Fehlende Impulskontrolle oder Jagdtrieb?!

  • Was wisst ihr eigentlich wirklich darüber, welche Rassen drin sind, wie alt er ist und wie er wann gehalten wurde? Ich hätte jetzt gar nicht gedacht, dass man in der Türkei häufig Schnauzer und Deutsch Drahthaar trifft. Auch kann ich mir nicht vorstellen, dass sich ein Hund, der nichts zu fressen bekommt, nicht einfach von seinem Lederband befreit, das läd doch geradezu zum Kauen ein.

  • Wie lange ist der Hund denn schon bei euch?
    Circa 7 Monate


    Was habt ihr schon alles trainerisch ausprobiert?
    Hundetrainer, generell Bücher wegen Leinenführigkeit und Gehorsam. Mein "alleiniges" Training hat uns aber irgendwie am meisten geholfen. Ich versuche viele Infos zu sammeln, das "beste" rauszufiltern und anzuwenden. Klappt super!


    Wie sieht der Tagesablauf aus?
    Aufstehen, Kaffe trinken. Dann Zusammen Raus für 1 H wenn ich morgens frei hab, wenn ich arbeiten muss ne knappe 3/4 h. den Tag über bleibt er entweder alleine in der Wohnung, oder er kann sich zurückziehen, dösen, bekommt Kopfhaut und wir trainieren gehorsam (ich versuche es nicht zu übertreiben). gegen 6 Uhr kommt mein freund, entweder gehen beide joggen, oder ich gehe für 1 bis 2 h mit ihm raus in den Wald (viele möglichkeiten um immer andere runden zu gehen), oder zum feld damit er etwas mehr laufen kann.


    Was arbeitest du mit dem Hund ganz konkret?
    Locke sitzt vor mir und bekommt bei einem Leckerchen ein "Nein". Dies darf er erst fressen, wenn ich "Bitteschön" sage. sowas z.b.. Er darf erst generell fressen, wenn er auf der decke liegt und ich ihn erlaube, zum napf zu gehen.


    Wie ist sein Verhalten bzw. sein Ruheverhalten im Haus?
    Bettelt am Tisch wenn wir essen, was direkt unterbunden wird. er versucht mir immer zu folgen und will nicht alleine in einem raum sein. bin ich im Bad oder in der küche, geht er ins schlafzimmer. bin ich im wohnzimmer, ist er auch da oder geht raus in den balkon wenn die türe offen ist (so wie heute). Er legt sich dann immer irgendwo hin und döst oder schläft vor sich hin.


    Wie gut ist seine Frustrationstoleranz insgesamt?
    Wie meinst du das ?


    Wie gut ist die Impulskontrolle in anderen Bereichen bzw. habt ihr überhaupt schon in die Richtung etwas trainiert?
    Dass er nicht sofort hinrennt? Beim fressen wenn ich den Napf hinlege, soll er auf der decke warten bis ich ihn rufe. Oder das oben beschriebene "Neinspiel". er ist noch nicht so weit, das ich den ball werfen kann, ohne das er sitzen oder liegen bleibt.




    Ich versuche mittlerweile immer auf die gleichen Stellen zu gehen, damit er möglichst nicht jeden tag auf was neues trifft. Aber wenn, dann braucht er mindestens 2 anläufe, bis er nicht mehr so hektisch ist

  • Den Tip hab ich von meiner Schwiegermutter erhalten, und ich versuche mit ihm möglichst die gleichen Wege abzulaufen. und da wurde es wirklich immer und immer besser. damit es nicht suuuperlangweilig wird, ändere ich sie leicht ab und wir können seit 2 monaten jede Strecke ablaufen, ohne das er ausflippt. Das war anfangs mein Fehler, das ich ihm keine Routine gegeben habe und gedacht hab, das es ihm sonst zu langweilig wird.



    Was wisst ihr eigentlich wirklich darüber, welche Rassen drin sind, wie alt er ist und wie er wann gehalten wurde? Ich hätte jetzt gar nicht gedacht, dass man in der Türkei häufig Schnauzer und Deutsch Drahthaar trifft. Auch kann ich mir nicht vorstellen, dass sich ein Hund, der nichts zu fressen bekommt, nicht einfach von seinem Lederband befreit, das läd doch geradezu zum Kauen ein.

    Die genannten Rassen sind Jagthunde, und brauchen viel Fordernde Beschäftigung, vor allem physisch. Da dachten wir auch, aber uns wurde das genau so vom Tierschutzverein gesagt und wir haben das mal so geglaubt. Er ist total fressgeil und verteidigt seine Kauknochen vor meinem Freund, aber bei mir knurrt er nicht und lässt es sich auch ganz widerwillig abnehmen. Da er es aber immer wieder zurückbekommt, und das auch genauso versteht, geht das immer besser. Vor kurzem hat er sich bei unserer 2 minütigen abwesenheit über die senfbrötchen meines freundes hergemacht. all das bestätigt uns in der annahme, das er das Hungern genau kennt. denn der Napf ist sekundenschnell Leer (wir barfen Ihn, sogar sehr erfolgreich)

  • Was arbeitest du mit dem Hund ganz konkret?

    Damit waren eher Methoden gemeint... Clickerst Du, arbeitest Du nur über Körpersprache, etc...


    Bettelt am Tisch wenn wir essen, was direkt unterbunden wird.

    Wie unterbindest Du das z.B.?


    Wie gut ist seine Frustrationstoleranz insgesamt?
    Wie meinst du das ?

    Frustrationstoleranz heißt:
    Ich habe Essen, der Hund will auch, bekommt aber nichts.
    Andere Hunde spielen, er darf nicht mitspielen.
    Ich werfe meinem Partner einen Ball zu, der Hund darf ihn nicht haben.


    ich versuche mit ihm möglichst die gleichen Wege abzulaufen. und da wurde es wirklich immer und immer besser.

    Das klingt doch schonmal super! Das ist das beste Indiz dafür, dass der Hund total überfordert ist. Ruhe und Routine tun ihm gut. Arbeitet doch da weiter :)


    all das bestätigt uns in der annahme, das er das Hungern genau kennt. denn der Napf ist sekundenschnell Leer

    Das heißt nichts... Auch Hunde, die ihr Leben lang super versorgt wurden, können ihre Ressourcen verteidigen, Essen klauen, wenn sich die Möglichkeit bietet und schlingen ihr Futter in Sekunden herunter (das ist sogar mehr als normal, Hunde sind Schlinger)

  • Die genannten Rassen sind Jagthunde, und brauchen viel Fordernde Beschäftigung, vor allem physisch. Da dachten wir auch, aber uns wurde das genau so vom Tierschutzverein gesagt und wir haben das mal so geglaubt. Er ist total fressgeil und verteidigt seine Kauknochen vor meinem Freund, aber bei mir knurrt er nicht und lässt es sich auch ganz widerwillig abnehmen. Da er es aber immer wieder zurückbekommt, und das auch genauso versteht, geht das immer besser. Vor kurzem hat er sich bei unserer 2 minütigen abwesenheit über die senfbrötchen meines freundes hergemacht. all das bestätigt uns in der annahme, das er das Hungern genau kennt. denn der Napf ist sekundenschnell Leer (wir barfen Ihn, sogar sehr erfolgreich)

    Also Rassen und Alter sind geraten, genauso wie Herkunft und Lebensumstände. Ressourcenverteidigung hat nichts mit kurzen Lederbändern oder sonstwelchen Märchen zu tun. Das ist einfach ein normale Überlebensstrategie von Hunden.
    Auch dass Näpfe schnell leergefressen werden ist völlig normal. So fressen Hunde.
    Ich finde es wirklich nicht hilfreich, solche Geschichten um den Hund zu spinnen, sorry. Es wäre schlauer, wenn man die Bedürfnisse des Hundes ungefiltert anguckt, statt erst mal zu sagen, das ist eine DD und der wurde nicht gefüttert, also muss er so und so reagieren.

  • will ich ihn nicht überfordern

    Liest sich leider nach maßloser Überforderung. Oft wird der Fehler gemacht, dass Arbeitsrassen jeden Tag hochgepuscht werden. Sie selbst bekommen sich da nicht runter, das ist ihnen nicht in die Wiege gelegt. In diesem hohen Stresslevel leben sie dann das vermehrt aus, auf das sie selektiert sind, eigentlich um Stress loszuwerden. Beherrschung ist dann auch komplett aus und nicht trainierbar ...


    Wenige Arbeitshunde sind darauf selektiert JEDEN Tag durchzupowern. Auch Jagdhunde nicht. Die werden punktuell eingesetzt und dazwischen ist tagelang Ruhe ...

  • Generelle Methoden sind hauptsächlich Körpersprache, die leckerchen versuche ich zu reduzieren und mehr mit Lob zu arbeiten. Meine idee dahinter ist, das er sitzen soll weil ich es so möchte und nicht weil er das leckerchen haben will. Die benutze ich eher, um Ihn erst mal grundlegend zu verstehen zu geben, was ich will. verfeinert wird das durch mündlichen Lob und Krauleinheiten.


    Das betteln unterbinden wir insofern, das wir ihn in dem Monet zur Decke schicken und ihn dann ignorieren. ist seine Schnautze auf dem Tisch, wird sie weggeschoben. hört er in dem moment gar nicht, stehe ich auf und nehme ihn am Halsband ooooder "schneide" ihm den weg zum tisch ab, sodass er nur zum Korb gehen kann.


    Wenn er auf sein fressen wartet, starrt er mich solange an, bis ich ihm erlaube hinzugehen. wenn ich nicht will das er zu einem Hund geht, zieht er hin und versucht so hinzukommen. da nutzt er jede "schutzlose" seite aus um mir irgendwie zu entwischen (geht aber schlecht, da er immer angeleint ist). Bällen muss sofort hinterhergerannt werden, da geht er natürlich voll in die Leine, bei Vögeln Würgt er sich solange selbst, bis ich ihm hinsetzen lass, bis er sich beruhigt hat (kann mindestens 10 min dauern, außer ich gehe mit kurzer leine von dem Bereich weg). Also die toleranz ist so gut wie nicht gegeben..

    und ich hab auch keine Ahnung, wie ich das erreichen kann.. Weißt da jemand Rat ?


    ich kenne nur das, was mir gesagt wurde und habe es so wiedergegeben. Tut mir leid wenn das nicht so in deinem sinne ist. hab es mir nur so gedacht, weil das futter für ihn über alles steht.

  • Liest sich leider nach maßloser Überforderung. Oft wird der Fehler gemacht, dass Arbeitsrassen jeden Tag hochgepuscht werden. Sie selbst bekommen sich da nicht runter, das ist ihnen nicht in die Wiege gelegt. In diesem hohen Stresslevel leben sie dann das vermehrt aus, auf das sie selektiert sind, eigentlich um Stress loszuwerden. Beherrschung ist dann auch komplett aus und nicht trainierbar ...
    Wenige Arbeitshunde sind darauf selektiert JEDEN Tag durchzupowern. Auch Jagdhunde nicht. Die werden punktuell eingesetzt und dazwischen ist tagelang Ruhe ...

    Hallo flying-paws


    Den Tag über ist er nur am dösen und auch schlafen, und ich ignoriere ihn fast komplett, wenn ich gerade nicht mit ihm trainiere oder so. Findest du oder jemand anderes das komplett falsch oder eher richtig? Da wir am Tag ca 2 h mindestens mit ihm draußen sind , kann das vielleicht zu wenig sein oder irre ich mich da total ?



    Ich möchte mich herzlich bei ALLEN für eure Meinung bedanken, eure ansätze lesen sich super und ihr habt mir jetzt schon sehr geholfen, vor allem weil ich mich hier ausschreiben und auch selbst besser reflektieren kann... DANKE !!!!!!! :herzen1: :herzen1: :herzen1:

  • weil das futter für ihn über alles steht.

    Dann trainiere doch mit Futter. Leckerlies reduzieren würde ich dann nicht.
    Es ist eine Sache, wenn ich dem Hund Futter vor die Nase halte und sage sitz. Das ist Bestechen.
    Sage ich dem Hund sitz und hole dann das Futter heraus, ist es Belohnung.
    Letzteres ist im Training mit dem Hund überhaupt kein Problem. Im Gegenteil... Ein Futtermotivierbarer Hund ist super.


    Frustrationstoleranz üben:
    Situation ohne Ablenkung suchen, Ball in die Hand nehmen, wieder weglegen. Wenn der Hund das ohne Regung mitmacht die nächste Stufe.
    Ball in die Hand nehmen, von einer Hand ruhig in die andere wechseln.
    Danach von einer Hand in die andere werfen.
    Immer, wenn der Hund unruhig wird, war es zu viel und man muss eine Stufe zurück gehen.


    Du darfst nicht zu viel von deinem Hund erwarten, das ist sehr wichtig.
    Schraube deine Erwartungen runter, habe ganz viel Geduld mit ihm und Verständnis für ihn. Damit tust Du ihm den größten Gefallen.


    Neben dem ohnehin schon empfohlenen AJT-Buch kann ich Dir noch die folgenden Bücher empfehlen (alles zusätzlich zu einem sachkundigen Trainer):
    Der hyperaktive Hund:
    Das andere Ende der Leine:



    Beide bringen unheimlich viele Grundlagen und mehr Verständnis für das Lebewesen Hund.

  • Hallo,


    zu allererst schätze ich Leute sehr, die zum Wohle des Hundes handeln und deine Texte lesen sich wirklich so, dass du dir viele Gedanken machst und auch schon sehr viel Arbeit in Locke gesteckt hast. Das finde ich super von dir! :dafuer:


    Mir sind aber auch ein paar Dinge aufgefallen:
    Wie meine Vorredner würde ich dir auch mal empfehlen ein bisschen weniger mit dem Hund zu machen! Körperlich auspowern würde ich einen hibbeligen Hund erstmal gar nicht! Er soll sich in ruhigen Aufgaben müde machen! ZOS finde ich für so einen Hetzer ganz praktisch (bitte erstmal nur in der Wohnung) Auch finde ich so etwas in der Art wie sniffledog ganz gut geeignet (kann man auch ganz leicht nachbauen)


    Und zu deiner Impulskontrolle:

    Locke sitzt vor mir und bekommt bei einem Leckerchen ein "Nein". Dies darf er erst fressen, wenn ich "Bitteschön" sage. sowas z.b.. Er darf erst generell fressen, wenn er auf der decke liegt und ich ihn erlaube, zum napf zu gehen.

    Das ist sehr löblich, dass Locke das kann, aber ein NEIN sollte immer ein NEIN sein und danach keine Freigabe erfolgen. Wenn du zB ein Leckerli auf den Boden legst und NEIN sagst, gib ihm zum Belohnen ein Leckerli aus deiner Hand (ein besseres Leckerli!) - Sowas kann man dann auch für Jagdimpulse einsetzen. - Hase springt auf, Hund erstarrt, Hundeführer sagt NEIN, Hund läuft zu Hundebesitzer um sich leckere Leberwurst abzuholen -> das wäre der Idealfall xD


    Und mit der Dummyarbeit würde ich dir auch noch empfehlen, eine korrekte Dummyarbeit aufzubauen, nicht einfach Futterbeutel werfen, Hund läuft blind hinterher, bringt zurück usw... - Besser wäre, du wirfst den Futterbeutel, Hund bleibt im Platz, du wirfst einen zweiten Dummy und mittels Hand/Rufzeichen befiehlst du dem Hund das eine oder jene wieder zu holen. Es soll die Denkarbeit im Vordergrund sein, nicht das hinterher-hetzen von Gegenständen.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!