Von einem Tag auf den anderen ist sie ein anderer Hund?

  • Liebes Forum,


    seit 6 Wochen sind wir stolze Besitzer einer 7 Monate alten Whippet-Dame namens Flower. Wir haben sie vom Züchter geholt, der sie erst in die Zucht übernehmen wollte (und dann doch nicht), und waren ganz froh, dass sie nicht mehr ganz so klein war, weil wir das zu diesem Zeitpunkt nicht hätten managen können.


    Bisher hat alles überraschend gut geklappt, finden wir. Ein paar Themen gibt es (Schuhe und Kuscheltiere klauen, Rückruf natürlich, große Fragezeichen zum Thema Füttern...), aber wir haben uns vorgenommen, uns alle erstmal aneinander zu gewöhnen und bloß keinen Aktionismus zu machen. Zuhause klappt zu uns kommen auf "hier" schon sehr gut, draußen nur in einem ca. 1000 qm großen komplett eingezäunten Areal, das wir hier netterweise vor der Tür haben. Im Wald bleibt sie komplett an der Leine.


    Sie schläft wunderbar alleine im Wohnzimmer, ist stubenrein (bis auf ab und an ein Malheur wegen Durchfall), bleibt ohne Probleme 4 Stunden alleine und freut sich immer wie Bolle, wenn sie uns wiedersieht, frisst gut... Wir haben eine tolle Hundeschule gefunden und lieben unsere Flower sehr.


    Aber seit gestern (seit es draußen deutlich wärmer ist - Hypothese Nr. 1) dreht sie plötzlich an der Leine total auf. Sie zieht mit aller Kraft, wie von der Tarantel gestochen, und ist gar nicht ruhig zu bekommen. Bisher war sie bei Spaziergängen meistens etwa die Hälfte der Zeit sehr entspannt an der Leine und fing dann irgendwann an, zu ziehen, am stärksten, wenn sie erkannt hat, dass wir auf dem Weg nach Hause waren. Wir haben bisher kein Konzept dagegen, ich hab mal ein bisschen die Baum-Methode probiert, fand das dann aber zu nervig, weil es wirklich immer nur einen Schritt dauert, bis sie wieder zieht - also, eine Idee dazu, wie wir sie leinenführig bekommen, wäre mir auch sehr willkommen. Aber meine Hauptfrage ist: was ist plötzlich mit ihr los? So dermaßen stark hat sie bisher nie gezogen, auch nicht auf dem letzten Stück vor dem Haus.


    Und heute war ich mit einem anderen jungen Windhund und seiner Besitzerin unterwegs, und wir trafen auf dem Fußweg eine weitere Welpe, die wir kennen. Die beiden anderen Besitzer haben ihre abgeleint, und dann dachte ich, ok, no risk no fun, und hab Flower auch abgeleint. Aber statt mit den beiden zu spielen, dreht sie sich um 180° rum und rennt full speed locker 200m in Richtung zuhause von uns weg. Mir blieb fast das Herz stehen, damit hätte ich nun überhaupt nicht gerechnet! Zum Glück kam uns eine Bekannte entgegen und hat sie abgefangen...


    Und wir üben "Sitz" mit einem Leckerli, das wir ihr über die Nase halten und in Richtung Rücken bewegen. Bisher hat sie leicht daran geknabbert und sich einen zurecht gewuselt, um sich bloß nicht hinsetzen zu müssen. Aber heute hat sie richtig fest reingebissen, so ganz ohne Vorsicht - auch das kenne ich noch nicht. Pubertät? Oder stimmt irgendwas nicht hier? Ist das eine Form von Aggression? Etwa Läufgkeit??


    Ich freue mich auf Eure Antworten!

  • wie hat die Hündin beim Züchter gelebt? Kennt sie Spaziergänge?
    Für mich hört es sich so an, als sei draußen ganz schön Stress für sie. Vielleicht solltet ihr mit Spaziergängen eher etwas langsam machen.


    Beim "Sitz" mit Leckerchen liegt der Kniff im richtigen Führen mit der Hand - das kann etwas dauern, bis man selber den Dreh raus hat.
    Allerdings würde ich so Tricks vorerst wohl eher lassen und mehr schauen, dass das Mädel bei euch zu Ruhe kommt.


    lg

  • ah... könnte das sein? Sie kannte nix, als wir sie geholt haben, hatte Angst vorm Halsband (fror dann immer so ein), vor Autos, vor ihrem Schatten, vor Mülltonnen... das ist alles schon viel besser geworden, wir haben ihr dann immer viel Zeit gelassen, oder sie sanft berührt und mit ihr geredet.


    Aber fehlt ihr dann nicht die Bewegung?


    Du hast auch einen Whippet, toll!

  • no risk no fun, und hab Flower auch abgeleint.

    Das Risiko war wohl doch zu groß und Spaß wirst du dabei auch nicht gehabt haben nehme ich an.War es das erste mal ohne Leine?Erst muss der Rückruf einigermaßen sitzen und dann kannst du leinenlos unterwegs sein und es besteht weniger Risiko. ;)


    Ist das eine Form von Aggression?

    Vielleicht war es ein besonderes Leckerli,welches sie unbedingt haben wollte,das ist keine Aggression!Vielleicht ein etwas übermütiges "will haben und zwar jetzt" :smile:


    Sie scheint sich doch sehr wohl zuhause zu fühlen,sie ist noch ein sehr junger Hund und braucht vielleicht noch ein wenig Zeit,viel Geduld und Vertrauen:-)
    Bewegung fehlt ihr nicht,sie ist noch ängstlich und unsicher,ihr macht das toll,nur mehr Geduld

  • Bisher war sie bei Spaziergängen meistens etwa die Hälfte der Zeit sehr entspannt an der Leine und fing dann irgendwann an, zu ziehen, am stärksten, wenn sie erkannt hat, dass wir auf dem Weg nach Hause waren. Wir haben bisher kein Konzept dagegen, ich hab mal ein bisschen die Baum-Methode probiert, fand das dann aber zu nervig, weil es wirklich immer nur einen Schritt dauert, bis sie wieder zieht - also, eine Idee dazu, wie wir sie leinenführig bekommen, wäre mir auch sehr willkommen.

    Ich glaube nicht, dass da Leinenführigkeitstraining möglich ist, sie wird evtl. durch ihre verpfuschte Prägephase noch lange brauchen, bis sie draußen aufnahmefähig und lernbereit ist. Methode gegen das Ziehen wären also kürzere oder gar keine Gänge. Was du zusätzlich noch probieren könntest, wäre ein Mantel.

    ah... könnte das sein? Sie kannte nix, als wir sie geholt haben, hatte Angst vorm Halsband (fror dann immer so ein), vor Autos, vor ihrem Schatten, vor Mülltonnen... das ist alles schon viel besser geworden, wir haben ihr dann immer viel Zeit gelassen, oder sie sanft berührt und mit ihr geredet.


    Aber fehlt ihr dann nicht die Bewegung?

    Hat ihr doch dann beim Züchter auch gefehlt, oder? Da kann man jetzt nichts machen. Weniger Bewegung und mehr Sicherheit ist ihr sicher erst mal lieber.

  • Also ich kann nur sagen, dass bei den milderen Temperaturen der Whippet-Bub hier auch mehr Pfeffer im Hintern hat! Allerdings ist meiner (jetzt 1 Jahr alt) den Freilauf gewöhnt und ich kann ihn sogar von lustig vorbeihüpfenden Rehen abrufen - auch wenn mir da immer noch fast das Herz stehen bleibt ;-)


    Zu deiner Flower: Geduld und Liebe, das wird sich schon zurechtruckeln! Ein Whippet ist darußen schon sehr auf Aufnahme gepolt, nimmt alles wahr, ist vielen Reizen "ausgeliefert". Da darf man als Halter nicht beleidigt sein oder an der Loyalität zweifeln, wenn man - besonders bei einem so jungen Hund - mal abgemeldet ist.


    Ich hab meinen ja von klein auf, aber woran ich zuerst am meisten "gearbeitet" habe, war die Bindung. Fast gleich wichtig: Selbstbeherrschung (Impulskontrolle). Sitz finde ich persönlich zB weniger wichtig als das Leckerchen vor der Nase erst nehmen, wenn ich es sage. Oder erst zur Tür raus/ aus dem Auto springen, wenn es ein Okay gibt - das alles kann man im Alltag einbauen. Viele Windhunde sitzen ohnehin ungern ab, außer es befindet sich ein Samtkissen unterm Allerwertesten ;-)
    Ich habe mich, vor allem draußen, mit einem "Bleib" begnügt. Er darf stehen und sogar ein bissel rumschnüffeln, aber nicht weitergehen bis ich bei ihm bin - sehr nützlich.


    Wir sind hier mit der Erziehung noch lange nicht fertig, aber es wird. Auch die Leinenführigkeit ist ganz gut inzwischen. Wir haben viel geübt (zB Richtungswechsel), ein Teil hat sich aber auch einfach ausgewachsen, glaub ich. Was mir immer bewusst ist: Das ist ein Whippet, kein Schäfer oder gar Border. Er soll natürlich nicht in sein Verderben rennen, deshalb arbeiten wir und deshalb wird lieber ein Mal zuviel angeleint als ein Mal zuwenig. Aber die Windhundseele will nunmal lieber rennen als gehorchen - rumfetzen und dann glücklich zu Frauchen zurückkommen ist wahrscheinlich das Ideal ;-)

  • Aber fehlt ihr dann nicht die Bewegung?

    Whippets sind Sprinter, d.h. sie wollen vor allem Flitzen, wenn ich es richtig gelesen habe, habt ihr ein eingezäuntes Grundstück? Dann lass sie da erstmal laufen, ist sie dort ruhiger und gelassener, kannst du auch dort mit Übungen (am Besten solche, die sie darin bestärken, sich an dir zu orientieren) beginnen. Anfangs im Haus üben, wenn sie dort deutlich ruhiger ist.


    Spaziergänge draußen erstmal eher kurz halten und ihr viel Zeit geben, das Gesehene zu verarbeiten - also, Stehen bleiben und mit ihr zusammen gucken, wendet sie sich hierbei dir zu (und sei es nur mit einem Ohr!) ruhig loben und ein Leckerchen anbieten. Ich mach es so, dass ich dann auch ein "Schau-mich-an"-Signal gebe, das Leckerchen vor dir Nase halte und in meine Richtung bewege; anfangs schon nach wenigen mm das Leckerchen geben irgendwann erst, wenn der Hund dich anschaut (aber immer individuell auf den Reiz und die Tagesverfassung abgestimmt).


    Ein Hund, der ein halbes Jahr lang nichts kennen gelernt hat, ist eine ziemliche Herausforderung - und ihr habt das mit einer so extrem wahrnehmungssensiblen Rasse wie einen Whippet nochmal potenziert.



    Ach, noch zu dem Leckerchen: evtl. hat euer Mädel auch nicht gelernt, es sanft zu nehmen, vielleicht war sie in der Situation etwas hochgedreht. Sei froh, dass sie über Leckerchen motivierbar ist, das macht einiges leichter!



    Darf ich fragen (rein Interesse halber), von welchem Züchter ihr euer Mädel habt?



    lg

  • Vergeßt bitte auch das Alter vom Hund nicht!


    Mit etwa einem halben Jahr fängt bei vielen Hunden die sogenannte Unsicherheitsphase an.
    Selbst Hunde, die bis dahin schon so einiges kennen gelernt haben, bekommen dann "plötzlich" Angst vor Bäumen, Laternen am Straßenrand, parkende Autos, oder gar die Mülltonnen auf dem Hof :ka:



    Schönen Gruß
    SheltiePower

  • Ok, vielen Dank, das ist sehr hilfreich. Das, was Ihr bisher geschrieben habt, würde also dafür sprechen, möglichst oft mir ihr auf die eingezäunte Wiese zu gehen, damit sie rennen kann und Spaziergänge eher kurz zu halten, möglichst entspannt, mit viel Ruhe und Bindungsaufbau. Also nicht an Leinenführigkeit arbeiten? Oder eher: Wie an das Thema ran gehen?


    Und ich werde beim Züchter mal nachfragen, wie sie eigentlich dort gelebt hat. Sie schreiben auf ihrer Webseite, dass sie die Welpen schon an einiges heranführen, aber da Flower da so lange war, hatte ich die Vorstellung, dass das dann wohl zum klassischen Welpe-Abgabe-Alter aufgehört haben mit der Erziehung. Die Züchter Edit by Mod: Züchtername entfernt, nur zur Sicherheit! haben ja sehr viele Hunde, und ich denke, dass Flower da im Rudel gelebt hat und viel Freiheit hatte. Es gibt dort ein riesiges Freilaufgelände, das Ganze ist eher eine Art Gutshof, also Bewegung wird sie viel gehabt haben.


    Sie scheint aber auch vom Charakter her eher zart zu sein. Braucht z.B. immer sehr viel Zeit, um Neues (z.B. ein anderes Zuhause) zu erkunden, wir sagen dann immer, sie "forscht", weil sie hochkonzentriert alles abläuft und anschnüffelt und dann auch nicht gestört werden will. Oder: Hunden gegenüber ist sie eher zurückhaltend, und man hat nicht den Eindruck, dass sie unbedingt ständig andere Hunde um sich herum will. Mit dem Saluki gestern hat sie dann allerdings recht wild getobt, ich hab mal gelesen, dass Whippets am liebsten andere Whippets oder wenigstens Windhunde mögen, das war deutlich zu sehen. So stark hat sie auf noch keinen anderen Hund reagiert.


    Ja, und natürlich muss ich mich dringend mit dem Thema Läufigkeit befassen. Habt Ihr dazu Tipps?


    Vielen Dank und einen schönen Sonnentag an alle!

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