- Geräuschangst
Das lief ähnlich wie mit den anderen Ängsten. Es wurdezwischen dem 3. und 4. Geburtstag sehr viel besser. Zusätzlich habeich Geräuschgewöhnung gemacht. Also immer wieder die Geräuscheprovoziert, vor denen er sich erschreckt hat und dann mit Futtergegen konditioniert, bzw. die Geräusche ignoriert, je nachdem, umwas für ein Geräusch es sich gehandelt hat.
Das einzige, wobei das nicht geholfen hat ist Feuerwerk. Wirwohnen in Hörweite der Herrenhäuser Gärten und dort gibt es mehrals ein Dutzend mal pro Jahr Feuerwerk. Trotzdem hat er immer wiederextremen Schiss dabei. Er darf sich dann unter den Schreibtischverziehen, ich mache klassische Musik an, es gibt was zu kauen und sowird es für ihn erträglich. Auf Silvestergeräusche auf CD reagierter absolut gar nicht, gezieltes üben damit ist also nicht möglich.
An Silvester fahren wir zu meinen Eltern (die sind nicht da). Siewohnen auf dem Dorf in einer Doppelhaushälfte. Dort sitzen wir erstim Wohnzimmer, schauen TV bzw. DVDs, um 23.30 gehen wir in den„verbarrikadierten“ Keller, wir bleiben dort bis ca. 1Uhr undgehen dann wieder hoch ins Wohnzimmer zum schlafen. Das funktioniertwunderbar.
- Geräusche melden
Das tut er „seit immer“ und auch so vehement, dassich keine Ahnung mehr habe, was ich noch tun kann. Sobald draußenein Geräusch ist, das ihm nicht in den Kram passt (das kann eineHorde Kinder sein, ein anderer Hund, laut redende Menschen,...),fängt er an zu kläffen. Mal mehr mal weniger stark, mal mit knurrenund Bürste, mal nur leises vor sich hin wuffen.
Wir haben alles versucht, was nicht komplett aversiv ist:Verhalten unterbinden (verbal, ihn abdrängen,...), ihn rufen und wasmachen lassen, nachschauen gehen und ihm sagen, dass alles gut ist,auf den Platz schicken... Mittlerweile lebe ich halt damit, so blöddas ist.
Auch wenn es mich tierisch aufregt, dass er auf Märkten sehrgenau unterscheidet, ob es sinnvoll ist zu melden oder nicht (undsich unsere Ansichten da auch decken, im Gegensatz zur Wohnung).
Wenn hier also jemand Ideen hat: Her damit!
- Jagdverhalten
Whiskey ist ja nun mal wenigstens zur Hälfte einJagdhund und zeigt immer wieder mäuseln, Spuren verfolgen, hetzenetc. pp.
Mäuseln darf er, wann immer er will. Bedingung ist, dass ich dasVerhalten abbrechen kann. Auch das habe ich eher aversiv aufgebaut,weil er da so im Wahn war, dass er nichts mehr mitgekriegt hat. Ichhabe ihn körperlich vom Mauseloch abgedrängt, mit dem Kommando„Schluss“. Sobald er seinen Fokus vom Loch wieder auf michgelenkt hat, durfte er als Belohnung mit dem Kommando „Buddeln“direkt weiter machen. Er hat übrigens noch NIE eine Mausgefangen/gefressen, da scheint ihm was zu fehlen. Selbst wenn dieMaus direkt neben ihm aus einem anderen Loch raus läuft, buddelt erlieber an „seinem“ Loch weiter, anstatt die Maus zu verfolgen.Mäuseln nutze ich mittlerweile sogar gezielt als Belohnung, wenn essich denn anbietet.
Spuren verfolgen unterbinde ich extrem konsequent. Da steigert ersich so rein, dass er auf gar nichts mehr reagiert, extrem an derLeine zieht und so in einen Wahn kommt, dass er fiept, kreiselt,teilweise sogar krasse Übersprungshandlungen wie schnappen oder michanspringen zeigt.
Fängt er also an, intensiver zu schnüffeln, aufgeregter zuwerden, mache ich kein großes Federlesen, sondern nehme die Leinekurz, hole ihn da ab wo er steht und gehe im Fuß langsam mit ihmweiter (weg von der Spur), bis er sich wieder beruhigt hat.
Hetzen... Schwieriges Thema. Ohne Leine passiert das immer wiedermal, ABER ich kann ihn dabei immer abrufen. Deswegen möchte ich ihmseinen Freilauf nicht verwehren. Er hat so einen extrem großenRadius (mehrere hundert Meter, deswegen darf er auch nur auf freienFlächen ohne Wild "offline" laufen), dass eineSchleppleine ihm nichts bringen würde, zumal er auch da immer an derLeine zieht. Ich würde unfassbar gerne "richtiges" AJTmachen, aber ohne ein vernünftiges Laufen an der Schlepp geht dabeieben nur Vorstehen und vom Reiz abwenden markern/belohnen.
Man muss bei diesem Hetzen unterscheiden, ob es sich um 'echtesJagdverhalten' oder um eine Übersprungshandlung handelt. Das mussteich auch erst lernen. Jagen ist es, wenn er vorher schnüffelt,innehält, die Beute fixiert und dann erst losrennt. EineÜbersprungshandlung verläuft bei ihm rein visuell. Sehen –hetzen.
Bei beiden hilft der Superabruf per Pfeife. Dafür gibt’s alsBelohnung seinen Ball an einer langen Schnur. Den darf er„hetzen/jagen“ und dann eben tragen und darauf herumkauen, wasihn auch wieder runterfährt. Es gibt fast nichts, was ihm wichtigerist als sein Ball (außer das Futter zu Hause, weil er immer erstnach dem Gassi gefüttert wird und dementsprechend Knast schiebt).
- Leinenführigkeit
Im Moment gehen wir in der Regel nur zweimal am Tag raus,maximal dreimal. Abends (zw. 21 und 0Uhr, je nachdem, wann ich amnächsten raus muss) gehen wir unsere lange „Runde“ von 3km ander 5m Schlepp. Das Runde war in Anführungszeichen gesetzt, weil wirviele Teile der Runde doppelt gehen. Damit besser zu verstehen ist,wie ich das meine, habe ich mal ein Bild davon angehängt.
Die andere(n) Runde(n) dauern max. 15-20 Minuten und es ist immerdieselbe Strecke an der 2m Leine. Zu einer kleinen Wiese, um dieseherum und denselben Weg wieder zurück. Diese Routine hilft ihm sehrund wenn wir einen Weg schon einmal gegangen sind, kann er sich etwasmehr entspannen, ruhiger schnüffeln und sich vom rein visuellenWahrnehmen lösen.
Wir haben ein paar grundlegende Regeln auf Spaziergängen.
Der Hund wird bspw. nicht gehetzt. Er kann so lange schnüffelnwie er will (solange er sich nicht in einen Wahn schnüffelt) undwenn ich nur wenig Zeit habe für ein Gassi, dann passe ich die Rundeentsprechend an.
Geht der Hund links an mir vorbei, ich halte die Leine aber rechtsoder geht er links an einer Laterne vorbei und ich rechts, muss erkorrigieren und nicht ich. Das mache ich, damit er mit seinerAufmerksamkeit möglichst oft bei mir ist.
Ich arbeite mit Klick für Blick, bzw. Markerwort für Blick, umseine Aufmerksamkeit mehr zu mir zu bekommen. Kommt uns jemandentgegen, nehme ich ihn ins Fuß und arbeite mit der Futterhand.
Dreht er zu sehr auf, breche ich den Spaziergang ab und gehe aufdem kürzesten Weg nach Hause.
Alles, was irgendwie in Richtung Entspannung geht (ruhigesSchnüffeln, Schütteln, Gähnen, etc.), wird von mir bestätigt.
Man muss bei ihhm sehr stark unterscheiden, warum er zieht. Jenachdem, was der Grund dafür ist, reagiere ich auch entsprechendanders.
1. ICH-WILL-JETZT-DA-HIN-!!-Ziehen
Passiert nur noch relativ selten, dass irgendwas auf dem Wegaußerhalb des Leinenradius so interessant ist, dass er den4-Pfoten-Antrieb anschmeißt und da vehement hin will. Meine Reaktiondarauf ist, dass ich einfach stehen bleibe, bis er die Leine von sichaus lockert, die Leine locker bleibt und er nicht sofort wieder insEnde der Leine rennt, sobald ich mit einem Muskel zucke. Er bekommtdann irgendwann mit „okay“ die Freigabe, dass er zum Ort seinerBegierde hin darf.
Schafft er es nicht, sich selbst zurückzunehmen, gebe ich ihmsein Umorientierungssignal als Hilfe. Hier ist es oft so, dass er esvor Anspannung nicht schafft, sich umzuwenden. Er bietet alsAlternative dann von selbst ein Sitz an, was ich auch gerne annehme.
2. Frauchen-ist-zu-angespannt-Ziehen
Das äußert sich darin, dass der Hund in ganz kleinenMini-Schritten läuft, er tippelt dann richtig. Bemerke ich das,entspanne ich mich ganz bewusst, atme aus usw. Dann siehts kurz soaus, als würde ich wie ein Fähnchen im Wind hinterm Hund hergeschleift werden, weil dann auch der Arm/die Hand mit der Leine nachvorne geht. Aber nach 3-4 Schritten bemerkt der Hund, dass ich michentspannt habe und entspannt sich selbst auch.
3. Diese-Stelle-ist-zu-aufregend-Ziehen
Es gibt auf unseren normalen Spaziergängen einige Stellen, diefür ihn (warum auch immer!) jedes Mal sehr aufregend sind. Ein paarder Stellen meide ich einfach (bzw. er darf nur auf der Seite desWeges laufen, die ihn nicht so aufregt), bei den anderen arbeite ichmit Leckerchen. Ich werfe sie ihm eins nach dem anderen auf den Bodenund dadurch konzentriert er sich auf die Leckerchen, nicht auf das,was ihn so aufregt.
4. Die-Umgebung-ist-neu-Ziehen
Das ist für mich die anstrengendste Art des Ziehens. Hier kannich nicht trainieren, weil Whiskey in neuen Umgebungen überhauptnicht mehr aufnahmefähig ist. Ich behelfe mir in diesem Fall miteinem Halti Kopfhalfter. Das findet er zwar doof, aber im Endeffektist es so am stressfreisten für alle Beteiligten.
Ich bestehe generell nie auf eine tadellose Leinenführigkeit.Dann würden wir nie vom Fleck kommen und wären beide irgendwann nurnoch extrem frustriert. Das braucht ja keiner. Ich arrangiere micheinfach mit dem, was er mir anbietet. Und tatsächlich, seit ichdiesen Gedanken vom "immer leinenführigen Hund" aus demKopf bekommen habe, läuft es sehr viel entspannter für uns.
- Manipulationen (bürsten, Krallen schneiden) zulassen
Das ging am Anfang gar nicht. Ich durfte nicht mal seinePfoten mit einem Handtuch abwischen, da hat er sich schon gewunden,ist weggelaufen, hat versucht abzuschnappen etc.
Zu Anfang saßen wir dann zu zweit vor dem Hund. Ich habe gemacht,mein damaliger Partner hat ihm Futter rein geschoben. Alles in ganzkurzen Einheiten, mit ganz viel Ruhe und Geduld.
Mittlerweile sind wir so weit, dass ich alles mit ihm machen kann.Krallen schneiden, Pfoten ausrasieren, selbst die Rute auskämmen(das größte Drama aller Zeiten für diesen Hund) ist jetzt rechtstressfrei (wenn auch mit vielen Leckerchen) machbar. Er springtsogar freiwillig in die Badewanne, selbst wenn er das Duschen an sichextremst unnötig findet.