pausenlos Traktoren, Radfahrer, LKWs und Autos unterwegs sind. Deswegen bin ich auf die Dorfstraße gegangen, weil dort pro Stunde vielleicht ein Auto entlang fährt (und dieses musste uns natürlich begegnen) :/

  • Hallo,


    was mir jetzt zu dem abrupten Reinspringen noch einfällt - evtl. wäre ein Ruckdämpfer für Dich was in der Anfangszeit? Damit Deine Arme nicht rausgerissen werden? ;-)


    Es ist ja immer auch die Frage, ob man sich z.T. die Leinenführigkeit versaut mit Ruckdämpfer, da man Signale eben nicht ganz so 'genau' geben kann.
    Also z.B. Stehenbleiben - da ist ja noch Spielraum dann und nicht wie bei einer Leine das absolute "Ende" erreicht... .


    Aber Du hättest ein wenig mehr Möglichkeit zu reagieren.


    Viele Grüße!

  • Ich hatte nur nicht damit gerechnet, dass er sich einfach so VOR ein Auto werfen würde. Ist das für Hunde mit Jagdtrieb normal? Ich meine, sich vor ein viel größeres, metallenes Ding zu werfen macht doch gar keinen Sinn. Das ist, als ob eine Schlange versucht, einen Elefanten zu fressen... ich weiß nicht, ob ich das mit einer Reizangel oä wegbekommen kann. Was meint ihr?

    Das habe ich mit meinem Dackel-Mix auch durch und da ist mir sogar die Leine aus der Hand gerutscht (unerklärlich bei einem 8 Kilo Hund) und Balou ist VOR das Auto gesprungen. Zum Glück scheint der Fahrer schon den hysterisch bellenden Kleinhund gesehen zu haben. Das hat mir Jagdtrieb aber nichts zu tun und ich würde nicht mit der Reizangel arbeiten wenn du dich damit nicht auskennst.


    Sprich das Problem bei einem Trainer an. Ich arbeite gerade mit einem Alternativverhalten und Gegenkonditionierung aber das muss man richtig aufbauen. Solange brauchst du quasi hinten Augen und musst den Hund kurz nehmen wenn sich ein Auto nähert und dich darauf einstellen, dass es einen Zug auf der Leine geben könnte.


    Mein Balou ist ein unsicherer Hund der Führung von mir braucht. Die kann ich ihm bieten wenn es mir selber gut geht.

  • Danke euch beiden! Rückdämpfer muss ich mir mal anschauen, das ist wahrscheinlich gerade jetzt am Anfang ganz praktisch, damit ich ein paar Millisekunden mehr Zeit zum reagieren habe :)


    Das vors-auto-springen spreche ich morgen auf jeden Fall an, weil ich verstehen möchte, was genau Tama dazu treibt, vor ein Auto zu springen. Beschützerinstinkt? Todesangst? Aggression? Keine Ahnung. Von einem anderen Hundeverein habe ich vorhin eine Absage bekommen, weil sie schon in der Sommerpause sind. Dann ist ein Trainer gerade im Urlaub und ein anderer hat gerade keine Zeit, noch einen weiteren Hund zu trainieren. Mal schauen, vielleicht finde ich doch noch jemanden oder der Herr für morgen stellt sich doch noch als ideal heraus. Da ist Daumendrücken angesagt.


    Ich habe auch nochmal mit der Tochter der ehemaligen Hundehalterin gesprochen und die meinte in brüchigem Englisch, dass sie ihr Exfreund auf Tama hin und wieder während der Urlaubszeit aufgepasst hat. Da hat er aber kein einziges Mal gebellt, deswegen lag der Verdacht nahe, dass Tama unterbeschäftigt war oder sein Revier verteidigen wollte. Wobei beides jetzt gerade bei mir gar nicht zutreffen kann (noch neu in der Gegend + tausende neue Eindrücke). Naja, mal schauen, was morgen rauskommt. Bin da noch etwas ratlos.

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