Aggressives Verhalten gegenüber anderen Hunden

  • Liebes DF,


    nachdem ich in meinem Fotothread schon einige hilfreiche Tips bekommen habe, wollte ich die Frage dennoch auslagern, in der Hoffnung, auf diesem Wege ein wenig mehr Resonanz zu erlangen.


    Es geht um meine Hündin Emmi, ein Bodi-Mischling (3 Jahre) aus dem spanischen Tierschutz, die ich nun seit ca. 3 Wochen bei mir habe. Die Kleine war kein Straßenhund, sie lebte unter Menschen und wurde dann zusammen mit mehreren anderen Hunden im Tierheim abgegeben, wo sie letzendlich mehrere (mindestens 4) Monate verbrachte. Ich bekam sie mit einer (kleinen, verkrusteten, bereits abheilenden) Verletzung an der Schnauze, die der TA nach zu urteilen ausschaut, als hätte sie hier von einem anderen Hund eine drauf bekommen.


    Emmi hat sich von Anfang an, nach erster Scheu, zutraulich gezeigt und sehr schnell Vertrauen zu mir aufgebaut. Sie ist anderen Menschen gegenüber eher zurückhaltend, aber immer lieb. Wirklich ängstlich zeigt sie sich eigentlich selten. An sich ist sie ein total vorbildliches Hündchen, auch an der Leine läuft sie super, wir sind somit auch täglich mit der Schlepp unterwegs.


    Jetzt gibt es hier allerdings ein Problem: Gegenüber anderen Hunden zeigt Emmi sich aggressiv. Wenn sie (vom Weiten) einen Hund entdeckt, wird sie erst einmal neugierig und insofern er ihr nicht eine Nummer zu groß ist, dann will sie desöfteren auch hin und schnüffeln. Nun kann es also passieren, dass sie sich (immer sehr vorsichtig und zaghaft, was aber auch ihrem generellen Wesen entspricht) annähert, doch schon mit dem brummeln anfängt, sobald nun auch der andere Hund Interesse zeigt. Umso näher und aufdringlicher dann der andere Hund, desto warnender das Knurren. Bei besonders ungestümen Exemplaren hat sie auch schon ihre Zähne gefletscht. Wirklich ernstgenommen wird sie dabei aber irgendwie nicht.


    Ich schildere mal eine typische Begegnung, so wie wir sie heute im Park hatten. Emmi an der Schlepp, ein JRT kam (ohne Leine) auf sie zugerannt. Sie war dem Kontakt nicht zugewandt und mit schnüffeln beschäftigt. Der Hund kam also auf sie zu, Schnauze an Schnauze, um Emmi zu beschnuppern. Sie reagierte hier mit ausgeprägtem Knurren, was ihm allerdings garnicht imponierte. Sie zeigte mir dann an, dass sie aus der Situation will und ich nahm sie hoch und wir gingen unseren Weges (nich ohne, dass uns die HH noch hinterherrufen musste, dass ihrer ja schon noch gegangen wäre und die Hunde das unter sich klären müssten - ob sie das noch so sieht, wenn Emmi zuschnappt, hab ich gefragt? :ka: ). Leider passiert uns das immer wieder, das andere Hunde und deren HHs es nicht respektieren, dass Emmi in dem Moment deutlich macht, dass sie keinen weiteren Kontakt wünscht. Sei es, dass ein pöbelnder, sich in die Leine werfender Hund lang gelassen wird, mit den Worten "der tut nix" oder mitten auf der Straße kehrt gemacht wird, damit der Berner Sennenhund ja einmal an Emmi schnüffeln könne, die schon demonstrativ im Gebüsch gelaufen ist, um dem Hund nicht begegnen zu müssen.
    Wie würdet ihr in solchen Situationen reagieren?
    Und was wäre euer Ansatz in der Arbeit mit Emmi, die jeden Hund ver-knurrt?


    Ein Besuch in der Hundeschule ist natürlich schon geplant, da sie aber gerade erst Anfang des Monats in Deutschland angekommen ist, dachte ich, dass ich sie erstmal noch ein paar Wochen ankommen lasse und sie nicht zu früh zu sehr überfordere?


    Es würde mich sehr freuen, wenn ihr eure Erfahrungen und euer Wissen mit mir teilt und danke fürs lesen. Ich habe mich bemüht, so viele Informationen zu geben, wie möglich, aber wenn ich an das ein oder andere nicht gedacht habe, dann fragt nach :smile:


    Liebe Grüße und einen guten Rutsch in das neue Jahr

  • Ich finde sie nicht aggressiv gegenüber anderen Hunden!
    Sie sagt nur deutlich, das sie keinen Kontakt wünscht, und das würde ich, an Deiner Stelle respektieren und andere Hunde von ihr fernhalten!
    Wenn sie merkt, das Du ihre Wünsche respektierst und es für sie regelst, dann braucht sie auch nicht mehr zu brummeln und zu knurren.
    Vielleicht bekommt sie dann auch mit der Zeit mehr Sicherheit bei Hundebegegnungen und lässt bei ausgewählten, höflichen Hunden Kontakt zu.

  • Erst einmal ein herzliches hallo :-)


    Du wirst sicherlich noch viele Antworten bekommen. Ich kann dir nur sagen, das ich anfangs bei unsicheren Hunden aus dem Ausland etc keinen Hund an die meinen gelassen habe. Erst einmal ankommen lassen und gerade wie in deinen Fall, weisst du nun ja auch das sie es nicht sonderlich toll findet so mit anderen Hunden. Was nicht bedeutet das sie es immer so doof wird.
    Ich persönlich habe da immer erst am Vertrauensaufbau gearbeitet. Erst mal ich und Hundi zurecht kommen, dann mit der Umwelt wenn nötig. Hundebegegnungen hab ich erst einmal gemieden, bis Sicherheit hier herrschte . Mit meiner jetzigen Kleinen bin ich sogar doppelt gesichert, also einer rechts einer links sie in der Mitte an Hunden vorbei. Danach erst mal ausgesuchte Hundekontakte, die ruhig von statten gingen.
    Schritt für Schritt habe ich sie da ran geführt. Heute liebt sie alles und jeden, aber zu stürmische Kandidaten kann sie nicht ab, was ich auch verstehe und normal ist. Das tue ich ihr auch nicht an.
    Ich denek du bekommst hier noch gute Ratschläge, drücke dir die Daumen für eure Maus.

  • Ich würde mehr Verantwortung übernehmen und fremde Hunde deutlicher blocken.


    Insgesamt nur durchdachte und strukturierte Gassigänge mit anderen Hunden machen.

  • Aus solchen Situationen nehme ich meinen Hund raus.


    Meiner fängt nach dem Knurren mit Bellen an. Obwohl, es gab eine Phase, da hat er den Fremdhunden das Nasetackern angedroht. :smile: Das habe ich in seinem Interesse (3 kg gegen 30 kg) unterbunden.


    Er darf Hunde kennenlernen aber wenn er unsicher wird splitte ich und wir gehen weiter.

  • Ich würde mir das ganze am Anfang auch strukturieren.


    Zunächst würde ich mir Spaziergehwege suchen, wo nicht alle 5 Minuten ein ungeleinter Hund auftaucht.


    Zwecks Leine würde ich für die Leinenführigkeit erst mal ein System einführen, z.B. lange Leine an Geschirr = Hund darf schnüffeln, pinkeln usw./kurze Leine und Halsband = Hund soll sich an mir orientieren und ordentlich laufen.


    Die Schleppleine würde ich als simulierten Freilauf und zum Trainieren des Rückrufs nehmen, aber nicht für einen Spaziergang.


    Also lieber erst mal weniger Freiheiten und Orientierung an dir und wenn das klappt, noch das Zwischenstück "simulierter Freilauf" an Schleppleine mit einbauen, dort, wo es möglich ist.


    Für Hundebegegnungen musst du dir überlegen, wie du es zukünftig haben möchtest. An der Leine würde ich empfehlen, gar keine Kontakte zuzulassen.Bei ignoranten Hundehaltern muss man deren Hunde dann auch mal blocken.


    Bei späterem Freilauf muss man abwägen, wer einem da entgegen kommt. Entweder lässt man Kontakte dann auch mal gezielt laufen oder man ruft den Hund ran und leint an.


    Für den Anfang würde ich mir eher Hundekontakte suchen, die deinem unsicheren Hund nutzen, eventuell erst mal in Form von "social walks", was heißt, dass du mit anderen Hunden zusammen gehst und alle Hunde sind an der Leine.


    Das jetzige Verhalten deines Hundes ist eigentlich normal, sie möchte, dass andere Hunde Abstand einhalten. Wenn Knurren da nicht hilft, solltest du vielleicht eingreifen und andere Hunde blocken und sie damit unterstützen. Auf den Arm nehmen würde ich nur im absoluten Notfall, ansonsten würde ich meinem unsicheren Hund eher vermitteln, dass ich die Lage im Griff habe und sie schütze. Du kannst ihr auch beibringen, auf Kommando hinter dich zu gehen, so dass du von vorne regeln kannst.


    Hundkontakte sind sicher hilfreich, aber am besten, wenn man das Gegenüber kennt und einschätzen kann. Wenn du sie weiter hilflos machen lässt, kann es natürlich sein, dass sie sich nicht an dir orientiert, sondern weiter versuchen wird, sich selbst zu helfen.


    Da der Hund erst so kurz bei dir ist, würde ich aber erst mal eure Beziehung strukturieren und wenn die Basis sicher ist, lassen sich alle möglichen Situationen auch besser handhaben.

  • Das Verhalten würde ich nicht als aggressiv bezeichnen. Dein Hund ist unsicher und kommuniziert.
    Als ich meine erste Hündin bekam gab es noch kein Internet mit Foren. Ich musste mich auf mein Bauchgefühl verlassen. Sie reagierte sogar auf Hunde die viel kleiner waren als sie, wenn sie sie nicht kannte. Sie hatte auch Panik vor fremden Männern. Ich habe ihr Zeit gelassen und bin weg wenn es nicht ging. Die meisten Hunde, die sie anzickte, gingen von selbst weg. Mit der Zeit wurde sie gelassener und als ich sie nach einem halben Jahr ableinen konnte regelte sich alles von alleine. Sie wollte nur keine größeren Hunde an sich heran lassen und machte das sehr deutlich, gerade bei aufdringlichen Rüden. Da konnte sie die Zähne zeigen und sehr laut werden. Beißereien hatten wir nie. Sie konnte später andere Hunde sehr gut einschätzen und ich erkannte an ihrem Verhalten wann es besser ist Kontakt zu vermeiden. Da sie aber sehr verspielt war gab es dann nur sehr wenige fremde Hunde die sie von selbst mied.
    Wir sind dann in einen Hundeverein, haben dort verschiedenen Hundesport gemacht und viel Kontakt auf Abstand geübt. Gemeinsame Spaziergänge, erst auf Abstand und an der Leine, haben sie sehr selbstsicher gemacht und sie konnte ohne Probleme auch mit großen Hunden umgehen.
    Ich würde dem Hund immer die Zeit geben die er braucht, kleine Versuche starten und zur Not das Weite suchen oder einen Bogen machen, fertig.
    Hundewiesen habe ich gemieden wie die Pest. Wir haben viele ausgedehnte Spaziergänge gemacht und genug Hunde getroffen.
    Dein Hund muss noch viel lernen und da braucht man eben Geduld.


    LG Terrortöle

  • Ich finde Deine Maus macht das ganz toll und kommuniziert klar und deutlich. Das kenne ich von meinen Spaniern auch. Der Jack Russel in Deinem Bsp. hat sich respektlos verhalten. Sie ist unsicher, das kenne ich anfangs auch von vielen meiner Pflegehunde. Die Maus braucht Deine Unterstützung und es ist deine Aufgabe die fremden Hunde wegzuschicken. Ich würde aber auch im Moment noch nicht den Kontakt so suchen, die Kleine soll erstmal ankommen und ihr müsst euch kennenlernen. Danach würde ich mir 1-2 nette Hundefreunde suchen und hier erstmal freundlichen Hundekontakt fördern. Klappt das gut und gewinnt sie Vertrauen kann man an Fremdhundbegegnungen arbeiten.

  • Hallo,


    deine Hündin macht ganz deutlich, dass sie Kontakt zu fremden Hunden nicht wünscht. Ich würde ihr ihn daher auch nicht aufzwängen. Auch wenn sie sich teilweise interessiert zeigt, deute ich das eher als ein generelles Interesse an Interaktion mit anderen Hunden, als ein Interesse an DIESEM Hund.


    Ich würde dir Folgendes raten: Sucht euch feste Hundekumpels mit denen es gut klappt und mit denen ihr euch regelmäßig zum Laufen trefft. Schütze sie weiterhin vor fremden Hunden, indem du sie einfach hochnimmst. Ich finde diese Methode bei kleinen Hunden am effektivsten, auch wenn sie bei anderen Haltern nicht so gut ankommt. Die "dummen Sprüche" die dir deswegen gedrückt werden, würde ich, nach Möglichkeit einfach ignorieren.


    Keiner, der euch nicht kennt, kann sich anmaßen, dein Vorgehen irgendwie zu beurteilen. Er kennt weder die Hintergründe, noch deinen Hund, noch dich. Ohren auf Durchzug.


    Mein Rüde vermeidet zum Beispiel von sich aus Kontakt zu anderen Rüden. Im Freilauf macht er einen Bogen. Leider verstehen andere Rüden das oft nicht, und gehen trotzdem, leider auch oft imponierender- und prollenderweise zu ihm hin. Nun ja, und dann lässt er sich leider auch nicht die Butter vom Brot nehmen. Daher bin ich irgendwann dazu übergegangen, ihn anzuleinen, wenn ein anderer Rüde entgegenkommt, damit ich frühzeitig eingreifen kann. Mittlerweile, muss ich sagen, haben die Rüdenbesitzer, die wir regelmäßig treffen, schon kapiert, dass ihr Rüde von mir (statt von meinem Hund) eine entsprechende Ansage erhält, wenn er sich auf eine ungehobelte Art und Weise nähert und leinen von sich aus an. Was die anderen Halter sich dabei denken, haben sie anfangs versucht auszudrücken. Ich lächle aber immer nur freundlich, wünsche einen schönen Tag und gehe weiter... Effektivstes Mittel. :)

  • Zwecks Leine würde ich für die Leinenführigkeit erst mal ein System einführen, z.B. lange Leine an Geschirr = Hund darf schnüffeln, pinkeln usw./kurze Leine und Halsband = Hund soll sich an mir orientieren und ordentlich laufen.


    Die Schleppleine würde ich als simulierten Freilauf und zum Trainieren des Rückrufs nehmen, aber nicht für einen Spaziergang.


    Also lieber erst mal weniger Freiheiten und Orientierung an dir und wenn das klappt, noch das Zwischenstück "simulierter Freilauf" an Schleppleine mit einbauen, dort, wo es möglich ist.

    Der Hund läuft ja laut Eingangsbeitrag super an der Leine. Hätte das also einen anderen Hintergrund, was du da vorschlägst? (Mehr Orientierung am Menschen nennst du, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich das richtig zusammensetze)
    Ich versteh auch nicht ganz, warum ein Unterschied zwischen simuliertem Freilauf und Spaziergang zu machen wäre?

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