Zweithund unverträglich mit Ersthund

  • Hallo Leute! =)


    Ich habe seit ca. 3 Monaten einen Hund aus dem TS, der unverträglich mit unserem Ersthund ist. Grundsätzlich ist es kein Problem und wir könnten auch die nächsten 10 Jahre mit dieser Unverträglichkeit weiterleben, aber es wäre trotzdem super, wenn sie sich mal verstehen würden. :) Wir arbeiten bereits mit einer sehr kompetenten Trainerin, aber da so ne Einzelstunde (mit FahrtGebühren usw.) preislich doch den zweistelligen Betrag überschreitet, hoff ich sehr, dass ihr mir hier weitere Tipps geben könnt. :)


    Ein paar Infos zur mometanen Situation:
    Wir lassen die beiden nicht direkt zusammen, gehen aber täglich gemeinsam spazieren und verbringen die Tage im abgetrennten (Holzzaun, "durchsichtig") Garten, jeder Hund hat seine eigene Bezugsperson und sein eigenes Stockwerk im Haus, trainiert wird in einem gewissen Abstand (Wohlfühldistanz), den wir in Schlagenlinien verringern sollten bis wir ganz nahe aneinander sind und dann die Hunde mithilfe des Handtargets einige cm aneinander vorbei bewegen können. Das klappte auch wunderbar und die Distanz war nach ein paar Wochen Training schon relativ klein. :) Allerdings ist einem Verwandten von mir vor kurzem leider eine Missgeschick passiert, wodurch sich die beiden Hunde direkt im Garten begegneten und es zum Kampf kam.... :(


    Da ich nicht dabei war, kann ich nicht genau sagen, was passierte, aber mir wurde folgende Situation geschildert: mein Zweithund ist raus in den Gartenteil, in dem unser Ersthund war; ein Familienmitglied hat dies bemerkt und angefangen zu schreien; alle Anwesenden wurden nervös und teilweise laut; unser Zweithund ist seitlich auf den Rücken des Ersthundes und hat nicht mehr losgelassen; jemand hat dann versucht die beiden mithilfe so eines LuftdruckHundestrafdings zu trennen (das uns von einem sehr schlechten Trainer zum "Üben" empfohlen wurde; nachdem ich aber meine Verwandten überzeugen konnte das dieser Trainer völlig unkompetent ist und Strafe im Hundetraining nicht nur nichts verloren hat sondern v.a. bei Unverträglichkeit die Sache nur noch viel schlimmer macht; haben wir uns entschieden, dieses Ding nur bei einem Kampf zum Trennen einzusetzen), aber leider wurde die Situation dadurch nur noch schlimmer; der Ersthund hat sich extrem erschreckt und ist mit dem Zweithund am Rücken quer durch unseren recht großen Hof gerannt; der Zweithund wurde durch diesen Schock noch aggressiver; schlussendlich wurde der Zweithund vom anderen durch eine Person runtergezerrt.


    Bis zu diesem Erlebnis haben wir fleißig mit beiden nach Traineranweisung trainiert und man merkte richtig, dass die beiden keine Aggression gegenüber dem jeweils anderen verspürten. Nun ist es so, dass beide den jeweils anderen fixieren, bei Begegnungen hinter der Glastur/Holzzaun anknurren und man einfach auch beim Training/Spaziergang sieht, dass etwas vorgefallen ist und die beiden sich nicht wirklich mögen, v.a. der Ersthund wirkt sehr vorsichtig und meidet jegliche Nähe, der Zweithund fixiert dafür mehr.


    Soooo nun zu meinen Fragen. :)
    Was denkt ihr - hat der Zweithund den Ersthund nur angegriffen, weil die Anwesenden so nervös und laut reagierten? Zuvor sind sie schonmal versehentlich in einer Gartenhälfte gewesen, niemand hat es bemerkt und die Hunde haben sich einfach nur ignoriert.
    Was könnten wir zusätzlich zu dem oben beschriebenen Training noch machen? Ich spiele mit dem Zweithund bei Hundebegenungen immer Z u B, das klappt super und obwohl er anfangs bei jedem Hund extrem "austickte", kommen wir jetzt auf einer normal breiten Straße problemlos an anderen Hunden vorbei. Soll ich bei Ersthund auch ZuB spielen? Falls ja, wie? Sie sehen sich ja mehrere Stunden an Tag. Soll ich ZuB nur beim ersten mal Sehen am Tag spielen?
    Wie kann ich am besten eine Gegenkonditionierung machen? Ich dachte, so wie kikopup es in diesem Video beschreibt, aber wie sollte ich in unserem konkreten Fall vorgehen?


    Wie reagiere ich richtig, falls es wieder zu einem Kampf kommt? (Ersthund = ca 60 kg, Zweithund = 30kg)
    Sollen wir die beiden einfach mal mit Maulkorb draußen beim Spaziergang zueinander lassen bzw. sie ablassen und sie selbst entscheiden lassen, ob sie Kontakt wollen oder nicht?
    Habt ihr sonst vlt. noch Vorschläge?


    Ich wäre euch echt sehr dankbar für ein paar Tipps oder Denkanstöße! :)


    P.S.: Eine Bitte, an alle, die nicht ausschließlich mit positiver Verstärkung arbeiten: Seid so lieb und überspringt diesen Thread einfach! Das ist nicht böse gemeint, aber es wäre nur verschwendete Zeit für alle Beteiligten. :)


    P.P.S.: Wie gesagt, arbeiten wir bereits mit einer guten Trainerin und ich werde auch weitere Einzelstunden in Anspruch nehmen, aber atm kann ich mir dies nicht leisten. Weshalb mir z.Z. nur diese Möglichkeit (im Inet nachzufragen) bleibt.


    Vielen Dank für s Lesen! :winken:

  • Mal ganz hart gefragt: Seid ihr sicher, dass ihr den Zweithund behalten wollt?


    Für mich hört sich die ganze Situation ziemlich stressig an, besonders für den Ersthund. Natürlich kann man das Managen und ich find's auch richtig klasse, dass ihr euch Hilfe bei einer Trainerin gesucht habt, aber wie "realistisch" ist das denn, dass die Hunde in absehbarer Zeit entspannt zusammenleben können?


    Bitte nicht falsch verstehen, ich meine das auf keinen Fall böse, aber gerade weil es a) schon einmal kräftig gekracht hat und b) der Zweithund jetzt nach drei Monaten vermutlich gerade erst anfängt, sich richtig einzuleben und die ein oder andere Verhaltens"baustelle" auszupacken, kann das für alle Beteiligten sehr, sehr anstrengend werden.


    Und das hier:

    v.a. der Ersthund wirkt sehr vorsichtig und meidet jegliche Nähe, der Zweithund fixiert dafür mehr.

    ... klingt wirklich gar nicht schön, in dem Dauerstress würde ich keinen Hund lange ausharren lassen.

  • Liebe Nagga,


    echt beeindruckend, mit was für einem Wille und mit welcher Motivation Du versuchst, das Problem zumindest zu managen bzw. aufzulösen.


    Ich seh die Situation genau wie pardalisa. Wir wissen hier ja nichts über Deine Beweggründe, weshalb Du den zweiten Hund dazu genommen hast. Für den Ersthund - der in meinen Augen die älteren Rechte hat - finde ich es voll traurig und irgendwie auch schlimm und ungerecht. Für mich ist nicht nachvollziehbar, warum ihm diese Situation nun aufgezwungen wird. Du weißt ja wie es ist, wenn man einen anderen Mensch einfach nicht leiden kann, ihn nicht mal riechen mag. Mit dem dann zusammen leben zu müssen und sein Heim teilen zu müssen, ist hart, ihm wird das ja so aufgezwungen. Ich mein das nicht böse - bitte versteh mich nicht falsch.
    Aber es ist natürlich Deine Entscheidung, und Du wirst Deine Gründe haben, warum Du es in Kauf nimmst, immer managen zu müssen.


    Das der Zweithund auf den ersten los gegangen ist, weil geschrien wurde und eine angespannte Situation herrschte, ist schwierig zu beurteilen. Vielleicht hat es zusätzlich getriggert. Aber eigentlich können da nur die Beobachter der Situation was dazu sagen. Wie war die Körpersprache der beiden Hunde, bevor der Zweithund den ersten attackiert hat?


    Spaziergang mit Maulkorb ist auf alle Fälle ein guter Ansatz.


    Alles Gute und viel Erfolg beim Training.

  • Ich würde mich zum Wohle aller (Menschen und Hunde) zur Abgabe des Zweithundes entscheiden, denn ich denke, egal wie viel man trainiert und egal, wie "gut" sie sich dann "verstehen", die beiden bleiben eine tickende Zeitbombe.

  • Jetzt mal unabhängig von euren Trainingsmethoden (und nein, ich glaube nicht, dass man einen wirklich unverträglichen Hund der noch dazu vielleicht eine starke Antipathie gegen den anderen hegt die über das Normale hinausgeht nur mit Lob dazu bringt diesen in Ruhe zu lasse), wird die Situation vor allen Dingen auch für den Ersthund keine sehr angenehme sein.




    Du scheinst ja sehr bemüht zu sein von deinem Zweithund jegliche unangenehme Dinge wegzuhalten - sollte man da nicht zumindest so fair sein und das auch für den Ersthund tun? Hat euch das eure Trainerin auch gesagt oder nimmt sie nur diese Neverending Story mit ?

  • Zum besseren Verständnis stellen sich mir hier noch einige Fragen.


    Was sind das für Hunde (Rasse, Geschlecht, Alter)?
    Wer ist wie lange bei euch?
    Warum habt ihr euch für den Zweithund entschieden? Habt ihr vorher gewusst, dass die beiden Hunde sich nicht mögen?
    Wie ist der Erstkontakt verlaufen? Haben die sich sofort gebissen oder was heißt, der Zweithund ist unverträglich? Ist der Hund insgesamt unverträglich oder nur mit Rüden oder nur mit eurem Hund?
    Kommt es nur in bestimmten Situationen zur Eskalation oder auch bei anderen Kleinigkeiten oder verhindert ihr komplett den Kontakt von Anfang an?


    Ich muss leider auch ehrlich sagen, dass sich so eine Situation für beide Hunde, aber auch für die Menschen dahinter, wenig tragbar finde.
    Die Lebensqualität aller ist doch sehr beeinträchtigt?
    Wollt ihr wirklich die nächsten Monate, Jahre oder womöglich für immer so leben?


    Das Training, was ihr da gerade macht, ist ja gut und schön und an sich auch lerntheoretisch gesehen richtig, aber das ist doch alles auch sehr wackelig und wird vermutlich auch längere Zeit so bleiben. Konnte euer Trainer auch da eine Prognose geben, dass er halbwegs sicher ist, dass so ein Training am Ende auch fruchten wird?
    Momentan trainiert ihr ja quasi noch im luftleeren Raum, wo dann aber auch nichts dazwischen kommen darf, um die ganze Nummer wieder zum Kippen zu bringen.
    Wenn es jetzt schon einen Vorfall gab, ist das Training doch auch wieder auf Null bzw, die ganze Ausgangslage sieht ja noch mal wieder schlechter aus.
    Ich frage mich, wie man mit reiner Desensibilisierung/Gegenkonditionierung irgendwann mal dahin kommen will, auch zusammen den Alltag zu leben? Alltag verläuft ja nie nach Plan, da geht es ja um ganze andere Dinge als sich den Anblick des anderen Hundes "schön zu clickern" oder da mit Targets rum zu machen. Alltag und Zusammenleben hat ja vielmehr etwas mit Beziehungen untereinander zu tun, wer entscheidet was, wer bewegt sich wo, wie wird das gemeinsame Leben gestaltet.


    Aus Sicht des Ersthundes ist das alles ganz schön viel verlangt und die Lebensqualität von ihm leidet sicher sehr darunter, vor allem, weil er im eigenen Zuhause (auch wenn die Hunde zurzeit nicht zusammen leben, weiß er ja trotzdem, dass der andere da ist), wo er sich eigentlich sicher fühlen sollte, ja jetzt Opfer ist. Da mutet man dem eigenen Hund echt ganz schön was zu und ich muss ehrlich sagen, dass ich keinem meiner Hunde so was abverlangen würde.


    Es ist ja immer viel machbar, wenn es einfach darum geht, Ressourcenstreitigkeiten oder ähnliches in den Griff zu bekommen, nämlich einfach über ein besseres Management. Wenn es hierbei aber um etwas Grundsätzliches geht und die Hunde sich einfach nicht leiden können oder der eine den anderen einfach nicht mag und diesen ernsthaft angehen will, würde ich aus meiner Erfahrung sagen, dass das, egal wie viel und gut man trainiert, einfach gar nicht machbar ist.


    Ein Zweithund soll ja das Leben und auch das Leben des Ersthundes bereichern und nicht verschlechtern. Man kann ja einiges passend machen, aber nicht alles. Ich halte selbst mehrere Hunde, die ich aber so aussuche, dass sie zusammen passen und sich grundsätzlich erst mal nicht doof finden. Anders kann ich mir ein Zusammenleben gar nicht vorstellen.

  • Lies doch einfach mal den kurzen Thread, den ich oben verlinkt habe, da werden fast alle deine Fragen beantwortet.

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