Ratlos - Altdeutscher zieht wie ein Bär

  • Hallo!
    Seit einem halben Jahr hat mein Vater einen Altdeutschen Schäferhund (Berry) und es gibt ein großes Problem beim Spazierengehen.


    Erstmal zum Hund:
    Der unkastrierte Rüde ist bereits 7 Jahre alt und wurde dem Vorbesitzer weggenommen (nicht zumutbare Zustände für den Hund)
    Er war früher wohl mal auf einem Hof, dann aber in einer Wohung als der Besitzer umzog.
    Der Sohn hat die Leine wohl als Spielzeug genutzt wurde uns gesagt.
    Auf Geschirr reagiert der Hund ziemlich toxisch. Im Tierheim hat er sich herausgeschlungen und ist nur am Halsband ,,führbar".
    Der Hund hört auf Sitz, Platz und seinen Namen äußert gut, aber hier kommt das Problem:
    Sobald man mit ihm rauswill, also die Leine nimmt, rastet er aus.
    Er wird total hyper, was er sonst nicht ist und beißt auch in die Leine, immer sehr nah an die Hand, dabei nimmt er auch nicht viel Rücksicht. Dann hüpft er rückwärts, jault und bellt und das sicherlich 1-2 Blocks. Auf ,,aus" reagiert er kaum, lässt manchmal los und beißt dann wieder in die Leine.
    Er wiegt um die 45kg und ist ziemlich groß, wenn er mal wirklich ausrastet kann ich ihn kaum noch halten. Ich muss mich schon fast auf den Boden legen... ist ziemlich peinlich jedes Mal beim rausgehen. Ich gehe nur dann mit dem Hund, wenn mein Vater mal keine Zeit hat (wohne auch nicht da).
    Bei meinem Vater ist das Problem ähnlich, nur das er um einiges mehr Kraft hat als ich.


    Wenn ich mit dem Hund unterwegs bin hört er auch draußen auf Sitz und Platz, aber beim Spazierengehen GEHT man ja :ka:


    Ich bin langsam total verzweifelt, das ist der dritte große Hund in der Familie (Labrador Fähe früher und einen Schäferhund Rüde) und wir hatten nie so ein Problem.


    Sonst ist er total ruhig, will gekuschelt werden und sucht viel Nähe, ist wie Jackyl und Hyde.


    Hoffe ihr könnt mir helfen!


    Lg Tatzus

  • Meine Idee dazu wäre:


    Wenn es die Wohnbedingungen zulassen, kannst du einfach mal mit Hund, Leckerli, Buch und Klappstuhl rausgehen. Der Hund sollte sich natürlich zuerst lösen können. Dann setzt du dich auf den Stuhl und wartest bis der Hund ruhiger geworden ist. Umorientierung zu dir kannst du belohnen. Und wenn der Hund ruhiger ist, zählst du innerlich noch langsam auf 100 und dann könnt ihr ein Stück weiter laufen oder ;-)


    Das könnte vielleicht die Hardcore Variante für den Hund sein. Man könnte es natürlich auch in kleineren Schritten üben.


    Was ich mit meinem Jungspunt mache, sind zum Beispiel so "Ruhezonen". Wir haben im Wohngebiet ein paar Bäume. Wenn wir dort vorbeikommen, gibt es dort ritualmässig eine kurze Pause mit zB. Leckerli suchen (im Baumstamm versteckt) oder auf was rumkauen.

  • Geht es beim Problem ums RAUSgehen (also, dreht er draussen komplett ab) oder geht es um die LEINE?


    da muss man jenachdem ganz anders ansetzen...

  • Es ist beides. Wenn man die Wohnung verlassen will springt er rum, sobald man die Leine festmacht beißt und zieht er. Wenn man die Wohnung verlässt geht das dann weiter, er beißt und hüpft dabei rückwärts. Irgendwann lässt er es sein und zieht dann ,,nur noch" permanent wie ein Bär. Er geht quasi mit mir gassi.

  • Manchmal wenn er aber auch merkt das man rausgeht (Jacke anzieht zB) kann er auch schon anfangen mit diesem wilden Verhalten.
    Die Leine ist quasi so der Tropfen der das Fass zum überlaufen bringt.

  • Ich würde je nachdem einen Trainer hinzu ziehen, wenn ihr euch nicht ganz wohl fühlt.


    Aus der Ferne würde ich mal damit anfangen, ihm die Leine (bzw. Eine dünne Hausleine) immer dran zu lassen. Besonders dann wenn was tolles passiert (kuscheln, futter). So wird er desensibilisiert und die Leine verliert ihren speziellen Status von 'wir gehen jetzt raus'.


    Dann wirst du draussen nicht übee fleissiges Training wegkommen, was aber definitiv machbar ist & was ihr bestimmt bei euren anderen Hunden auch hinbekommen habt.


    Wegen dem Stress den er draussen zu haben scheint würde ich ähnlich vorgehen wie @Anne2016, ruhige Spatziergãnge, hund ruhig (und nicht hochpushend mit quitschiball oder ähnlichem ;) ) loben und falls er durch Futter nicht allzusehr hochdreht auch mal mit Futter belohnen.


    Das wäre so MEINE Idee momentan, wobei es natürlich immer schwer ist, wenn man es nicht sieht |)

  • Habt ihr einen Garten? Also eine Möglichkeit, dass der Hund sich lösen kann, ohne dass ihr das "juhuuu es geht raus" Drama habt.


    Der Auslöser scheint ja schon zu sein, dass ihr euch für den Spaziergang fertig macht.


    Da gibt es nun mMn 2 Lösungsmöglichkeiten, die man durchaus kombinieren kann.


    1) es geht erst raus, wenn der Hund ruhig ist. Kennt er ein Kommando dafür, dass er auf seinen Platz gehen soll? Falls nein, trainiert ihr ihm eine Decke oder ähnliches an, auf das er auf Befehlt geht.
    Geht ihr dann raus, geht ihr ruhig mit der Leine zu dem Hund, leint ihn an und geht raus.
    Natürlich wird er anfangs nicht ruhig bleiben. Wird er hibbelig, schickt ihr ihn wieder RUHIG und BESTIMMT auf seinen Platz. Hattet ihr die Leine schon in der Hand, legt ihr sie wieder zurück.
    Anfangs werdet ihr wahrscheinlich gar nicht groß bis zur Leine kommen, weil der Hund nicht ruhig liegen bleiben kann.


    2) Zieht immer wieder tagsüber die Jacke, Schuhe an, nehmt den Haustürschlüssel in die Hand - OHNE raus zu gehen. So lernt der Hund, dass es nicht immer für ihn Action bedeutet, wenn ihr die Schlüsselreize auslöst.


    Es wird lange dauern, es wird frustrierend werden. Wichtig ist, dass ihr wirklich ruhig bleibt, nicht sauer werden, nicht laut werden.
    Merkt ihr, dass es euch so richtig ankotzt, wendet euch vom Hund ab, macht die Augen zu und zählt langsam innerlich bis 10. Seit ihr danach immernoch wütend - zählt nochmal ;)


    Wichtig ist euch zu verinnerlichen, dass der Hund das nicht macht um euch zu ärgern, er kann nicht anders.

  • Im Grunde müsst ihr ganz von vorne anfangen. Was benutzt ihr führ eine Leine? Eine normale Führerleine wahrscheinlich, oder?


    Mit ganz von vorne meine ich: Trainieren, dass man die Jacke anziehen kann, ohne das der Hund ausflippt. Trainieren, dass man die Leine in die Hand nehmen kann, ohne das der Hund ausflippt usw. Dabei kann ein ruhiges Signal wie zB. "Sitz" und "Bleib" helfen. Alles was er gut und ruhig macht, belohnen, zB. mit Leckerchen aus einem Futterbeutel. Den kann er später auch apportieren oder trage. Alles ganz langsam und erst die Schwierigkeit steigern, wenn er ruhig im Sitz bleibt, wenn Jacke angezogen wird etc.


    Vielleicht hilft euch für den Anfang eine Flexi-Leine? Die ist ja optisch und funktionstechnisch komplett anders im Aufbau und vllt. hilft das, die Aufmerksamkeit des Hundes von der Leine auf euch zu bekommen. Vermutlich kennt er sowas gar nicht, was wahrscheinlich ganz gut wäre. Damit könnte man auch heraus bekommen, ob der Auslöser des Verhaltens tatsächlich die Leine oder das Gassi gehen an sich ist.

  • Die Idee@'Mia2015' finde ich zwar spannend, aber ich weiss nicht, ob man einen 45kg ausflippenden Hund am unhandlichen Flexikasten noch gehalten kriegt... :???:


    Aber was mir in den Sinn gekommen ist, viele Hunde beruhigt es ja, wenn sie einen "nuggi" also, schnuller bekommen.
    Vielleicht hilft es ihm, wenn er jeweils einen Ball oder ähnliches tragen darf um etwas Stress ab zu bauen?

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