Agression gegenüber anderen Hunden

  • Ich habe letzten Oktober eine 8 Jährige Hündin aus dem Tierheim geholt. Geboren in Rumänien, viele Jahre gelebt bei einer Frau in Deutschland.
    Rasse: Schäferhund-Mischling
    Sie ist generell sehr ängstlich und vorsichtig. Manchmal denke ich, dass sie vorher geschlagen worden ist. Sie ist aber an der Leine -insofern kein anderer Hund kommt- super lieb und zieht nicht.
    Gegenüber anderen Hunden ist sie jedoch seehr agressiv. D.h. es muss nur einer entgegenkommen und sie würde den auf der Stelle zerfleischen wenn ich sie loslassen würde. Da sie in Moment noch ein Halsband trägt zieht sie sich logischerweise immer den Hals zu. (Ich versuche dem entgegenzuwirken indem ich sie hinsetze, was aber nicht immer gelingt). Wir wollten jetzt allerdings bald auf ein Geschirr umstellen.
    Wir wohnen am Stadtrand, und haben nur eine kleine Wohnung, deshalb lasse ich sie in einem Gelände das ich komplett einsehen kann, schon mal frei laufen. Sie kommt solange sie nicht abgelenkt ist (keinerlei Jagdtrieb vorhanden)auf mein Kommando wieder. Ich vermute sie durfte noch nie frei laufen, weil das alles neu für sie war und sie auch nicht wusste was man mit dem Spielzeug tun soll.
    Die Sache mit den Hunden ist allerdings etwas komplizierter: Meine Mutter hat zwei Havaneser, und da sind wir häufiger mal zu Besuch. Im Garten spielt sie mit denen, und beim Gassi-Gang auch. Sobald man jedoch ins Haus geht oder auch nur auf den Hof, greift sie an. Und eben kein Scheinangriff, sondern richtig zubeißen. Bei einem Hund in unserer Umgebung lasse ich sie auch spielen weil sie sich mit ihr verträgt. Wobei ich sie auch sofort anleinen muss sobald sich die Situation irgendwie ändert (Leckerlies in Spiel kommen etc.).
    Sie ist auch agressiv zu Hunden die frei laufen. Auch wenn sie frei ist und ich es nicht rechtzeitig gesehen habe duckt sie sich tief runter und rennt auf den Hund zu (agressiv), dh. es liegt nicht wirklich an der Leine.
    Ich verstehe einfach nicht wieso sie so reagiert...Ich kann einfach kein Muster erkennen.
    Hat jemand eine Idee für mich? Könnte mir jemand ein Geschirr für einen solchen Hund empfehlen?

  • Ist sie an einen Maulkorb gewöhnt? Wenn nein, würde ich das ganz schnell machen und sie nicht mehr ohne zu anderen Hunden lassen.
    Wenn da was passiert, hast Du die Arschkarte, bzw. dein Hund... Der gebissene Hund (muss nicht mal eine große Verletzung sein, ein Kratzer reicht) muss nur einen besorgten Besitzer haben und Du hast eine Anzeige am Hals. Das bedeutet dann für deine Hündin u.U. eine Einstufung als gefährlicher Hund, Maulkorb- und Leinenzwang und für Dich höhere Steuern.


    Bist Du Dir sicher, dass sie mit den genannten Hunden spielt, vor allem mit den kleineren? Sie könnte sie auch mobben, jagen oder hüten (alles durchaus möglich und für die meisten Hundehalter nicht von echtem Spiel zu unterscheiden).


    Bei der heiklen Problematik kann ich Dir an konkreten Sachen nur noch eins raten: Hol Dir einen erfahrenen, positiv arbeitenden Trainer dazu.
    Der kommt zu Dir nach Hause, sucht nach den Ursachen und kümmert sich ruhig, positiv und nachhaltig um die Probleme.


    Gute Trainer findest Du bspw. hier:
    Trainer - Umkreissuche


    Und bitte lass die Finger von so tollen Sachen wie Wasserspritzflaschen, Wurfdisks, Rütteldosen etc. Ich glaube, das würde euer Problem nur verschlimmern.

  • Sie bekommt in Moment ihren Maulkorb nur beim Tierarzt auf. Ich hatte halt einfach Angst das der Maulkorb sie nur noch mehr verstört... Sie tut mir halt immer total Leid weil sie so lieb und vermutlich fast etwas depressiv ist. Ich weiß, man sollte nicht in solchen Schubladen denken, aber ich wollte ihr es nicht noch schwerer machen als es eh schon für sie ist. Sie hat außerdem gefallen am Bällchen fangen gefunden, und das wäre dann notgedrungen auch wieder vorbei...


    Es könnte schon sein, dass das Spielen doch eher in die negative Richtung geht. Ich hatte halt noch nie einen Hund der andere nicht mochte, deshalb ist es schwierig für mich das einzuschätzen..


    Ich würde mit einer so verstörten Hündin auch niemals die Sache mit der Rütteldose versuchen..


    Grüße

  • Wenn der Maulkorb gut auftrainiert ist und vernünftig sitzt (bitte nicht diese Nylondinger, in denen der Hund nichtmal hecheln kann), stört der den Hund überhaupt nicht. :ka:


    Wie gesagt: Hol Dir einen Trainer, der sich mit Dir zusammen die problematischen Situationen ansieht und Dir erklärt, wie Du deine Hündin besser lesen kannst.
    Das scheint extrem wichtig zu sein in eurem Fall.
    Bis Du einen Termin hast, lies Dich mal über Beschwichtigungssignale (Calming Signals) schlau. Das kann uU auch schon was helfen.


    Beobachte deine Hündin sehr genau, lies generell alles zum Thema Körpersprache. Ein Schwanzwedeln heißt bspw. nicht immer, dass der Hund sich freut, sondern bedeutet "nur" Aufregung. Das kann auch aggressive Aufgeregtheit sein.

  • Hört sich sehr nach Schäfi an.....die Problematik hat man öfters, besonders bei älteren Schäfis, die man übernimmt, die vorher nicht richtig sozialisiert wurden.
    Ich hatte bisher immer Schäferhunde, immer ein Wechsel zwischen Tierschutzhunde, Privatabgaben und auch vom Züchter.
    Bei ALLEN ist es immer so gewesen, dass sie draußen beim Spazierengehen und auch hier bei uns im Garten super verträglich waren / sind, aber wehe es geht ins Haus oder es geht um " Beute" wie Leckerlis oder Spielzeug.
    Der Beutetrieb ist beim Schäferhund, wie auch der Schutz - und der Wachtrieb sehr ausgeprägt. Übernimmt man einen Welpen, kann man schon sehr früh das Ganze in geordnete Bahnen lenken. Bei der Übernahme eines älteren Hundes ist das oftmals sehr schwierig.
    Nichtsdestotrotz würde ich versuchen, mit einem guten Trainer mit Einzelstunden daran zu arbeiten. Auf jeden Fall auch ein Geschirr benutzen, kein Halsband. Beim Freilauf würde ich eine lange Schleppleine empfehlen, dann hast Du bessere Kontrolle.
    Bis Du Erfolge erarbeitet hast oder in dem Fall, wenn gar keine Besserung eintritt, auf jeden Fall davon absehen, sie mit den Havanesern ins Haus oder in den Hof zu holen!
    Es kann sein, mit viel Geduld und konsequentem Training, dass Du das eines Tages schaffst. Aber bis dahin wäre für mich Sicherheit für alle das oberste Gebot!
    Da man nicht weiß, wie sie in Rumänien gelebt hat oder bei der Frau hier in Deutschland, kann es durchaus sein, dass sie auf der Straße lebte und deshalb verteidigt ( ihr Revier, ihr Leckerli ....) oder sie wurde als Wachhund gehalten, was das Verhalten natürlich auch noch mal verfestigt.
    Au die Eigenarten gerade eines älteren Hundes muß man sich manchmal einstellen, wenn auch mit viel Training und Geduld nichts zu erreichen ist.
    Dann würde ich für die Zukunft einen Maulkorb nehmen, mit dem Training dafür auch zeitnah anfangen. Dann lange Schlepp dran, so kann sie auch mal frei laufen und ansonsten Kontakte mit anderen Hunden meiden. Sie muß ja nicht auf Biegen und Brechen mit anderen Hunden spielen, manche Hunde haben da keinen Hang zu.
    Hast Du sie an der Leine und sie reagiert aggressiv, dann versuchen in großen Bögen auszuweichen. Viele Hunde haben eine sehr geringe Individualdistanz und brauchen einfach etwas mehr Abstand um an anderen Hunden vorbei zu gehen.

  • Ok vielen Dank schon mal.


    Das mit den Havanesern im Haus war auch nur ein einmaliger Versuch. Ich konnte gerade noch schlimmeres verhindern, demzufolge kommt das sowieso nicht mehr in Frage zum Schutz der Kleinen.


    Meint Ihr eine Schleppleine dranhängen um dass ich sie zur Not stoppen kann im Notfall? Aber ansonsten schon frei lassen oder? Weil ich eine 15 M Leine habe und sie bisher nicht Ansatzweise so ausgelassen und fröhlich war wie als sie komplett ohne unterwegs war. Sie läuft dann trotz der Länge der Leine nur neben mir her...


    Welche Art von Maulkorb würdet Ihr denn Empfehlen? Ich habe ja so gar keine Erfahrung mit so etwas... Sie hat halt einen sehr schmalen Kopf und eine lange Schnauze, da könnte ich mir nur schwierig diese Riesen-Maulkörbe vorstellen.

  • Ich würde die Hündin nur in einem Gebiet frei laufen lassen wo garantiert keine anderen Hunde unerwartet auftauchen können. Versetz dich doch mal in die Lage der anderen Hundehalter: Was würdest du sagen wenn dein Hund von einem Hund gebissen wird bei dem bekannt ist dass er es ernst meint und der ohne Leine laufen gelassen wird weil er dann so fröhlich ist?


    Ich würde mir einen Trainer ins Haus holen und solange wäre die Hündin bei mir mit Maulkorb, Geschirr und Schleppleine gesichert und hätte nur im Garten Freilauf.

  • Ich habe keinen Garten...
    Aber ich werde das mit der Schleppleine mal versuchen.


    Ich werde dann erstmal sparen müssen um mir den Trainer leisten zu können weil ich noch in der Ausbildung bin.
    Ich hatte aber sowieso schon überlegt damit zeitnah mal anzufangen.


    und zu deiner Frage


    Ich würde die Hündin nur in einem Gebiet frei laufen lassen wo garantiert keine anderen Hunde unerwartet auftauchen können. Versetz dich doch mal in die Lage der anderen Hundehalter: Was würdest du sagen wenn dein Hund von einem Hund gebissen wird bei dem bekannt ist dass er es ernst meint und der ohne Leine laufen gelassen wird weil er dann so fröhlich ist?


    Ich würde mir einen Trainer ins Haus holen und solange wäre die Hündin bei mir mit Maulkorb, Geschirr und Schleppleine gesichert und hätte nur im Garten Freilauf.

    natürlich würde es mir nicht gefallen wenn mein Hund gebissen werden würde.


    Ich lasse sie ja nur in übersichtlichem Gelände laufen. Es ist bisher nur ein mal passiert das ein anderer Hund unverhofft auf mich zukam. Aber wenn wir mal ehrlich sind: Die meisten Hundehalter nehmen nicht wirklich Rücksicht aufeinander. Ich bin da immer sehr vorsichtig und schütze andere. Aber wenn ich meine an der Leine habe, und den Leuten signalisiere: Nimm deinen Hund an die Leine! und die es dann sowieso nie machen....
    Ich kann es halt nicht nachvollziehen... Die Hunde sind teilweise so eklig aufdringlich, selbst wenn meine ganz klar darstellt, dass sie das jetzt gerade gar nicht lustig findet...


    Ich werde sie an den Maulkorb gewöhnen damit überhaupt nie mehr was passieren kann... aber dann erwarte ich von anderen auch Rücksichtnahme, weil ich mir nicht vorstellen kann das sie den Maulkorb toll finden wird, nachdem sie 9 Jahre lang nie einen an hat...

  • Wenn der Maulkorb gut auftrainiert wurde belastet er den Hund nicht mehr als uns Menschen eine Brille.


    Auf dieser Seite https://maulkorb-drauf.jimdo.com/der-maulkorb/gewöhnung/ ist gut beschrieben wie der Maulkorb auftrainiert wird.


    Und leider ist es in der Hundehaltung so, dass du keine Rücksichtnahme erwarten kannst. Nimm selber soviel Rücksicht wie möglich und erwarte von anderen keine. Die Welt ist voll mit "Tut Nixen" und es kann nur sehr schwer akzeptiert werden wenn der eigene Hund nicht dazugehört.

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