Austausch: Leinenführigkeitstraining

  • War das der Hund, der Holz frisst, wenn er an der Leine ist?

    Ja. Mein Jungrüde, sieben Monate alt, frisst permanent Holz, wenn wir unterwegs sind. Habe ich in dem anderen Thread geschrieben.


    Du arbeitest auch mit absolut positiver Verstärkung, wie ich sehe. Leckerli sobald Leine locker ist und Hund bei dir?


    Wenn ich mit Lino alleine trainiere, kann ich mich darauf einlassen, aber wenn ich mit beiden Hunden unterwegs bin, ist das echt manchmal ein Spießrutenlauf. Ich muss aber auch dazu sagen, dass fast alle Lagotti, die ich kenne, dieses Problem hatten/haben mit der Dauerfresserei vom Boden. Auch mit der Ersthündin haben wir viel daran arbeiten müssen.

  • 1. Video Sekunde 40ff. Hund will zu der Frau mit den beiden Kindern, läuft in die Leine, einmal, zweimal, orientiert sich um und setz sich hin. War das Sitz eingefordert? Was wird hier bestätigt? Das Umorientieren?

    Bei Sekunde 35 fängt die Begegnung für Aina schon an. Als sie die Leine noch locker hat und hinschaut, mache ich vorsichtig Spannung auf die Leine und belohne sie dafür, dass sie die löst. Ich habe übrigens ein Makerwort, was man leider nicht hört.
    Als sie in die Leine gesprungen ist, wendet sie sich ab und schaut die Enten an (sie ist ein Jagdschwein ;) ) und schaut dann weg von denen. Das wird gemarkert und belohnt. Dass sie sich hinsetzt, ist selbst gewählt und Zufall.


    Ich belohne niemals die Kette, wenn der Hund in die Leine läuft und sie lockert.


    Direkt danach warte ich ab, ob sie es schafft von den Enten wegzuschauen, um das zu belohnen. Wohin sie wegschaut, ist mir völlig wurscht. Sie darf auch von Reiz zu Reiz schauen. Bei 1:12 flattert dahinten aber was und ich weiß, dass sie dadurch explodieren würde und mache daher Spannung auf die Leine, die sie sehr schnell löst. Das wird wieder gemarkert. Diese Übung kennt sie gut. Hier mal ein Video aus ihrer Welpenzeit, wo man das sieht:


    [Externes Medium: https://youtu.be/xqwJnbijY1I]


    Für sie sind in dem Video so megaviele Sachen zu verarbeiten. Sie ist ja ein extrem reizoffener Hund, ohne Filter. Die Kirchenglocken als akustischer Reiz, die vielen Bewegungen durch die Menschen, Enten und Schwäne, anderen Hunde, Fahrradfahrer und Autos (hinter der Kamerafrau) und dann noch die ganzen Gerüche.

    2. Video Sekunde 30ff. Hund läuft in die Leine, orientiert sich um, setzt sich, zu weit weg, wird motiviert näher zu kommen (nimmt Blickkontakt auf) und wird dann belohnt

    Das Hinsetzen macht sie aus Furcht vor dem Schwanken. Ist quasi der Pausemodus. Ich möchte aber gar nicht, dass sie sich so reinspinnt in das Brückenthema und, da sie das an lockerer Leine getan hat, mache daher wieder Spannung auf die Leine, die sie sofort löst - wie sie gelernt hat - und dafür belohnt wird. Direkt danach wieder das selbe, mit Markern fürs Lösen.

    Ich verstehe den Teil mit der Belohnung wenn sich der Hund an dir orientiert, was ich nicht verstehe ist wie der Hund versteht, dass in die Leine laufen Mist ist. Wird die Verknüpfung hier eigenständig hergestellt durch das Belohnen der gewünschten, aber nicht aktiv eingeforderten, Alternative?

    Ich belohne im Grunde nie, wenn der Hund sich an mir orientiert. Alles bezieht sich auf die Leine (der Hund soll fühlen, ob er im Radius ist, wo er dabei hinguckt, ist mir wurscht) und auf das Hingucken-Weggucken (egal wohin weggucken). Natürlich schaut sie in Erwartung der Belohnung immer wieder zu mir, aber das ist nicht die "Auflage".
    Ich belohne niemals, wenn der Hund in die Leine gelaufen ist, sondern fördere durch das Abfragen dieser beiden simplen Verhaltensketten, dass der Hund sich vorher korrekt verhalten hat.

    Ja. Mein Jungrüde, sieben Monate alt, frisst permanent Holz, wenn wir unterwegs sind. Habe ich in dem anderen Thread geschrieben.

    Du hattest in dem anderen Thema geschrieben, dass das hauptsächlich an der Leine auftritt, daher würde ich mal vermuten, dass es sinnvoll wäre, wenn Du das Thema intensiv angehen würdest und das Gezerre Deinen Hund enorm stresst.

    Du arbeitest auch mit absolut positiver Verstärkung, wie ich sehe. Leckerli sobald Leine locker ist und Hund bei dir?

    Siehe oben. Und zur Ergänzung vielleicht noch mal das hier:
    Meine Wauzens und die Wolligen

    Wenn ich mit Lino alleine trainiere, kann ich mich darauf einlassen, aber wenn ich mit beiden Hunden unterwegs bin, ist das echt manchmal ein Spießrutenlauf. Ich muss aber auch dazu sagen, dass fast alle Lagotti, die ich kenne, dieses Problem hatten/haben mit der Dauerfresserei vom Boden. Auch mit der Ersthündin haben wir viel daran arbeiten müssen.

    Ich habe sechs Hunde. Natürlich trainiere ich auch viel einzeln - wie man oben ja sieht, aber meistens habe ich alle Hunde dabei. ;)

  • Ich bin bei dem Thema ziemlich kleinlich und trainiere deshalb auch dementsprechend. Leinenführigkeit steht auf meiner "muss der Hund können"-Liste ganz oben. Dafür kann Aina noch kaum Sitz und Platz und so ... |)

  • Das kann ich aus heutiger Sicht und meiner jetzigen Erfahrung nur unterstreichen!
    Beim nächsten Hund werde ich auch mehr von Anfang an darauf achten, denn ich merke, es gibt für mich fast nichts stressigeres als beim Spaziergang einen Hund dabei zu haben, der wie doof an der Leine zieht, in der Leine hängt etc.
    Gut, ich habe es mit unserer Lilli mittlerweile sehr gut im Griff, sie läuft - bis auf geringe Ausnahmen - so an der Leine, dass ich sie nicht spüre und sie ist sehr aufmerksam auf mich geworden (an der Leine). Aber bis wir so weit waren, war es ein langer und steiniger Weg und wir müssen einfach auch konsequent dran bleiben. Denn einmal geschludert und ich fange fast von vorne wieder an, weil sie einfach zu schlau sind, die Hundetiere.

  • Der Thread ist grade genau das was ich suche.


    Ich komme momentan nicht gut voran mit der Leinenführigkeit meiner zweiten Hündin. Sie läuft an normaler Leine meistens wie ein Zugochse...ohne Leine dagegen hat sie kein Problem, aber ich kann sie nicht ständig ohne laufen lassen wenn wir an der Straße usw. unterwegs sind. Oft nach dem auspowern klappt es natürlich besser ordentlich an der Leine zu laufen aber eben nicht immer. Manchmal hab ich das Gefühl die nimmt mich nicht ganz ernst und macht ihr Ding weiter. Am Hund ständig rumruckeln ist auch blöd..


    Mit der Leinenführigkeit meiner ersten Hündin hatte ich damals nicht so das Theater :/


    Kann mir da jemand Tipps geben wie ich evtl. das komplett neu aufarbeiten und anders aufbauen kann damit es doch noch was wird?

  • es gibt für mich fast nichts stressigeres als beim Spaziergang einen Hund dabei zu haben, der wie doof an der Leine zieht, in der Leine hängt etc.

    Nicht nur das. Es ist auch für den Hund total stressig! Der Hund muss, um an der Leine zu zerren, Energie aufbringen. Körperspannung. Die "setzt sich fort" und landet auch im Kopf. Ein Hund, der körperlich angespannt ist, ist es auch mental. Außerdem ist der Frust ein hoher Stressfaktor. Seine Lernleistung wird dadurch massiv verringert. Und das in einer Phase, in der er eh nicht viele Kapazitäten frei hat und das Gehirn sich neu strukturiert. Geht er in diesem Stress durch diese Zeit, schlägt sich das zwangsläufig in den neuen Strukturen langfristig nieder.


    Da ich das nicht möchte, bin ich da so kleinlich.

  • Erstmal Danke für die Erklärung und die Videos, das mit dem Schaf fand ich grandios :applaus:
    Bei zwei Punkten steh ich aber noch ein wenig auf dem Schlauch.


    Ich belohne im Grunde nie, wenn der Hund sich an mir orientiert. Alles bezieht sich auf die Leine (der Hund soll fühlen, ob er im Radius ist, wo er dabei hinguckt, ist mir wurscht) und auf das Hingucken-Weggucken (egal wohin weggucken). Natürlich schaut sie in Erwartung der Belohnung immer wieder zu mir, aber das ist nicht die "Auflage".
    Ich belohne niemals, wenn der Hund in die Leine gelaufen ist, sondern fördere durch das Abfragen dieser beiden simplen Verhaltensketten, dass der Hund sich vorher korrekt verhalten hat.

    Das Umorientieren weg von Reiz 1 zu Reiz 2 oder irgendwas anderem ist hier das gewünschte Verhalten weil du weißt, dass sich dein Hund ansonsten reinsteigern würde? Bei einem Hund der weniger reizoffen ist und in einer solchen Situation ansprechbar bleibt würde "man" darauf verzichten?


    Ich belohne niemals die Kette, wenn der Hund in die Leine läuft und sie lockert.

    Mein Lieblingsfehler. Hund baut Mist, wird korrigiert oder in ein Alternativverhalten beordert und dann belohnt. Meine Knallschote hatte das recht fix raus was sie falsch machen muss um trotzdem belohnt zu werden...
    Du bestätigst in den Videos wenn der Hund die Spannung aus der Leine nimmt. Spannung die nicht durch Ablenkung verursacht wurde, sondern bewusst durch dich, ja? Also ist das quasi der erste Schritt bei dem der Hund lernt Spannung weg = gut, aber sobald die Spannung durch Umweltreize, Hund läuft in die von dir locker gehaltene Leine, erzeugt wird, erfolgt keine Belohnung um die o.g. Kette zu vermeiden, ja?


    Mal überlegen was ich davon mitnehmen kann für die Knallschote hier. Am Geschirr oder an der Schlepp korrigiert sie zwar sobald Spannung entsteht (bei Spannung geht es halt nicht weiter vorwärts), rennt aber in den meisten Fällen nach wenigen Sekunden wieder in die Leine...

  • Nicht nur das. Es ist auch für den Hund total stressig! Der Hund muss, um an der Leine zu zerren, Energie aufbringen. Körperspannung. Die "setzt sich fort" und landet auch im Kopf. Ein Hund, der körperlich angespannt ist, ist es auch mental. Außerdem ist der Frust ein hoher Stressfaktor. Seine Lernleistung wird dadurch massiv verringert. Und das in einer Phase, in der er eh nicht viele Kapazitäten frei hat und das Gehirn sich neu strukturiert. Geht er in diesem Stress durch diese Zeit, schlägt sich das zwangsläufig in den neuen Strukturen langfristig nieder.

    Genau das. Ich hatte das total unterschätzt und war überrascht und extra genervt das wir lange keine Fortschritte in Sachen Leinenpöbeln/Radfahrer gemacht haben. Seitdem Leinenspaziergänge viel entspannter sind weil nicht andauernd gezogen, korrigiert, gezogen, korrigiert etc. wird sind auch endlich Kapazitäten frei um nicht direkt durchzudrehen wenn ein Umweltreiz da ist.

  • Unsere Lilli ist jetzt 19 Monate alt, also etwas mehr als 1 1/2 Jahr. Seit Beginn des neuen Jahres erst haben wir das echt gut im Griff mit der Leinenführigkeit. Davor habe ich so viel versucht und nur eins hat wirklich geholfen.

    • In der Hundeschule brachte man mir bei - etwa vor 1 Jahr - wenn wir an der Leine laufen und der Hund will mich überholen bzw. ziehen und in die Leine hängen, dann soll ich just in dem Moment mit dem Fuß aufstapfen und "NEIN" sagen. Hm... :ugly: ... ich habe zwar einen Australian Shepherd, aber keinen von der sehr sensiblen Sorte. Neben ihr kann eine Bombe explodieren (an Silvester zuckte sie mal bei einem Kanonenschlag und verzog sich, aber alles andere fand sie sehr interessant und spannend). Wenn ich dann mit meinen kleinen Füßen auf den Waldboden aufstapfe, kommt da nicht mal ein müdes Zucken von ihr. Das Resultat dieser Übung: ich war gestresst hoch 5, Lilli hat es nicht die Bohne interessiert und am Ende hatte ich noch eine Zerrung im Oberschenkel vor lauter Aufstampfen. :rotekarte:
    • Als nächstes kam der Ratschlag, mich in dem Moment in den Hund hineinzudrehen, in dem sie mich überholen will. Gesagt - getan. Durch dieses Hineindrehen sollte ich auch wieder die Aufmerksamkeit des Hundes erhalten und der Hund würde mich direkt anschauen. Ein direktes Nein soll ihr verklickern, was ich will. Ok. :ugly: Es klappte 2-3 Mal ganz gut. Danach hatte Lilli den Dreh raus und immer, wenn ich mich in sie hineindrehte, ging sie ein Stück zurück, schaute desinteressiert zur Seite und wartete, bis ich aufgab und wir weiterliefen. :rotekarte:
    • Meine nächste Lösung war, sie zurück zu ziehen. Nicht am Halsband, sondern am Geschirr. Resultat: Bizeps, Trizeps, Schulter, Halsmuskel - alles tat weh und der Hund zog weiter. :rotekarte:
    • Ich schaute mir unendlich viele Videos an, beobachtete andere Hundehalter und las viel über das Phänomen der Leinenführigkeit. Meine Züchterin sagte mir ganz am Anfang, ich solle so früh wie möglich damit beginnen und zwar auch mit der korrekten Fußarbeit. Je früher es Lilli richtig lernt, umso leichter habe ich es später, falls ich die BH machen möchte oder sogar Hundesport wie Obedience. :???: Heute weiß ich, was sie damals meinte. Mein Ordner "Erfahrungen" wird immer dicker, aber das ist auch gut so, denn nur durch eigene Fehler kann man lernen. :D Also schenkte ich ihr wahnsinnige Aufmerksamkeit an der Leine. "Nein Lilli...", "nicht ziehen...", "hier bleiben..." etcpp. :roll: :roll: :roll: :roll: Und wie Ihr Euch denken könnt - auch das half nicht. :rotekarte:
    • Anfang des Jahres 2018 (vielleicht auch schon gegen Ende 2017) hörte ich auf damit. Ich brabbelte und sabbelte nicht mehr. Ich nahm die Leine in die Hand, stellte mich aufrecht auf beide Beine, Schultern zurück und den Blick in die Richtung, wo ich hin möchte. Lilli bekam nur noch die notwendige Aufmerksamkeit an der Leine. Zog sie, blieb ich stehen. Kommentarlos. Ich stand dann einfach. :shocked: Und innerhalb von Sekunden entschied ich, wenn der Zug auf die Leine aufhört, Lilli mir ein Stück entgegenkommt, vielleicht sogar zu mir zurück läuft (ist ja nicht weit an einer 2 Meter-Leine), geht es weiter. Bleibt sie stehen mit Zug auf der Leine, drehe ich um und laufe kommentarlos in die andere Richtung. Sie musste ja mit, es blieb ihr nichts anderes übrig. Überholte sie mich, ließ ich es zu, bis wieder Zug auf der Leine war. Dann das gleiche Spiel. Ich wechselte also immer wieder die Laufrichtung. Sie dachte sicher: Jetzt spinnt die Alte total... :headbash: Ich musste dies genau 3 Tage konsequent durchziehen. Am 4. Tag hatte ich ihre Aufmerksamkeit. Sie himmelte mich nicht an, aber sie passte ihr Tempo meinem an. Natürlich ist es noch so, wenn sie dringend muss, dann kann es durchaus sein, dass eher Zug auf die Leine kommt. Aber zu 90% verläuft es so, dass ich sie kaum an der Leine merke.

    Somit habe ich für uns den richtigen Weg gefunden. Weg vom Laber-Rhrabarber-Gesabbel, hin zur Körpersprache. Klappt bei uns ganz gut. Zwischendurch wird gelobt mit einem "feine Maus"..... und wenn wir am Ziel unseres Weges sind, wird sie kurz geknuddelt mit einem "fein gemacht". Nicht immer, aber so, dass es passt. ;)


    Ich bin mit dieser Lösung zufrieden.


    Auch ist es so, dass ich unterscheide zwischen Alltag und Hundeplatz. Auf dem Hundeplatz verlange ich absolutes Fuß laufen ohne wenn und aber. Wir müssen hier noch viel üben und trainieren. Im Alltag lass ich hier jedoch auch mal 5 gerade sein und Lilli läuft ein paar Schritte vor mir oder hinter mir, aber immer so, dass kein Zug auf der Leine ist. Denn egal, wie gut die "Trainer" auf einem Hundeplatz sind - meist ist es doch ein Ehrenamt - wichtig ist, dass es bei uns im Alltag funktioniert. Es macht keinen Sinn, wenn mein Hund auf dem Hundeplatz ein Vorzeigehund ist, der alles zu 100% richtig und super und gut macht. Klar, bin ich dann stolz auf das Plüsch. Aber was habe ich davon, wenn es 2x die Woche für 1 Stunde klappt und die restliche Zeit habe ich einen Leinenpöbler, ein Zugpferd und sonst was neben mir laufen?

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!