Austausch: Leinenführigkeitstraining

  • nein, ich meine natürlich keine endlos-würger.... um Gottes willen!

    :tropf:
    Ich wollte vor einigen Tagen eine Zugstopp-Retrieverleine für die letzte Pinkelrunde zum Baum vor dem Haus kaufen. Die vielen Endloswürger und komischen Amazon-Rezensionen, die mir dabei über den Weg liefen, haben mich echt verstört. Meine Reaktion war ziemlich genau deine, wenn sich schon wieder eine hübsche Leine in der richtigen Länge als Endlos-Würger rausstellte.
    Darum: nichts für ungut!

  • aber wie soll es funktionieren, wenn sie am anfang braucht, bis sie verstanden hat worauf es ankommt? Es ist jedes mal wie folgt: wir gehen los und sie geht in die leine, dann läuft sie wieder gut und geht dann aber wieder in die leine. Sie orientiert sich super svhnell um, wenn ich stehen bleiben. Nach ca 10 minuten erst hat sie verstanden, dass neben mir gehen ja wohl doch das schönste ist. Dann wäre es doch nicht gut direkt aufzuhören und ein anderes mal weiter zu machen!? Sondern dann lieber die paar minuten warten, bis es dann super klappt und noch einige meter gehen und belohnen und dann aufhören.....!?

    Es gibt gefühlte 10.000 Ansätze für das Leinenführigskeitstraining und ich hab mich auch eher schlecht als recht reingewurschtelt.
    Dazu kommt, dass jeder Hund anders ist, die Definitonen von Leinenführigkeit so unterschiedlich sind, die Gassigeh-Bedürfnisse und Gegebenheiten unterschiedlich sind - aber ich antworte dir jetzt nach bestem Wissen und Gewissen.


    Wenn ich es richtig lese, möchtest du, dass dein Hund an der Leine direkt neben dir geht, richtig? Darf er dabei schnüffeln? Stehenbleiben? Pullern? Markieren? Wie weit von deiner Seite weg?
    Je nachdem würde ich das anders trainieren.


    Wenn es darum geht, einfach zügig, ohne große Aufmerksamkeit für die Umwelt von A nach B zu kommen (z. B. zur nächsten Freilaufgelegenheit oder zum Auto o. ä.), würde ich das wie ein lockeres Fuß trainieren. Ich persönlich würde das über Clicker/punktgenaues Loben oder Belohnen machen, wenn der Hund in der richtigen Position ist.


    Wenn du hingegen z. B. nur nicht möchtest, dass sie vor dir läuft, sie neben und hinter dir aber die Leinenlänge nutzen darf, kannst du das z. B. über Blocken machen, wenn sie dich überholen will oder z. B. über die Methode von Bina Lunzer. Bei einem Hund, der gut ansprechbar ist, kann ich mir die gut vorstellen. Dabei holt man den Hund mit einem eintrainierten "Handtouch" immer wieder hinter sich und geht dann erst weiter (fahrlässig verkürzt gesagt).


    Bei Elvis und mir sind die Gegenheiten komplett anders. Wir wohnen in Berlin, wo die Bürgersteige breit sind und der Herr Jagdhund außerhalb eingezäunter Ausläufe nicht von der Leine kann. Darum darf und soll Elvis im Rahmen der Leinenführigkeit seine Leinenlänge von 2 Metern nutzen dürfen, aber nicht ziehen. Ich habe das zuerst durch das klassische Stehenbleiben & Umorientieren geübt, aber da sind wir nicht gut weitergekommen. Jetzt machen wir letztlich eine Art Radiustraining (halt nach Turid Rugaas), mit dessen Ergebnissen ich echt sehr zufrieden bin. Ein lockeres Fuß beherrscht er, wir brauchen das aber meist nur kurzzeitig, z. B. um an Kindern, Menschengruppen etc, vorbeizugehen. Aus Jux und Schandudel habe ich aber gerade entdeckt, dass ich auch das Gehen im kleinen Radius (ca. 1-Meter-Leine) mit der Turid-Rugaas-Methode üben kann.


    Es ist finde ich echt immer die Frage, wie die eigenen Gegebenheiten und Ansprüche sind. Das ist hier mitten in der Stadt z. T. sehr anders als in einer Kleinstadt oder im Paradies auf dem Lande und für mich macht es auch einen Unterschied, wie der Hund sein Gassi verbringt, also ob es auch Freilaufseuqenzen gibt etc.


    EDIT: Alleine hier in diesem Tread finden sich bestimmt an die 10 unterschiedlichen Ziele & Methoden.

  • vielen lieben dank für die ausführliche Erklärung dazu. Mir würde es jetzt definitiv erst mal reichen, dass sie vernünftig, ohne zunziehen an der leine geht. Dh sie dürfte in dem fall die komplette Leinenlänge ausnutzen. Wie du auch sagst muss dann das Fuß gehen sitzen, um sie in manchen Situationen direkt bei mir zu haben. Das mit dem Handtouch muss ich mir aber auch mal angucken. Was ist denn die methode nach Turid rugaas?

  • Was ist denn die methode nach Turid rugaas?

    Ich zitiere mich einfach mal selbst, aus einem anderen Leinenführigkeits-Thread (-> Leinenführigkeit zum x-ten!!!!!!)

    Einen Einblick in die Methode gibt das PDF hier: Leinenfuehrigkeit.pdf
    Ich habe mit dem Aufbau danach angefangen, dann nach dem Buch von Frau Rugaas weitertrainiert.
    Das Prinzip ist aber das gleiche und relativ einfach: Man konditioniert den Hund, einem auf ein Signal hin zu folgen. Mit dem Signal trainiert man dann Richtungswechsel, gibt es, bevor der Hund in die Leine läuft oder zwischendurch als Erinnerung. Je besser der Hund an der Leine läuft, desto seltener braucht man das Signal und natürlich belohnt man es bei fortgeschrittenem Training immer seltener. Auch nach Abschluss des Leinenführigkeitstrainings kann man das Signal für Richtungswechsel nutzen oder wenn man den Hund z. B. aus dem Weg eines Radfahrers lotsen möchte etc. (egal, ob an der Leine oder im Freilauf).

    Anhand des oben verlinkten PDFs kann man das m. E. super trainieren. Ich hab das damals per Google gefunden, als ich wissen wollte, wie die Methode funktioniert.


    Mir hat die Methode dann so gut gefallen, dass ich mir das kleine Büchlein von Turid Rugass dazugekauft habe,. Revolutionär anderes steht da nicht drin, aber ich habe es trotzdem sehr gerne gelesen und schaue auch immer mal wieder gerne rein. Unbedingt brauchen tut man es aber wie gesagt nicht zum Trainieren.
    Mir hat das Training so Spaß gemacht, das war echt ein Unterschied zu unserer vorherigen Methode. Dem verfressenen Elvis ging es ähnlich ... mit einem Hund, der sich nichts aus Futter macht oder draußen zu gestresst ist, um welches anzunehmen wäre das natürlich nix gewesen.

  • Hat jemand eine Idee wie ich Ruhe in den (erwachsenen, kastrierten) Hund bekomme?


    Lee ist ein sehr reizempfänglicher Hund und leider sehr schnell gestresst, Frustrationstoleranz geht gegen 0 und er baut sehr schnell Verhaltensketten auf.
    Ich habe das Gefühl er pusht sich an der Leine extrem auf.
    Wenn ich die Leine einfach lang lasse, habe ich einen Hund der sehr viel markiert, schnüffelt, kaum ansprechbar ist und zieht.
    Nehme ich die Leine kurz und er darf nicht schnüffeln, sondern soll einfach neben mir laufen, wird er immer gestresster, bleibe ich stehen, beginnt er extrem zu fiepen und steigert sich immer mehr rein, die Leine ist fast dauerhaft gespannt.


    Ich habe mit ihm jetzt sehr viel Ruhe auf den Spaziergängen geübt, bin sehr viel stehen geblieben und habe ihn dann belohnt, sobald er die Klappe hielt und nur noch durch die Gegend geschaut hat, dadurch ist es etwas besser geworden.


    Wir gehen immer sehr reizarme Strecken, keine Hunde, keine Autos, keine Menschen und trotzdem kommen wir trainingstechnisch einfach nicht weiter, ich bekomme den Stress einfach nicht aus dem Hund heraus.


    Sobald der Hund merkt, dass wir gezielt üben oder ich eine Belohnung dabei habe, fällt er in den "Unterordnungs-Modus" und pusht sich hoch, er läuft dann aufgeregt neben mir her und schaut mich immer erwartungsvoll an, bestätige ich dies nicht, wendet er sich wieder dem Markieren zu.


    Übe ich die Leinenführigkeit z.B. mit Richtungswechsel, läuft der Hund nach dem Richtungswechsel (auf dem Rückweg) erwartungsvoll und aufgeregt neben mir her und pusht sich hoch, ändere ich dann wieder die Richtung und laufe in die "Ursprungsrichtung", wendet er sich wieder dem Schnüffeln zu.
    Versuche ich die "stehen-bleiben-Methode", ist der Hund frustriert sobald es nicht mehr weitergeht und beginnt sich hochzudrehen.


    Es gibt bei ihm nur anhimmeln und ignorieren... von einem Extrem ins andere.


    Nach dem markieren scharrt er dann oft noch zusätzlich, was leider sehr unangenehm ist, besonders wenn ein Auto gerade vorbei fährt oder wir an einem Auto vorbei gehen, habe ich Angst, dass er irgendwann mit seinem Gescharre etwas beschädigt.


    Also hat jemand Tipps, wie ich den allgemein den Stress raus bekomme?

  • Hallo,


    hast Du schon einmal versucht, die Leine nicht in der Hand zu halten, sondern sie Dir quer um den Körper zu hängen?
    Ich habe das auch schon versucht bei meinen gefühlten 1.000 verschiedenen Wegen, dem Hund die Leinenführigkeit beizubringen.
    Das hatte für mich den Vorteil, dass ich meine eigenen Emotionen (denn man weiß ja schon vorher, wie es ablaufen wird und DAS stresst einen doch selbst und dies wiederum überträgt sich auf den Hund - ein elender Kreislauf...) besser im Griff hatte, weil nicht am Arm gezogen wurde.


    Zumindest wäre es mal einen Versuch wert. Außerdem - ich weiß nicht, was Du alles schon versucht hast und sehe es mir bitte nach, wenn ich etwas überlesen habe - baue es nochmals ganz von Anfang an neu auf. Versuche, Dich interessanter zu machen als alles, was neben dem Hund passiert. Sei es das Schnüffeln oder das Hochpuschen. Frisst er gerne? Und Du fütterst mit Trockenfutter? Dann versuche doch, ihm seine Tagesfutterration nur noch beim Spaziergang zu geben. Jeder Blickkontakt zu Dir wird mit Futter belohnt. Jedes positive Verhalten von ihm an der Leine wird mit Futter belohnt. Alles in kleinen Schritten.


    Vielleicht hilft es was.


    Viel Erfolg bei der Umsetzung.

  • Huh... Das klingt irgendwie nach Whiskey in seiner Anfangszeit (bzw. in den letzten 3 Jahren ^^).
    Was heißt denn "erwachsen", sprich: Wie alt ist Lee?


    Wurde er gesundheitlich komplett durch gecheckt? Großes Blutbild inkl. Schilddrüsenwerte und wurde dem Verdacht einer subklinischen Schilddrüsenunterfunktion (Das Phantom: Die subklinische Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) beim Hund - Ulm / Neu-Ulm - Kleintierpraxis Ralph Rückert) nachgegangen?


    Dass ihr in reizarmer Umgebung geht, ist ja schonmal super, geht ihr eine Runde oder eine Strecke (also selben Weg hin wie zurück)?


    Hat er denn zwischendrin auch mal Momente, wo er sich zu Dir umorientiert, oder wo er an lockerer Leine geht? Wenn ja, bestätigst Du die?
    Wie reagiert er auf rein verbales (ruhig gesprochenes) Lob? Nimmt er das an, pusht ihn das?


    Was fütterst Du und wie sieht euer Alltag aus? Was macht ihr zu Hause, wie viel schläft er und wie oft geht ihr wie lange raus? Welche Leinenlänge nutzt ihr? Was für eine Rasse/Mischling ist er, wo kommt er her, wie lange ist er bei euch?


    Fragen über Fragen ^^



    Edit:

    hast Du schon einmal versucht, die Leine nicht in der Hand zu halten, sondern sie Dir quer um den Körper zu hängen?

    Da finde ich persönlich einen Cani Cross Gürtel besser.
    Den nutze ich zur Zeit und uns hilft es aus den von Dir genannten Gründen ungemein.
    Wenn Whiskey in die Leine springt, möchte ich die Leine nicht ungepolstert quer überm Oberkörper "hängen" haben. Da hat der Gürtel den Vorteil, dass er gepolstert ist, mehr in der Körpermitte sitzt und nicht (so leicht und extrem) verrutschen kann.
    Ich möchte den nicht mehr missen!

  • Wirkt auf mich als könne dein Hund eigentlich das was du von ihm willst, aber er erkennt nicht wann er es abrufen soll. Hier habe ich die Aufgeregtheit herausbekommen an der Leine in dem ich klar zwischen Arbeits- und Freizeitmodus unterschieden habe. Im Freizeitmodus am Geschirr wird geschnüffelt, markiert und darf auch mit leichter (!) Spannung auf der Leine rechts, links, vorne oder hinten gelaufen werden.
    Im Arbeitsmodus am HB gibts das nicht.
    Wenn wir unsere 45Min in der Mittagspause gehen sah das quasi so aus.


    Erste Woche
    1. - 10. Min Freizeitmodus zum lösen,
    11. - 20. Minute Arbeitsmodus
    21. - bis Ende Freizeitmodus
    Zweite Woche
    1. - 10. Min Freizeitmodus zum lösen,
    11. - 30. Minute Arbeitsmodus
    31. - bis Ende Freizeitmodus
    Dritte Woche
    1. - 10. Min Freizeitmodus zum lösen,
    11. - 40. Minute Arbeitsmodus
    41. - bis Ende Freizeitmodus


    Ich fand die HB/Geschirr Sache am Anfang total unsinnig, wurde aber eines besseren belehrt. Nach und nach verstand die Knallschote hier recht gut den Unterschied zwischen den beiden Modi und die Ruhe im Arbeitsmodus kam durch das konzentrierte Arbeiten von ganz alleine.


    Da hier noch immer und wohl für immer, die ersten 5 Minuten draußen recht "aufregend" sind, fangen wir weiterhin mit dem Freizeitmodus an.

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