Qualzuchten II

Ich habe gestern eine englische Bulldogge gesehen.. er stand nur da, war extrem laut am atmen... er tat mir total leid...
Als Besitzer könnte ich das nicht ertragen.

Heute.... unfassbar. Es gibt so dumme Menschen. Wir haben heute beim Gassi 2 englische Qualzuchten, pardon Bulldoggen getroffen. Es schnaufte und röchelte so krass und einer ist mal fast umgefallen, weil es ja 20 Grad + sind.

Der Besitzer fand meine Hündin so niedlich und fragte nach der Rasse. Antwort: Straßenhundmischling aus Zypern, irgendwas mit Terrier auf jeden Fall.

Völlig entsetzt guckte er und sagte: nieeeee im Leben würde er sich so einen Hund aus dem Ausland holen, alle seien krank....

Ja gut, drei Sätze später von mir war er dann mal sprachlos und ich bin mit meinem frei atmendem ach so kranken Hund, der den Arzt nur zum impfen sieht schön weiter gegangen.

Bitte lasst die Leute aufwachen und endlich kapieren das es weder Sport Möpse noch frei atmende Plattnasen gibt. All denen wünsche ich einen Tag mit der Atembot ihrer Hunde, das sollte eigentlich reichen zu merken wie es ist nicht frei atmen, sondern nur röcheln zu können.

Zitat von Wuschelfreund

Völlig entsetzt guckte er und sagte: nieeeee im Leben würde er sich so einen Hund aus dem Ausland holen, alle seien krank....

Für mich ein eindeutiges Beispiel, dass den Hundehaltern solcher Rassen tatsächlich nicht bewusst ist, dass ihre Hunde stark eingeschränkt/krank sind.

Da frage ich mich manchmal, wieviel ICH bei MEINEN Hunden nicht sehe. Betriebsblindheit halt...

Was mir nun verstärkt aufgefallen ist seit ich in kurzer Zeit mehrmals in der tierklinik war (Abbey hatte ne PL-OP)...

Man sieht eigentlich immer die "selben verdächtigen" im Wartezimmer. Knautschnasen Die quasi den ganzen Raum mit Geräuschen beschallen, hinten hinkende Terrier und übergewichtige Retriever.

Ich war nun 4x binnen recht kurzer Zeit in der Klinik und hab da 11 verschiedene knautscher gesehen (Mops, bulldoggen,..) und ALLE röchelten, keuchten, sabberten erbärmlich, es lief rotz aus der Nase,.. schlicht kein schönes bild.

Noch vor 6 Jahren war die rassevielfalt im Wartezimmer schlicht höher. Dackel, verschiedene Terrier, jagdhunde verschiedener Rassen,...

Das zeigt mir... entweder gibt es zu viele knautscher oder sie sind überproportional häufig fast in der Klinik...

Zitat von PocoLoco

Da frage ich mich manchmal, wieviel ICH bei MEINEN Hunden nicht sehe. Betriebsblindheit halt...

Ja. Darum guckt hier der TA einmal im Jahr über die Hunde drüber. Weil ich explizit danach frage ob ihr was auffällt, ob ich was übersehe, das sie einfach mal ein richtig kritisches Auge auf die Jungs wirft.
Es geht einfach so schnell das man was übersieht, manche Dinge schleichen sich so langsam ein das man es einfach nichzt mitkriegt. Wir sind halt doch alles nur Menschen.

Letztens als Hami sich was gezogen hat wars lustig. Im Wartezimmer die eine Dame "Na, ihrer auch da zum abnehmen?" und zeigte auf Arren. Die TÄ war grad aus dem Behandlungszimmer gekommen, schüttelte nur den Kopf und meinte sie wäre froh wenn die Halter von allen kleinen Molossern sich ein Beispiel an meinem Mini nehmen würde.
Mir ist ihre Rückmeldung einfach wichtig, sie ist die Fachfrau und sieht die Jungs halt eben nicht mit meinen Herzchenaugen. Auch wenn ich mich bemühe sie objektiv zu betrachten, es sind halt meine Lieblinge.

Unsere Tierärztin ist ja auch schonungslos ehrlich. Allerdings gibt es ja sicher auch Dinge, die erst im Alltag auffallen, die bei einem kurzen Arztbesuch nicht so sehr ins Gewicht fallen.
Wie zum Beispiel ein Gangbild. Oder (Poco ist Experte) Dinge zu sehr zu dramatisieren und wichtige Dinge runterspielen und verkneifen. Als der den Bandscheibenvorfall hatte, hat der seine Schmerzen so gekonnt überspielt, dass ich mir stellenweise wie ein Idiot vorkam. Auf der anderen Seite brüllt er nur beim Abtasten die Praxis zusammen nur weil er (Gott bewahre, armer Hund) mal für eine Weile festgehalten wird (blöde Altersmarotten).

Ich versuche mich und meine Sicht zum Hund auch immer wieder zu hinterfragen (heute zB frage ich mich, ob Poco wirklich unrund gelaufen ist, oder ob ich wieder zu viel hinein interpretiere).

Wirklich einschränkende Probleme hat bisher keiner meiner Beiden (und wie dankbar ich dafür bin!). Aber wenn Menschen schon in der Lage sind, sich an ihre Hunde zu gewöhnen, welche die ganze Zeit mit einer Dyspnoe vom Feinsten leben müssen, wie schnell werden dann subtilere Dinge übersehen als das?

Dass man es NICHT sieht kann ich nie glauben.
Ich habe mir letztens, nach einem sehr tollen und ehrlichen Gespräch mit einer Bekannten, mal darüber Gedanken gemacht.

Und muss halt aus eigener Erfahrung sagen - man sieht und hört es. Das ist einfach Fakt.
Man wird von Anfang an so sehr mit der Thematik konfrontiert oder darauf angesprochen, dass man automatisch laufend den eigenen Hund auf den "aktuellen Stand" überprüft.
Aber man möchte es im ersten Moment vielleicht erst gar nicht wahrhaben.
Und dann nervt man sich über sich selbst, wird sich dem mit dem ganzen Ausmass bewusst und wenn dann noch Kommentare dazu kommen will man gar nicht hinhören.
Irgendwann schlägt das dann in ein "ich hab Scheisse gebaut" um. Aber bei den einen geht's länger, bei den anderen nicht, ein paar geben das auch niemals zu.

Nach meinem Gefühl ist das ein Versuch, die Haltung vor anderen Leuten bewahren zu können und nicht zugeben zu müssen dass man einen Fehler gemacht hat.
Dafür würde auch sprechen dass auch unter Bullyhaltern nur sehr sparsam mit Infos zur Gesundheit umgegangen wird. Der andere könnte es ja weiter erzählen. Der eigene Ruf ist wichtiger als der Zustand des Hundes.
So zumindest mein Gefühl und mein Fazit nach dieser Zeit.