Leinenhexe und Herzensbrecherin zugleich - machbar?

  • Hallo zusammen,


    ich bin Janine, 27, aus Berlin, und komme gerade von einem Kurztrip aus der Schweiz, wo ich einen Hund kennengelernt habe den ich eventuell adoptieren möchte.
    Allerdings hat die Kleine ein paar Macken, und da ich "nur" Wiedereinsteigerin, aber nicht unerfahren, bin, wäre ich euch super dankbar wenn ihr mir eure Einschätzung geben könntet.


    ***


    Zu Alexa:
    Alexa ist eine ca 40cm große Mischlingshündin, trägt wohl etwas Shiba Inu und etwas Schäferhund in sich, genau weiß man es aber nicht.


    Sie kommt aus der Slowakei, wo sie zuvor in Kettenhaltung in einem Dorf gelebt hat wo man sich nicht groß um die Hunde kümmert. Sie war allerdings nicht verletzt o.ä.
    Als man sie dort gerettet hat, war sie der Zweibeinerin gegenüber zuerst sehr misstrauisch, nach fünf Minuten - und bis heute anhaltend - liebt sie Menschen aber. Seit drei Monaten ist sie nun auf einer Pflegestelle in der Schweiz.


    Sie ist zutraulich, auch im neuen Kennenlernen, auch Kinder mag sie gerne. Nur wer ganz ohne Mimik auf sie zugeht, macht ihr etwas Angst und sie dreht lieber erstmal ab.
    Hat sie Vertrauen gefasst (und das geht wirklich schnell) will sie im Haus am liebsten nur kuscheln. Wirft sich auf den Rücken, lässt sich kraulen, legt die Pfote auf.


    An der Leine spazieren gehen kannte sie nicht wirklich. Daher ist es mit der Leinenführigkeit auch noch nicht so doll: Sie zieht ein wenig (aber nicht immer) und läuft dem Zweibeiner auch gern mal direkt in die Beine, wenn die andere Wegseite gerade interessanter wirkt. Was sehr auffällig ist: Sie schnuppert und pinkelt bzw. markiert sehr viel, eher wie ein Rüde. Ich jedenfalls kenne das so von Hündinnen nicht.


    ***


    Als sie zu ihrer aktuellen Pflegestelle kam, hat sie anfangs fast alles angebellt: Spaziergänger, Radfahrer, Skateboardfahrer, was eben so ankam. Das hat sich gebessert. Ab und an gefällt ihr ein zu schneller Radfahrer noch nicht, dann gibt sie 1-2 Beller von sich aber das war's auch.


    ***


    Schlimmer ist es leider mit Artgenossen. Sobald einer in Sichtweite kommt, fixiert sie, bleibt kurz stehen, und sobald der andere Hund in ca. 4-5m Entfernung ist, zieht sie nach vorne und kläfft, knurrt, fletscht die Zähne. Manchmal ohne, manchmal mit Fell aufstellen.Wenn man flott vorbeigeht ist der Krach auch schnell wieder vorbei, auch das hat sich wohl in ihrer Zeit bei der Pflegerin schon gebessert. Vor allem wenn nur 1x pro Spaziergang ein Hund auftaucht, flippt sie.


    Heute waren wir z.B. in Konstanz, auf einem Weg auf dem sehr viele Spaziergänger mit Hunden unterwegs sind. Da hat sie sich wie folgt verhalten:
    1. Hund, angeleint, mittelgroß, hat zurück gekläfft (nicht angefangen) -> Kläffen (ca. 15 Sekunden)
    2. Hund, nicht angeleint, groß, hat Alexa eher ignoriert -> Alexa wechselte die Wegseite vom Hund weg (das ist mir sehr aufgefallen), hat dann 1x gekläfft
    3 + 4. Hund, nicht angeleint, mittelgroß + klein, haben Alexa eher ignoriert -> Alexa hat kurz geknurrt bzw. nicht los getönt


    Hund 2-4 kamen sehr schnell aufeinander, Alexa konnte alle von Anfang an schon sehen. Danach kam lange Zeit kein Hund mehr, bestimmt 30 Minuten.
    Dann kamen erneut 4 Hunde, aber in größeren Zeitabständen, es war nicht so viel los auf dem Weg, unterschliedliche Größen, angeleint und abgeleint, keiner hat gekläfft, aber Alexa ist bei jedem wieder drauf los.


    Den letzten Hund der Runde konnten wir in einem Garten bellen hören, da er Alexa zuvor bellen gehört hat. Darauf reagiert sie gar nicht. Als am Hoftor Blickkontakt entstanden ist, hat sie ganz kurz geknurrt, den Hund dann aber sofort wieder ignoriert.


    ***


    Abgeleint gibt es keine Erfahrungen, da man ihr wohl zur Sicherheit einen Maulkorb anlegen müsste.


    ***


    Wenn Alexa einen anderen Hund wirklich kennenlernen soll, hat die Pflegerin sie bisher (im Freien) in die Platz-Position gedrückt (ohne schlagen o.ä.) und so lang gehalten bis sie ruhiger wurde. Nach 5 Minuten war dann Ruhe und Alexa spielt mit den Hunden. Wenn sie sie das nächste Mal sieht, ist auch alles okay. Also EIGENTLICH versteht sie sich mit Artgenossen, egal ob Rüde oder Hündin. Diese Erfahrung hat die Pflegerin jetzt bei ca. 10 Hunden gemacht.


    ***


    Etwas sollte wohl auch noch erwähnt sein: Im Haus lässt Alexa wie gesagt alles mit sich machen, auch beim Futter und mit Spielzeug ist es kein Problem, wenn die Menschenhand dazwischen kommt.


    Ich selbst hab aber heute erlebt, dass sie draußen in ihrer Rage nicht mehr ganz zu realisieren scheint, wer am anderen Ende der Leine ist.
    Bspw. habe ich mich heute zwischen sie und einen anderen Hund gestellt und wollte das auch beibehalten. Dabei ist sie, vielleicht als Übergangshandlung (?), auch gegen mein Bein gegangen, das "im Weg" war. Sie hat nicht gebissen, nicht wirklich geschnappt, aber es war klar dass sie es ganz und gar nicht gut fand dass es ihr im Weg stand.


    ***


    Kurz zusammengefasst:
    Alexa ist wohl eine typische Hündin mit zwei Gesichtern, auf den ersten Blick jedenfalls: Ein Engel zuhause und mit Menschen, ein Teufel mit anderen Hunden - jedenfalls beim ersten Kennenlernen. Ich selbst, aber ich bin wie gesagt kein Profi, glaube dass die Kleine einfach nur eine blöde Zeit hinter sich hat und das alles ein Angst- oder Verteidigungsverhalten ist.


    ***


    Wenn ich die Kleine zu mir hole, werde ich mir auf jeden Fall einen Hundetrainer zur Seite holen, denn ich möchte absolut nichts falsch machen. Trotzdem wäre es super toll wenn alle, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben oder sich einfach nur besser auskennen, mir eine Einschätzung geben können. Dazu möchte ich sagen, dass mir natürlich bewusst ist dass es kein leichter oder kurzer Weg wird, dass Alexa vermutlich nie ohne Leine gehen werden kann. Aber ich persönlich würde ihn sehr gerne gehen wollen, da ich glaube dass Alexa so viel zufriedener und ausgeglichener sein könnte.


    Was meint ihr - kann man Alexa mit professionellem Training helfen? Wie würdet ihr ihr Verhalten einschätzen?


    Ich freu mich über jede einzelne Antwort - tausend Dank!

  • Wisst ihr wie alt sie ist ?
    Also ich denke schon dass man dass in den Griff kriegen könnte, aber 100 Prozentig kann man dass natürlich nicht sagen.


    Es gibt einige Hunde die wenn sie andere Hunde sehen nichts mehr wahrnehmen und dann auch evtl nach ihren Halter schnappen, oder es halt nicht mögen wenn man ihn Weg ist .
    Ihr werdet auf jeden Fall Geduld brauchen, und seid euch bewusst dass es sein kann dass sie evtl keine Fremden Hunde um sich haben will.

  • Hallo @Angilucky2201


    danke für deine schnelle Antwort! Sie ist vermutlich 3-4 Jahre alt, genau wissen wir es aber nicht. Nach diesem Alter sehen allerdings die Zähne aus.


    Mich verwundert nur, dass sie an sich mit jedem Hund klarkommen KANN, wenn sie erst einmal die erste Hürde geschafft hat. Sie spielt dann wie gesagt auch, tobt, ist fröhlich. Dass sie niemals ein riesiger Freund von total fremden Hunden sein wird, ist vermutlich sicher, ich frage mich eben nur ob man sie zumindest so weit happy machen kann dass sie sich nicht bei jeder Begegnung so sehr anspannen muss.


    Aber klar - genau könnt ihr das natürlich auch nicht wissen, also vielen, vielen Dank für deine Einschätzung! :)


    Liebe GRüße,
    Janine

  • Wenn ihr dran bleibt denke ich schon dass sie ruhiger werden wird :smile: .
    Ich denke mal dass sie einfach unsicher ist, und deswegen ruhiger wird wenn sie die Hunde etwas kennt .
    Ich wünsche euch viel Erfolg aber ich denke mal dass ihr dass schafft :bindafür: .

  • Ich frage mich, ob ein großstädtisches Umfeld (je nachdem, wie du wohnst) für diesen Hund das richtige ist.

  • Moin,


    zuerst mal würde ich nicht sagen dass es zwei Gesichter sind.
    ihr Verhalten scheint ja schon ziemlich berechenbar und gleichbleibend zu sein.


    Hundebegegnungen (an der Leine?) sind ihr suspekt und das zeigt sie ganz deutlich.
    Natürlich kann man daran arbeiten - wie lange es dauert hängt von vielen Faktoren ab udn wird man jetzt nicht abshcätzen können.


    Ich denke aber dass ihr es aufjeden fall mit geduld und Spucke schafft - denn sie scheint mir recht Menschenbezogen dunj die Hundebegegnungen erstmal die einzige größere Baustelle.


    Die übersprungshandlund - das Angehen deines Beines - ist für mich irgendwie vertsändlich.
    Der Hund hat bei Hundebegegnungen Stress - das weiß die Pflegestelle - dann geht ein völlig fremder (du) mit dem Hund spazieren - gleich auf einen belebten weg.
    Der Fremde (du) setzt der Hündin Stressituationen aus - mehrfach! Kurz hintereinander.


    dass die Hündin überspringt ist für mich kein Wunder - ich denke es ist hier wirklich ein positives Zeichen, dass die Übersprungshandlung nicht deutlicher war (wirklich mit Beißen) - könnte auch darauf deuten,d ass das Problem nicht wirklich "extrem tiefsitzt" (ich möchte es damit aber nicht runterspielen!)


    Als Pflegestelle hätte ICH die Begegnung udn den Spaziergang mit den Interessenten anders gestaltet ...
    Auch der Umgang mit dem Hund bei neuen begegnungen, liest ich für mich nicht optimal.
    Die Hündin mit Gewalt (runterdrücken) zur Ruhe zu zwingen - das ist ein apssiver Prozess - der zur Folge haben könnte dass die Hündin noch mehr Stress hat udn irgendwann "explodiert" - oder dass sie sich in ihrer "Machtlosigkeit" ergibt - aufgibt ... weiß net, wäre nicht mein Weg.
    Obwohl es aus de rFerne natürlichs ehr shcwer zu beurteilen ist!


    Besser fidne ich den "aktiven" Weg - dass man die Hündin nicht in eine Position zwingt, sondern ihr zeigt, welches Verhalten erwünscht ist.
    Auch die begegnungen an der Leine mit anderen Hunden. Du willst mit Trainer dran arbeiten, das finde ich gut.
    Schaue dass es ein Trainer ist, der euch zeigt, wie du die Hündin dazu bewegen kannst, dass sie freiwillig gewünschtes verhalten zeigt.
    Was ihr nicht braucht ist ein Trainer, der dir zeigt wie du die Hündin für ihren leinenterror strafst!
    Vielleicht findest du hier wen:
    Trainieren statt dominieren - Startseite


    Du schreibst dass sie zwar andere Hunde an der Leine anbellt, aber im Freilauf, wenn sie sich beruhigt, spielt sie mit ihnen.
    Das liest sich für mich ein bisschen nach "Große Klappe" - weil sie Unsicher ist/Angst hat - aber halt nicht wirklich nach 2Beissabsicht".
    Den maulkorb fände ich ind em fall nicht notwendig.
    Aber ich würde natürlich hundekontakte aussuchen.


    wenn du einen Maulkorb trotzdem möchtest - was, wenn man einiges beachtet - nicht verkehrt ist - lies dich mal hier ein:
    Trainieren statt dominieren - Startseite
    Bei Hudnebegegnungen ist die Kommunikation enorm wichtig - schlechte Maulkörbe schränken die Kommunikation ein.
    Was sehr unfait für deine Hündin wäre udnd as Problem der Unverträglichkeit noich deutlich verschlimmern könnte - einfachw eil es aufgrund eines schlechten Maulis zu vielen Missverständnissen kommen kann.


    Ein noch:
    Du wirst Fehler machen! ;)
    Das ist normal udn auch nicht schlimm - Hat jeder gemacht/macht jeder.
    Wichtig ist,d araus zu elrnen, stets zu reflektieren, auf das Bauchgefühl zu höhren, sich zu informieren, eigene Schlüsse zu ziehen.
    Und vor allem das zu amchen was zu dir udn deiner Hündin passt.


    Nur weil wir hier im Forum Methode XY vorschlagen, oder der Trainer Methode Z vorschlägt - heißt das nicht automatisch DAS die beste Lösung für euch ist. (Wobei ein guter Triner die Methoden auf euch abstimmt).


    Genieße die Zeit mit dem Famileinzuwachs! sammelt viele Positive erfahrungen miteinander - das Baut Bindung auf.
    Mit Bindung udn Vertrauen lässt sich viel viel eifnacher an Problemen arbeiten! ;)

  • @frauchen07 Ich wohne in einem Eck, indem es eher ruhig ist. Auch was Hunde angeht. Ich könnte also, gerade zu Beginn, definitiv dafür sorgen dass sie nicht mehr Hunde zu Gesicht bekommt als jetzt auch in Konstanz.


    Aber klar: Genau das frage ich mich auch - wird es ihr, natürlich nur mit einem professionellen Training, helfen sich an andere Hunde zu gewöhnen, oder wird es sie überfordern?


    Ich weiß, auch ihr könnt mir das nicht beantworten, das wird nur die Hündin selbst können, daher frage ich auch nur nach euren Einschätzungen.


    Danke dir!

  • @Manfred007 Vielen Dank für deine ausführliche Antwort!


    Zuerst muss ich sagen, dass der Spaziergang heute mit mehrfachem Hundekontakt nicht das erste ist, was die Hündin mit mir erlebt hat. Zudem hatte auch die Pflegerin die Hündin auf dem ersten Teil der Strecke an der Leine. Das könnte natürlich erklären, wieso sie bei den Hunden 2-4 auch ruhiger war - und danach (mit mir als Frauchen) wieder unruhiger.


    Ich war schon gestern dort, und da sind wir auch spazieren gegangen und die Pflegerin hatte Alexa an der Leine. Aber es stimmt, ich kann völlig verstehen dass man das vermutlich hätte anders gestalten sollen.


    Die Hundebegegnungen sind wirklich die einzige Baustelle, abgesehen von der generellen Leinenführigkeit bzw. Gehorsam. Sie kennt das echte Zusammenleben mit dem Menschen wirklich noch nicht lange, scheint aber wahnsinnig schnell zu lernen. Aber draußen braucht das noch viel Zeit und Training, so scheint es mir.


    Den Trainer würde ich auf jeden Fall nur mit Empfehlungen von Freunden und Bekannten, die ebenfalls (sehr gut erzogene) Hunde haben und sich auskennen, Trainer kennen usw. Aber auch da hast du Recht - ich werde sicher FEhler machen, ich will nur "gravierende" vermeiden und deswegen gleich zu Beginn jemanden zu Rate ziehen ;)


    Vielen Dank für die Links, die du mir gegeben hast, das werde ich mir auf jeden Fall zu Herzen nehmen und anschauen - wirklich tausend Dank! :)

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