Ist Hundeerziehung heutzutage zu verkopft?

  • Jo! Sollte ein Hund auch lernen (wenn er´s dann später im Alltag braucht ;) )Am besten, indem man einfach seinen Alltag lebt mit Hund, eben auch in Trubel und Action.
    Ob man deswegen einen (Jung)Hund mit auf die Kiellinie der Kieler Woche nehmen muß (schon gesehen!) halte ich für fraglich, aber ein gewisses Maß an Trubel schadet einem nicht verhaltensauffälligen Hund wohl kaum.


    Ich halte es irgendwie immer für das sinnvollste, auch mit Welpen seinen Alltag weiter zu leben, sicher angereichert mit öfter raus zum Pipi etc, aber weder sollte sich das Ganze Leben um den Hund drehen, noch sollte man sich verpflichtet fühlen, "dem Hund zuliebe" die nächsten 10 Jahre mindestens 5 Hundesportarten an 6 Tagen die Woche ausüben zu müssen.

    Dieses "Mein Leben dreht sich um den Hund" hat mich in der ersten Zeit hier doch zumindest erstaunt (ehrlicherweise etwas schockiert). Alleine der Anspruch "Wenn man nicht x Stunden am Tag dem Hund widmen kann, sollte man es gleich bleiben lassen und sich ein Steiff-Tier kaufen"... Oder "Was, dein Hund läuft nebenher? Das KANN nicht gut gehen!" usw usf.


    Sich alleine auf ein Tier zu konzentrieren, sein Leben danach auszurichten, ist genauso - vorsichtig formuliert - un-ideal wie sich komplett auf ein Kind oder einen Job auszurichten. Das bekommt auf Dauer keinem gut.

  • Aber bei mir muss auch ein Junghund mit Trubel und Action klarkommen.


    Es ist aber ein Unterschied, ob ein hund mit dem "normalen" Trubel klar kommen muss, den das Leben einfach ab und an mit sich bringt oder ob man künstliches Programm fährt, weil man meint, der Hund braucht das unbedingt.

  • Ein Zufallsergebnis?
    Bei Blindenführhunden, Rettungshunden usw.?


    Alles nur Zufall, daß diese Hunde zuverlässig arbeiten konnten?

    Für Blindenhunde oder Rettungshunde, nimmt man immer nicht nur Rassen, sondern auch Charaktere, die für genau diese Aufgabe geeignet sind. Die Dinge die sie tun sollen, müssen grundätzlich schon verankert sein. Man kann einen hibbeligen und grundsätzliche nervösen Hund, genaus so wenig zu einem Blindenhund machen, wie einen Herdendschutzhund. Ein Hund der schon Rassebedingt (eingie Wachhunde) über eine gegenüber anderen Rassen "schlechte" Nase verfügen und und insgesammt eher grobmotorisch ist (Molosse), sehr schreckhaft sind oder sich durch entsprechende Reize sehr leicht ablenken lassen sind für den Einsatz als Rettungshund unbraucbar. Kein Hund mit einer sehr niedrigen Reizschwelle, läßt sich zu einem von Beiden ausbilden. Dafür geben sie wunderbare (Personen)Schutzhunde ab. Es ist KEIN Zufafa llmehr, wenn ich eine Vorselektion passender Rassen nehme und mit denen dann rasse- und charaktertypsiche Merkmale ausbaue, bzw. mit denen Arbeite. In vielen dieser Bereiche werden solche Vorselektionen unter einer größeren Anzahl geeignet erscheinender Hunde druchgeführt, bei denen dann nicht wenig als ungeeignet oder nur bedingt geeignet durchfallen. Die von Dir genannten Hunde tun das was sie tun aufgrund ihrer (durch Menschen verfeinerten und herausgearbeiteten) Veranlagung und nicht völlig unabhängig davon.


    Man kann mit Clickern und der dabei stattfindenden Konditionierung aber ALLEN Hunden (besser vielen verschiedenen Tierarten, denn Clickern wurde ja nicht nur für Hunde entwickelt, sondern für die Tierdressur allgemein) Kunststücke in Form von komlexeren Abläufen beibringen. Und zwar auch solche die sogar NICHT ihren grundsätzlichen Verhaltensweisen entsprechen und ihnen im schlimmsten Fall eigentliche sogar entgegen stehen. Und darum ging es in meiner Aussage. Nicht um Ausbildung von HUnden anhand ihrer Rassetypischen Merkmale.

    Ich stimme, den ersten Teil fast komplett zu außer:
    "Auf ein Clickern folgt immer ein Leckerlie."
    Es kann auch eine andere Belohnung folgen, es muss kein Leckerlie sein.


    Futter ist für viele Hunde aber eine gute Motivation und einfach zu handhaben und deshalb auch sehr beliebt als Belohnung.

    Die klassische und ursprügngliche Methode des Clickerns (und nur von der schreibe ich und nicht von den unterschiedlichen Interpertationen einzlener HH) erfordert einen immer gleichen und absolut zuverlässig funktionierenden Indikator, der im Bezug zum Clickergeräusch steht. Das verhält sich dabei genau wie das Clickern an sich. So wie die Intensität, die Lautstäkre und das Geräsuch des Clicks an sich immer gleich ist und sehr schnell ist (egal welche anderen Umgebungsvariablen gerade vorhanden sind), muss auch die Belohnung immer zuverlässig gleich (gut) motivierend sein. Da Futter als wichtigster Ressource überhaupt ein sehr zuverlässiger positiver Verstärker ist, nimmt man (auch in der wissenschafltichen Konditionierung) immer Leckerlies. Allein schon um die Reproduzierbarkeit zu gewährleisten. Hat man erst mal herausgefunden worauf ein Hund wirklich abfährt, dann ist so ein Leckerlie eben sehr zuverlässig und völlig unabhängig davon, in welcher Stimmung sich der Halter oder der HUnd gerade befinden. Ein vielleicht noch wichtigerer Punkt ist: Da Clickern ja eine sehr schnelle Bestätigung einer gerade vollzogenen Handlung ist, sollte die Belohung problemlos innerhalb des zu übenden Ablaufs zu verabreichen sein. Wir reden ja von Konditionierung. Soll heissen: Der HUnd läuaft los, springt über den Zaun und dreht sich nach Links, macht einen Schritt ( Jetzt Clickern = Punktgenau) und geht weiter (Jetzt als Folge auf dad Clickern ein leckerlie WÄHREND die Aktion noch läuft),der Hund bleibt stehen, dreht sich nach Links und springt wieder über den Zaun (jetzt Clickern = Punktgenau ) und geht weiter geradeaus (Jetzt Leckerlie WÄHREND die Aktion noch läuft).. Ich kenne keine andere Belohnung, die man qualitativ und von der Intensität her gleichbleibend "verabreichen" könnte, ohne die gerade ablaufende Einheit zu unterbrechen...

    Dein Beitrag ist für mich ein paradebeispiel für einen verkopften Beitrag über hunde Erziehung. ÜberwissenschaftlIch, Panik machend und natürlich noch der Zusatz das die Meisten HH nicht wissen was sie tuen.

    Das liegt in der Natur der Sache. WENN man eine ganz bestimmte Methode anwenden will, dann MUSS man sich zuerst mal das Wissen anschaffen wie sie denn funktioniert. Es macht nicht den geringsten Sinn, etwas anwenden zu wollen, dass man letztendlich gar nicht verstanden hat. Das Ergebnis wäre rener Zufalle und letztendlich Müll.Und gerade hinter dem Clickertraining liegt ein klein wenig mehr als das sog. Bauchgefühl. Es wude mit einerm ganz speziellen Ziel entwickelt und funktioniert nur dann zuverlässig (wie gesagt nicht nur mit Hunden, sondern mit sehr vielen Tierarten) wenn man es sehr exakt anwendet. Je weiter man vom richtigen Timing abweicht oder die notwendige Konditionierung durch Eigenimprovisationen aufweicht, desto unzuverlässiger und schwammiger funktioniert es. Wie gesagt. Diese Methode kommt aus der professionellen Tierdressur. Da geht es ums Geldverdiene, nicht (nur) um Spaß.


    Sich mit wissenschafltich begründbaren psychologischen Hintergründen einer angewandten Theoeie zu beschäftigen, besondern wenn die richtige Anwendung wichtig ist, halte ich nicht für verkopft. Das ist einfach eine Notwendigkeit. Für mich wäre es verkopft, wenn ich ausserhalb der Anwendung solcher Methoden (also ausserhalb des Trainings), jede Handlung, jeden Schnauber oder jeden Furz, den meine Hunde ausführen, bzw. ablassen, dafüber nachdenke welche Theorie oder welcher psychologische Hintergrund dahinter steckt. Nur weil ich mal ein bisschen studiert habe und über verschieden medizinische Hintergründe meiner Hunde bescheid weiss, denke ich ja bei jederr Bewegung meines Hundes auch nicht daüber nicht, welche Muskeln da wie mit welchen Sehnen, wie genau zusammen arbeiten oder welche biochemischen Vorgänge gerade stattfinden, wenn einer der Hunde an Kacke schnüffelt. Würde ich DAS tun, DANN wäre das verkopft.


    Aber rein interessehalber: Ich habe so unwissenschafltich wie möglich geschrieben, eher sogar sehr platt. Was daran war denn "überwissenschafltich"? Und das mit der Panik machen, dass verstehe ich jetzt überhaupt nicht. Wie kann man Panik machen, wenn man die Methodik eines schon klassischen Ausbildungswerkzeugs beschreibt? Auch würde mich brennend interressieren, wo ich "die Meisten" schreibe???? Ist es für Dich schon Verkopft Inhalte so wiederzugeben oder so zu lesen, wie sie tatsächlich geschrieben wurden? Ich schrieb VIELE. Es gibt da sprachlich einen gravierenden Unterschied zwischen "viele" und "die meisten".


    Und zu dem "Viele" stehe ich (auch ohne Verkopft zu sein). Dieses Sichtweise ergibt sich leider, wenn man sich häufig mit Hundehaltern und deren Hunden beschäftigt um (angebliches) Fehlverhalten der Hunde zu korrigieren oder behiflich sein soll, dem Hunde etwas beizubringen oder abzugewöhnen.

  • Und nein, ich habe nix gegen positivler, ich habe aber etwas gegen Menschen die vor lauter Ideologie realitätsfremd sind.

    Meine Theorie dazu ist ja, dass diese Menschen entweder zu viel Zeit haben oder zu wenig Selbstbewusstsein, und sich deshalb in irgendeinem Extrem profilieren müssen, um wenigstens irgendwo was zu sagen zu haben.


    Mich verstören solche Extreme immer leicht....ebenso, wenn ich Erziehungstipps a la "Sie dürfen nicht ausweichen, sonst lernt er (er ist eine SIE) das nie" aus der Ferne bekomme. Zu dieser Zeit war meine Hündin, dank Kollisionen mit ein paar leinenlosen Tutnixen, zum kleinen Leinenpöbler mutiert und ich war mit ihr im Anti-Leinenpöbel-Training, d.h. wir gingen im Bogen um klugscheißende Hundehalter mit kläffenden Fellteilen an der Leine vorbei :ugly:


    Meine Antwort darauf war übrigens: "WIR kommen schon klar" :D

  • Sie sollen an meiner Stimme, an meiner Körpersprache erkennen, wie ich sie und ihre Handlung gerade empfunden habe. Genauso, wie ich sie beobachte, ihre Stimmung, ihre Absichten kennen gelernt und meine Reaktion darauf eingestellt habe.

    :gut:

  • Fast ist es schon zur Mode geworden den Hund für alles zu belohnen,


    -- schreibt Gullideckel


    und auch wenn ich das gar nicht bestaetigen kann, weil ich nicht weiss, ob das so ist, so wuerde es mich nicht wundern, denn DAS ist es was heute mit den Kindern passiert.


    Eine "lustige" Sache.


    Frueher habe ich Hausaufgaben machen muessen (in den 70zigern) und die abliefern. Das war so und fertig.


    Als meine juengste Tochter in die Grundschule kam (2001) bekam die ploetzlich Bienchen und die Klasse ging ins Kino, wenn alle ihre HA gemacht haben.


    Erschreckend.

  • Wir haben in der fünften Klasse angefangen Wochenpläne zu bearbeiten in der Schule.
    Dafür gabs Tigerenten Stempel. Hat man mehr gemacht gabs nen extra Stempel.
    Wenn man eine bestimmte Anzahl hatte durfte man sich was aussuche aus einer Kiste.
    Fast alle haben jede Woche mehr gemacht.
    Das finde ich auch wirklich schrecklich.


    Ernsthaft ersten hinkt der Mensch-Hunde-Vergleich. Zweitens, ich bin ehrlich, lerne ich lieber für Belohnung, als für das Ausbleiben von Strafe.
    Kann aber jeder halten wie er will.
    Drittens, nein früher war nicht alles besser.


    Und ja meine Hunde kennen ein Nein, einen Abbruch und müssen auch unweigerlich lernen mit Frust umzugehen, aber der Grundtenor hier ist positiv.

  • Jo, das versteh ich schon.


    Es ging auch nicht um einen direkten Vergleich sondern um die Tatsache des Belohnens.


    a) nicht alles muss belohnt werden, denn man kann ja auch mal was einfach so machen und b) muss ohne Belohnung nicht gleichzeitig Strafe bedeuten.


    Der Zwischenweg waere doch prima.


    nevermind.

  • Wie die Hundeerziehung früher aussah weiß ich nicht, das ist ja mein erster Hund.


    Aber ich denke ich gehe oft viel zu verkopft an die ganze Sache ran.
    Wegen eigener Unsicherheit, wie soll ich jetzt was machen in welcher Situation, wird hier viel gelesen, brav sämtliche Kurse besucht, trainiert und so weiter.
    Manchmal kommt es mir so vor, als ob ich immer weniger weiß, je mehr ich erfahre, lese, lerne. Es ist schon verwirrend. Es verunsichert auch.


    Das Bauchgefühl bleibt da eher auf der Strecke, ich denke ich bin schon manchmal zu verkrampft.


    Jetzt schau ich mir mal umseren kleinen Sohn an, 11 Jahre.
    Der ist sicher nicht verkopft....klar er weiss schon einiges von uns, aber in der Regel pfeift er drauf :pfeif:


    Der geht total intuitiv mit dem Hund um. Da kanns schon passieren, dass er auch mal grob wird. Da wird mal geschubst oder weggestossen, das Hexi wird schon auch mal angeplärrt von ihm.
    (wenn ich dann den Sohn rüffel dafür, krieg ich zu hören, das hat sie doch auch gemacht :ka: ) Die wird geärgert, beschmust bis zu umfallen und und und


    Der macht einfach! Tja und wenn ich mir die beiden dann so anschaue....die sind ein Herz und eine Seele!
    Emmi liebt diesen Rabauken von ganzem Herzen!


    Auch ein Beispiel dafür...wenn Das Lotti zB ins Auto soll, nö macht sie nicht...kommt mein Sohn "Emmi hopp in Auto" zack ist der Hund drin. Es gewittert ganz arg, die Emmi schlüpft zum Kurzen ins Bett, nicht dass der Angst hätte.


    Das werden noch so richtig gute Kumpels! Ohne Kopf! Einfach nur aus dem Bauch raus!


    Wenn ich mir die beiden so anschaue, wäre ich auch gerne weniger verkopft!






    Zwei die sich mögen! :herzen1:
    Mich würde interessieren, ob das hier andere auch so empfinden!
    Wie gehen eure Kinder mit dem Hund um und habt ihr auch das Gefühl, die Bindung ist da so richtig toll und wächst ständig?!


    Gerade weil sie sich eben keine so grossen Gedanken machen!


    (ok, gut, erziehen muss dann schon ich! :roll: )

  • Meiner Erfahrung nach gibt es Menschen (auch Kinder), die haben einfach ein gutes "Gespür" für einen Hund und andere haben das nicht und müssen sich das hart erarbeiten und da merkt man dann den Unterschied in der Beziehung Hund und Halter weil das Gespür intuitiv richtig ist und das Erarbeitete nach "Schema F" oftmals nicht passend ist.

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