Angsthund

  • Hallo alle miteinander,


    ich bin neu und wollte mal horchen ob Ihr Erfahrugen mit Angsthunden habt.


    Wir haben seid 3 Wochen einen 3 Jährigen Mix Rüden aus dem Tierheim.


    Die Vorgeschichte ist wie bei vielen Hunden nicht schön und erklärt auch einiges.
    Er hat bei seiner alten Besitzern eine Gans oder Ente gerissen, danach wurde er verprügelt und wahrscheinlich mit Dingen beworfen.
    Er hat Angst vor Plastikflaschen, sobald man eine in die Hand nimmt zieht er den Schwanz ein und geht woanders hin.
    Er wurde damals in eine Tötungsstation gegeben und von dort aus gerettet von dem Tierheim. Er hat dort 1 Jahr lang gelebt und keinen Interessenten gehabt, da er am Zaun immer gebellt hat und alles Angsteinjagde.


    Am ersten Tag hat er sich an mich ein wenig gegangen und immer vor meinem Freunf versteckt, er wollte nicht mit ihm in einem Raum sein. Aber er hat sich super an uns gewöhnt und spielt tobt und freut sich, wenn wir von der Arbeit kommen. Er läuft gut an der Leine und bleibt alleine zuhause. Er kann Sitz und Platz.


    Das Problem ist das er fremde Personen (Eltern, Familie, Freunde) anbellt und anknurrt. Sie müssen nicht mal etwas machen und er bellt und hat Angst. Wir ziehen ihn dann immer weg und sagen Aus! aber er macht es immer wieder. Er hat auch schon nach dem Menschen geschnappt.


    Ich hoffe ihr könnt uns weiter helfen, denn er ist, wenn man Ihn kennt ein sehr toller und lieber Hund.

    • Neu

    Hi


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    • Ich würde einen ängstlichen Hund der erst 3 Wochen bei euch ist gar nicht in eine Situation bringen,die ihm Angst macht,so eine Angst,das er bellen und sogar schnappen muss.


      Weiß er überhaupt was euer Aus bedeutet?Sitz und Platz sind unwichtig,er hat noch zu große Angst und nach 3 Wochen kann man noch nicht von angekommen sprechen,das braucht seine Zeit.

    • weg ziehen und Aus sagen ist mal komplett falsch.
      Kennt er "Aus" überhaupt?
      Der Hund ist aktuell 3 Wochen bei euch. Er hat Angst und kann euch noch nicht vertrauen. Dazu ist die Zeitspanne zu kurz.


      Wichtig für den Hund wäre jetzt Struktur und Ruhe. Lasst ihn ankommen, baut Vertrauen auf, indem ihr ihn schützt vor fremden Menschen. Was in eurem Fall erstmal bedeudet dass ihr Abstand nehmt, sobald euer Hund sein Verhalten ändert. Richtungswechsel, Abstand suchen, ausweichen.
      So nach und nach könnt ihr dann mal anfangen zu trainieren. Wenn ihr seinen Sicherheitsabstand kennt und welche Art Mensch /Verhalten sein offensives Verhalten auslöst. Nehmt euch bitte dazu einen Trainer der sich wirklich mit ängstlichen Hunden auskennt.


      Ach ja, es kann Jahre dauern und es kann passieren, dass euer Hund auch nach Jahren immer mal wieder in alte Verhaltensweisen zurück fällt.


      Maya hat es nie geschafft, die Angst vor meinem Exfreund (3 Jahre zusammen gewohnt) zu überwinden. Auch damit müsst ihr rechnen.

    • Als erstes vorne weg: schön, dass ihr dem Hund ein neues Zuhause gebt :) Es wird allerdings noch einige Zeit dauern, bis er wirklich richtig bei euch angekommen ist. Zeit ist auch das, was er in Bezug auf all diese gruseligen Dinge/Menschen braucht.


      Allgemein würde ich raten, ihm fremde Menschen so weit wie möglich "vom Hals zu halten". Draußen also enge Situationen durch Ausweichen meiden. Drinnen würde ich im Moment ein Geschirr mit Hausleine an den Hund machen, damit ihr ihn im Fall des Falles besser lenken könnt, ohne ihm durch zu große Nähe die Situation vielleicht noch unbewusst zu erschweren. Besucher sollten die klare Anweisung bekommen, den Hund komplett zu ignorieren: nicht anschauen, nicht ansprechen, nicht anfassen. Außerdem würde ich auch im Haus einen größtmöglichen Abstand zwischen Hund und Besuchern halten und ihm einen festen Platz an einem strategisch möglichst ungünstigen Ort (also weit weg von Türen/Flur etc.) zuweisen, dem Besucher sich nicht nähern dürfen und der ein sicherer Rückzugsort für ihn wird. Das sollte man natürlich erstmal ohne Ablenkung trainieren und den Platz positiv aufbauen, sodass der Hund gern dort ist.


      Sollte es doch mal vorkommen, dass der Hund sich Besuch nähert und diesen anknurrt oder anbellt, könnt ihr ihn an der Hausleine kommentarlos wegführen; ihm dabei ein Kommando wie "aus" zu geben, bringt, wie er ja selber merkt, gar nichts; der Hund versteht wahrscheinlich auch noch gar nicht, was ihr damit meint. Bringt ihm also lieber durch ruhiges Wegführen bei, dass er die Situation verlassen kann und nicht mit Angriff regeln muss.


      Wahrscheinlich wäre für euch aber auch ein positiv arbeitender Trainer empfehlenswert; Angstaggression ist jetzt nicht unbedingt etwas, bei dem ich ohne fachlichen Rat lange rumprobieren wollen würde. Ich hab zwar auch einen Schisser hier sitzen, aber der geht von selbst weg und ist nicht aggressiv, was Vieles einfacher macht. Daher sind meine Ratschläge auch eher als "Erste-Hilfe-Management" zu sehen, aber keine endgültige Lösung.


      Als Lektüre kann ich euch übrigens "Der ängstliche Hund" von Nicole Wilde empfehlen, das hat mir anfangs sehr geholfen.

      • Es ist ja auch noch so, dass er am Anfang keine Angst hatte und plötzlich als er schon meine Eltern kannte und sich streicheln lassen hatte plötzlich anfing zu bellen. Aber eigentlich auch nur bei Männern.
      • Und draußen beim Gassigehen können wir es leider manchmal nicht mal vermeiden,
    • Das ist relativ typisch, dass ein Tierschutzhund erst nach und nach seine "Baustellen" auspackt. Am Anfang sind die meisten Hunde sehr ruhig und unauffällig, weil sie erstmal einordnen müssen, was am neuen Wohnort normal ist und nicht unangenehm auffallen wollen. Erst, wenn sie ihre neue Umgebung besser einschätzen lernen, werden dann solche Probleme sichtbar. Möglicherweise hatte er also die ganze Zeit Angst und hat durch das Streicheln lassen nur die Konfrontation vermieden.


      Wir wohnen in der Stadt, ich kann also nachvollziehen, was für ein Spießrutenlauf es mit einem Hund mit Angst vor Menschen sein kann, wenn man nicht immer den Platz zum Ausweichen hat. Da muss man sehr oft managen. Was euch da helfen kann, ist, eine Weile immer die gleiche Gassirunde zu laufen; vielleicht gibt's da eine Strecke, bei der meist doch etwas Platz ist bzw. auf der man nicht so viele Menschen trifft. Der Hund weiß dann nach einiger Zeit, was in etwa auf ihn zukommt und kann mit eventuellen Abweichungen durch Begegnungen besser umgehen. Wenn ihr eine Begegnung absolut nicht vermeiden könnt, weicht wenigstens so weit wie möglich aus und sorgt dafür, dass ihr zwischen dem Hund und den fremden Menschen seid. Die Straßenseite wechseln oder auch mal ein Stück zurückgehen, um an einer anderen Stelle besser ausweichen zu können ist übrigens auch keine Schande und macht euer Problem sicher nicht schlimmer. Eine weitere Möglichkeit ist auch, den Hund hinter euch zu bringen und kurz abzuwarten, bis die Menschen an euch vorbeigegangen sind.

    • Also wir haben auch einen Angsthund zu Hause, allerdings war das Ausmass bei uns doch etwas größer als bei euch.


      Zuerst müsst ihr den Hund an euch gewöhnen, gibt ihm Zeit, übt mit ihm, bringt ihm paar nützliche Kommandos bei, das stärkt die Bindung. Die Besuche von Fremden würde ich in den ersten Monaten weglassen. Im Prinzip solltet ihr ihn an euch binden, damit er euch richtig vertraut.


      Die Angst an sich ist aber mit einem „Aus“ nicht zu überwinden. Überlege mal, solltest du panische Angst vor Spinnen haben und ich sage zu dir, dass du es nicht haben brauchst.... würdest du sofort damit aufhören? Natürlich nicht.
      Hier müsst ihr das ganz gechillt angehen, langsam an die Sachen gewöhnen. Wenn er Angst vor Flaschen hat, müsst ihr einen Punkt finden an dem er in Gegenwart einer Flasche noch ruhig ist und da ansetzen. Bei einer Spinne wäre es vermutlich der Abstand von der Spinne. Den würde man dann seehr langsam verkleinern bis es eben nichts mehr ausmacht.


      Mit viel Geduld ist es zu schaffen. Vielleicht kriegt man bei manchen Hunden die Angst nicht komplett weg, aber man lernt mit ihr umzugehen, oder sie ist dann nicht mehr so stark.


      Und es dauert manchmal sehr lange. Wir haben jetzt 1,5 Jahre arbeiten müssen und sind noch nicht ganz fertig. Also Geduld, Geduld und Geduld :)
      Wenn ihr wollt kauft euch das Buch von Nicole Wilde „Der ängstliche Hund“, da sind viele hilfreiche Tipps und es wird auch seeehr ausführlich erklärt wie das mit der Angst bei den Hunden so ist :)


      Und wenn ihr nicht weiter kommt, holt euch professionelle Hilfe. Allerdings muss ich auch sagen: testet die Trainer vorher. Viele haben überhaupt keine Ahnung von Angsthunden, da sie nur „normale“ Hunde trainieren. Kommt dann einer mit Schocktherapie her, jagt ihm mit nem Besen davon.


      Grüße
      Mysi

    • Also wenn er meldet, wenn er jemanden draußen hört? Bei uns hilft es schon viel, die Wohnzimmertür zuzumachen, dann sind die Geräusche gedämpfter. Bei uns reicht das meist schon. Wenn er mal im Flur an der Wohnungstür steht und meldet, schicke ich ihn dort weg (wenn das noch nicht klappt, kann man ihn auch gut über die Hausleine einfach abholen) ins Wohnzimmer und schließe dann die Tür. Da müsst ihr aber wahrscheinlich ausprobieren, was bei ihm am besten wirkt; den Abstand zwischen Auslöser ( = Hausflur) und Hund würde ich aber eben auch hier wieder vergrößern.
      Manchmal hilft es übrigens auch, für den Hund deutlich sichtbar nach dem Rechten zu sehen. So mache ich es bei Marley auch oft: wenn er an der Wohnungstür wufft, schicke ich ihn weg und schaue dann durch den Türspion oder zur Wohnungstür raus, während Marley mir vom Wohnzimmer aus zusieht. Dann sage ich ihm "alles gut" oder was ähnliches, gehe mit ins Wohnzimmer und schließe die Tür.
      Wie gesagt, da muss man ausprobieren; ich würd's aber nicht einfach verbieten, dass er meldet, sondern ihm deutlich sichtbar zeigen, dass ihr dann übernehmt und er sich nicht weiter darum kümmern braucht.

      • Neu

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