Tierheimhund negative Erfahrungen mit Leinen u. Brustgeschirr

  • Liebe Tierfreunde, ich hätte eine Frage betreffend Leinenaggression (verbunden auch mit schnappen) bei einem Hund, welcher in einen Tierheim untergebracht ist. Derzeit baue ich zu der Hündin vertrauen auf, füttere sie aus der Hand, leichte Streicheleinheiten usw. da sie sehr verschreckt ist und ihre guten Gründe dafür hat (Tierheimwechsel etc.). Die Frage die sich mir stellt ist folgende: welche Möglichkeiten hätte man, ohne die Hündin in Stress zu versetzen, dieser einmal ein Brustgeschirr anzulegen, damit sie sich daran gewöhnen kann (ohne sie dabei jedoch gleich an die Leine zu nehmen) Sie schreckt grundsätzlich zurück und hat auch schon Anzeichen von Stereotypen, da sie teilweise beginnt im Freiauslauf im Kreis zu laufen. Hat jemand mit solch einer Situation schon Erfahrung gemacht bei der Arbeit mit solch einem Hunden? Für Antworten wäre ich dankbar. LG Harald

  • Hm - Erfahrungen keine in der Richtung, nein. Aber ne Frage: willst Du mit dem Hud nur im Tierheim arbeiten, oder ist das Ziel, sie zu Dir zu holen? Wenn Letzteres, wäre es dann nicht sinnvoll, den Hund erstmal mit heimzunehmen, Vertrauen fassen zu lassen, und dann mit "komischen Dingen" anzufangen? Evtl. hätte man ja daheim die Möglichkeit, den Hund erstmal nur in einen gesicherten Garten gehen zu lassen?


    Gerade, wenn schon Stereotypen auftreten, könnte ich mir vorstellen, ein festes zuhause könnte hilfreich sein, weil man dort halt auch regelmäßiger was tun kann, und sie einen festen Tagesablauf bekommen könnte.


    Ich glaube auch, daß ich so nem Hund, der kein Vertrauen hat, erstmal Berührungen durch mich ersparen würde, sondern nur füttern würde, später dann mal spielen würde, wenn sie drauf eingeht (und sei es, man kullert Futterbrocken weg von sich, sodaß sie sie "jagen" kann). Das kann man ja mehrmals am Tag kurz machen. Erst dann, wenn halbwegs Vertrauen da wäre, würde ich es mit Berührungen versuchen. Bis dahin empfindet der Hund die bestimmt nicht als angenehm...... Der soll doch Vertrauen bekommen, und wenn er immer wieder angefaßt wird, obwohl er das deutlich nicht mag - ich weiß ja net....

  • Mit den Hunden arbeite ich normal außerhalb vom Heim, aber mit diesen ist es nicht möglich. Das Vertrauen fassen funktioniert ja schon einigermaßen, es geht um das Geschirr anlegen, Tipps oder einen Trick, wie man das stressfrei hinbekommt. PS: die Hunde müssen abends immer im Tierheim sein, es gibt kein außerhalb übernachten. Die Hunde werden für neue Hundehalter so erzogen, dass sie in weiterer Folge Gassi gehen und vermittelt werden können. LG

  • Ah ok alles klar - dan geht das natürlich net :-) Dann kann ich leider net helfen, hab mit so ängstlichen Hunden keine Erfahrungen.....


    Im Prinzip würd ja einmal anlegen reichen, denke ich, oder? Wenn Berühren halbwegs geht, dürfte Leine bei Bedarf einhängen dann ja kein problematisches Thema sein. Trägt der Hund denn bereits Halsband? Evtl. damit bei Dir behalten und ganz ruhig ein Geschirr drauflegen, bei dem dann nur Schnallen unten und vorn geschlossen werden müssen, aber nix übern Kopf gestreift werden muß? Evtl. Metallschnallen (weißt schon, wie Gürtel), um das Klickgeräusch der Kunststoffdinger zu vermeiden? Zweite Person füttert dabei von vorne? Oder nimmt Hund nix vor lauter Streß in solchen Situationen?


    Ansonsten halt die gaaanz langsame Tour, Geschirr irgendwo in die Nähe legen, und bei Annäherung immer wieder schönclickern..... Bis Hund irgendwann toleriert,daß er damit von Dir berührt wird. Oder nimms einfach in die Hand, wenn Du den Hund fütterst, sodaß das halt einfach immer in schönen Momenten dabei ist und mitverknüpft wird? IRgendwann dann mit dem Ding auch "zufällig" kurz berühren etc. - bis mans auflegen kann.

  • Ich hatte das bei meiner verängstigten kleinen Grieching so gemacht, das ich das Geschirr dem Hund vertraut machte, in dem ich sie daran schnüffeln lies wenn das möglich ist, und es ihr ein paar Tage in ihr Bett gelegt habe. Danach habe ich sie immer mal wieder damit langsam gestreichelt, und bei jeder Berührung mit dem Teil ein Leckerli gegeben und ruhig gelobt. Nächster Schritt war das ich es mit der Halsöffnung vor sie gehalten habe, dann mit einem Leckerli soweit gelockt gehabt das sie den Kopf schritt für schritt durch hatte. Erst als das geklappt hatte, habe ich es dann erweitert und es ihr angelegt ohne es gleich zu zu machen, alles immer belohnt. Danach leicht zu gemacht, und dann zeitlich in kleinen Schritten verlängert. Hat ca 3-4 Wochen gedauert gehabt, bis sie es wirklich akzeptiert hatte.
    Es kommt aber doch auch auf den Hund an wie lange das ganze dauert, und ich hatte sie bei mir zu Hause. Aber ich denke das wäre auch eine Möglichkeit in euren Fall. Braucht halt Zeit und Geduld.

  • Ich weiss nicht ob es klappt, aber wenn du genügend Zeit hast & sie gerne Futter von dir nimmt, würde ich das Geschirr in die eine Hand und die Kekse in die andere Hand nehmen. Jede kleinste(!!) Hindwendung zum Geschirr sofort loben und belohnen. Das schöne daran ist, dass man den Hund nicht unter Druck setzt (ich will dir jetzt dieses Ding näher bringe!) sondern, dass er alleine auf Ideen kommen muss.
    Hat bei meiner Hündin zu Beginn sehr gut funktioniert, man muss da auch nicht extra Klicker ect. aufbauen!
    Und ich denke wenns nicht klappt, hast du nichts verloren :D

  • Genauso mache ich es zur Zeit, Geschirr hinlegen, Leckerlie davon nehmen lassen, streicheln, Hand durchstecken usw. werd das noch zwei drei Wochen machen, dann meld ich mich mal wieder, danke für euere Infos.

  • @Mischlingsrudel ich will jetzt nicht nerven (weiss auch nicht, ob sich dein Post jetzt auf mein Post bezog :ops: :D ) aber bei mir wären die Kekse gerade NICHT beim Geschirr. Der Hund müsste bei mir den Umweg machen.
    Meine Hündin hatte nämlich durch locken immer noch mehr Stress (kann man mittlerweile aber machen, hat aber gedauert).


    Egal wie du es anstellst, ich hoffe auf jeden Fall dass es klappt und bin gespannt, was du berichtest =)
    (übrigens finde ich es toll, was du leistest! Ist bestimmt nicht einfach, sich so auf einen Hund einzulassen und ihn dann weiter ziehen zu sehen... :respekt: )

  • Hey, ich finde es auch toll, was du machst. Ich schreib grad in diesem Thread Frage Thread für ängstliche und traumatisierte Hunde
    ... wir haben hier nämlich einen Junghund aus dem Tierheim, der Angst vorm Anleinen und seinem Geschirr hat.


    Hier zuhause geht das Üben natürlich leichter, mit Ersthund dabei und mehrmals täglich zum Gassi gehen.


    Aber ich weiss, dass die Tierheim Gassi-Gänger dass auch schon mit ihm geübt haben und bin wirklich super dankbar für dass, was da schon erreicht wurde.


    Mit Leckerlie locken ist bei unserem kleinen auch eher kontraproduktiv. Er erwartet dann sozusagen schon eine Stressituation und wird eher nervöser. Wir sind jetzt schon soweit, dass er es gut macht, weil er unbedingt raus will, aber am Anfang hab ich versucht, ihn in eine entspannte Haltung zu bekommen ( bei uns auf der Couch) , ihn riechen lassen, dass ich ein Leckerlie in der Tasche hab, gekrault, und dann Geschirr vorsichtig über den Kopf. Erstmal offen lassen. Geschirr wieder ab, loben, Leckerlie. Wenn dein Hund sich anfassen lässt, ruhig mit körperlichem Kontakt. Ich hab festgestellt, dass Berührungen von unten besser sind als von oben. Unter dem Kinn kraulen = Hund kommt aus seiner geduckten Haltung raus, richtet sich auf, entspannt sich.


    Anfassen von oben war eher blöd, am besten war: eine Hand krault unterm Kinn und die andere ist mit Leine und Geschirr beschäftigt.


    Zum Geschirr: Ich kann verstehen, dass TH Hunde mit Geschirren mit doppelten Gurten und Klick Verschlüssen gesichert sind. Zum Üben bei ängstlichen Hunden finde ich aber welche, die sich mit einem Handgriff schliessen lassen und dazu noch einen Griff am Rückenteil haben viel besser ( dass sind die Norwegergeschirre). Vielleicht lässt sich das zum Üben ja irgendwie organisieren.


    Viel Glück und Lg,
    Elzbeth

  • Ich kann berichten, wie ich es mit Kito gemacht habe.


    Ich habe mir das Geschirr mit der Kopföffnung über die Schulter gehängt und dann mit der Hand auf der gleichen Seite Futter gegeben. Über viele kleine Übunngseinheiten ist das Geschirr immer weiter den Arm heruntergewandert, bis es schließlich am Handgelenk der fütternden Hand hängen durfte.
    Dann kam ein etwas schwieriger Schritt, weil nun die zweite Hand von oben das Geschirr halten muss, damit der Kopf schließlich durch die Öffnung passt.Dafür bin ich mit dem Geschirr wieder etwas von der Hand abgerückt. Nach und nach hatte ich ihn dann soweit,dass er erst nur mit der Nasenspitze und später mit dem ganzen Kopf durch die Öffnung musste um ans Futter zu kommen.
    Bis hierhin waren ca. 2 Wochen und viele kleine Übungseinheiten vergangen


    Dieses Vorgehen hat dazu geführt, dass er heute noch ohne zu zögern seinen Kopf durchs Geschirr schiebt, wenn ich es ihm hinhalte.


    Das Umlegen und Schließen ging dann erstaunlich einfach, obwohl er sich zu dem Zeitpunkt noch sehr ungern berühren ließ.

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