Hund beißt mich ständig und macht in die Wohnung

  • Hallo ihr Lieben,


    dies ist mein erster Post und ich hoffe ich habe ihn richtig platziert, ansonsten bitte ich jetzt schon um Entschuldigung.


    Ich habe ein Riesenproblem mit meinem Hund.


    Ich fange mal von vorne an...Im Juli diesen Jahres haben wir ihn mit 7 Monaten aus dem Tierheim unserer Stadt geholt - er kam ursprünglich aus dem rumänischen Smeura. Wir haben somit absolut keine Informationen zu seiner Vorgeschichte etc. Das einzige was wir wissen ist, dass er so gut wie nichts kannte. Er war jetzt nun auch lange krank und hatte sehr mit Durchfall, Husten und Giardien zu kämpfen und am Schluss auch noch eine Bindehautenzündung :( Da er vorher immer nur auf der Straße oder im Zwinger gelebt hat, war es erstmal schwierig ihn stubenrein zu bekommen, was er dann aber trotzdem irgendwann wurde.. Immer wenn er jedoch schlimm Bauchschmerzen hatte, pinkelte er einfach in die Wohnung ohne dies jedoch zu bemerken - so schien es. Selbiges galt für seinen Stuhlgang. Durchfall ging auch mal gerne in die Wohnung. Besonders gerne ca. 10min nachdem wir von unseren Spaziergängen zurückkamen. Nun ist unser Hund jedoch wieder gesund und wir haben nach sämtlichen Räten der Hundeschule seinen Futterplan umgestellt und genauso den Rhythmus in dem wir mit ihm nach draußen gehen. Außerdem haben wir einen großen Garten in dem er oftmals lange tobt. Dennoch hat er sich es nun angewöhnt jede nacht in die Wohnung zu machen. Er sagt dann weder Bescheid noch sonstiges und wenn man ihn schimpft - tja, dann schimpft man halt. Er guckt einen an und geht weg, als würde er sich denken "Was haben die denn, das ist doch ganz normal, die haben ihr Klo doch schließlich auch in der Wohnung?" :D. So viel dazu. Wir sind echt ratlos. Hat jemand evtl. Tipps?


    Das ist jedoch nicht das Schlimmste. Seit längerem hat sich unser Monty angewöhnt, mich zu beißen und anzuknurren und anzubellen. Ein Schimpfen oder sonstiges hilft da nicht viel und die Situationen kommen auch nur vor, wenn ich mit ihm alleine bin? :fear: Er hat meinen Partner komplett als "Rudelführer" akzeptiert, sagt dieser ein Wort, dann spurt der Hund. Außer was das Beißen betrifft. Sobald der Hund sieht, dass wir uns umarmen, wird wie wild an mir rumgebissen und gezogen was das Zeug hält. Er scheint eifersüchtig zu sein, aber ich habe keine Ideen mehr was ich dagegen tun soll? Die Tipps aus der Hundeschule funktionieren alle ganz super, aber halt eben nicht wenn ich versuche sie durchzuführen, da er mich anscheinend absolut nicht als seinen Rudelführer akzeptieren möchte. Ich könnte mich auf den Kopf stellen :( Ich bin echt mit meinem Latein am Ende und habe langsam schon Angst mit dem Hund alleine zuhause zu sein, weil er es dann ständig "auf mich abgesehen" zu haben scheint.


    Komischerweise lässt er sich allerdings ganz prima Kommandos von mir beibringen und führt diese auch aus...allerdings geht nichts mehr solange ich mit ihm alleine bin. Auch an der Leine mutiert er dann zum totalen Rüpel obwohl er sonst so prima geht


    Besuch zu empfangen ist außerdem auch unmöglich, der wird direkt verbellt und er versucht auch dort immer wieder in die Kleidung zu zwicken und zu ziehen. Mein Freund vermutet, dass unser Hund eigtl. bloß zum Spiel auffordern will, aber da er ziemli :headbash: ch groß ist, ist das für alle Parteien äußerst schmerzhaft und gar nicht okay :rotekarte:


    Ich hoffe irgendjemand nimmt sich die Zeit all das zu lesen, denn ich bin echt überfragt was ich da machen soll :gott:


    Ganz, ganz liebe Grüße!

  • Die Bindung zu deinem Partner scheint aus irgendeinem Grund stärker zu sein,als die Bindung zu dir und das hat nichts mit Rudelführer zu tun.
    Ihr wollt harmonisch miteinander in Frieden leben und eine auf Vertrauen basierende "Beziehung" zu eurem Vierbeiner aufbauen und kein "Rudelführer sein".Vergiss bitte den Rudelführer Quatsch.


    Euer Hund scheint angekommen zu sein und lässt so langsam die Problemchen durchscheinen,welche er so mit sich bringt,das ist alles mit viel Geduld machbar.


    tja, dann schimpft man halt. Er guckt einen an und geht weg, als würde er sich denken "Was haben die denn, das ist doch ganz normal,

    Nicht schimpfen,ich denke der Hund kann euer Schimpfen nicht zuordnen und ist eingeschüchtert und weiß nicht was er falsch gemacht hat.

    langsam schon Angst mit dem Hund alleine zuhause zu sein, weil er es dann ständig "auf mich abgesehen" zu haben scheint.

    Das finde ich bedenklich und deine Unsicherheit spürt dein Hund,er ist es nämlich selber noch.


    Ist er euer erster Hund?Ich meine,ihr habt euch einen für Hundeanfänger "schwierigen Fall" ausgesucht und ich denke nicht,das dir im Forum wirklich geholfen werden kann.
    Einige Ratschläge werden sicher helfen,dennoch würde ich euch Hilfe empfehlen,die vor Ort dabei ist.Einen Trainer,der ohne Gewalt arbeitet und euch trainiert,damit ihr im Umgang mit dem Kerl sicherer werdet ;)


    Ich hoffe,ihr könnt alles nach und nach Umsetzen,aber das kann dauern,viel Erfolg und Durchhaltevermögen und gebt nicht auf,es wird sicher euer Traumhund.

  • Sorry, aber erstmal: Warum gibt man einen so unsicheren Hund in so unerfahrene Hände... :( :

    Er guckt einen an und geht weg, als würde er sich denken "Was haben die denn, das ist doch ganz normal, die haben ihr Klo doch schließlich auch in der Wohnung?" :D. So viel dazu.

    Nein, das denkt der HUND ganz sicher nicht!

    Hat jemand evtl. Tipps?

    Vermenschliche sein tun nicht und sehe nicht in allem, was er tut einen Affront gegen Dich!

    Seit längerem hat sich unser Monty angewöhnt, mich zu beißen und anzuknurren und anzubellen. Ein Schimpfen oder sonstiges hilft da nicht viel und die Situationen kommen auch nur vor, wenn ich mit ihm alleine bin?

    Du bereitest ihm Stress!
    Er kann Dich nicht einschätzen, er weiß nicht, was er von Dir halten soll!
    Der Stress entlädt sich in Übersprunghandlungen.


    Schimpfen KANN da nicht helfen, das verunsichert noch mehr!





    Er hat meinen Partner komplett als "Rudelführer" akzeptiert, sagt dieser ein Wort, dann spurt der Hund.

    Dein Parnter gibt seinem Hund Halt und Sicherheit, er vertraut ihm.
    Das hat mit "Rudelführer" absolut gar nichts zu tun!

  • Ich denke die Hundeschule ist im Moment mal nix für euch, eher ein guter Trainer der zu euch nach Hause kommt und sich das Zusammenleben mal genau anschaut. Jedoch mit bedacht ausgewählt. Eine Userin hat hierfür einen guten Link, leider kann ich grad nicht sagen wer das war.
    Auf alle Fälle liegt es schon auch an dir , denn nach nem halben Jahr zeigt sich ein TS Hund mit seinen wahren ich. ER braucht aber auch Vertrauen, Vertrauen in dich, Sicherheit..gaaaanz wichtig. Ruhe du Geduld wie auch Konsequenz.
    Ihr braucht da echt Hilfe, wartet da nicht zu lange. Gerade auch weil es wohl ein grosser Hund ist, kawnn es wirklich zu grossen Problemen führen und gefährlich werden wenn ihr da nix unternehmt.
    Will dir da keine Angst machen, aber eben dringen zur <Unterstützung raten.

  • Puuh, erstmal tief durchatmen. Ich denke auch, ihr habt ein Stressproblem miteinander: der Hund findet bei dir keine Sicherheit, das stresst ihn, deshalb reagiert er so, wie er es gerade tut und das macht dich wieder unsicher. Dann beginnt der Kreislauf von vorn. Das ist weder für den Hund noch für dich eine schöne Situation.


    Geht ihr "nur" mit ihm in die Hundeschule oder habt ihr auch schonmal einen Trainer zu euch nach Hause gebeten? (Bitte niemanden, der euch was von Rudelführer-Kram oder so erzählt oder mit Druck arbeitet; das ist das letzte, was dieser Hund jetzt braucht.) Dazu würde ich nämlich dringend raten, die Situation muss mal zu Hause von einem Profi begutachtet werden.


    Habt ihr einen strukturierten Tagesablauf, klare Hausregeln? Sowas hilft nämlich auch, dem Hund Sicherheit zu geben, ebenso Rituale. Dadurch wird sein Tagesablauf vorhersehbar und er weiß, innerhalb welcher Grenzen er sich bewegen darf. Außerdem ist es wichtig, dass du auch für ihn vorhersehbar wirst. Im Moment scheint das nicht der Fall zu sein. Schimpfen verunsichert ihn zusätzlich. Ruhe und liebevolle Konsequenz sind für euch bzw. vor allem für dich sehr wichtig, nur dann kann er Vertrauen zu dir aufbauen.


    Da du aber schon anfängst, ihm gegenüber allgemein unsicher zu werden, würde ich wirklich sagen, holt euch professionelle Hilfe. Das ist keine Situation, an der man dann noch allein rumdoktorn sollte. Viel Erfolg!

  • Seit längerem hat sich unser Monty angewöhnt, mich zu beißen und anzuknurren und anzubellen. Ein Schimpfen oder sonstiges hilft da nicht viel und die Situationen kommen auch nur vor, wenn ich mit ihm alleine bin?

    In solchen Situationen neigt man ja dazu, sauer zu werden und möchte das Verhalten des Hundes sofort abbrechen. Ich denke, es wäre mal einen Versuch wert, dem Hund in so einer Situation ein einfaches Signal (wie Sitz) zu sagen, das er gut kann, und ihn dann dafür loben (oder gar belohnen). Das unterbricht das Verhalten auch und sagt dem Hund gleichzeitig, was er stattdessen tun soll.

  • Vielen, vielen Dank für die Antworten! Ich werde mir das mit dem Hundetrainer Zuhause mal genau anschauen Es ist tatsächlich mein erster Hund, mein Partner ist in einer Jack Russel Zucht aufgewachsen. Daran liegt auch vermutlich die bessere Bindung zum Hund. Habt ihr denn Ideen wie ich die Bindung zu unserem Hund verstärken kann ? :/

  • Wir sind echt ratlos. Hat jemand evtl. Tipps?


    Ja. Betrachte die Situation aus Perspektive des Hundes:


    Er hat, wie Du schreibst, scheinbar in seinem Leben nicht besonders viel kennen gelernt, ist sehr früh in der Tötungsstation gelandet, hat mit hoher Wahrscheinlichkeit auf der Straße gelebt und keine guten Erfahrungen mit Menschen gemacht. Sein bisheriges Leben war von Stress und Angst geprägt.


    Nun kommt er zu Euch. Zu Menschen, die für ihn vermutlich mit Bedrohung und wenig positiven Erfahrungen verknüpft und nicht kalkulierbar sind. Er hat Stress, er hat Schmerzen, er ist krank. Er kann vorübergehend körperlich nicht kontrollieren, ob und wann er sich löst, und er kann nicht mehr kontrollieren, wo er sich löst, weil er Euch auf den Spaziergängen "am Strick" folgen muss und nicht den für ihn sichersten Ort wählen kann. Er wird mit Autos, Menschen und Umweltreizen konfrontiert, die ihm Angst einjagen, und ist vermutlich zu gestresst, um draußen zu entspannen und sich zu lösen.


    In der ersten Zeit wischt Ihr seine Hinterlassenschaften vielleicht kommentarlos weg. Und dann, ohne dass es für den Hund nachvollziehbar ist, wird er plötzlich für das bedroht, was vorher hingenommen wurde und damit o.k. war. Er löst sich nicht in der Wohnung, weil er ein ignoranter Idiot ist. Er löst sich dort, wo er es aus seiner Sicht ohne Bedrohung tun kann: nachts in der Wohnung, wenn er zur Ruhe kommt, wenn es dunkel und ruhig ist und kein Mensch ihn bedrohen/ mit ihm schimpfen kann, kein Auto und keine Umweltreize ihn stressen.


    Du bedienst genau das Bild des bedrohlichen und unkalkulierbaren Menschen, das der Hund vielleicht kennt. Angriff ohne Vorwarnung und ohne Zusammenhang zu seiner Handlung. Und dann greifst Du auch noch den einzigen Menschen an, dem der Hund vertraut: deinen Freund. Denn Umarmungen sind in der Körpersprache des Hundes keine Liebesbeweise, sondern bedrohlich. Deine Reaktion: ein erneuter Angriff als Reaktion auf seine Angst und Unsicherheit.


    Nächster Punkt: wenn der Hund komplett reizarm aufgewachsen ist, kann es sein, dass er in seiner Aufnahme- und Lernfähigkeit schlichtweg eingeschränkt ist und dass er neue Informationen nur sehr schwer und langsam verarbeiten kann. Hinzu kommt, dass auch Stress (gerade, wenn er dauerhaft besteht) die Lern- und Aufnahmefähigkeit und die Konzentrationsfähigkeit stark einschränken. Der Hund kann also nicht schnell lernen und verstehen, selbst wenn er es wollte. Darauf reagierst Du aber nicht mit Verständnis, Geduld, vertrauensbildenden Maßnahmen und der Suche nach besseren Ansätzen, sondern mit Druck, Bedrohung, Ungeduld und dem Alpharudelgedöns, erzeugst damit noch mehr Stress und verminderst die Aufnahme- und Lernfähigkeit noch weiter.


    Außerdem hat Euch auch die Pubertät Eures Hundes mit reingespielt. In dieser Phase ist das Hundehirn eine Großbaustelle und selbst bei Hunden ohne schlimme Vergangenheit haben viele Halter den Eindruck, dass der Hund alles verlernt hat, was er einmal konnte, und die Ohren auf Durchzug hat. Aber auch das ist kein böser Wille, sondern die Natur der Dinge.


    Mein Rat: such Dir einen Trainer, der Erfahrungen mit Angsthunden hat, der positiv und gewaltfrei trainiert, auf das Rudelgedöns verzichtet und der Dir zeigt, wie Du den Hund lesen, verstehen und so anleiten kannst, dass er entspannt, aufnahmefähig wird und Dir vertraut.

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