Ist Hundeerziehung heutzutage zu verkopft?

  • Aber schon da muss man auf sein Bauchgefühl hören können. Lehrt die Hundeschule ausschließlich nach Schema F, muss einem auch erstmal auffallen, dass da vielleicht etwas nicht so funktioniert. Aber das setzt vorraus, dass man sich damit auseinander setzt und sich nicht alles vorkauen läßt.


    Und leider fällt mir aber genau das immer mehr auf: Man läßt es sich vorkauen und setzt es ohne Reflektion durch. Am Besten noch mit einem Welpen, der gerade erst eingezogen ist.

  • Ich bin froh, das ich meine Hunde nicht in irgendein Schema quetsche & dann in Panik verfallen muss, wenn es mal nicht funktioniert.


    Ich hatte von Kind an einen Hund, meine beiden hab ich jetzt seit 2-3 Jahren. Bei uns gab es keine Hundeschule, keine Bücher (außer vielleicht 1-2 die sowieso in der Ecke lagen), keinen Trainer, keine Methoden die man verfolgt hat oder sonst irgendwas. Hier wurde von klein auf einfach ''gelebt'' & siehe da, es hat wunderbar geklappt. Ich würde sagen sie vertrauen mir blind, lieben mich abgöttisch- genauso wie ich es auch tue & führen ein sehr gutes Leben und haben viele Freiheiten, die vielleicht auch viele nicht haben. Es gibt Tipps & Tricks, die zur Auslastung dienen, genauso wie viele Sportarten und Abwechslung. Aber sicherlich nicht deshalb weil es irgendein Schema vorschreibt, sondern weil meine Hunde daran spass haben. Ansonsten Hilft oftmals Verstand und Bauchgefühl!

  • Ich habe gerade mal in meinen alten Büchern gekramt. Auszüge aus einem Erziehungsratgeber für Hunde aus dem Jahr 1963:


    Du musst Deinen Hund bereits am ersten Tag zur Reinlichkeit erziehen. (...). Kannst Du Deinen Hund nicht ausführen, bringe ihm bei, eine mit Zeitungen gefüllte Kiste zu benutzen. Setze ihn in die Kiste und lasse ihn darin, bis er getan hat, was er tun soll. Lasse ihn nicht vorher aus der Kiste. Wechsle die Zeitung täglich aus, lasse aber ein wenig beschmutzter Zeitung in der Kiste. Der Hund erinnert sich durch den Geruch daran, was er tun soll.

    Wenn sich Dein Hund schlecht benimmt, gib ihm einen Schlag mit einem gefalteten Zeitungspapier und sage laut "Nein, nein, nein!". Dann führe den Hund hinaus und stecke ihn in seine Kiste.


    Zum Thema Mischlinge:


    Bastarde werden überwiegend als Haushunde gehalten. Man muss für einen solchen Hund nicht viel Geld bezahlen, häufig werden Bastarde verschenkt. Bastarde können für jede Tätigkeit benutzt werden, weil sie von ihren Vorfahren alle guten Eigenschaften erben. Sie eigenen sich gut als Zirkushund. Auch bei Fernseh- Dressuren sind viele "unechte Kollegen" sehr erfolgreich. Es sind nicht nur reinrassige Hunde wie Lassi, die ihr Publikum erfolgreich unterhalten können.


    Das zum Thema "früher war alles besser" :D

  • Ich habe als Kind sehr viele Bücher über Hundeerziehung gewälzt. Alles was die städtische Bücherrei so hergab. Und so habe ich vor allem gelernt, wie ich es nicht machen wollte (es waren Bücher aus den 60gern mit dabei, Schäferhunde drin abgebildet, kann man sich also vorstellen...). Vielleicht ist das ein Grund warum ich mich auch nie wirklich auf DEN Weg festgelegt habe.


    Mir war schon immer klar: Wenn ich etwas beibringe, muss es sich für den Hund auch lohnen, bis es zur Normalität wird.


    Problem ist halt dann, wenn man sich festfährt und nur eine Belohnungsstrategie fährt. Bei meinem Rüden hat ein Leckerlie draußen nicht den Belohungsreiz, wie bei meiner Hündin. Dafür kann meine Hündin mit einem kleinen Such und Bringspiel eines Gegenstandes überhaupt nichts als Belohnung anfangen. Meinen Rüden braucht man draußen mit "Brav!" Streicheln nicht kommen (er möchte nicht angefasst werden draußen), meine Hündin findet das so toll, das sie einem fast in den Arm springt.


    Allein bei der Unterscheidung der verschiedenen Belohnungsarten und den Einsatz dieser kommen viele nicht mehr hinterher. Weil sie eben nicht reflektieren können, wollen, oder weil sie Angst davor haben etwas falsch zu machen. :ka:

  • Ich tue mich mit so Beispielen, wie im Anfangsposting sehr schwer.
    Klar pöbelt der Hund nicht, wenn Frauchen - die er bisher als berechenbar und positiv kennengelernt hat - ihn plötzlich ihren Frust und Ärger spühren lässt. Da würde ich als Hund auch erstmal keinen Ton sagen und irgendwie "duckmauserig" werden...ob das dann wirklich so für das Bauchgefühl und die neue Methode spricht....

  • @Juno2013
    Etwas nach dem Erscheinungsdatum hatten wir einen Familienhund und ich muss sagen: "es gab auch damals schon Menschen, die ihr Bauchgefühl benutzt haben". :D


    Unser Hund wurde rausgetragen und auch mit keiner Zeitung gehauen.
    Dieser Hund konnte weder sitz noch platz und war trotzdem folgsam. Da gab es keinen Superrückruf, sondern Name und komm.

  • Noch eine kurze Ergänzung:
    Inzwischen bin ich in einem Ratgeber von 1984 angelangt. Da erzieht man dann schon wieder mit Schlägen per Hand, weil der Hund sonst Angst vor der Tageszeitung bekommt.
    :ugly:

  • "es gab auch damals schon Menschen, die ihr Bauchgefühl benutzt haben".

    Die Bücher, die ich zitiert habe, spiegeln das Bauchgefühl der Hundehalter, die ich in meiner Kindheit kannte und die Art und Weise, wie Hunde in meinem Umfeld damals erzogen wurden.
    Dass sich hier nur Ausnahmen tummeln, die damals schon alles richtig gemacht haben und ganz stark gegen den Strom geschwommen sind, war mir klar. :D

  • hundeerziehung ist meines erachtens, keine sache, die man nur mit "reinem bauchgefühl"


    umsetzen sollte; das kann , meines erachtens, nur nach hinten los gehen....

  • Der nächste Trend: Den Hund in Watte packen und wie Porzellan behandeln.


    Man darf dem Hund gegenüber nicht laut werden und wenn man auch noch so innerlich kocht, soll man sein schauspielerisches Talent raus lassen und so tun als ob... und damit den Hund noch unsicherer machen, weil der genau weiß das das neutrale Verhalten von seinem Menschen nicht echt ist.


    Bin ich sauer auf meinen Hund für eine Aktion, dann tu ich nicht so als wäre ich es nicht. Je nach Aktion lasse ich es den Hund direkt wissen. Ja, ich werde dann laut und ja,ich werde durchaus auch körperlich. Oder aber ich wende mich stillschweigend ab und das ist für den Hund genauso unangenehm wie mein Schauspielern, oder wenn ich es raus lasse.


    Ein Hund weiß genau wie er seinen Menschen zu nehmen hat. Er weiß auch, warum und wann ein Mensch vielleicht gerade mal eher mit Abstand zu genießen ist und wann es auch wieder gut ist.


    Beißt mir mein Hund in die Hand (aus welchen Gründen auch immer), werde ich entsprechend reagieren. Beißt mein Hund meinem anderen Hund (aus welchen Gründen auch immer) in die Pfote, wird mein anderer Hund auch entsprechend reagieren. Mein anderer Hund denkt sich dann auch nicht "Bleib locker, der hat das nicht mit Absicht gemacht!"und schauspielert das alles okay ist. Nein. Er wird seinen Unmut entsprechend mitteilen und beim nächsten Mal wird der beißende Hund auch mehr aufpassen wohin er seine Zähne packt.
    Trete ich meinem Hund auf die Pfote, wird er auch nicht darüber nachdenken ob ich es nun mit Absicht gemacht habe, oder aus Versehen. Er reagiert darauf. Je nach Typ Hund unterschiedlich. Poco jault, Rosie quiekt, der nächste Hund schnappt. Lehrt mich alles 3 bei nächsten Mal aufzupassen, denn es tut dem Hund weh.


    Warum also, da kommt mein Bauchgefühl ins Spiel, soll ich meinem Hund gemischte Signale senden (mit meinem schauspielern) wenn ich ihn kurz un knapp wissen lassen kann "Du, das war jetzt Mist!" und die Sache ist gegessen? Beim nächsten Mal passt Hund ein wenig mehr auf und fertig. Schauspieler ich, wird der Hund beim nächsten Mal nicht wissen, was mein Problem ist und wird es wieder machen.


    Das war nur ein sehr grobes Beispiel. Nuancen und andere Dinge sind da nicht inbegriffen.

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