ANTIJagd oder MITJagd Training?

  • Oh. :ops: Für mich ist das irgendwie auch Mitjagd, nur eben an Ersatzobjekten. Ich hab auch schon mal überlegt, ob ich sie mal Vögel aufscheuchen lasse, um auch “im echten Leben“ mal ne Freigabe erteilen zu können und auch draußen gezielter und besser arbeiten zu können. Aber ich möchte jedem lebenden Viech so wenig Angst wie möglich machen.. :/

  • Mal vom Sinn und Unsinn von Jagdspezialisten in Nicht-Jäger-Hand abgesehen, kann man beide Strategien theoretisch ja bei sämtlichen Hunden fahren.


    Was macht in euren Augen mehr Sinn?
    Kommt es auf den Hund an, wie man vorgeht, lehnt ihr manches teilweise oder komplett kategorisch ab oder welche Erfahrungen habt ihr da?? :winken:

    Ich denke, dass man bei solchen Überlegungen die Persönlichkeit des einzelnen Hundes nicht ausser Acht lassen darf. Manche Hunde lassen sich deutlich besser mit der einen oder anderen Strategie führen, bei anderen scheint die gewählte Strategie es keine grosse Rolle zu spielen. Die beiden Varianten sind im Prinzip ja die Extreme an zwei verschiedenen Enden eines Spektrums.


    Nicht jeder Hund ist ein Vollblutjäger und auch tatsächlich talentiert und tauglich, nur weil er einer bestimmten Rasse angehört. Ich denke, wir dürfen nicht vergessen, dass trotz 'bester Selektion' der 'untaugliche' Ausschuss relativ hoch bleibt und reiner 'Trieb' oder 'Instinkt' nun nicht unbedingt mit Talent verwechselt werden darf.


    Ich entscheide mich für ein gewisses Vorgehen, wenn ich mir den Hund und seine Neigungen - aber auch die Möglichkeiten seines Besitzers - genau angesehen habe. Was 'triggert' den Hund? Hat er generell Mühe mit der Impulskontrolle? Steht er permanent unter (Jagd-)Stress? Wie geht er mit Grenzen und Regeln im Alltag um?

  • Was ich vorhin nicht erwähnt habe - Impulskontrolle und Frustrationstoleranz spielen hier eine wichtige Rolle.
    Felix kann auf meine Ansage hin, den Kindern beim Ball spielen zuschauen, wartet auch, wenn ich mal was werfe auf Freigabe usw. Nur ist der Reiz eines atmenden Fellobjektes so viel höher, dass man das nicht vergleichen kann. Ersatzbeschäftigungen wie Blätter jagen, Reizangel usw. sind für Felix alles nur Spiel. Wenn aber ein Fuchs durch den Garten läuft (der bleibt auf der Terrasse stehen und schaut zur Tür rein) - dann krempelt er die Ärmel hoch und dreht hohl. Nicht ansprechbar. Selbst wenn der Fuchs steht. Er will nicht zwingend hetzen, er will packen und totschütteln. Hetzen ist auch nett, aber eigentlich nur ein Ersatz für ihn.


    Das ist halt typisch Solitärjäger, wie sie hier viele mit dem Dackel erwähnen. Da kann man wirklich schlecht Ersatz anbieten. Ich bin echt froh, dass wir hier die Möwen am Strand haben, die sich vom kleinen Hund nicht aus der Ruhe bringen lassen und ihn eher noch ärgern. Die sind aber auch sehr hundeerprobt dort.

  • Bei Smilla wähle ich den Weg der gemeinsamen/erlaubten Jagd, weil sie von sich aus ein sehr hohes Jagdinteresse mitgebracht hat, in ihrer Vergangenheit sicherlich bereits Jagderfolge hatte und sich durch diese Erfahrung über Verbote nicht kontrollieren ließ.
    Ich fördere gezielt durchdachtes, pragmatisches Jagdverhalten, sodass wir mittlerweile so weit sind, dass sie Wild kaum noch hinterhergeht, sofern keine tatsächliche Erfolgschance besteht.
    Der Großteil der Arbeit besteht darauf, dass ich ihr zugestehe, Spuren mit mir gemeinsam abzusuchen, ein Stück ins Unterholz reinzugehen, Wild solange zu beobachten, wie sie
    möchte. Sie muss mich lediglich fragen, ob wir einen Weg gehen, mir mitteilen, dass sie eine Fährte gefunden hat, dann gehen wir dieser gemeinsam nach. Sobald sie zu aufgeregt wird, lasse ich sie die Fährte noch mal zurück laufen oder stoppe sie, damit sie dem Wild nicht weiter nachgeht und belohne dann mit Futter, das ich entweder auf dem Boden verteile oder aus der Hand füttere.
    Ich arbeite viel über die Stimme und über Dynamik. Möchte ich, dass wir etwas gemeinsam genießen, quietsche ich, springe rum, feuere sie an - will ich, dass wir Wild ruhig beobachten und sie sich nicht reinsteigert, nutze ich ein Geschwindigkeitskommando für das langsame Laufen, spreche so tief und leise wie möglich, bewege mich langsam, mache viele Pausen. Das funktioniert überraschend gut.
    Beim Zughundesport/am Rad darf sie gemeinsam mit mir Wild hetzen, dabei bleibt sie stets auf dem Weg, baut jedoch das aufgestaute Adrenalin ab.


    Mit dem Welpen möchte ich so arbeiten, dass erst gar kein Jagdverhalten gefördert wird. Ich möchte keine Erwartungshaltung in Bezug auf die Jagd, sondern einen Hund, der mit den Reizen umgehen kann und gelernt hat, dass Wild uninteressant ist, dass die Orientierung zu mir lohnenswerter ist.

  • ich muss ganz ehrlich sagen, ich wüsste nicht, wie ich Jin dazu bekäme, einen Spaziergang als "nur-Spaziergang" zu sehen und dabei nicht auf Jagdreize zu reagieren :ka:


    Jin und ich haben auch keine gemeinsame "Arbeit" oder "Arbeitszeit"; ich weiß auch nicht, ob ein Whippet/Windhund Dummytraining/Fährten/Reizangeltraining als Ersatz für die Hatz ansieht (Bahnrennen/Coursen geht (wenn man nicht grad selber das passende Equipment und Gelände hat) für die meisten Halter auch max. alle 1-2 Wochen und im Winter ist gar kein Training).


    Ich weiß nicht, ob man einen Whippet/Windhund zu einer solchen Trennung von Freizeit und Arbeit bekommen könnte.
    Allerdings bin ich auch nicht der Mensch dafür, ich arbeite/spiele auch gerne während des Spaziergangs mit meinem Hund. Trotzdem ist Jin aber nicht den ganzen Spaziergang im "Arbeitsmodus", sie kann sehr gut zwischen Arbeit/Spiel mit mir und "Hundedingen" und Jagd hin und her switchen.


    lg

  • Ich habe erst seit wenigen Monaten eine Jägerin. Zum Glück hat sich das gleich als Welpe gezeigt. Denn bei Sookie weiß man nicht sicher, was da mitgemischt. Wahrscheinlich Terrier und Hütehund (Gos D'Atura evtl.). Blätter durfte sie schon als Welpe jagen. Das habe ich gleich spielerisch zum Training und auch als Belohnung genutzt. Auf mein Signal hin durfte sie als Welpe das Blatt jagen und auf ein anderes Signal von mir sollte sie sich wieder mir zuwenden. Das klappte richtig gut, denn Sookie reagiert total prima auf meine quietschige Stimme.


    Genauso habe ich es auch mit Vögeln gehalten. Sookie ist jetzt 8,6 Monate alt. Blätter interessieren sie kaum noch. Vögel aber schon. Sie lässt sich aber jederzeit davon abhalten, rein verbal. Und auf Signal darf sie auch mal nen Vogel aufscheuchen. Zwischendurch rufe ich sie auch mal ab, während sie auf den Vogel zurennt.
    Da Sookie Jagdverhalten zeigt, arbeite ich hauptsächlich mit ihr an der Impulskontrolle. Das ist mir nach dem Rückruf jetzt das Wichtigste mit. Zum Glück habe ich hier schon viel über Jagdverhalten und den Umgang damit gelesen. Ich hatte es noch nie zuvor mit einem jagenden Hund zu tun.


    Nach Mäusen darf Sookie graben. Nicht mitten auf nem Weg, aber im Wald z. B. Wobei sie da bisher nicht ganz so eifrig ist. Sie reagiert mehr auf Bewegungsreize. Pferde, die auf der Weide rennen, waren auch schwierig für sie. Mittlerweile kann sie recht ruhig dabei zusehen. Abrufen kann ich sie nicht. Aber ich lobe sie während des Schauens mit ganz ruhiger Stimme und so bleibt sie einfach stehen, bis ich bei ihr bin. Dann schicke ich sie weiter oder leine sie an, wenn ich merke, dass sie zu aufgedreht ist.


    Wenn ich die Tiere vor ihr sehe oder wenn die Tiere stillstehen, ist alles kein Problem. Pferde gehen jetzt auch, wenn sie sie vor mir sieht. Aber wenn ein Reh plötzlich vor uns aus dem Wald springt und wegrennt, ist es noch schwer. Aber neulich hat sie sich aus dem Hinterherhetzen abrufen lassen. Bei stillstehenden Tieren kann sie recht locker gucken ohne hin zu rennen.


    Katzen sind auch schwierig. Es sei denn, die bleiben eben stehen/liegen/sitzen. Dort, wo ich weiß, dass es viele Katzen gibt, hat Sookie immer ne Schleppleine dran. Sicher ist sicher.


    Alles in allem versuche ich mit Sookie zusammen zu arbeiten. Das Anzeigen scheint ihr ja ganz gut zu liegen. Ich bin noch am Überlegen, ob ich mit ihr Dummyarbeit oder doch was anderes mache.

  • Ich musste jetzt nachdenken wie ich es eigentlich handhaben... :???: Ich glaub wir machen irgendwie beides.


    Bestimmte Dinge sind Tabu, bei Kaninchensicht dreht Anton zu mir um, selbst wenn die Dinger ihm genau vor die Füsse hüpfen .


    Letztens haben wir gewartet, bis die Häschen wieder im Gebüsch waren und dann hab ich ihn losgeschickt ( er bleibt auf dem Weg, ins Gebüsch geht er nicht) .



    Er ist dann hingebrettert und blieb wie angewurzelt an der Stelle stehen, wo die Viecher auf dem Weg sassen und hat auf mich gewartet xD

  • Zitat


    Ich weiß nicht, ob man einen Whippet/Windhund zu einer solchen Trennung von Freizeit und Arbeit bekommen könnte.

    Ich nehme ja regelmäßig zwei Windhunde mit auf meine Runden. Die reagieren nur auf sichtige Jagdreize (auch da greift das Training gut, natürlich “nur“ an der Leine, aber das ist bei den zwei Großen Gold wert), ansonsten sind sie nicht im Jagdmodus.

  • Jin reagiert (leider) nicht nur auf Sichtreize sondern auch auf Geruch und Hörreize - hat sie von Puck gelernt :roll:


    Heißt: je nachdem wie stark der Reiz ist, knipst er den Jagdmodus an. Ansonsten ist sie entspannt/macht ganz normale "Hundedinge".


    Du hast Greys mit, wenn ich mich recht erinnere, oder?
    Was ist deren "Arbeit"? und reagieren die mit deiner Art des Trainings tatsächlich weniger (bzw. kontrollierbarer) auf Sichtreize?


    lg

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