positiver und negativer Stress beim Hund

  • Ich lese gerade einiges über positiven (Eustress) und negativen (Distress) STRESS bei Hunden und es würde mich interessieren ob Ihr glaubt, dass Euer Hund einen ausgeglichenen Stress(pegel) hat?


    Welche Faktoren lösen bei Eurem Hund Stress aus? Und woran lässt sich dieser Stress dann erkennen?
    Habt Ihr z.B. Rituale um Euren Hund nach einer Stresssituation wieder zur Ruhe zu bringen? Wenn ja: welche?

  • "Stress" bedeutet ja, dass ein erhöhter Erregungszustand vorliegt.
    Man unterscheidet nun Erregung, die Freude auslöst (das friedliche Toben von Hunden auf einer Wiese z.B.) und Erregung, die Angst auslöst (das aggressive Angekläfft-werden von fremden Hunden an der Leine).
    Stress ganz generell zu vermeiden wäre also falsch. Geht auch gar nicht, denn in der normalen Lebensumwelt gibt es immer wieder neue Außenreize.


    Durch gezieltes Training (Kennen-Lernen) können immer mehr dieser Außenreize als ungefährlich erkannt werden, der Hund wird immer selbstsicherer, entspannter. Dabei ist es wichtig, den Hund nicht "ins kalte Wasser" zu werfen und sofort mit zu krassen Reizen zu überfordern, sondern in kleinen Schritten langsam aufzubauen. Fatal wäre es in dieser Hinsicht auch, den Hund nichts kennenlernen zu lassen, ihn von allem fern zu halten.
    (Beispiel: Mein Schulhund steht inzwischen völlig entspannt am Freitag um 13.00 Uhr in der Mitte der Aula der Schule und verabschiedet sich freudig von 200 Schülern. Mit dem Training hierfür haben wir mit meinen eigenen 3 Söhnen angefangen.Ganz langsam, Schritt für Schritt.)
    (Neulich nahm Schulhund Laika an einer aktuellen Studie der Uni München teil, bei der der Stresslevel von Schulhunden per Herzfrequenz gemessen wurde. Laika war tiefenentspannt, ihre Herzfrequenz ging nur einmal hoch, als der Hausmeister ohne zu Klopfen ins Klassenzimmer kam.)


    Negativen Stress hat Laika allerdings, wenn sie z.B. zum Tierarzt muss. Unvermeidbar. Dann wird gehechelt, gespeichelt, gefiept und sie wird zum Schoßhund. Hinterläufe zittern, Ohren hängen noch viel tiefer, Unruhe im ganzen Hund.
    In solchen Situationen hilft meiner Meinung nach nur: selbst Ruhe bewahren und dem Hund das Gefühl von Sicherheit zu vermitteln: Frauchen hat alles unter Kontrolle! Alles ist gut!
    Am schnellsten bekomme ich meine Hunde vom Kopf her aus solchen Situationen danach wieder heraus, in dem wir das altbekannte, viel geübte "Das-kannst-du-toll"-Programm abspielen, also Sitz, platz, gib Pfote, tot, Rolle.......usw. Dadurch kommt neue Aufmerksamkeit in den Hundekopf und positive Energie zurück.

  • Negativen Stress hat Laika allerdings, wenn sie z.B. zum Tierarzt muss. Unvermeidbar. Dann wird gehechelt, gespeichelt, gefiept und sie wird zum Schoßhund. Hinterläufe zittern, Ohren hängen noch viel tiefer, Unruhe im ganzen Hund.
    In solchen Situationen hilft meiner Meinung nach nur: selbst Ruhe bewahren und dem Hund das Gefühl von Sicherheit zu vermitteln: Frauchen hat alles unter Kontrolle! Alles ist gut!
    Am schnellsten bekomme ich meine Hunde vom Kopf her aus solchen Situationen danach wieder heraus, in dem wir das altbekannte, viel geübte "Das-kannst-du-toll"-Programm abspielen, also Sitz, platz, gib Pfote, tot, Rolle.......usw. Dadurch kommt neue Aufmerksamkeit in den Hundekopf und positive Energie zurück.

    Lustigerweise habe ich beim TA mal unbewußt - also ohne Absicht - Emma das "Tolle Zähnchen hast Du" als Entspannungssignal konditioniert, wie weiß ich nicht mehr, aber es fährt sie immer runter

  • Dexter positiver Stress:


    - Hundepark
    - Mäuseln auf dem Feld, rennen auf dem Feld (alles mit viel freier Sicht ist toll für ihn)
    - nette Begegnung mit Chis und/oder anderen Kleinhunden
    - Tricks üben mit Leckerlies / Nasenspiele
    - dabei sein im Zoo, Wildpark, Stadtbummel, Hauptsache dabei



    Max postiver Stress (unter Vorbehalt, weil Max erst 3 Monate bei uns ist):


    - Hundepark, mehr noch als bei Dexter
    - Spazierengehen im Wald (Max möchte gern optische Begrenzungen, gibt ihm wohl mehr Sicherheit)
    - Freilauf im begrenzten Gebiet
    - Tricks üben mit Leckerlies / Nasenspiele




    Dexter negativer Stress:


    - größere Fremdhunde, die seine Körpersprache mißachten, und auf uns zustürmen
    - Waldspaziergang bei nicht so gutem Wetter, wenn die Bäume knarzen etc.
    - er muss auf Futter warten oder Max bekommt etwas und er nicht
    - er würde gerne einen Hundefreund treffen, aber der ist nicht da oder wir haben keine Zeit
    - warten im Auto bzw. auch der Fahrtweg teilweise; er heult dann (das war schonmal besser...)
    - Tierarzt
    - allgemein Veränderungen, die nichts mit Futter oder Spiel zu tun haben, auch veränderte Möbel z.B., er braucht bei sowas etwas Zeit



    Max negativer Stress:


    - Freilauf bei zuviel freier Fläche
    - zu lange Spaziergänge
    - Hundesichtungen ohne Kontakt
    - Duft läufiger Hündin
    - keine körperliche Zuwendung, wenn er sie möchte = andauernd (ist aber schon besser geworden)
    - laute und schnelle Dinge, teils auch Menschen



    Dexter reagiert recht unvermittelt und direkt auf eher negativen Stress mit Heulen und Fiepen, wobei Fiepen auch mal die Reaktion auf positiven Stress sein kann. Er rennt dann auch mal extrem hin und her, dann weiß ich, er ist "drüber".
    Aktuell läßt er manchmal seinen Frust kurzfristig an Max aus, dann tuts ihm wieder leid. Wird natürlich nach Möglichkeit unterbunden bzw. im Vorfeld verhindert.
    Momentan ist das Sensibelchen Dex noch am Verarbeiten, dass Max mit dabei ist. es klappt zwar schon weitgehend sehr gut, aber es ist eben noch nicht durchgehend richtig gut eingespielt.
    Kann man aber nach drei Monaten wohl auch noch nicht erwarten.


    Max zeigt Stress meist erst im Nachhinein, was es anfangs schwierig gemacht hat, seine Auslöser zu sehen. Er verbellt und schnappt bei hohem Stresslevel nach Möglichkeit nach anderen Personen außer meinem Mann und mir. Insofern fahren wir Schonprogramm, dann kommt das praktisch nicht vor, mit Restrisiko.
    Dazu hat er zur Zeit zuhause eine Hausleine dran, und zeitweise ist er zum in Ruhe Schlafen in der Box - das wirkt schon gut.
    Er kennt einfach nicht so viel, also wird es eine Weile dauern, bis er zuverlässig besser mit Stress klarkommt. Zudem ist er noch in der Eingewöhnungsphase.
    Teils verbellt er aus Frust auch Autos, Räder, Jogger, Motorräder... kommt aber im Schonprogramm auch praktisch nie vor.
    Sobald aber etwas unangenehmer Stress da ist, den man halt nie ganz vermeiden kann, braucht er ein Ventil für seinen Frust.



    In einem halben Jahr kann das schon wieder anders aussehen, insofern ist das nur eine Momentaufnahme ;)

  • Welche Faktoren lösen bei Eurem Hund Stress aus? Und woran lässt sich dieser Stress dann erkennen?

    Andere Hunde lösen in aller Regel Stress aus. Solange er in Bewegung bleiben kann, kann er sich selbst regulieren. Wird er aber gezwungen, z.B. in einer Hundegruppe zu sitzen, wird er richtig laut (jaulen, kläffen). Eigentlich ist es positiver Stress (er freut sich über andere Hunde), der aber bei ihm (und mir) für reichlich Frust sorgt.


    Habt Ihr z.B. Rituale um Euren Hund nach einer Stresssituation wieder zur Ruhe zu bringen? Wenn ja: welche?

    Wir üben es in der Hundeschule und wir üben auf jedem Spaziergang Impulskontrolle. Bolero reagiert gut auf Berührungen, wenn wir im Beisein anderer Hunde warten müssen (oder die sich gar bewegen dürfen :roll: ) setze ich ihn neben meinem Bein ab und massiere ihn mit langsamen Bewegungen. Mittlerweile sucht er schon von sich aus mein Bein, das Ritual scheint ihm also durchaus zu gefallen.

  • Ist Frust immer negativer Stress?
    Woran erkennt man, ob Stress positiv oder negativ ist?

  • Ist Frust immer negativer Stress?
    Woran erkennt man, ob Stress positiv oder negativ ist?


    Frust ist ja der Ausdruck für etwas, was nicht richtig verarbeitet werden kann, woran der Hund zu knabbern hat.
    Also ja, ich finde Frust ist immer negativer Stress. Deshalb trainiert man Frustrationstoleranz ja langsam und in kurzen Einheiten, damit der Hund lernt damit umzugehen, und damit Frust irgendwann keiner mehr ist.


    Woran man erkennt, welcher Stress postitiv oder negativ ist?
    Na, an der Reaktion der Hunde eben? Ist halt individuell unterschiedlich.
    Wir haben heute mal vorsichtig ausprobiert, ob Max etwas mit meiner Tochter zum Joggen gehen möchte. Er wollte zwar, aber es war zu aufregend. Nun findet er wiedermal keine Ruhe.
    Für ihn war das negativer Stress, und da er mit seiner PL eh nicht sooo belastbar ist, werden wirs wohl nicht mehr machen.


    Nach z.B. einer Runde im Hundepark, Spiel mit anderen Hunden, legt er sich zuhause hin und schläft entspannt. Das war zwar auch Stress, aber das macht ihm gute Laune und er ist danach zufrieden müde.

  • Aber ich dachte, Hunde können auch nach zu viel positivem Stress "drüber" sein und nicht zur Ruhe kommen?

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