Nasenarbeit bei Jagttrieb

  • Jagd-Ersatzbeschäftigungen wie Mantrailing bewirken selbst sicherlich nicht, daß der Jagdtrieb sich in Luft auflöst *gg.


    Aber man versucht ja doch im Alltsag eher, jagliche Aktivitäten zu unterbinden bzw. unter Kommandokontrolle zu stellen. Nachdem der Hund ja den Trieb aber hat, und der nicht "rausgeschnitten" werden kann, bietet man mit solchen jagdlichen Ersatzbeschäftigungen ein Feld an, auf dem er sich hemmungslos austoben kann, seinen Vorstellungen entsprechend. Sprich, hier, auf KOmmando und dann, wenn der Halter es wünscht, darf er seinem Trieb nachgehen und Spuren verfolgen und die "Beute" finden. Mit nem netten Zerrspiel am Ende oder Futter am Ende hat er dann ja sogar Beute gemacht oder darf "totschütteln" noch zusätzlich am Zerrseil, wenn er möchte.


    Denn nur, wenn der Jagdtrieb (kanalisiert) ausgelebt werden darf, hast Du ne Chance, den Hund im Alltag halbwsegs unter Kontrolle zu kriegen. Weil Hundchens Interessen ausgelebt werden dürfen. Komplett verbieten is nicht, weil dann wird der Hund irgendwann nen unbeobachteten Moment nutzen, der Trieb ist halt einfach da.


    Das ist der Sinn von jagdlicher Ersatzbeschäftigung: eine Möglichkeit, den Trieb kontrolliert ausleben zu können. Damit er dann im Alltag mehr mit dem Kopf bei uns sein kann, und wir den Jagdtrieb im Alltag unter Kontrolle halten können. Will heißen, da brauchts schon bissel mehr dazu, um jagdliches Verhalten im Alltag zu kontrollieren, als NUR eine Ersatzbeschäftigung zu geben. Man kann Impulskontrolle trainieren, den Radius im Freilauf verringern, den Rückruf perfektionieren, ein Abbruchsignal einführen, die Orientierung am Halter stärken, besser aufpassen (wenn der Halter net quasselt, entdeckt er das Reh eher als der Hund, und kann ihn herrufen!), Managementmaßnahmen (kein Freilauf in der Dämmerung am Waldrand oder wenn der Hund an dem Tag grad total überdreht ist vom Spiel mit nem Kumpel o.ä.), und ganz wichtig: den Hund lesen können! Sehen, ob der Hund heute gedanklich bei mir ist, oder eher aufgedreht, denn dann ist die Wahrscheinlichkeit, daß er ungebeten seinen Interessen nachgeht, höher. Ist er gut ausgelastet, ist er gedanklich eher "bei mir", und damit bereit, einen Abruf zu befolgen. Erkennen, wenn der Hund was "in die Nase" kriegt, sodaß ich abrufen kann, bevor er losstartet. Sehen, daß er grad irgendwas mit den Augen entdeckt hat, damit ich ihm hier ein gewünschtes Verhalten abverlangen kann zB hinsetzen, herkommen etc., damit er eben nicht erst losstartet. "Timing" is auch keine Stadt in China, sondern gerade beim jagenden Hund ganz wichtig: wenn der Hund mal gestartet ist, ist er meist nimmer abrufbar, will hießen, der Halter muß SCHNELL reagieren, wenn der Hund was entdeckt hat, bevor der Hund loslegt - läuft der erstmal, ist es meist aussichtslos, ihn noch zu bremsen.
    Das sind so die Punkte, an denen Du arbeiten kannst, wenn Du den Hund unter Kontrolle bekommen möchtest. Viiiiel Arbeit, die definitiv net in 14 Tagen oder Wochen erledigt sein wird. Aber is schon cool, wenn man mit dem ehemals unkontrolliert jagenden Hund dann ohne Leine im Wald unterwegs ist, und der immer auf der gewünschten Maximaldistanz bleibt, sprich in meinem Einwirkungsbereich.... :-)


    Aber ist natürlich Sache des Halters und Besitzers, das zu entscheiden, ob er dran arbeiten möchte, oder Du dran arbeiten darfst - ich würde es zB nicht mögen, wenn irgendwer meine Hunde zu trainieren anfängt, und ich net weiß, was der da so treibt *gg


    PS: den Jagdtrieb verstärken wird das sicherlich nicht. Ihr müßt dem Hund halt ab dem Moment klarmachen, daß er das NUR hier ausleben darf, ansonsten eben umgehend abbrechen, wenn er jagdliches Verhalten zeigt. Zum Mäusejagen: das könnte man zB parallel zum Trailen auch unter Kommando stellen. Dann ist auch Mäusejagen eine kontrollierte jagdliche Beschäftigung. Dann kannst das u.U. sogar als Bestätigung verwenden für nen tollen Abruf: zeig ihm ein Mäuseloch, an dem er buddeln darf. Geilste Bestätigung ever :-) Aber dann eben nur noch auf Kommando machen lassen, nicht selbst buddeln lassen. (das wird ein schwieriges Stück Arbeit, da nen Abruf rinzubringen *gg Aber geht scho, nur Geduld...)

  • unser Großer ist jagdlich sehr ambitioniert. Haben in einer Rettungshundestaffel in der Fläche angefangen. Leider ging das durch das Jagen nicht lange gut :(
    Wir haben dann in die Sparte Mantrailing gewechselt und ich muss sagen was besseres hätte uns nicht passieren können.
    Seit wir trailen und quasi gemeinsam "jagen" gehen ist er beim Gassi gehen deutlich entspannter :applaus: Er weiß ja das wir 2-3x in der Woche gemeinsam suchen gehen. Da man seien Hund beim trailen körpersprachlich sehr gut lesen lernt fällt es (zumindest mir) auch in Alltag deutlich leichter seine Körpersprache zu interpretieren und ich kann deutlich früher einschreiten und es kommt nicht zu Eklat xD


    Eine meiner Trainerinnen führt selbst 2 Huskys in einer RHS die Hündin ist bereits mehrfach Einsatzreif geprüft. Der Rüde ist noch in Ausbildung. Beide Hunde arbeiten super motiviert.


    Versuch es einfach mal :smile:

  • Ich kennen durchaus Hunde, die durch Mantrailing und Fährtenarbeit, einen höheren Jagdtrieb zeigen, auch wenn das von den Haltern oft geleugnet wird.

    Das kann ich bestätigen. Meiner gehört dazu. Als wir mit Mantrailing angefangen haben, mussten wir ihm erst mal wieder klar machen, das er nicht an der Leine zu ziehen hat. (Ja, wir benutzen seit Anfang an eine andere Leine, Halsband und Geschirr). Dann kam das zweite "Problem" dazu. Sein, eh stark ausgeprägter Jagdtrieb, wurde wieder "schlimmer". Das bedeutete, er jagte bis dato nur auf Sicht. Wir sind aber im Training so weit gewesen, das er abrufbar war. Nachdem wir mit dem Mantrailing gestartet haben, rannte der dicke einfach von jetzt auf gleich los um zu jagen. Nicht mehr nur auf Sicht. Da war er auch nicht mehr abrufbar.
    Er steht nun vor. Also er zeigt mir deutlich das da was ist, was er jagen möchte. Es kann im übrigen auch einfach ein Blatt sein, wenn er seinen Lauftrieb mal wieder ausleben möchte im Sommer. Solange er mir zeigt, das da was ist, kann ich ihn ohne Probleme zurück rufen.
    Aber auch das war Training.


    Schade, dass dein Hund für Zughundesport nicht zu begeistern ist, weil das eigentlich genau das Richtige wäre und viele Hunde das Jagen dabei ausblenden und sich ihren Dopaminkick übers Ziehen und Rennen holen.

    Bei unserem Hund haben wir das jagen genau so zu einem Vergnügen gelenkt bekommen, wo wir beide spaß dran haben. Der Hund hat vil doof geguckt, als er jagen wollte, wo ich hinter ihm auf dem Roller stand und an der Stelle wo das Reh in den Wald gehüpft ist, nur "weiter" gesagt habe.
    Ein Zughundeseminar hat bei Manni allerdings die Zugfreude sehr gedämpft. Das war großer murks. Seit dem können wir nur noch zu zweit fahren. Dh. Manni zieht mich, entweder auf dem Roller, oder dem Fahrrad und mein Mann hechelt hinterher. Fällt er etwas zurück, bleibt mein Hund stehen.


    Vil findet euer Hund es schöner, wenn dein Freund mitfährt. Vil nicht unbedingt vorne als erstes (ich glaube das schafft kein Mensch), aber neben dir, oder hinter euch?


    lg

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