Ist Hundeerziehung heutzutage zu verkopft?

  • @Michi69
    Aber das ist es doch, was ich damit sagen will :| Wenn der Hundehalter nicht weiß, dass das aus Stress passieren kann, also nicht das theoretische Wissen dafür hat, dann kann er nicht adäquat darauf reagieren. Das Bauchgefühl wird da ja eher weniger sagen "Hey, der macht das aus Stress", weil man eben Rammeln eher mit Sexualverhalten verbindet.

  • Ja, du. Andere sehen das nicht. Oder wissen nicht, wie sie damit umgehen sollen. Oder wie sie daran trainieren können.

    Das sehe ich auch so. Es ist gut und wichtig, dass es soviel gute! Literatur auf dem Markt gibt oder man sogar schnell und einfach zu finden im Internet Informationen bekommt. Besonders beim ersten Hund, sofern man dafür kein Gespür hat oder ein Naturtalent ist, sieht man eben nicht alles an der Körpersprache des Hundes oder weiß direkt wieso er was macht. Da passieren schnell Erziehungsfehler oder kleine Unfälle, die aufgrund von hoher Auto-, Menschen-, Wild- und Hundedichte nicht so gut abgepuffert werden. :/



    Man bekommt jetzt ja schon Input übers Fernsehen und teils auch guten. Ich möchte mal die Martin Rütter Folge erwähnen in der der Leinenpöbler ausgerastet ist und eins drüber bekommen hat, weil ein freilaufender Hund rein gedonnert ist, mit nicht so friedlichen Absichten. Ich war so froh, dass sowas mal im Fernsehen ausgestrahlt wird, das erreicht ja dann doch ein paar mehr Leute die mal darüber nachdenken ob das klug ist was sie tun oder ob man nicht doch mal kurz den Hund anleinen kann. Und andersrum ob es nicht berechtigt ist, dass der Hund Stunk macht, wenn man ihn da völlig ausliefert.

  • Bis zum heutigen Tage hat keiner meiner Hunde je eine Welpen oder Erziehungsstunde von innen gesehen. Und meine einzige Lektüre war eine Doppelseite in einem Sheltiebuch 1998. Auch im Internet überfliege ich Erziehungsthemen nur.

  • Leider schaffen sich heutzutage ja auch viele Leute einen Hund an weil es Mode ist...man muss einfach einen haben. Das sind doch genau die Personen die sich auch gar nicht mit dem Tier auseinandersetzten und nicht belesen welche “ Anforderungen“ ein Hund stellt und schon gar nicht sich kundig machen was die Körpersprache eines Hundes aussagt und wie vielseitig diese auch ist ( Hund wedelt mit dem Schwanz,ergo freut er sich ). Wenn alle Menschen die sich einen Hund anschaffen erstmal gezwungen wären ein Verhaltensbuch zu lesen und sich wirklich !! für die Belange des Tieres interessieren würden,gäb es gar nicht so viel HuSchu und Erziehungsmethoden.

  • Ein ganz riesengroßes Problem, das ich in diesem Zusammenhang sehe ist der immer größer werdende "Wahn", perfekt sein zu wollen.


    Fehler machen andere, man selber aber nicht!
    Das erwartet man heute von sich selber.
    Traurig das.....


    Als ob Hunde so blöd wären, gemachte "Fehler" nicht einfach weggrinsen oder vergessen zu können!


    Dazu die mangelnd Bereitschaft, Konflikte auszutragen. Mit dem Hund.
    Der Hund hat irgendwas nicht zu machen, weil ich es nicht will. Puknt!


    Das kann man mit entsprechender Souveränität durchsetzen (oder auch nicht immer ;) ), einfach mittels Körperhaltung, Einstellung....
    oder man kann ablenken, konditionieren, Ersatzhandlungen anbieten.....


    Macht sicher auch von Zeit zu Zeit Sinn, aber manchmal ist es vielleicht auch gut und vernünftig, als HH einfach mal auf seinen Willen zu bestehen.


    Beispiel: meine alte Hündin ist läufig. Ich gehe trotzdem mit dem Rüden zusammen spazieren, Rüden an der Flex, Hündin im Freilauf (ich gehe in der Regel dort, wo keine anderen Hunde sind ;) ).
    Jetzt zeigt er Interesse an der Hündin (zufällig seine Mutter), die läßt ihn aber nicht. Er bedrängt sie nicht (Mutters Machtwort gilt schließlich was im Rudel), aber wenn ich sehe, dass sie sich verfolgt fühlt, gibt es von mir einen verbalen Anrantzer. Im Sinne von "LASS DAS!"
    Ich könnte ihm natürlich auch als Alternative darauf konditioniert haben, was mit sich rum zu tragen und ihm das dann als "Alternativ-Job anbieten. Oder sonst was.


    Ich kann aber auch einfach darauf bestehen, dass er in bestimmten Dingen ganz einfach meinem Willen zu folgen hat.

  • Es gibt kein Schema F für die Hundeerziehung und es muß ganz viel aus dem Bauch heraus erzogen werden, ganz einfach weil jeder Hund anders ist.
    Ich habe jetzt meinen sechsten Hund und jeder Hund wurde anders von mir angefaßt/erzogen.
    Das laut gesprochene Wort, daß bei dem einen Hund wirkt, kann den anderen Hund total verunsichern.
    Man braucht Fingerspitzengefühl für die Hundeerziehung und vor allen Dingen Verständnis für das andere Lebewesen.

  • @Cattlefan Da geb ich Dir 1000% Recht. Früher wurdem dwm.Hund auch ganz klare Ansagen gemacht (ohne Gewalteinwirkung.....manchmal leider auch mit), und Hund tat was Herrchen/Frauchen wollte. Da gabs.kein rumgeeier.
    Ich sehe s auch manchmal kritisch bei der Kinder Erziehung heute....manchmal find ichs besser als.noch vor 10-20 Jahren, aber manchmal sträuben sich mir die Haare...warum muss mit einem nicht mal 2jährigen Kind stundenlang debattiert werden ?! Genau das.gleiche läuft doch bei den Hunden ab...klare Ansage wäre da angesagter als wenn man als HH ewig rumeiern würde......vielwn Menschen fehlt die Konsequenz,die auch liebenswert sein kann und sollte.

  • Was ich nach 30 Jahren ohne Hund schon gut fand, sind die genaueren Überlegungen und das Wissen bzgl. Körpersprache beim Hund, untereinander bei mehreren etc.
    Das Wissen bzw. der Wille, sich damit auseinanderzusetzen, fehlte in den Zeiten, als ich Kind war und wir Hunde hatten. Da wurde doch eher robust erzogen oder eben kaum.


    Ansonsten haben mir meine Hunde am meisten beigebracht und tun das noch, besonders meine erste Hündin, die leider verstorbene Nini- sie war meine beste Lehrerin.


    Hundeschule, Trainer etc. kennen meine nicht, perfekt sind sie auch nicht- sowenig wie ihre Menschen.
    Damit können wir alle leben.

  • Ich begrüße die derzeitige Entwicklung in der Hundehaltung - ich finde wissenschaftliche Erkenntnisse, thereotischen Fortschritt und neue Ansätze wünschenswert und bereichernd. Bauchgefühl oder auch die eigene Sicht auf den Hund, auf den Umgang mit ihm und darauf, welche Erwartungen man an ihn stellt, hängt maßgeblich von der eigenen Umwelt und den eigenen Erfahrungen ab; jemand, der in seinem Leben bislang mit veralteten, sehr aversiven Methoden konfrontiert wurde, wird jene mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht ablehnen oder hinterfragen, weil sowohl sein "Menschenverstand" als auch sein Bauchgefühl ihm sagen, dass dieser Umgang richtig ist - ohne andere Ansätze, ohne theoretische und praktische Weiterbildung kann sich das Bauchgefühl nicht ändern, es ist abhängig vom Wissen und von dem, was wir als erfolgbringend ansehen.
    Dass manche Menschen sich durch Theorie verunsichern lassen, dass sie verkopft sind, dass sie nur nach Lehrbuch trainieren, ist kein Fehler der Methodik oder der Methodenvielfalt, sondern eine Charaktersache - genauso, wie andere sehr emotional sind und sich lieber auf 30 Jahre Hundeerfahrung als auf neue, ihre Ansichten widerlegende Erkenntnisse, verlassen.


    Ich finde es wichtig, sich nicht nur auf seine Erfahrungen zu verlassen, sondern Gelerntes zu hinterfragen, bereit zu sein, seine Meinung und seine Ansätze zu überdenken und die Erkenntnisse anderer zuzulassen, aber auch abzulehnen - genauso wichtig ist es jedoch, auf den eigenen Hund zu achten und den Blick für das Individuum nicht hinter Theorien zu verlieren, doch das sollte auch trotz; oder gerade aufgrund von Weiterbildung möglich sein.

  • Hm ich bin ja jetzt einer der informierten Hundehalter, mit Büchern, Clicker, Seminaren und Hundeschule.
    Die Folgerung hier ist ja, dass man durch (zu) viele Informationen den Bezug zum Hund verliert.


    Ich sehe jede Woche im unserer Hundeschule Leute, die keinen Bezug zu ihren Hunden haben. Das sind tendenziell die, die keinen blassen Schimmer von Hunden allgemein haben und bei denen man gegen die Wand redet mit Erklärungen und (ganz kleinen, einfachen) Trainingsideen.
    Die handeln auch und zwar nach ihrem Gefühl. Da sehe ich nix vom Idealbild des intuitiven Umgangs mit Hund, der dann dem Tier so gerecht wird.
    Da sehe ich viel mehr die Übertragung menschlicher Gefühle auf den Hund. Es wird Sturheit und Absicht unterstellt, dabei ist der Hund einfach sehr sensibel und schüchtern und fühlt sich von der Körpersprache des Menschen bedroht und blockiert und ähnliches.


    Ich sehe aber auch viele (zum Glück viel mehr) gut informierte Menschen, die ihre Hunde erziehen mit Wissen und Methodik, die richtig gute, harmonische Teams zusammen sind und bei denen es Spaß macht zuzuschauen. Das sind Leute, die sich Gedanken machen. Die reflektieren und sich Tipps durch den Kopf gehen lassen und umsetzen. Die an sich und ihrem Hund arbeiten.


    Wie passt das in das Schema?

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