Vertrauen aufbauen mit griechischem Tierheim-Mix

  • Ich müsste sie in eine Ecke treiben und dort die Leine montieren. Dies habe ich beim letzten Versuch gemacht, sie ist dermaßen ausgeflippt hat getobt und auch gebissen.

    Da musst Du durch.
    Wenn Du willst, dass der Hund sich draußen löst, dann muss sie an die Leine.


    Wenn Du einen Garten hast, kannst Du langsam üben.
    In einer Mietwohnung ist das auf Dauer nicht tragbar.


    Mein Terrier fand es anfangs auch doof, an die Leine genommen zu werden. Er hat dann umgeschnappt. Und hat mich auch in anderen Fällen gebissen, wenn ihm was nicht gepasst hat.
    Er mochte das Angrabschen nicht.
    Meine LIese hatte draußen Angst. War panisch. Aber "Katzenklo" war für mich auch keine Alternative.


    Ich habe mich bei beiden Hunden nicht von Mitleid/Verständnis zusülzen lassen.


    Ich will, dass Du rausgehst, Hund!
    Das habe ich durchgezogen.

  • Mein Hund kommt ebenfalls aus Kreta, ich habe ihn bekommen als er etwa 5 Monate alt war. Seine Mutter war bereits ein Straßenhund und er wurde demnach "wild" geboren. Da er eine Parvo (oder ähnliche Durchfallerkrankung hatte) wurde er von Tierschützern halbtot aufgelesen. Noch nie Kontakt zu Menschen gehabt und dann Transportbox, Tierarzt, Tierheim, Flugzeug, Tierarzt, Transportbox, Pflegestelle etc.
    Als ich ihn bekam war er zwar körperlich wieder halbwegs fit, aber dafür ein einziges Nervenbündel, er wollte keinen Kontakt zu Menschen, wollte nicht spielen, wollte nicht raus, aber auch nicht drinnen sein, hatte Angst vor ALLEM!


    Da er mein erster Hund war und man mich auch seitens der Organisation von der er kam nicht gut aufgeklärt hatte bin ich davon ausgegangen, dass er sich schon beruhigt und dass ich früher oder später genau so mit ihm leben könnte wie wir mit all den Hunden aus meiner Kindheit zusammengelebt haben. Spielen, knuddeln, Gassi.
    Es hat ungefähr ein Jahr Stress und Tränen und Verzweiflung gekostet bis ich eingesehen habe, dass mein Hund so nicht ist und niemals so sein wird. Seine Bindung zu mir (und zu Menschen allgemein) ist dünn, er ist sehr selbstständig, stur und egoistisch. Lernt wenn er für sich einen Vorteil sieht, spielt nur wenn er gerade mal Lust hat, Kuscheln mag er überhaupt nicht.
    Andere Hunde sind ihm meist zu aufdringlich, auch fremde Menschen geht er an, wenn sie meinen sie könnten ihn einfach so anfassen. Man kann ihn nicht so leicht irgendwo mithinnehmen, ist immer auch ein stückweit isoliert mit ihm. Viele Geräusche machen ihm auch heute noch Angst, ich bin mit vielen Desensibilisierungsversuchen dagegen gescheitert.


    Dennoch liebe ich ihn. Er ist jetzt seit 14 Jahren bei mir und ich denke wir haben das beste aus der Situation gemacht. Für mich war dabei der wichtigste Teil von Idealvorstellungen loszulassen und zu akzeptieren dass ein Hund mit so starker Vorbelastung eben unter Umständen niemals ein unkomplizierter Begleiter und Kuschelfreund wird. Ich sehe rückblickend auf die Jahre andere Dinge als Gewinn, seinen Freiheitsdrang und die damit verbundene Lebensfreude, die seltenen Momente von Zuneigung, die Kraft und oft den Humor den er hat.


    Ich würde mich also an deiner Stelle grundsätzlich von der Vorstellung frei machen, dass diese Hündin irgendwann völlig normal im Alltag funktioniert (natürlich kann es sein, dass es trotzdem klappt und das darf dann natürlich gefeiert werden).
    Dinge erzwingen (einfach Leine dran und sich durchsetzen) bringt aus meiner Erfahrung überhaupt nichts. Mein Hund hat nach solchen Aktionen früher solche Angst vor mir gehabt, dass er sich die nächsten Tage in die hinterste Ecke verkrochen hat und sich eingepinkelt hat wenn ich auch nur in seine Nähe kam. Hier geht für mich Vertrauensaufbau vor, sonst zerstört man sich die einzige Chance auf eine gemeinsame Basis den man hat. Stubenreinheit kommt später (wir haben übrigens locker ein Jahr dafür gebraucht).


    Um ihr zu helfen könntest du ihr einen reizarmen Rückzugsort bieten an dem sie völlig ungestört sein kann (bedenke was sie für Stress hat im Moment und dass ihr unter Umständen im Moment kein Ort als sicher erscheint).
    Jeden Annäherungsversuch würde ich belohnen (was für sie eine Belohnung ist muss man behutsam rausfinden).


    Hast du einen Garten? Dann würde ich noch gar nicht mit ihr Gassi gehen und ihr erstmal nur freistellen in den Garten rauszugehen wenn sie möchte.


    Ich kann ansonsten nur sagen, ich denke dass es kein Pauschalrezept bei Angsthunden gibt, du musst selbst sehen was ihr gut tut und womit ihr zurechtkommt. Meistens muss man Kompromisse schließen und viel (!) Geduld haben.
    Aber es lohnt sich nicht aufzugeben, auch Angsthunde verschenken ihr Herz, es sind oft kleine Gesten in denen sie es ausdrücken und mit der Zeit lernt man auch diese zu sehen und zu schätzen.


    Sie ist erst einen Monat bei euch wenn ich das richtig gelesen habe, gibt ihr ruhig nochmal ein halbes Jahr um überhaupt bei euch anzukommen. Überlebensstrategien aus drei Jahren Tierheim und potenzielle Deprivationsstörungen brauchen sehr lange um in den Hintergrund zu rücken.

  • Wie geht´s euch denn? =)

    Danke, es geht, momentan bin ich beim Vertrauen aufbauen, sitze am Boden und füttere sie mit der Hand, währenddessen ich fernschaue, ist dann für mich leichter sie nicht aunzuschauen. :lol:
    Funktioniert relativ gut, ansonsten ist sie immer noch sehr neugierig und läuft mir nach, wenn ich aus dem Zimmer gehe, aber Oh mein Gott wenn ich wieder zurück gehe und wir uns begegnen, Ohren anlegen und die Flucht ergreifen. :flucht:
    Ich versuche sie nicht dauernd anzuschauen, was mir ein bisschen schwerfällt, da sie ja mega süß aussieht.
    Egal, da muss ich durch.

  • Ich sehe das wie du, ich mache das mit der Leine nicht mehr, nach dem Versuch, geht sie mir überhaupt nicht mehr zu, bzw. läuft wieder vor mir weg.
    Den Garten kann ich leider nicht sichern, dass sie mir nicht eventuell abhauen würde.
    Außerdem würde ich sie da draußen nur mehr schwer wiederfinden, bzw. dann wieder hineinbringen, es gibt viele Sträucher, die nahezu dazu einladen, sich darin zu verstecken.
    Dort müsste ich sie wieder mit Gewalt rausziehen und da denke ich, dass dies auch nicht zieführend ist.


  • Funktioniert relativ gut, ansonsten ist sie immer noch sehr neugierig und läuft mir nach, wenn ich aus dem Zimmer gehe, aber Oh mein Gott wenn ich wieder zurück gehe und wir uns begegnen, Ohren anlegen und die Flucht ergreifen. :flucht:

    Neugier ist ja schon mal eine gute Voraussetzung, dass sie weiter auftaut. :gut:


    Danke, dass du dich zurückgemeldet hast!

  • In deinem Fall würde ich zu einer langen Hausleine raten, die immer am Geschirr verbleibt und an der du das Angsthäschen auch in den Garten führen kannst, vielleicht wenn du deinen Rüden mit rausbringst, damit sie sich nicht so allein fühlt mit dir im Garten.
    Dann kannst du sie auch daran hindern, sich im Garten hinter Büschen zu verkrümeln, und kannst sie hinterher wieder mit ins Haus führen.
    Die Hausleine musst du auch nur ein einziges Mal ans Geschirr hängen und lässt sie dran, so dass du die Süße nicht mehr bedrängen musst, um sie mal mit in den Garten zu nehmen.

  • neugier klingt doch toll! auch, dass sie sich dir annähert.
    ich würde auch nix erzwingen, viel auf dein bauchgefühl hören und auch dir selbst keinen druck machen à la: sie sollte...(das und das können, wollen oder oder).
    ansonsten kann ich nur zur möglichst konfliktfreien kommunikation gegenüber ihr was beitragen:


    dich seitlich zu ihr setzen (abstand musst du natürlich ausprobieren, wenn ihr der abstand zu klein ist, vergrößern)
    aus den augenwinkeln schielen und sie nicht direkt anschauen
    futter im raum lassen und dich selber abdrehen/aus dem raum entfernen, sodass sie in ruhe fressen kann
    an sich dich setzen/in die hocke begeben, das macht dich kleiner
    wenn sie dir hinterher läuft, nicht einfach umdrehen, sondern vielleicht nur den kopf drehen und auf ihren körper schauen, nicht in ihre augen


    alle solche dinge ;)
    ich würde sie auch nicht locken oder sie clickern, wenn sie sich annähert. das mit dem clickern würde ich viel später machen für kommandos und tricks und so.
    für annäherung würde ich sie wohl nur ruhig loben (stimmlich) und dann so ruhig verharren, wie du grade bist (wenn du sitzt z.b.) sie ansonsten durch nicht-konfrontatives verhalten deinerseits bestätigen oder aber ruhig weitermachen, was du eben gemacht hast.


    ich kenn mich mit angst- und panikhunden nicht gut aus, meine ist zwar ängstlicher gewesen -jetzt ist sie sicherer- aber nicht in dem maße.
    es gibt hier aber einige leute im forum, die ahnung und erfahrung haben.


    vielleicht hilft dir auch der angsthunde-thread hier. ich verlink ihn mal...


    Der Angsthund-Thread....


    zudem gibt's hier noch nen thread zu deprivationsschäden (deprivation bedeutet hier, dass hunde keine/zu wenig(?) erfahrungen gemacht haben):


    Deprivationsschäden


    liebe grüße und willkommen :winken:

  • Hallo Elfriedolin,


    ich selbst nehme sehr gerne die Angstnasen auf und hab deine Geschichte gelesen. Extrem ängstliche und scheue Hunde befinden sich in dem Dilemma, dass sie die auf sich ruhende Aufmerksamkeit ja ganz furchtbar finden, allerdings genau diese durch ihr ungewöhnliches Verhalten förmlich anziehen und wenn sie dann noch so niedlich sind, ist es besonders schwer, sie nicht ständig zu beäugen :-)


    Was man ganz unbedingt braucht, ist innere Klarheit und die Fähigkeit jede aufkeimende eigene Furcht und Unsicherheit im Umgang ausblenden zu können. Die Unsicherheit wird seitens des Hundes sofort registriert und mit Skepsis und Misstrauen quittiert.


    Darin liegt für mich auch generell ein bisschen der Schlüssel zum Miteinander. Es geht nicht darum den Hund nie zu beäugen, oder nie zu bedrängen, denn zum einen bin ich ja auch nur ein Mensch und zum anderen gibt es leider auch Situationen, wie Tierarzt etc., wo man dann doch auch selbst genötigt ist, den neuen Mitbewohner irgendwie händeln zu können. Wichtig ist vielmehr die eigene innere Sicherheit, dass wenn man den Hund anschaut und auch wenn man sanften Zwang ausübt, die dahinterliegende Intention immer dem Tier gegenüber wohlmeinend ist. Kann man das bejahen, hat man auch die innere Ruhe dem anderen nach und nach die Hektik, Panik und Angst zu nehmen.


    So wie du deine Hündin beschreibst, hat sie einen klasse Charakter ist eigenständig, willensstark und verlässt sich zunächst in letzter Konsequenz auf sich selber. Ihre Neugierde, auch wenn sie den Sichheitsabstand hält, schafft eigentlich die perfekte Basis zum miteinander Wachsen. Ich würde den Mittelweg wählen und sie nicht immer machen lassen, denn man kann genau damit auch ein Tier in seiner Angst halten. Du hast den großen Vorteil einen souveränen Ersthund zu haben, an dem sie sich orientieren kann. Es gibt Sicherheitsgeschirre und Zugstopphalsbänder. Sichere sie damit, also + Leinen ab und geht gemeinsam in den Garten. Du kannst beides zunächst auf ihrem Platz positionieren, meinetwegen mit Leberwurst beschmieren. Benenne das Halsband oder Geschirr anlegen bei deinem Ersthund und lass sie das so oft wie möglich beobachten. Lauf mit ihm auch mal mit Leine durch die Wohnung. Auch wenn sie sich weigert und kämpft, wird sie es dir nicht verübeln, wenn du im Garten danach positive Erlebnisse für sie schaffst. Auch wenn der Hund erstmal sauer ist, auch die Angstnasen wägen recht schnell ab, was ihnen im Nachgang dann doch ein wenig Freude bereitet hat.


    Dass sie jetzt, nach deinem ersten Versuch das Geschirr anzulegen, trotzdem mit Abstand hinter dir hertrappst, zeigt ja, dass sie dich nicht ganz doof findet. Es ist im Umgang ein Mittelding zwischen dem Respektieren, der bis dahin gemachten Erfahrungen des Hundes und dem sanftem Vorwärtsschieben in einen neuen Lebensabschnitt.

  • In deinem Fall würde ich zu einer langen Hausleine raten, die immer am Geschirr verbleibt und an der du das Angsthäschen auch in den Garten führen kannst, vielleicht wenn du deinen Rüden mit rausbringst, damit sie sich nicht so allein fühlt mit dir im Garten.
    Dann kannst du sie auch daran hindern, sich im Garten hinter Büschen zu verkrümeln, und kannst sie hinterher wieder mit ins Haus führen.
    Die Hausleine musst du auch nur ein einziges Mal ans Geschirr hängen und lässt sie dran, so dass du die Süße nicht mehr bedrängen musst, um sie mal mit in den Garten zu nehmen.

    Wie gesagt, dass ist ja unser Problem. Ich kann ihr momentan keine Leine (egal welche) dranmachen, ohne sie dabei in die Ecke zu treiben und dort zu pinnen.
    Aber wir arbeiten daran, dass ich sie vielleicht mal wieder angreifen darf. :verzweifelt:

  • Auf diesem Wege sind wir, nur das Futter nur mit der Hand gebe. Im Sitzen und ihr nicht zugewandt.
    Manchmal geht es besser, manchmal schlechter.
    Danke für die Links.
    Liebe Grüße

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