Wie Hund das Weinen beim Alleinsein abgewöhnen??? *Seufz*

  • Hallo zusammen,
    erst zur Vorgeschichte: Ich habe meine Hündin nun seit einem Jahr. Sie ist jetzt fast zwei Jahre alt, ein Golden-Retriever-Mix, und kam aus recht unschönen Verhältnissen… Wurde vernachlässigt, war völlig verwurmt, abgemagert, lebte draußen im Garten, hat allein in der Garage geschlafen...Ich war mit ihren damals 10 Monaten schon die 4. Besitzerin, weil die anderen sie immer aus persönlichen Gründen weggeben mussten (hatte nichts mit dem Hund selbst zu tun). Wir mussten damals also quasi bei null anfangen. Von Stubenreinheit über erste Kommandos usw.
    Das Tolle ist, dass sie so ein unsagbar gutmütiges, freundliches Wesen ist und sehr lernwillig ist. Wir haben in dem einen Jahr schon soooo viel zusammen gelernt und sie ist mein schönstes Geschenk überhaupt! :cuinlove:
    Nun zu meinem Anliegen: Das Alleinbleiben war und ist das Schwierigste überhaupt! Anfangs hat sie Dinge zerstört, wenn ich rausging (ich war nie länger als ein paar Minuten weg). Ich meine, dass wir in dem einen Jahr eine gute Bindung aufbauen konnten, die sie brauchte, um Sicherheit zu bekommen. Erst seit Kurzem steigere ich die Zeiten des Alleinseins mit bis zu 1-2 Stunden. Mag sein, dass es zu langsam ist, aber es war immer mein Gefühl, dass es noch nicht ging – aber dass es jetzt möglich ist.
    Mittlerweile zerstört sie gar nichts mehr, wenn ich weg bin. Aber sie weint/wimmert immer sofort!
    Selbst wenn ich nur in die 2. Etage meiner Wohnung gehe (sie hört mich und müsste wissen, dass ich dort nicht durchs Fenster abhaue… :D ), fängt sie sofort an zu weinen oder wimmern – so würd ich das nennen.
    Geplant ist, dass sie mit zu meiner Arbeit kommen soll (bis jetzt gebe ich sie in der Zeit noch zu einer Betreuung, weil das mit dem Alleinbleiben noch nicht ausreichend gut klappt). Diese Woche habe ich sie ein paar Stunden zur Probe mit zur Arbeit genommen. Sobald ich das Büro verlasse, weint sie wie verrückt! Zum Glück bellt sie nicht, zerstört auch dort nichts – aber sie weint und weint und weint… :verzweifelt:
    Irgendwie habe ich in diesem Fall keine Idee, was ich tun kann, damit sie nicht mehr weint… Mir fällt nichts ein, wie ich das trainieren könnte, dass sie das nicht mehr macht. Dass es ihr immer noch nicht leicht fällt, mal alleine zu sein, das weiß ich ja. Aber es geht nicht anders, wenn ich selbst ein bisschen Freiheit behalten möchte. Und das ist so!
    Fällt jemandem von Euch etwas ein, was ich tun kann, damit sie aufhört mit dem Weinen???
    Wäre total dankbar für Tipps!
    Herzlichen Dank!
    Jana

  • Weißt du denn wie lang er wimmert, wenn du raus gehst?
    Hast du mal die Zeit gefilmt, in der der Hund allein ist?
    Oft gibt das Aufschluss darüber, wie sehr der Stress ist, bzw wie lang es andauert bis der Hund sich dann doch ins Bettchen legt und pennt, und ob er sich überhaupt hinlegt und etspannen kann.


    So grundsätzlich seid ihr ja auf einem guten Weg. Das mit dem Wimmern würde ich unter Trennungsangst verbuchen. Vielleicht legt sich das auch noch mit der Zeit, wenn ihr die Trainingsschritte weiterhin so langsam macht.
    Allerdings würde ich mittels Video filmen doch noch das Restliche Verhalten und die Körpersprache begutachten, um zu sehen wie hoch der Stresspegel tatsächlich ist.


    Ich finde es übrigens genau richtig, dass du dem Training viel Zeit lässt und in kleinen Schritten voran gehst.
    Man soll ja immer nur so schnell voran gehen, wie es der Hund auch erträgt. ;-)

  • Hallo Luna,
    vielen Dank für Deine hilfreiche Rückmeldung!
    Ich habe meine Hündin einmal gefilmt, als ich raus ging. Das war aber vor vielen Monaten. Zu dem Zeitpunkt hatte sie währenddessen noch alles Mögliche kaputt gemacht und ich wollte das Video meiner Trainerin damals zeigen. Ihre Rückmeldung damals war: Mein Hund steht nicht unter starker Angst, er wisse aber nicht, was er allein tun solle und sei tatsächlich sehr verunsichert. So in etwa.
    Es ist ein guter Hinweis von Dir, danke! Ich werde sie jetzt nochmal filmen, wenn ich weggehe. Dann weiß ich zumindest, wie lange sie weint. Im Moment weiß ich das nämlich gar nicht.
    Wenn ich gerade so zurückdenke, ist es ja schon echt toll, dass sie jetzt nichts mehr kaputt macht! Wirklich gar nichts mehr.
    Ich glaube auch, dass es Trennungsangst ist. Und danke für die Bestärkung, dass es nicht so falsch ist, in unserem Fall so langsam fortzuschreiten. Ich habe seit Monaten von meinem Umfeld gehört, dass ich das mit dem Alleinbleiben schneller durchziehen sollte. Könnte auch sein, dass sie recht haben. Ich selbst hatte aber immer das Gefühl, das geht noch nicht, mein Hund braucht erst noch mehr Sicherheit. Erst jetzt merkte ich, dass es passend ist, die Alleinzeiten auszudehnen.
    Ich weiß selbst nicht, ob ich recht habe. Kann auch sein, dass es schon früher möglich gewesen wäre. War einfach nur immer mein Gefühl.
    Ich werde sie nun mal filmen. Was ich dann mit dem Weinen mache, weiß ich allerdings immer noch nicht. Aber ich denke wohl schon zu weit. Erstmal den ersten Schritt.
    LG
    Jana

  • Wenn du es filmst, dann gehts ja erstmal darum zu erkennen wie lang das Weinen überhaupt anhält, und welche anderen Stressanzeichen noch am Verhalten und der Körpersprache zu erkennen sind.


    Wenn der Hund zum Beispiel nur 5 Min weint, sich dann aber ins Körbchen legt und keine weiteren Stressanzeichen zeigt und einfach pennt, dann sieht die Sache ja nicht so schlimm aus. Anders siehts aber wenn der Hund 2 Stunden durchweint.


    Hast du es mal mit einem Kong oder Kauzeug versucht, womit dein Hund die ersten paar Minuten abgelenkt ist, wenn du gehst?
    Und wie sieht es aus wenn du gehst? Beschreib doch mal. Vielleicht kann man da noch n bissl Feintuning machen ;-)

  • Hallo,


    was unternimmst du mit deiner Hündin täglich?
    Wie oft und wie lange gehst du mit ihr Gassi?
    Was unternehmt ihr draußen?
    Was macht ihr zu Hause?
    Wird sie dort auch beschäftigt?
    Verfolgt sie dich im Haus?
    Wie häufig sprichst oder siehst du sie an?


    LG Themis

  • Luna: Ja, ich habe das anfangs öfter gemacht mit nem Kong oder etwas anderem zum Kauen. Ging auch gut. Mittlerweile mache ich das irgendwie nicht mehr. Ist ja alles immer Fressen, Futter.
    Ich achte darauf, dass sie möglichst ausgelastet ist, wenn ich gehe. Und dass sie satt ist. Und ich mache das Radio oder den Fernseher an (hab ich mal gelesen, dass sich Hunde dann nicht so allein fühlen…).
    Einen genauen Plan habe ich nicht, wenn ich gehe. Mal schleiche ich mich raus. Mal steht sie vor mir und ich sage: „Es ist alles okay. Ich komme gleich wieder!“. Dann gehe ich.
    Dieses „Es ist alles okay!“ kennt sie aus vielen Situationen, in denen sie ängstlich ist und ich dies sage. Hab den Eindruck, es gibt ihr dann etwas Sicherheit.
    Wenn ich wiederkomme, lobe ich sie meistens, dass sie das toll gemacht hat. Dazu gibt es ja auch unterschiedliche Ansichten, ich weiß…
    Ich knuddel sie kurz, sie bringt mir oft sofort ein Kuscheltierchen, freut sich wie sonstwas. Selten gebe ich ihr dann auch ein Leckerli, meist dann, wenn es für unsere Verhältnisse recht lang war.
    Freue mich auch sehr über „Fein-Tunings“. Sehr gerne!


    @Themis: Danke für Deine Antwort!
    Wenn ich frei habe, laufe ich dreimal täglich mit meinem Hund, insgesamt sind es immer 2-3 Stunden am Tag. Ich achte darauf, dass sie einmal davon richtig frei laufen und rennen kann und möglichst Hundekontakt hat. Sind auch gern zumindest einmal am Tag an nem anderen Ort in der Natur. Ausnahmen gibt es immer. Wenn ich arbeite, ist sie im Moment noch bei meiner Betreuung, wo sie ständig ein bis zwei andere Hunde um sich hat und ähnlich lange draußen spazieren geht.
    Drinnen läuft nicht viel. Sie schläft in den Zwischenzeiten normalerweise. Manchmal spielen wir etwas.
    Ja, sie hängt auch in der Wohnung sehr an mir… Mittlerweile ist es etwas besser geworden, obwohl es echt immer noch viel ist! Ich muss fast immer sagen, dass sie auf ihrem Platz bleiben soll, wenn ich mich innerhalb der Wohnung von ihr wegbewege. Sie hält sich aber oft nicht lange daran, muss oft schauen, wo ich gerade bin. Sie guckt auch immer sofort hoch, wenn ich aufstehe.
    Manchmal nervt es mich, dass sie gar nicht zur Ruhe kommt, wenn ich mich nicht auch neben ihr ruhig hinsetze oder hinlege. Sonst tapert sie die ganze Zeit hinter mir her. Hängt immer davon ab, wie todmüde sie ist oder nur halb müde… Wenn sie fix und fertig ist, pennt sie auch allein. Aber meist erst dann.
    Ich habe eine enge Beziehung zu ihr. Schaue sie oft an und spreche auch oft mit ihr. Vielleicht ist das zu eng?? Habe halt sonst niemanden hier in der Wohnung und freue mich so über ihr Dasein mit mir.
    Ich hoffe, ich konnte das etwas deutlicher machen.


    Liebe Grüße
    Jana

  • Ich achte darauf, dass sie möglichst ausgelastet ist, wenn ich gehe.

    Ein wichtiger Punkt ist, dass du sie auf keinen Fall durch Auslastung zu hoch drehst und dann gehst.
    Einem Hund fällt das Alleine bleiben umso schwerer, wenn sich vor dem "Verlassen werden" alles um ihn drehte, er quasi im Mittelpunkt deiner Aufmerksamkeit stand und dann plötzlich alleine gelassen wird. Durch Beschäftigung und viel Aufmerksamkeit steigt der Hormonspiegel beim Hund und braucht Zeit, um sich wieder einzupegeln.
    Daher rate ich, den Hund vor dem Alleine bleiben nicht großartig auszulasten, sondern lediglich ruhig Gassi zu gehen, ihn dann zur Ruhe kommen zu lassen und dann zu gehen.
    Das gilt auch für das Toben mit anderen Hunden, also auch das solltest du besser vermeiden, wenn du sie anschließend alleine lassen musst.

    Manchmal spielen wir etwas.

    Im Haus würde ich sie gar nicht mehr beschäftigen, auch nicht spielen. Nur draußen.

    Ich habe eine enge Beziehung zu ihr. Schaue sie oft an und spreche auch oft mit ihr. Vielleicht ist das zu eng??

    Ja, es kann sein, dass die Beziehung "zu eng" ist.
    Deine Hündin kann und will nicht ohne dich.
    Versuche, sie aus dem Mittelpunkt deines Lebens zu nehmen.
    Das bedeutet natürlich NICHT, sie in die soziale Isolation zu schicken. Manchmal ist weniger mehr und ist für beide Seiten besser.
    Du sowie auch deine Hündin muss lernen, loszulassen.
    Diese Phase beginnt im Haus.
    Erst wenn das im Haus gut klappt, wirst du anfangen können, das Training außer Haus zu beginnen.

  • Hallo Themis,
    danke für Deine Antwort.
    Ich kann gut nachvollziehen, was Du sagst.
    Das mit dem Loslassen, sowohl bei ihr als auch bei mir, stimmt auch.
    Nur sind wir ja gerade gut dabei, das zu üben. Jeden Tag. Das klappt ja auch schon recht gut. Nur dieses Weinen, insbesondere im Büro bei meiner Arbeit, das geht dort einfach nicht. Ich weiß nicht, wie ich ihr das abgewöhnen soll? Einfach durchziehen??
    Sie gehört auf jeden Fall zum Mittelpunkt meines Lebens. Und das möchte ich auch gar nicht verändern. Dennoch ist es mir wichtig, auch andere Dinge im Leben zu haben und Freiheiten zu behalten.
    Gruß und schöne Ostern!
    Jana

  • Ich finde dieses Buch zum Thema recht gut, dort wird die Problematik gut erläutert und du findest Trainingspläne.


  • Hallo,


    ich gehe in die Richtung von Themis. Ich denke, oft ist das Problem gar nicht das Alleine bleiben selbst sondern der Umgang mit dem Hund, der dazu führt, dass er nicht alleine bleiben kann.


    Newton war der vierte Welpe in der Familie und bei keinem haben wir das Alleine sein langsam aufgebaut. Alle viere haben/hatten nie Probleme mit dem Alleine sein. Es war einfach normal und kam mal vor. Punkt.


    Nun ist deine Hündin ja quasi "rumgereicht" worden und da kann ich es schon nachvollziehen, dass sie dich wortwörtlich nicht aus den Augen lassen will. Aber ich würde sie da sehr deutlich einschränken. Nicht von heute auf morgen, sondern Schritt für Schritt.


    Als erstes würde ich das Nachlaufen in der Wohnung angehen.


    Eventuell würde in diesem Fall auch ein Zimmerkennel helfen? Wenn er gut aufgebaut wird, finden es viele Hunde leichter, darin runterzufahren und zu entspannen. Wenn du dich in der Wohnung quasi nicht bewegen kannst, ohne dass sie zumindest guckt, ist sie ja quasi immer in Alarmbereitschaft. Das zehrt sicher auch an ihren Nerven. Und die Retriever sind ja oft nicht die nervenstärksten Hunde, auch wenn das oft so verkauft wird.


    Grüße,
    Rafaela

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!