Hilfe!! Mein lieber ruhiger Labrador Rüde ist plötzlich ein Angsthase und pöbelt an der Leine

  • Hallo liebe Community,
    Bisher war ich immer Stille Mitleserin hier im Forum. Da ich zu meiner speziellen Situation jedoch nicht den passenden Treat gefunden habe, wende ich mich nun an euch und euere Erfahrung.
    Ich habe einen jungen, bisher unkastrierten Labrador Rüden der im Mai seinen 2. Geburtstag feiert. Er ist unser erster eigener Hund und ihr haben und viel Zeit genommen ihn an alles mögliche zu gewöhnen: Menschen, Hunde, andere Tiere, Situationen, Fahrzeuge etc. Als Welpe war er total unerschrocken und nicht aus der Ruhe zu bringen. Seit er geschlechtsreif geworden ist hat sich das nach und nach geändert. Er ist außer Zuhause permanent auf Spannung, schreckhaft und in Habachtstellung.


    Außerdem vermeiden wir seit er aus der Welpen-Prägungsphase raus ist Hundekontakt an der Leine. Anfangs hat er nur leise dann lauter gewinselt und geheult wenn er den Fremden Hund nicht begrüßen durfte, als wir (und oft auch der andere Hund) sein Verhalten und Ihn ignoriert haben ist das jaulen und Heulen immer schlimmer geworden. Seit ein paar Wochen ist er dann in ein richtiges Pöbel-Verhalten über gegangen. Jetzt werden bei Begegnungen an der Leine die Hunde, teilweise heftig angebellt und angeknurrt. Im Freilauf ist er dagegen total entspannt, ignoriert die meisten Hunde oder schnüffelt kurz und geht dann weiter, ohne Geräuschkulisse. Ich habe bereits versucht ihn bei Hubdebegegnungen abzulegen, aber das klappt nur wenn ich den anderen Hund als erstes sehe und wenn er nicht zu nah vorbei geht.


    Liege ich richtig mit meiner Vermutung, dass es erst der Frust war: "ich will so gerne und darf nicht hin" und er jetzt der Meinung ist: "wenn ich nicht hin darf ist der andere Hund bestimmt gefährlich". Oder interpretiere ich da zu viel rein? Und können Hormone (laut Tierarzt) wirklich die Hauptursache dafür sein?


    Danke fürs lesen des doch sehr langen Textes. Ich freue mich auf euere Antworten.


    Sabrina

  • Liege ich richtig mit meiner Vermutung, dass es erst der Frust war: "ich will so gerne und darf nicht hin" und er jetzt der Meinung ist: "wenn ich nicht hin darf ist der andere Hund bestimmt gefährlich". Oder interpretiere ich da zu viel rein?

    Ich denke, das ist nach wie vor Frust und der hat sich peu a peu gesteigert.
    Da er lange Zeit mit und ohne Leine zu anderen Hunden hindurfte, versteht er jetzt die Welt nicht mehr, warum er das jetzt nicht mehr darf. Das ist leider ein hausgemachtes Verhalten, das viele Welpen-/Junghundebesitzer ihrem Hund unbewusst "antrainieren".


    Wie du das am besten wieder abtrainierst, da können dir andere sicher besser weiterhelfen als ich, da ich mit diesem Problem keine Erfahrung habe.

  • Hallo,
    Erstmal danke für deine Antwort. Ich habe so im Nachhinein leider auch gemerkt, dass der Ratschlag aus den Hundeschulen: lass ihn bloß möglichst viele Hunde kennenlernen, dann wird er sozial und verträglich leider kein so guter Leitfaden ist. Er ist mein erster Hund und ich wollte am liebsten alles richtig machen, deshalb durfte er als Welpe jeden Hund begrüßen. Da war er natürlich an der Leine, denn wer lässt in der Stadt einen tollpatschigen Welpen freilaufen :dead: .

  • Hallo


    Ich kenne dieses Verhalten von meinem zweiten Hund.
    Bei mir hat damals der Kontakt mit anderen Hunden geholfen.
    Er hat zwar aus der Distanz gepöbelt aber als er dann in der Nähe war war dann auch gleich wieder Ruhe.
    So hat er sich nach und nach das Stänkern abewöhnt.
    Am Anfang ist es wohl Ratsam das mit Hunden zu machen die er schon kennt und evtl die Besitzer vorzuwarnen.


    Mfg

  • Meine Vermutung ist, dass er eigentlich gar nicht so scharf ist auf Fremdhundkontakt und sich so aufführt, weil er "befürchtet", dass ihm einen Leinenkontakt zu diesem Fremdhund aufgezwungen wird. Weil es ja früher so war.


    Ich hatte mit meinem Rüden ein ähnliches Problem und habe dann einfach an der Leine konsequent sehr große Bögen geschlagen und auch sonst sichergestellt, dass kein Hund mehr an ihn rankommt, solange er an der Leine ist.


    Im Freilauf ist es bei Newton nämlich auch so, dass er an vielen Hunden einfach vorbei geht.


    Vielleicht könntest du das mal probieren?

  • Unserer hat vor ca. 2-3 Monaten auch etwas damit angefangen wobei wir als er anfing zu fiepen und leicht zu bellen schon angefangen haben an der Leine konsequent Bögen zu laufen. Das ging. Dennoch blieb das Bellen und Fiepen bei Begegnungen auf engeren Wegen, auch teilweise mal wenn ein Hund auf der anderen Straßenseite war. Das sind wir nun seit 3-4 Wochen tagtäglich mit Zeigen und Bennen, ruhiges Beobachten lassen, Click für Blick und zu uns umorientieren angegangen und seit ein paar Tagen zeigt das deutliche Fortschritte. Da wär vllt das Buch Leinenrambo empfehlenswert. Das haben wir gelesen... ich finds gut!
    Auch im Freilauf achten wir auf Ruhe und entspanntes Aufeinanderzugehen bei Hundebegegnungen. Aber das scheint bei euch ja kein Problem zu sein. Da ist unserer noch sehr aufgeregt, zwar immer freundlich, aber auch dennoch einfach "wuselig".


    Seit dem wird es wirklich nach und nach entspannter.

  • Bisher war ich immer Stille Mitleserin hier im Forum.

    In welchen Bereichen des Forums hast du denn bisher mitgelesen? Leinenaggression ist doch ein Dauerthema, das gefühlt jeden Tag durchgenommen wird. Vielleicht lohnt es sich, noch mal ein bisschen zu stöbern?

  • Die meisten Threats zum Thema leinenpöbelei berichten, dass die Hunde auch im Freilauf zumindest teilweise ähnlich agressiv Verhalten. Das ist bei meinem Hund komischerweise aber gerade nicht der Fall. Könnte aber natürlich aber auch gerade daran liegen, dass er sich für seine Menschen verantwortlich fühlt oder so.
    Außerdem hab ich bisher noch nichts dazu gefunden, dass das Pöbel- verhalten sich daraus entwickelt hat, dass der Hund eigentlich so gerne hin will und sich das kläffen und Knurren aus dem "ich will hin" jammern entwickelt.

  • Die meisten Threats zum Thema leinenpöbelei berichten, dass die Hunde auch im Freilauf zumindest teilweise ähnlich agressiv Verhalten.

    Das wäre ja Quatsch. Eine Leinenaggression ist eine Leinenaggression weil sie eben durch die Einschränkung durch die Leine ausgelöst wird.

  • Naja, sie wird nicht durch die Enschränkung durch die Leine ausgelöst, sondern ist schlicht ein durch den Halter anerzogenes und leider stark zunehmendes Verhalten im Bezug auf andere Hunde.


    Wenn der Hund am Anfang zu anderen durfte und das auch selbst wollte, dann hast Du eigentlich ein sehr soziales Tier, eben einen eigentlich sehr gesunden Hund.


    Beginnt man dann, immer wenn andere Hunde in Sicht geraten, bzw. er zu anderen Hunden will, ihn zurückzuhalten oder ihn beim Auftauchen anderer Hunde anzuleien, sagt man dem Hund so: "Achtung andere Hunde: Gefahr!" Anders gesagt: Man erzieht ihn konsequent dazu, andere Hunde als Bedrohung zu empfinden. Dazu kommt noch, dass eigentlich jeder Halter mit zunehmender Leinenagression, auch immer unentspannter, bzw. angespannter wird, was sich wiederum auch auf den Hunde überträgt.


    Viele Hunde sind ohne Leine völlig friedliche und werden erst dann wirklich agressiv oder zumindest stänkerisch, wenn sie an die Leine müssen. Ich habe zunehmend mit Leuten zu tun, die eigentlich gar nicht wissen, wie sich ihr Hund anderen Hunden gegenüber tatsächlich ohne oder auch mit Leine verhält, weil sie solche Begegnungen aus Panik vor dem, was geschehen KÖNNTE, gar nicht mehr zulassen. Man könnte auch sagen: Was da stattfindet ist eine gezielte Desozialisierung umd im Rahmen von Hunderziehung eigentlich völlig kontraproduktiv.


    Es sollte doch eigenlich das Ziel sein (zumindest ist das meine Erwartung), einen Hund zu haben, der sich sowohl mit, als auch ohne Leine, grundsätzlich gleichermaßen verhält (ob wachsam und gegenbenfalls agressiv oder eben friedlich sei mal dahingestellt). Stattdessen werden zwei völlig verschiedene Verhaltensweisen antrainiert: Wenn der Hund ohne Leine ist/läuft, dann ist alles gut und er darf mit anderen spielen, Sozialkontakte haben und sich auch unter seinesgleichen "frei" bewegen. Wenn er an der Leine ist, hat er andere zu meiden, schlimmstenfalls als Bedrohung anzusehen und sich der emotionalen Anspannung seines Halters anzupassen.


    Für mich war und ist dieses Verhalten seitens vieler Hundehalter immer schon sehr suspekt und auch völlig unlogisch. Wenn mein Hund ohne Leine ist, dann habe ich ihn faktisch nicht unter Kontrolle.Aber DANN darf er zu den bösen, gefährliche anderen Hunden.
    Wenn der Hund aber AN der Leine ist und ich ihn somit ja unter Kontrolle habe (und der andere Hundehalter seinen ja auch) dann darf er nicht zum bösen, gefährlichen anderen Hund.


    Wenn ich solche, ja nicht seltenen Sätze lese (oder höre) wie:


    Zitat

    Außerdem vermeiden wir seit er aus der Welpen-Prägungsphase raus ist Hundekontakt an der Leine.


    dann frage ich micht immer nach dem tatsächlichen Sinn solcher Aussagen. Ausser dass genau so, häufig Leinenagression erzeugt wird, über die man sich später ärgert und die im schlimmsten Fall ein richtiges Problem wird, hat mir noch niemand erklären können welchen anderen Sinn dieses Handlungsweise haben soll. Und nein, ich meine damit nicht das andere Extrem einen Hund immer und unter allen Umständen zu anderen zu lassen, sondern dann, wenn es situativ völlig OK wäre.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!