"richtiges" Dummytraining selbst aufbauen?

  • Sach ich ja...glauben mir einige im anderen Thread nicht :gott:


    Ist auch teilweise echt fernab der jagdlichen Praxis

  • Ich würde sagen, den Apport an sich kann man sich gefahrlos selber aufbauen. Und nein, es ist nicht so, dass man bei Retrievern da gar nix tun muss. Manche hauen ab mit dem Dummy, andere spucken ihn zu früh aus, usw.... Auch wenn sie angeborene Bringfreude haben, lohnt es sich die Einzelschritte sauber aufzudröseln und zu üben. Grad wer gern clickert, kann das wunderbar allein machen. Auch die Fussarbeit kann man alleine aufbauen.


    Dann die Basics des Markierens, des Voran, der Steadyness.... Nur schon ganz einfache Basisübungen in zig verschiedenen Umgebungen zu üben, gibt eine Weile zu tun.


    Kommt halt auch drauf an, wie exakt man arbeitet, wie selbstkritisch man ist. Ist man ein eher grosszügiger, schlampiger Typ, kann es schon sein, dass man dem Hund gewisse Nachlässigkeiten regelrecht antrainiert, die man später nur schwer wieder rauskriegt. Aber solche Leute haben meist auch eher wenig Prüfungsambitionen.


    Ich hatte keinerlei Trainingsmöglichkeiten in der weiteren Umgebung, als Rhian jung war. Hätte ich deshalb gar nichts rassegerechtes mit ihr tun sollen? Ganz sicher nicht - ich brauchte ja eine passende Auslastung. Erst habe ich sie rein spielerisch Apportieren lassen, Plausch pur. Ab ca 6 Monaten habe ich parallel den formellen Apport rückwärts erclickert. Das wurde dann irgendwann zu Markierungen, und Doppelmarkierungen, alles auf kurze Distanz. Die Freiverlorensuche haben wir "einfach so" gemacht, da ist der Spaniel in seinem Element. Da habe ich Rhian einfach selbständig arbeiten lassen. Ist ja auch kein revieren, und keine Quersuche.


    Sicher habe ich Fehler gemacht, unbewusst Stolpersteine eingebaut. Aber ich habe auch ganz viel gelernt, Rhian hat ordentlich viel gelernt, und wir haben beide Spass gehabt. Wer nichts tut, macht keine Fehler, hat aber auch keinen Lernerfolg....


    Nachzuholen hatten wir vorallem das Voran (das hatte ich über Targettraining probiert, was gar nicht geklappt hat) und das Markieren - eh nicht die stärke der Spaniels. Rhian war nicht gewohnt, dass jemand anders wirft. Das liesse sich aber recht leicht vermeiden, indem man ab und an Bekannte bittet, mal auszuhelfen.


    Ich gehe zwar jetz so alle 1-2 Monate mal zum Gruppentraining, aber das nächste Projekt wird auch wieder grösstenteils Eigenregie sein: das Buschieren. Da hat die Trainerin nämlich auch keine Erfahrung damit, und einen Spanieltrainer habe ich nicht in Reichweite. Ist für mich kein Hinderungsgrund, es nicht zu probieren. :smile: Für ein Field Trial in GB wird es nie und nimmer reichen, da hätten wir natürlich anders (und hauptamtlich) dran arbeiten müssen. Aber Dummy 2 Novice sollte eigentlich machbar sein.


    Versauen kann man sich gewisse Übungen auch mit Trainer. Und weil man beim 1. Hund gemeinsam mit dem Hund so viel lernen muss, macht man da eh mehr Fehler. Ich gehe lieber eigenverantwortlich was an, als dass ich jahrelang gar nichts mit meinem Hund mache und jammere, dass ich mir ohne Trainer irgendwelche hypothetischen Prüfungsteilnahmen versauen würde. Da ist mir mein Hund einfach wichtiger.

  • Das mit den Prüfungsambitionen ist ja teilweise schon recht krass. Ich habe jetzt zwei Mal selber erlebt und schon öfters gehört: es gibt Trainer, wenn er spitz kriegt dass du in nächster Zeit nicht zwingend eine Prüfung laufen willst, wird dir nahe gelegt, woanders zu trainieren. Oder doch lieber Einzelstunden zu nehmen, damit man die Prüfungsambitionierten nicht hindert.


    Ich finde das ziemlich bedeppert. Ich kann doch mit meinem Hund die Übungen mitmachen, ob ich an eine Prüfung will oder nicht. Muss ja jeder selber wissen, wie genau er arbeiten will.


    Manchmal ist das Ganze schon arg ernst und angestrengt. Dabei geht es bloss um Stoffsäcke :D also,um nichts :D

  • Ich habe mit Mexx lange nur anhand diverser Bücher und DVDs ( von Anke Bogaerts oder Tineke Antonisse - Zijda fand ich hilfreich ) gearbeitet und fand uns eigentlich ganz gut.
    Irgendwann hab ich endlich einen guten Trainer gefunden, der auch nicht-Retriever trainiert und habe Seminare besucht. Das hat so viel gebracht, dass wir da regelrechte Riesen Sprünge gemacht haben.
    Es hat sicher nicht geschadet so vor sich hin zu trainieren und wir sind eine pseudo F Prüfung ganz easy gelaufen. Aber nichtsdestotrotz hab ich uns einige Stolpersteine eingebaut, die ich hätte vermeiden können.
    Bei uns wars egal, denn ich hab es nur aus Spaß an der Freude gemacht (Mexx und ich hatten einfach wirklich riesigen Spaß dabei, auch ohne Trainer), aber möchte man auf Prüfungen erfolgreich sein kann man sich vieles ersparen.


    Aber auch ohne Trainer kann man das Ganze anspruchsvoll aufziehen!

  • Mal ein ganz simples Beispiel für einen Stolperstein: Newton hat gelernt, mich vor einer Freigabe (für Futter, Spielzeug, etc.) anzugucken. Wurde in der HuSchu so gemacht und ich fand das auch sinnvoll.


    So, nun waren wir bei besagtem WE-Seminar. Dummy wird vor seinen Augen ausgelegt, was macht Herr Hund (natürlich, weil er es so gelernt hat): glotzt mich an...


    Ihr könnt euch vorstellen, wie lange das gebraucht hat, bis ich das (zumindest in diesem Kontext) wieder aus ihm raus hatte...


    Wenn ich jetzt so a la DIY weitermache, bin ich am Ende länger beschäftigt, als wenn ich es einmal von Grund auf mit einem kompetenten Trainer aufbaue...


    Dass er nicht rassetypisch beschäftigt wird, habe ich nirgends gesagt. Nur eben so, dass ich mir es möglichst nicht versaue...

  • Zitat von wildsurf

    Das mit den Prüfungsambitionen ist ja teilweise schon recht krass. Ich habe jetzt zwei Mal selber erlebt und schon öfters gehört: es gibt Trainer, wenn er spitz kriegt dass du in nächster Zeit nicht zwingend eine Prüfung laufen willst, wird dir nahe gelegt, woanders zu trainieren. Oder doch lieber Einzelstunden zu nehmen, damit man die Prüfungsambitionierten nicht hindert.


    Na, dann ist ja gut, dass ich mich nicht an einen der High Profile Retrievertrainer gewandt habe, sondern an eine Trainerin, die selber "nur" einen Retrievermix führt. Inzwischen ist sie auch an den nur-Retrieverseminaren bedeutender Namen willkommen, aber ihre Startmöglichkeiten sind natürlich beschränkt und gehen in der Schweiz gegen Null.


    Logischerweise sammeln sich bei ihr viele, auch Retrieverhalter, die Dummyarbeit einfach aus Freude betreiben wollen. Hier in der Gegend wüsste ich noch immer niemanden, der sowas anbietet.

  • So, nun waren wir bei besagtem WE-Seminar. Dummy wird vor seinen Augen ausgelegt, was macht Herr Hund (natürlich, weil er es so gelernt hat): glotzt mich an...


    Ihr könnt euch vorstellen, wie lange das gebraucht hat, bis ich das (zumindest in diesem Kontext) wieder aus ihm raus hatte...


    Wenn ich jetzt so a la DIY weitermache, bin ich am Ende länger beschäftigt, als wenn ich es einmal von Grund auf mit einem kompetenten Trainer aufbaue...

    Hat ja niemand behauptet, dass man mit Trainer nicht schnellere Fortschritte macht. Nur haben eben nicht alle einen in erreichbarer Nähe.


    Und DIY heisst ja nicht automatisch, dass man sich nicht über die Anforderungen und sinnvollen Trainingsaufbau informiert. Dass im Alltag Nützliches mal mit sportlichen Anforderungen kollidiert, ist nicht so selten. Ich finde einen Blickkontakt vor Freigabe im Alltag auch sinnvoll. Es liegt an mir, für den Sport ein anderes Umfeld zu schaffen, und den Hund nur zu schicken, wenn er auf den Dummy fokussiert. Dieses Timing ist etwas, was man sehr gut selber kontrollieren und üben kann, da brauche ich wirklich keinen Trainer für.


    Aber gut, wer sich die Mühe nicht machen will.... Es ist unbestreitbar anstrengender DIY halbwegs richtig zu trainieren, als ein Seminar zu besuchen oder eine Trainingsgruppe (und ja, ich kenne und nutze alle Varianten!). Ich muss vor dem Training wissen, was ich wie üben will, was mein Ziel für das Training ist, und ich muss laufend die Resultate analysieren. Selber, eigenverantwortlich. Wenn ich Mist baue, kann ich nur mir die Schuld geben. Ich kriege keine vorgefertigten Antworten, ich muss selber raustüfteln, warum dieses klappt und jenes nicht. Das liegt nicht jedem. Selbst wenn man wie ich die Sache eher locker angeht, ist es deutlich mehr Aufwand, als zum Treffpunkt zum Training zu fahren.


    Ich habe volles Verständnis, wenn jemand sagt, das will ich nicht, ich warte lieber auf einen Trainer oder besuche ein Seminar. Nur dass ein Seminarbesuch auch nix bringt, wenn man danach nicht bereit ist, eigenverantwortlich weiterzuarbeiten, nicht nur mit den Übungen, die man da gezeigt bekommen hat. Ausser man kann die Seminare alle 2 Monate besuchen.


    Jeder darf selber entscheiden, was ihm sein persönlicher Zeithorizont wert ist, pauschalisieren bringt da nix. Für mich waren die 7+ Jahre DIY mit Rhian keine verlorenen Zeit, und für sie erst recht nicht. Konnte sie doch dadurch immer wieder einer ihrer Leidenschaften frönen - das war Quality Time für sie! :bindafür:


    Beim 4 Jahre jüngeren Splash habe ich mir witzigerweise viel weniger Gedanken um richtiges Dummytraining gemacht. Der hatte mit seinem stupenden Talent klar das Mantrailing als Priorität, Dummy ging so nebenbei, eher ganzheitlich. Irgendwann wachte ich auf und merkte, "Hey, der will das ja auch richtig gut machen!" Tja, und was ihm fehlt ist eigentlich nur die strikte UO, die ich ganz bewusst aussen vor gelassen hatte wegen dem Mantrailing. Für eine Retrieverprüfung wird er nie taugen, muss er auch nicht. Mit ihm habe ich lange wenig gemacht punkto Dummy, und er hat nie ein formelles Apportiertraining gehabt, auch nicht DIY. Er ist aber eh ein Hund, der nicht ganz in den normalen Rahmen passt, drum würde ich aus seinem Werdegang noch weniger was ableiten wollen als aus dem von Rhian. Ausser dass er, wenn ICH mehr getan hätte, noch mehr hätte erreichen können.

  • Wer sagt bitte, dass ich nicht gewillt bin, selbständig weiterzuarbeiten, wenn es mir ersteinmal von Grund auf richtig beigebracht wurde???


    Wenn ich das nicht wollte, könnte ich es doch gleich lassen! Mir ist bewusst, dass man auf so eine Prüfung auch selbstständig viel trainieren muss...


    Und ich will eben nicht nur just for fun Dummytraining betreiben, sondern eine offizielle Prüfung bestehen. Das ist ein gewaltiger Unterschied...


    Viele Leute kommen im Ausland problemlos mit ihrem Englisch durch. Eine Abi-Prüfung in diesem Fach würden sie trotzdem nicht bestehen...

  • Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass "do it yourself" mit mehr Trainingsaufwand und Engagement verknüpft ist. Bei beiden Varianten muss man das Gezeigte entsprechend üben und anwenden. Bei beidem geht viel Zeit und Mühe drauf.


    Nur die Ergebnisse sind halt unterschiedlich


    Wieso soll "Fun Dummy" Zeug vertane Zeit sein? Versteh ich nicht...

  • Nun ich finde es schon schwieriger, sich selbst einen sinnvollen Trainings Aufbau zu überlegen, zu entscheiden was man wie wo wann übt und sich selbst so gut es geht zu "beobachten" und zu analysieren, als im Training das umzusetzen, was der Trainer sich da ausgedacht hat und sich entsprechend seiner Tipps zu korrigieren.

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