Hund beißt mich ständig und macht in die Wohnung

  • wenn der Hund komplett reizarm aufgewachsen ist, kann es sein, dass er in seiner Aufnahme- und Lernfähigkeit schlichtweg eingeschränkt ist

    hm...ganz so reizarm ist er nicht aufgewachsen. Aber es wird vieles geben was er eben nicht kennt, das ist klar.


    da er aus Rumänien von der Straße kommt

  • Die Bindung zu deinem Hund kannst du mit positiven gemeinsamen Erlebnissen stärken. Da würde ich aber derzeit noch gar nicht ansetzen, weil bei euch beiden das gegenseitige Grundvertrauen fehlt. Ich tu mich in so einem Fall auch schwer mit Tipps auf die Entfernung, weil niemand hier dich und den Hund kennt und miteinander interagieren sieht.
    Was du aber die nächste Zeit machen könntest, was euch auch perspektivisch dann in Zusammenarbeit mit einem Trainer helfen kann: Beobachte mal mehrere Tage so genau wie möglich, in welchen Situationen dein Hund Anzeichen von Stress zeigt bzw. in welchen Momenten er dich anbellt/anknurrt/nach dir schnappt. Versuch dabei, so viel wie möglich von dem festzuhalten, was unmittelbar vorher passiert, sowohl von deiner Seite aus als auch von seiner. Schreib dir davon so viel wie möglich auf! Dann hast du eine Grundlage, auf die du immer wieder zurückgreifen kannst. Wichtig: erstmal nur beobachtend beschreiben, Interpretationen des Verhaltens so weit wie möglich vermeiden. Je "ungefilterter" du die Beobachtungen festhalten kannst, desto nützlicher sind sie.
    Kennst du dich schon ein bisschen mit Calming Signals und Stressanzeichen beim Hund aus? Vielleicht kann dir sonst dein Freund dazu ein bisschen was erklären? Oder du liest dich etwas ein, da müsste es auch hier im Forum Infos zu geben. Sonst frag einfach nochmal nach. Wichtig ist, dass du deinen Hund lesen lernst. Nur, wenn du weißt, was ihm Stress bereitet, kannst du auch gezielt dagegen vorgehen.
    Wenn dir schon auswendig ein paar immer wiederkehrende Situationen einfallen, in denen du das Verhalten wieder und wieder beobachten kannst (wie etwa die Situation, deinen Freund zu umarmen), schildere die ruhig hier, inklusive deinen Umgang damit; vielleicht gibt's wenigstens die Möglichkeit für ein paar "Erste-Hilfe-Tipps", um einige Momente grundsätzlich etwas entschärfen zu können. Das ersetzt aber kein professionell angeleitetes Training, sondern soll nur ein bisschen die Zeit überbrücken helfen, bis ihr einen passenden Trainer gefunden habt.

  • Wenn man sich mal nicht an dem Wort Rudelführer aufhängt, macht die Aussage für mich schon Sinn.


    Es klingt einfach durch, dass dein Freund viel entschlossener wirkt, als du?
    Wenn du (vielleicht) alles hinterfragst, was du machst, bist du dementsprechend unsicher in deinem Auftritt dem Hund gegenüber.


    Und: ein knackiges "Hey", das von Herzen kommt, kann im Gegensatz zu einer Schimpftirade Wunder (Aufmerksamkeit) wirken.


    Allerdings weniger in Bezug auf Pinkelei in der Wohnung.
    Es wäre sehr interessant zu erfahren, ob das im Zusammenhang steht, mit deiner Unsicherheit dem Hund gegenüber.
    Trotzdem würde ich vorsichtshalber mal einen Arzt ansprechen. Also wenn Pinkelverhalten nun wieder völlig neu ist.


    Wenn du deinen Freund umarmst und der Hund geht dazwischen, wäre seine Reaktion interessant, wenn du ganz klar deine Stellung beziehst und ihn kurz und knapp, aber bestimmt, wegschickst.
    Ein "Ab jetzt" zischst. Und zwar resolut!


    und nicht: "


    Hey, ich möchte doch nur mal meinen Freund umarmen, warum machst du das, ich bin doch so gut zu dir" freundlich daher sagst.


    Das hat NICHTS mit schimpfen zu tun, sondern mit einer klaren Ansage und einer Stellung, die du beziehst. Das gibt ihm vielleicht ein Stück Orientierung.

  • hm...ganz so reizarm ist er nicht aufgewachsen. Aber es wird vieles geben was er eben nicht kennt, das ist klar.

    Weißt Du, unter welchen Umständen der Hund auf die Welt gekommen ist und wie er die ersten Wochen gelebt hat?
    Freunde von mir sind im Tierschutz (Ungarn) aktiv und haben dort schon Hunde aus Schuppen und verlassenen Gebäuden geholt, die anschließend als Straßenhunde vermittelt wurden. Gesehen haben diese Hunde in ihrem bisherigen Leben so gut wie gar nichts und sind, obwohl als Straßenhund deklariert, in den ersten Wochen, auf die es ankommt, absolut reizarm aufgewachsen.

  • Gesehen haben diese Hunde in ihrem bisherigen Leben so gut wie gar nichts und sind, obwohl als Straßenhund deklariert, in den ersten Wochen, auf die es ankommt, absolut reizarm aufgewachsen.

    Sorry, OT, aber:


    Warum macht man das? Diese Hunde als Straßenhunde ab zu geben?


    Zwischen "reizarm aufgewachsen" und "hat auf der Straße gelebt" liegen für den zukünftigen HH Welten! (Und für den Hund sowieso!)

  • Vielen Dank! So habe ich das noch gar nicht gesehen, bekomm ich ja auch gleich ein schlechtes Gewissen :( Ich hoffe ich werde eine bessere Bindung zu ihm aufbauen können und ihm die entsprechende Zeit dafür geben. Ich hatte eigentlich gedacht unsere Beziehung sei eigentlich ganz gut weil sie gerade in der Anfangszeit auch ganz prima war und das Problem erst mit der Zeit kam. Ich hoffe wir kriegen das besser in den Griff weil ich ihn jetzt auch besser verstehen kann. Danke für eure Antworten und eure Geduld!

  • Sorry, OT, aber:
    Warum macht man das? Diese Hunde als Straßenhunde ab zu geben?


    Zwischen "reizarm aufgewachsen" und "hat auf der Straße gelebt" liegen für den zukünftigen HH Welten! (Und für den Hund sowieso!)

    In den Beschreibungen stand wahrheitsgemäß, dass die Hunde in ihrem bisherigen Leben nicht viel kennen gelernt haben und von Tierschützern gerettet worden sind. Warum "man", sprich die Orgas, das gemacht haben, kann ich Dir nicht sagen. Ich bin und war in diesem Bereich nie aktiv, sondern nur Beobachter.


    Und ohne das rechtfertigen zu wollen: einen Hund auf der Straße einzufangen hat ja auch keine Aussagekraft darüber, wie er tatsächlich aufgewachsen ist. Es ist und bleibt eine Momentaufnahme. Und wenn ich an die Hunde denke, die ich über diesen Weg bisher kennen gelernt habe, kann ich nicht behaupten, dass ein Straßenhund mit all seinen Erfahrungen und Ängsten leichter zu handhaben ist als einer, der im Ausland reizarm aufgewachsen ist. Aber das ist eben nur meine persönliche Einschätzung.

  • Dennoch hat er sich es nun angewöhnt jede nacht in die Wohnung zu machen

    Wo schläft er denn nachts?



    Sobald der Hund sieht, dass wir uns umarmen, wird wie wild an mir rumgebissen und gezogen was das Zeug hält. Er scheint eifersüchtig zu sein, aber ich habe keine Ideen mehr was ich dagegen tun soll?

    Wie reagiert dein Partner in solchen Situationen? Schickt er ihn weg?


    da er mich anscheinend absolut nicht als seinen Rudelführer akzeptieren möchte.

    Mal unabhängig von dem Wort "Rudelführer": Es gibt die sog. Ein-Mann-Hunde, die binden sich in der Tat nur an eine Bezugsperson.


    Generell müsst ihr eindeutig mehr mit ihm üben. So wie sich das liest, macht er bei euch, was er will, er stellt die Regeln auf und du spurtest.



    Besuch zu empfangen ist außerdem auch unmöglich, der wird direkt verbellt und er versucht auch dort immer wieder in die Kleidung zu zwicken und zu ziehen

    Er ist unsicher und meint, er muss die Situation regeln, weil IHR es nicht tut.


    Dieser Hund ist sehr unsicher. Zudem ist er noch nicht lange bei euch. Ihr müsst ihm zeigen, wie er sich verhalten soll, sonst wird er ein bellend zwickender Selbstregler...und das ist für alle Beteiligten nicht schön.


    Das erste was ich mit ihm üben würde ist das Signal "Körbchen", d.h. dass du ihn in verschiedenen Situationen (Besuch, Umarmen etc.) auf seinen Platz schicken kannst. Das dauert lange, bis es klappt, aber wenn es gefestigt ist, bringst du viel mehr Ruhe in alltägliche Situationen. Das ist ein Hund, den man nicht einfach machen lassen kann, ihr müsst viel mit ihm trainieren, damit er lernt euch zu vertrauen, damit er EUCH die Situationen regeln lässt.

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