Hallo,
ich steh' selber noch ein wenig unter Schock und kann das noch gar nicht so richtig glauben, aber um mir wirklich eine Einschätzung geben zu können, warum Hund 2 ausrastet, fang ich mal ganz von Vorne an.
Also, Hund 1 wiegt knapp fünf Kilo und ist 2 1/2 Jahre, sie ist mehr "mein Hund" und mein Mann wollte gerne auch einen zweiten, "eigenen" dazu. Eigentlich ein erwachsenes Tier, welches sowieso ein Zuhause sucht, aber das Tierheim in der Nähe hat sich nicht gut organisiert(jeder Mitarbeiter hat was anderes erzählt) und die meisten Tiere fielen sowieso raus, weil sie nicht kinderkompatibel waren.
Aus privatem Verein gab es eine Kandidatin, die ihm sehr gut gefiel, aber alles beim Testbesuch markiert hat und zum Schluss mehrfach Hund 1 angegriffen und ihm auch ne ordentliche Delle verpasst hat, so dass wir uns gegen dieses Tier entschieden haben. Durch Zufall hörten wir von einem Welpen, der seine Familie verlassen musste (Differenzen mit Hund 1, der ihn nicht hat trinken und fressen lassen) und haben uns überlegt, ob das doch eine bessere Möglichkeit ist, wenn Hund 2 mit unserem Hund 1 aufwächst und sich auch daran gewöhnt, dass Hund 1 zierlicher ist (Hund 2 wiegt etwa 13 Kilo).
Die Halter machten einen netten Eindruck, aber im Nachhinein waren wir sehr blauäugig. Haben hinterher erfahren, dass sie den Welpen den ganzen Tag durch die Stadt gezogen (er wollte nicht laufen) haben und um ihn auszulasten, gings zwei Stunden mit der Reizangel in den Garten .. 8(
Zeitlich hatte das eigentlich auch gut gepasst, ich war aus persönlichen Gründen zum Einzug viel Zuhause und hätte viel Zeit für die Erziehung gehabt und da wir uns Kinder gewünscht haben, wäre der Hund bis dahin erwachsen.. Jaah, so die Planung. Trotz schlechtester Vorrausetzungen und mehreren ärztlichen Diagnosen hat es nicht mehrere Jahre und medizinische Unterstützung bedurft, ich wurde sofort schwanger, mit sämtlichen Problemen, die man körperlich mitnehmen kann.
Hund 2 hat also schon recht viel in diesem einen Jahr (mit uns) durchgemacht, erst die Woche bei Besitzern 1, dann Umzug zu uns, dann die schwierige Schwangerschaft und der Umzug von uns in eine größere Wohnung, dann die Geburt. Ist der Stress der Auslöser für ihre Agression?
Sie war von Anfang an eher unsicher, klar, nach der Erfahrung bei Besitzern 1 und hat andere Hunde verbellt, solange sie an der Leine war. Später abgeleint, je nach Hund. Deshalb hatte sie dann Schleppleinenpflicht, konnte nach einer Weile Training aber gut an anderen Hunden vorbei (mit Wohlfühlabstand) und hat sie beim freien Lauf meist ignoriert. Spielen nur selten, meistens mit Hund 1. Die beiden haben sich von Anfang an geliebt! Gezergelt, zusammen in einem Körbchen geschlafen.. Sie war auch viel unsicherer (und weniger Pöbler), wenn Hund 1 nicht dabei war.
Nach der Geburt, wollte sie keinen fremden mehr in meine bzw Babynähe lassen, egal ob Hund oder Mensch (auch bekannte Menschen), alles wurde verbellt und zähnefletschend begrüßt (sie ist hingerannt, bis Millimeter vorm Knie und hat von unten mit angelegten Ohren losgelegt = Angstagression?).
Daran haben wir insofern gearbeitet, dass Besuch schön gefüttert wurde. Immer, wenn sie mal ne "liebe Pause" machte, hat sie sofort n Keks bekommen und das hat super funktioniert, mit jedem Besuch wurde sie schneller ruhig! Richtig entspannt war sie noch nicht, aber skeptische Erwartung, statt lautstarke Bedrohung fanden wir schon mal angenehmer.
... Ja, vor ungefähr drei Wochen hat sich das alles nochmal ins negative verändert. Ohne, dass wir einen Anlass gesehen hätten, dass irgendetwas anders gewesen ist als sonst, ging sie auf Hund 1 los, als meine Schwiegereltern zu Besuch kamen.
Danach passierte das ständig (ohne Verletzungen! Hund 2 fixiert, lautes Getöse, Hund 1 auf den Rücken geschmissen, Hund 2 darüber, beide sich am Ankeifen). Wir vermuten, als Stressventil, wenn Hund 2 irgendetwas nicht passt - bei Besuch, Aufmerksamkeit, als wir mit Hund2's Körbchen /Napf an Hund 1 vorbeigegangen sind..
In der Regel bei (gemochten) Besuch, also wurden die Hunde während der Begrüßung bis alle saßen etc ausquartiert und dann dazu geholt und erstmal ignoriert. Dann beide gleichzeitig betüdelt. Das ging erstmal gut, jetzt nicht mehr. Wenn beide gleichzeitig dazu geholt werden, eskaliert, ist Hund 2 zuerst da und Hund 1 kommt dazu auch und mit Hund 1 zuerst haben wir es nicht ausprobiert, da würde Hund 2 vermutlich direkt draufgehen. Bis dahin war das immer auf die Wohnung begrenzt, es ist aber dann auch einmal vor der Haustür passiert, als Hund 1 da stand (bei Schwiegermama) und Hund 2 vom Pieseln (Stubenreinheit ist auch so n neverending Thema bei Hund 2) wiedergekommen ist, dabei ist auch die erste Verletzung passiert, beide haben sich eine Kralle eingerissen.
Und gestern der Supergau, draußen, auf regelmäßig besuchter Wiese, aber nicht eigenem Grundstück, als Hund 2 nicht direkt das Spielzeug gefunden hat und vermutlich deshalb auf Hund 1 los ist.
Wenn ichs richtig gesehen hab (ging sehr schnell), hat Hund 2 Hund 1 ins Bein gebissen (da sind auch Abdrücke), Hund 1 hat deshalb die Lefze gepackt und als mein Mann sie gelöst hat, hat Hund 2 nachgegriffen und die Schnauze gepackt - da sind aber keine Abdrücke oder Verletzungen entstanden (hat sie sich da extra oder aus Versehen zurückgehalten? Keine Verletzungsabsicht oder Glück gehabt?)... Auf dem Rückweg an der Leine, hat Hund 2 Hund 1 dann auch nochmal fixiert, ohne, dass Hund 1 irgendwas "falsches" gemacht hat/hätte machen können, ging auf meiner anderen Seite, ebenfalls angeleint und hat nach vorne geguckt.
Seit gestern sind die Hunde getrennt, in unterschiedlichen Räumen, aber das ist natürlich keine Dauerlösung. Maulkorb haben wir vorhin geguckt, gibt nix passendes in dem Laden im Umkreis, müssen wir im Internet bestellen - da irgendwelche Erfahrungen? Und Hundeschulen gibt es hier nur diese 0815 - Keksschulen, die nicht mehr vermitteln als Sitz-Platz-Rolle und auch die mit Bus&Bahn 1,5 Stunden entfernt.. Wir suchen grad, ob hier noch irgendwo jmd Mobiles ist, aber bisher haben wir keinen gefunden.
Ferndiagnosen sind immer schwer, aber falls jmd da versuchen mag, eine Einschätzung zu geben? Ich gebe gerne zu, ich bin damit überfordert. Ich wollte Hund 1 haben und das mehr als 15 Jahre, deshalb hab ich tausend Bücher gelesen, aber Erfahrungen mit "Problemhunden" habe ich überhaupt keine..
Bitte helft uns!
Ein Säugling, zwei "nette Hunde" und der Alltag wären schon "schön" anstrengend, aber so ist das kein Zustand, der dauerhaft so bleiben kann, ohne an unser aller Nerven zu zehren. Wir haben uns das zwar stressig, aber schön vorgestellt, wie alle miteinander (auf)wachsen können.. ans gegenseitige Zerfleischen haben wir nicht gedacht..