Besteigen/auf dicke Hose machen aus Dominanz oder Frust?

  • Hört sich so an als ob Dein Hund die Besuche dieser Ausläufe so richtig doof findet und das zeigt er auch. Das Besteigen ist eine Stressreaktion. Hat mein kastrierter Rüde früher auch in solchen Gruppen gemacht. Er ist super verträglich, aber spielende wilde Hunde überfordern ihn. Er ist auch nicht ableinbar, aber wir mache tolle Spaziergänge mit seinen Hundefreunden, in dem Alter mögen sie eh nicht mehr stundenlang toben.

  • Wenn Du deinen Hund nicht auf die Couch lässt, bist du kein Rudelführer, sondern nur ein Mensch, der seinen Hund nicht auf die Couch lässt. :D


    Nein, im Ernst, dein Hund hat anscheinend keinen Bock auf Hundewiese oder andere Hunde.

  • Nur eine Anmerkung: du kannst alternativ den Hundeauslauf zu sehr ungewöhnlichen Zeiten nutzen, sehr früh morgens zum Beispiel. Zumindest hier sind die Ausläufe dann leer. Wenn das bei euch auch so ist, kann dein nicht ableinbarer Hund dann mal ordentlich rennen, schnüffeln und rumwuseln, ohne wie auch immer von anderen Hunden abgelenkt zu werden.

  • Nur ist er dabei so offensiv bzw. kommt aggressiv rüber für Leute, die das nicht so genau lesen können,dass es natürlich oft Ärger mit anderen Hundebesitzern gibt.

    Was hat das bitte damit zu tun, ob die Leute das lesen können? Warum er das macht, ist ja eigentlich im Prinzip egal, es ist so und so blöd für die anderen Hunde. MMn ist das schon ein aggressives Verhalten was du beschreibst, also diese Bodychecks etc. Ich als Kleinhundebesitzerin musste mir auch schon so oft anhören "Der will nur spielenn, das ist nur Spaß" wenn mein Hund mal wieder von einem 30Kilohund über den Haufen gerannt und extremst genervt wurde. Es mag für deinen Spaß sein. Für den anderen aber nicht. Deshalb sorge doch bitte dafür, dass er dies nicht mehr tut.


    Mein Hund würde auch, wenn ich mit ihm auf den Hundeauslauf ginge nur permanent andere Rüden besteigen. Er ist halt kein Spiel- und Tobehund. Viele Hunde auf einem statischen Platz machen ihn nervös. Ich denke, das muss man vielleicht auch einfach mal akzeptieren, dass nicht jeder Hund so ist. Es liegt ja auch nicht unbedingt in der Natur des Hundes mit fremden Hunden auf Gutkumpel zu sein und zu spielen. Ein Rudel ist ja normal eine feste Sache und nichts, was sich innerhalb weniger Minuten bildet.
    Bezüglich Abrufbarkeit: Gehe einfach sehr vorrausschauend und rufe ihn früh genug. Bevor der Reiz zu nah oder zu groß ist.
    Was bei uns auch geholfen hat, war das trainieren einer Notfallpfeife. Die funzt so gut wie immer. So wurde mein kleiner Stänkerer auch von anderen Hunden abrufbar.

  • Im Grunde verhält sich dein Hund einfach seiner Rasse entsprechend, also quasi Laika-Like :smile: .


    Ich halte sein Verhalten ebenfalls eindeutig für Stress, insbesondere da er anfangs nur am Rand gestanden hat. Er steht halt nicht auf das Spiel mit Artgenossen (die wenigsten erwachsenen Hunde tun das, der Mensch versteht das nur leider nicht), bekommt Stress im Durcheinander und baut diesen entsprechend ab. Meiner Meinung nach kannst du froh sein, das bisher nichts weiter passiert ist. Erpar ihm das, in dem du mit ihm diese Orte meidest. Geh mit ihm Joggen oder Radfahren, tu etwas gemeinsam mit ihm, was ihn auslastet.


    Nein, du bist nicht Rudelführer. Ein souveräner Rudelführer (ich mag den Ausdruck "Familienoberhaupt" lieber) setzt seinen Hund nicht permanent diesem Stress aus, wirft ihn in eine Runde mit zig anderen Hunden nach dem Motto "so und nun komm mal selber klar" (Hinweis: Das ist kein Vorwurf an dich, ich versuche es nur aus Hundesicht zu erklären).


    In dem Moment, wo du deinen Hund akzeptierst, wie er ist, dich darauf einstellst und Aktivitäten findest (schwimmen ist auch cool, Rückruftraining kann man so schön und interessant für beide Seiten gestalten) die euch beiden Spass machen, werden sich diese Probleme wegkürzen. Ich würde ihn erst mal zur Ruhe kommen lassen und wenn eure Beziehung gefestigt ist und ihr gut klar kommt, kann man am Jagdtrieb arbeiten.

  • Hallo Lilly,


    die Frage, die sich mir stellt: Ist es so, daß Marusch dann hauptsächlich sein Ding macht und du meistens für ihn eher nur Anhängsel bist (obwohl er ja auch Angst hat, dich zu verlieren) oder macht ihr tatsächlich auch was gemeinsam (was euch Spaß macht)? Zumindest der Laika in dem Mix ist ja eine sehr selbständige Hunderasse, zumal Jagdhund (Wiki sagt: "Laiki sind selbstständig jagende Hunde mit der Anlage zu einer deutlich ausgeprägten Führerbindung".) Wie lastest du ihn außerhalb der Freilaufgebiete (körperlich und mental) aus?


    Da würd ich nämlich den Fokus drauf legen und nicht unbedingt nur darauf, wie du das Problemverhalten abstellst. Letzterem würd ich tatsächlich erst mal möglichst aus dem Weg gehen, in dem du - wie hier ja auch schon mehrmals vorgeschlagen - diese Freilaufgebiete (zumindest, wenn sie sehr voll sind) zu meidest.


    Hast du einen Garten? Konzentriert er sich da auf dich oder hat er da auch nur Interesse für seine Umgebung?

  • Danke, für eure Antworten.
    Also, erstmal zu der Sofageschichte und dem Rudelführer.
    Das war nur ein Beispiel! Wer sich auskennt mit vernünftigen Grenzen, etc., der weiß, was ich meine. Mein Großer ist ein Hund, der sehr genau auf solche Kleinigkeiten achtet. Lässt man ihn z.B. aufs Sofa oder vor mir Essen oder vor mir laufen oder meinen Weg kreuzen etc., dann merkt man draußen sofort, dass er denkt jetzt die Führerrolle übernehmen zu können. Er hört dann weniger und macht, was er will. Er ist ein Hund, den andere, die ihn gut kennen, als extrem "wölfisch" bezeichnen, bei ihm geht es wirklich um Details der Körpersprache bei mir und er möchte sich auch unbedingt an mir orientieren, darum die Grenzen. Bei meiner kleinen Hündin ist das nicht notwendig, die ist viel gemächlicher und solche Details wie wer läuft wo bedeuten ihr nichts. Das meinte ich mit all dem. Und ja, mein Hund kriegt alles, was er braucht an Schmusen etc. Ich wollte damit nur vorbeugen, dass dann Fragen kämen, ob ich meinem Hund alles gestatte, was der möchte und er darum macht, was er will. Und Schleppleine etc. gehört schon seit 5 Jahren zum Programm.


    Zu den Ausläufen: Die hatte ich dann damals schon vor 1,5 Jahren eingestellt! Ich hatte dann natürlich gesehen, dass es nix bringt, war aber frustriert, weil er die erstaen Monate dort so glücklich mit anderen getobt hat und dann nur noch auf dicke Hose machte.


    Und sehr aktuell: Ich war gestern mit ihm zum ersten Mal seit damals wieder in einem Auslauf, in einem ganz neuen, also nicht sein Territorium, seeeehr groß mit Wasser und allem. Ich wollte sehen, wie es nach so einer langen Pause läuft. Also, erstmal war alles unspektakulär. Er lief rum, immer im großen Dunstkreis von mir (seine Standard 20-40 Meter), reagierte auch locker auf eine kleine Hündin, die ihn ständig maßregeln wollte (hat sie ignoriert), und war auch mit den anderen Hunden ganz normal. Beschnuppern, kurz hüpfen, weiterlaufen. Dann liefen wir etwas abseits alleine rum, er schnüffelte im Gras herum. Und als wir wieder in der Runde zum Wasser kamen, wo die meisten Leute und Hunde rumstehen, fing er mit seinen alten Spielchen an. Ich habe ihn seeehr genau beobachtet, er geht wirklich einen nach dem anderen Hund ab und such aktiv die wenig dominanten und/oder sehr jungen Rüden ab. Es ist wirklich seine Mission - nichts war geschehen, kein Hund ist ihm auf die Pelle gerückt (die kleine Hündin war schon lange weg), er war etwas geschwommen und alles war gut. Dann fing das Besteigen an, als er Rüden fand, die zu seinem Schema passten. Einer der Rüden wehrte sich ziemlich schnell, da hat meiner sofort einen glücklichen (!!) Ausdruck bekommen - den gleichen, den er bekommt, wenn ich sage "Spazieren" oder anfange mit ihm zu spielen. Ein Rüde versuchte wegzulaufen, dann hat meiner seine Jagd-Nummer abezogen, drohend hinterherstürmen und unter großem Grollen überrennen. (Bei all seinen Versuchen habe ich natürlich versucht zu unterbrechen, was nicht immer leicht war, da die Hunde teilweise dabei im Wasser standen, aber ich konnte ihn dann immer verscheuchen.) Nach dem 4ten Besteigen, und als deutlich wurde, dass er keine Lust hatte zu rennen oder zu spielen (es gab genug andere Hunde, die ihn aufgefordert hatten), habe ich ihn eingepackt und bin gegangen. Für mich war das nur die Bestätigung, dass er den größten Spaß darin sieht auf dicke Hose zu machen, wo er kann (die dominanten Rüden ließ er komplett in Ruhe) und dass er das aus Jux macht. Es gab definitiv keinen Grund für ihn gestresst zu sein, er strahlt komplette Zufriedenheit und "Coolness" aus - scheinbar macht ihm einfach das "dominieren" und ärgern anderer mehr Spaß als Spielen.


    So macht das natürlich keinen Sinn - aber da er offensichtlich auch nicht seine Freiheit zum Rennen nutzen wollte, ist es nicht ganz so wild, dann reicht ihm wohl unser übliches Training an langer Leine. Er ist ja jetzt auch schon 8, obwohl er dafür noch verdammt fit ist.


    Meine Kleine war übrigens nicht dabei, gemeinsam brauche ich das nicht mal zu versuche, sie denkt bei allem, was Marusch macht, dass es um Leben oder Tod geht und kläfft dann, um alle zu verjagen. Alleine ist sie im Auslauf aber sehr gut, von daher werde ich dann wohl nur mit ihr in solche fahren.


    Nochmal danke für eure Antworten!

  • Vielleicht hast du einen Denkfehler...?
    Es geht doch nicht darum, ob der Hund andere ärgert oder spielt.
    Ich fände beides für einen adulten Hund nicht typisch.


    Geh spazieren und vermeide diese unsäglichen Ausläufe, auch zum Wohle der anderen.


  • Und als wir wieder in der Runde zum Wasser kamen, wo die meisten Leute und Hunde rumstehen, fing er mit seinen alten Spielchen an.


    Einer der Rüden wehrte sich ziemlich schnell, da hat meiner sofort einen glücklichen (!!) Ausdruck bekommen - den gleichen, den er bekommt, wenn ich sage "Spazieren" oder anfange mit ihm zu spielen.

    Was soll denn ein Hund bei diesem "Rumstehen" machen? Genau damit kommen manche Hunde eben nicht klar, weil sie dann nicht wissen, was sie machen sollen. Und dann fangen sie mit Übersprungshandlungen und Rumkasperei an.


    Oft wird ein "Stressgesicht" mit dem berühmten "Hundelächeln" verwechselt. Ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, warum ein Hund glücklich sein sollte, wenn er von einem anderen gemaßregelt wird. Welche Logik liegt hier zugrunde? Masochismus? :ka:

  • Mein Hund hat manchmal auch solche Verhaltensweisen. Unser Trainer hat gesagt, dass das für die schwächeren und ängstlichen Hunde Gifts ist! Deshalb vermeiden wir solche Szenen. Sie sind der Grund dafür, warum manche andere Hunde dann unerträglich mit Artgenossen werden. Wenn ich mir vorstelle, dass ich friedlich spazieren gehe und es kommen andere Menschen an, die sich unhöflich mir gegenüber verhalten, finde ich das auch nicht toll!

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