Ich möchte mich mal an alle wenden, die Erfahrungen in "zeigen und benennen" haben - oder generell mit Angstbellern.
Und zwar habe ich eine Hündin, die erst ein paar Monate alt, aber
aufgrund von fehlender Sozialisierung sehr ängstlich ist. Ich habe sie
von einem Schäfer und sie lebte bis zu dem Zeitpunkt, als wir sie
abholten (da war sie 3,5 Monate) nur mit ihrer Mutter und ihren
Geschwistern in einer Scheune zusammen mit den Schafen.
Wenn ich mit ihr spazieren bin, entdeckt sie überall "Monster". Am
schlimmsten sind andere Menschen und fremde Hunde - die werden verbellt.
Sie ist dabei dann leider so auf das "Monster" fixiert, dass sie sich
nicht ablenken oder abrufen lässt. Sie bellt dann auch (solange in
Sichtweite) das Monster wirklich ohne kleinste Pause an - so dass man
nicht einmal eine Ruhephase hat, die man belohnen könnte.
Das größere Problem dabei ist aber: Eigentlich dürfte ich sie mit zur
Arbeit nehmen, aber so geht es natürlich nicht. Meine Kollegen, mein
Chef - alle werden verbellt, sobald sie bei mir ins Büro kommen. Jetzt
muss ich sie tagsüber weg geben, was natürlich nicht so toll für unsere
Bindung ist. Sie ist nun bei meinen Eltern. Die kennt sie und nach 3
Stunden anbellen, hat sich dann auch germekt, dass sie freundlich sind.
Da nehme ich den morgendlichen und abendlichen Umweg von ca. 30 km je
Strecke gerne in Kauf. Meine Althündin bleibt dann auch bei meinen
Eltern, damit sie wenigstens nicht ständig getrennt werden. Aber ist
halt schon eine sehr unglückliche Situation - zumal wenn man eigentlich
den Luxus hätte, die Hunde mit zur Arbeit nehmen zu dürfen.
Also, mein langfristiges Ziel ist natürlich, dass ich sie mit ins Büro
nehmen kann - gut wäre es natürlich auch, wenn ich mit ihr spazieren
gehen könnte, ohne dass sie jeden anbellt (besonders Kinder haben es ihr
angetan).
In unserem Hundesportverein wurde mir von der Hundetrainerin nun "zeigen
und benennen" ans Herz gelegt. Wir sind derzeit noch beim "Üben an
harmlosen Gegenständen".
Was mich jetzt irritiert ist der nächste Schritt:
Laut der Trainerin soll ich erstmal nur aus der "Ferne" üben - sprich so
lange andere Menschen weit genug weg sind, damit sie nicht anfängt sich
aufzuregen.
Wie soll das gehen?
Das Problem fängt ja schon morgens an, wenn ich das Haus verlasse. Zu
dem Zeitpunkt sind numal auch viele Schulkinder auf dem Weg zur Schule
und laufen bei uns vorbei - also regt sich die Kleine auf. Ich kann
schlecht warten, bis die Straße mal menschenleer ist, bis ich das Haus
verlasse. Hab leider keine Gleitzeiten auf der Arbeit.
Desweiteren soll ich auf Spaziergängen anderen Leuten aus dem Weg gehen
um ihr den "Fluchttrieb" zu ermöglichen. Ich suche mir schon extra Wege,
die zum Großteil menschenleer sind - aber manchmal geht es nicht
anders. Aufeinmal biegt jemand um eine Ecke - was soll ich machen? Mich
umdrehen und mit ihr wegrennen? Was ist, wenn von hinten dann auch
jemand kommt? Das widerspricht dann ja wieder der Auflage, dass das
alles möglichst entspannt laufen soll.
Leider ist die Trainerin, die mit mir das ganze angefangen hat, jetzt
nicht mehr da. Sie wollte mit mir eigentlich jetzt das Üben anfange (in
der Hundeschule war ich mit der Kleinen noch nicht, da sie einfach noch
zu unentspannt ist und bislang hab ich die Sachen immer alleine ganz gut
umsetzen können) - die andere (neue) Trainerin ist mit "zeigen und
bennen" aber nicht vertraut. Diese meint dann, ich soll besser das
Gegenteil machen, nämlich ständig mit ihr unter Leute gehen und das
Bellen einfach ignorieren. Ich persönlich halte das aber für
unangebracht - denn es ist ja eindeutig Angstbellen und ich weiß nur,
dass die Angst eines Hundes zu ignorieren genauso gut nach hinten los
gehen kann - sprich, "wenn Bellen nicht mehr hilft, dann versuche ich es
mal mit beißen".
Vor allem: Bei vielen Menschen hört sie mit dem Bellen sehr schnell auf
und fängt stattdessen an zu hecheln. Ich denke sie ist dann einfach
überfordert und weiß gar nicht mehr, wen sie zuerst anbellen soll. Aber
man sieht ihr an, dass sie wahnsinnig gestresst ist, darum will ich ihr
sowas auch gar nicht antun.
Mit nicht lebenden "Monstern" klappt es ja prima, wenn ich sie ableine
und dann zum Monster gehe (am besten mitsamt Althündin). Irgendwann
kommt sie dann auch, schnuppert das "Monster" an und beruhigt sich dann
wieder. Mit Menschen kann ich das so aber schlecht machen...