Hund auf einem Bauernhof

  • Hallo,
    Ich bräuchte mal Rat wie ich meinen jungen Hund am Besten an alle Tiere auf einem Bauerhof gewöhne.
    Er ist ein Border-Aussie und drei Monate alt. Ich habe ihn Cro genannt, weil er aussieht wie ein Panda. Er ist jetzt mein dritter Hund, denn ich erziehe. Die erste war ein Labrador, die vor einigen Jahren gestorben ist :( , und mein zweiter ist ein Neufundländer. Die Rassen sind ja alle zum Hüten gezüchtet, darum interessieren sie sich alle natürlich sehr für unsere Enten und Hühner, die ja auch so schön hoch fliegen. Ich habe es auch immer sehr gut in den Griff bekommen und die Enten retten sich irgendwann in den See, aber mein neuer Hund hat natürlich sehr viel mehr Power als die anderen und sehr viel mehr Spaß die Tiere zu scheuchen. Darum läuft er jeder kleinen Bewegung hinterher und freut sich schon richtig die Tiere zu jagen. Auch meine Katzen, die Hunde gewöhnt sind und sich eigentlich gut mit ihm verstehen, laufen dann weg und er ihnen nach.
    Für ihn ist es eine tolle Beschäftigung und er freut sich, aber das geht natürlich nicht. So kann ich ihn nicht frei über den Hof laufen lassen und selbst wenn er an der Leine ist, versucht er ihnen hinterher zu jagen. Er tut ihnen nichts und weiß, dass sie zum Hof gehören und wenn ich es bemerke, dass er sie im Blick hat, kann ich es auch unterbinden. Aber wenn er doch mal ungeplant draußen läuft, bekomme ich ihn nicht von den Tieren weg. Er weiß, dass er das nicht darf und läuft dann auch extra vor mir weg, nach einer halben Stunde kommt er dann wieder zu mir und hört auf jedes Wort.
    Ich vermute er brauch mehr Auslastung, aber wenn ich ihn draußen nicht laufen lassen kann, ist das nicht so einfach. Außerdem habe ich bedenken wenn ich ihn apportieren lasse, dass ich dadruch sein Jagtinstiknt noch verstärke. Außerdem möchte ich, wenn er älter ist ihn auch mit auf Ausritte nehmen und wenn ich mich nicht drauf verlassen kann, dass er nicht seinem Trieb nachgeht, wenn ich ihn rufe, klappt das nicht.


    Vllt habt Ihr Ratschläge wie ich mich verhalten kann, um ihm das abzutrainieren, oder seine Energie auf etwas anderes lenken kann? Denn sonst ist er wirklich ein guter Hund, lernt sehr schnell und verträgt sich mit allen.


    LG Anyanimal

  • Ich kenne BC, die bei Schäfern leben und dort richtig arbeiten. Auf dem Hof versuchen sie trotzdem ständig, Hühner, Zwerghühner und Enten zusammen zu treiben. Ist für die mindestens genauso doof (eher schlimmer) wie Hütehunde vom hüten abzuhalten. Die Schäfer haben Zäune gezogen ...

  • Bei ausgebildeten Hütehunden kann ich mir das auch schwer vorstellen.
    Aber er soll ja lernen, das die Tiere zu seinem Rudel gehören und das man so nicht mit ihnen spielt. Unser zweiter Hund beschützt die Tiere sogar vor ihm in dem er sich davorstellt und ihn anbellt, danach hat er es auch gelassen. Ich denke, dass ich mir von diesem Verhalten was abschauen kann und merke auch dass es sich verbessert. Aber wenn ich sein Trieb nicht verlagern kann, wird er sein Spiel nicht einfach aufgeben. Darum stellt sich mir die Frage, was da am Geeignetsten für wäre.

  • Labbi und Neufundländer zum hüten gezüchtet??? Labbis sind Jagdhunde (Apportierarbeit) und Neufis sind zur Wasserarbeit als Helfer der Fischer gezüchtet worden.

  • Hütehunde sind meistens sehr reizoffen (viel viel mehr als ein Labbi oder gar ein Neufundländer). Das bedeutet, es fällt ihnen sehr schwer, Bewegungsreizen NICHT nachzugehen. Ich fürchte, das ist eine ganz andere Nummer an Erziehungsarbeit als das, was du bisher gewohnt warst. Stimmt es, dass der Hund erst drei Monate alt ist?
    Dann mach dich auf was gefasst, da kommt noch einiges. Du hast aber jetzt noch Vieles in der Hand. Ganz wichtig wäre es jetzt, den Hund nicht hetzen zu lassen. NICHTS. Keine Vögel, keine Enten, keine Blätter. Sonst erziehst du ihm die Sucht nach dem Adrenalinstoß, den eine Hetzjagd verursacht, an. Du musst ihn sehr viel mehr anleiten und kontrollieren, als du das bis jetzt offenbar tust.
    Auslastung braucht ein drei Monate alter Hund noch nicht. Im Gegenteil: Jetzt den Hund zu pushen, wäre genau der Fehler, den viele neu-Hütehund-Halter machen. Ruhe muss er lernen. Damit klarzukommen, dass nichts passiert. Schäfer zum Beispiel haben früher (vllt auch heute noch, weiß ich nicht) junge Hunde in der Nähe der Schafe nur angebunden und sonst erst mal lange nichts mit Ihnen gemacht.

  • Er ist ein Border-Aussie und drei Monate alt. Ich habe ihn Cro genannt, weil er aussieht wie ein Panda. Er ist jetzt mein dritter Hund, denn ich erziehe. Die erste war ein Labrador, die vor einigen Jahren gestorben ist , und mein zweiter ist ein Neufundländer. Die Rassen sind ja alle zum Hüten gezüchtet,

    Alle zum Hüten gezüchtet? Border und Aussie ja. Der Labrador ist ein Apportierhund und der Neufundländer ein Wasserarbeiter! Oder meinst du nur Aussie und Border mit deiner Aussage?


    Ich vermute er brauch mehr Auslastung, aber wenn ich ihn draußen nicht laufen lassen kann, ist das nicht so einfach. Außerdem habe ich bedenken wenn ich ihn apportieren lasse, dass ich dadruch sein Jagtinstiknt noch verstärke. Außerdem möchte ich, wenn er älter ist ihn auch mit auf Ausritte nehmen und wenn ich mich nicht drauf verlassen kann, dass er nicht seinem Trieb nachgeht, wenn ich ihn rufe, klappt das nicht.

    Nein. Dein Hund benötigt Erziehung. Schlicht und einfach.
    Border Collies und Aussies sind absolut scharf auf alles, was sich bewegt. Man muss von klein auf darauf achten, dass sie lernen, nicht jedem reiz hirntot hinterherzugehen (Impulskontrolle!). Dein Hund ist drei (!!!) Monate alt. Ein Baby. Der steht noch ganz am Anfang und braucht alles...aber keine Auslastung.


    Dein Hund braucht jetzt:
    - eine klare Struktur (was darf ich und was nicht)
    - viel Geduld von dir
    -Langsames Heranführen an neue Reize (zB einfach angeleint in der Nähe der Tiere aufhalten)
    - Langsames Gewöhnen an den Alltag auf dem Hof
    -Langsames Gewöhnen ans Pferd (erstmal nur beim Putzen dabei sein, dann beide gemeinsam führen usw)
    -Bindungsaufbau mit dir


    Was dein Hund nicht braucht:
    -Auslastung
    -Jagderfolge/die Möglichkeit zu hetzen
    -Härte

  • Einem 3 Monate jungen Border oder Aussie muss man nicht extra auslasten, im Gegenteil, sie müssen im 1. Lebensjahr erst einmal lernen ruhig zu bleiben und eben nicht jedem Bewegungsreiz kopflos hinterherzujagen. Nimm ihn an die Leine oder Schleppleine, schau, dass du attraktiver wirst als die Hoftiere und er kontrollierbar/abrufbar wird. Ruhiges Verhalten immer belohnen und einfordern, keine Ballspiele etc., lieber alles was ruhig und konzentriert ist z. B. Suchspiele.

  • Ich vermute er brauch mehr Auslastung

    Nein. Er benimmt sich einfach seiner Veranlagung entsprechend. Er ist darauf selektiert und tut, was ihm seine Genetik sagt. Außerdem ist er gerade mal so alt:

    Er ist ein Border-Aussie und drei Monate alt.


    Außerdem möchte ich, wenn er älter ist ihn auch mit auf Ausritte nehmen und wenn ich mich nicht drauf verlassen kann, dass er nicht seinem Trieb nachgeht, wenn ich ihn rufe, klappt das nicht.

    Das ist ein hohes Ziel. Mit Aussies klappt das in der Regel irgendwann ganz gut, mit BCs ist es schwierig. Ich kenne viele mit BC, die sich das abgewöhnt haben, den Hund zum Ausreiten mitzunehmen und das zugunsten der Nerven und der Verletzungsgefahr trennen. Ich sag mal ganz ehrlich: Wenn Dir Dein Hundekind jetzt schon so aus dem Ruder läuft, dann würde ich den Gedanken, dass das mal klappen könnte ganz, ganz weit nach hinten schieben.

    Aber er soll ja lernen, das die Tiere zu seinem Rudel gehören und das man so nicht mit ihnen spielt.

    Ich würde sagen: Für diesen Wunsch hast Du zur falschen Mischung gegriffen. Für einen Koppelgebrauchshund sind die Tiere auf Deinem Hof zum Arbeiten da. Damit sind es Jagdobjekte und sie werden auch immer Beute bleiben. Wenn Du gut trainierst, dann kannst Du den Hund unter Deiner Aufsicht unter Kontrolle halten.


    Der Border Collie läuft grundsätzlich nicht mit freiem Zugriff auf das Nutzvieh auf einem Hof herum. Diese Hunde werden immer weggesperrt, wenn sie nicht zur Arbeit genutzt werden. Es ist also bei diesen Hunden überhaupt kein Selektionskriterium, dass er solche Tiere als "Freunde" betrachten soll.


    Beim Aussie geht das manchmal, weil er eben ein Hofallrounder ist. Aber auch bei dem ist es gut möglich, dass man strikt trennen muss.


    Ich würde mal sagen: Du hast für Deine Vorstellungen und Wünsche zur komplett falschen Rassemischung gegriffen. Ich würde getrennte Bereiche einrichten und üben, üben, üben ...

  • Ich danke euch für die vielen guten Antworten!!!
    Im Bezug auf Labradore und Neufundländer weiß ich das sie hauptsächlich für die Arbeiten sind die ihr genannt habt und nicht mit Aussies und BC zu vergleichen sind. Aber sie helfen den Fischern ja dabei die Fische in das Netz zu scheuchen und in diesem Zusammen hang habe ich das auch bei meinen Hunden erlebt.
    Und auch mit euren anderen Tipps kann ich gut etwas anfangen. Weil ich ihn eben auch nicht übermäßig auslasten will, aus den Gründen die ihr genannt habt und es mir wichtig ist das er diese Erfolge beim Jagen nicht hat. Aber ich dachte, dass ich seine Motivation auf etwas anderes lenken sollte.
    Wenn er draußen ist habe ich ihn, wie ihr es empfohlen habt, auch immer an der Leine oder an einer langen Schleppleine.
    Aber ich gebe zu das ich zum Teil noch etwas unsicher war, ob ich seine Intesität richtig zügel. Und intuitiv hätte ich es auch wie ihr es empfiehlt bei ihm gemacht, aber im Vergleich mit anderen Hundehaltern war ich etwas unsicher. Darum vielen Dank für eure Hinweise.
    Ich werde es mal mit Suchspielen versuchen, ich denke das ist eine gute Alternative.


    Heute habe ich mich einfach mal mit ihm an der Leine zwischen die Enten und Hühner gesetzt als ich sie gefüttert habe (er kommt beim Füttern an der Leine immer mit damit er Rutine im Umgang mit den Anderen bekommt), wenn er jemanden hinterher laufen wollte habe ich ihn aufgehalten und wieder zu mir geholt. Sobald er ruhig wurde und sich zu mir gelegt hat und ich gemerkt habe das er die anderen Tiere nicht wie Beute betrachtet habe ich ihn gekuschelt, bis die Tiere alle von selbst weg gegangen sind.
    Als er später (auch an einer längeren Leine) versucht hat die Enten zu scheuchen, habe ich mich davor gestellt und ich ihn von ihnen weg gescheucht und ihm das Befehl zum Aufhören gegeben. Danach hat er sich entfernt und unterwürfig hingelegt. Ich konnte dann zu ihm gehen und habe ihn dann gestreichelt und gelobt und ihm befohlen mit mir zu kommen.


    Denkt ihr das ist ein guter Weg ihm das Verhalten abzugewöhnen?


    Unsere Beziehung ist denke ich schon sehr stark. Ich kenne seine Mutter schon sehr lange und habe ihn schon direkt nach der Geburt kennengelernt und früh eine Beziehung aufgebaut. Er freut sich immer sehr, wenn jemand anderes auf ihn aufpasst und ich dann wieder kommt und folgt mir auch im Haus immer. Ich habe nur leichte bedenken wo ich die Grenze in seiner Intensität ziehen soll. Wenn er mich begrüßt, zwinge ich ihn zur Ruhe und bekomme das denke ich auch schon gut hin. Wenn andere Leute aber kommen und das meist nicht so gut händeln können, dreht er natürlich sehr auf. Ich rufe ihn dann meist zu mir um ihn zu beruhigen und dann lasse ich die andere Person ruhig zu mir kommen.
    Habt ihr da vielleicht noch Ratschläge oder Hinweise woraus ich achten muss?

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