Brainstorming zur Hundeernährung - vielleicht ein etwas anderer Ansatz

  • Da hast du ein gutes Thema aufgegriffen. Mir ist über die Jahre mit Finya auch immer mehr aufgefallen, dass ein und das selbe Fertigfutter nicht zig verschiedene Hunde gleich gut ernähren kann. Meine eben zum Beispiel nicht. Die hatte minunter das gleiche Problem wie dein Sino.



    Meine Hündin hat in allem einen sehr niedrigen Bedarf. Ob das jetzt daran liegt, dass sie kein extrem aktiver Hund ist oder daran, dass sie ein ehemaliger Straßen/Bauernhofhund ist und sicher auch ihre Ahnen schon eher karg ernährt wurden? Keine Ahnung.
    Sie bekommt sehr wenig Protein und sehr wenig Kohlenhydrate (dabei kommt sie mit Getreide hervorragend klar, aber sie wird halt schnell dick). Tierisches Fett verträgt sie kaum, etwas Butter geht gut, aber fettiges Fleisch verträgt geht nicht wirklich. Bindegewebe geht. Gemüse auch. Dazu braucht sie viele Ballaststoffe im Futter, wobei ich mittlerweile glaube, dass das vielleicht daran liegt, dass der Darm durch die geringe Futtermenge einfach zu wenig zu tun hat und das halt ausgeglichen werden muss :???:
    Ich bin mir sicher, dass Finya wunderbar zu 50% vegetarisch ernährt werden könnte, dass ihr das mitunter richtig gut tun würde, aber leider frisst die Madame dann halt nicht und das ist auch keine Lösung.

  • Milchprodukte haben eine sehr gute AS-Zusammensetzung.
    Nur enthalten sie auch Lactose, welche nicht jeder Hund verträgt, zumindest nicht dauerhaft in größeren Mengen.

    Niiich alle ...extrem laktosearm mit einem sehr guten Aminosäurenprofil ist z.B. der Harzer Käse

  • Niiich alle ...extrem laktosearm mit einem sehr guten Aminosäurenprofil ist z.B. der Harzer Käse

    Formuliere das doch ruhig etwas allgemeiner: ausgereifter Hartkäse enthält kaum noch Laktose. Das enthaltene Eiweiss ist sehr hochwertig, der hohe Fettgehalt kein grundsätzliches Problem.


    Aber: der Salzgehalt ist im reifen Hartkäse auch sehr hoch, und der Preis durchaus im Bereich von Schnitzel für den menschlichen Verzehr. Ist also aus mehreren Gründen nicht als Hauptproteinlieferant geeignet. Aber eine nette Ergänzung.

  • Ich finde es super mal ohne Streit verschiedenste Ansätze zu lesen...danke.
    Wenn Lino zuviel von der falschen Fleischquelle bekommt gibts Durchfall, im schlimmsten Fall mit erbrechen.
    Oder zumindest nächtliches Schmatzen im besten fall....zuviel ist allerdings abhängig davon wielange das letzte mal zuviel her ist umso kürzer umso weniger ist notwendig um ihn zu reitzen.
    Auch vom richtigen Fleisch geht zuviel nicht .....das sonst Pfotenbeissen folgt...einige Veggimahlzeiten und es hört auf.
    Augen rinnen ist das erste mal schon bei geringsten unausgeglichenhroten auftaucht und nur sehr schwer im Schach zu halten bzw sofort zu stoppen.
    Wenn ich es schaffe eine Woche gensu das richtige zu machen wird es weniger bis zum aufhören.
    Lg PicoLinouAlexandra

  • Weil ich ein braves Mädchen war, habe ich mich zu Weihnachten mit Vero Shaws "Das illustrierte Buch vom Hunde" in deutscher Erstausgabe von 1883 selbst beschenkt.


    Und dieser berühmte englische Züchter schreibt folgendes:


    "Die Hauptsache beim Füttern sind erstens gesunde, kräftige Nahrung und zweitens Abwechslung. Wir sind entschieden dafür, daß Hunde nicht ausschließlich mit Fleisch gefüttert werden. Eine solche Kost ist unrathsam, da dieselbe den Hund zu sehr erhitzt und bei Jagdhunden dem Spürsinn schadet. Zwei- oder dreimal wöchentlich jedoch sollte ein Hund Fleisch bekommen, außer dem Mehl oder den Hundekuchen, die seine regelmäßige Kost bilden. .... Wenn weiche Nahrung gegeben wird, ist es gut, gekochtes Gemüse damit zu vermischen, da dies das Blut reinigt und den Magen und die Gedärme in gutem Zustand erhält. ... Für die meisten Hunde, die im Hause leben, genügt es, wenn Fleisch ein Viertel bis ein Drittel ihrer Nahrung bildet, das Uebrige sollte aus Brodkrumen, Gemüse, Kartoffelmus, Gebäck usw. mit ein wenig Bouillon bestehen."


    Dieser Auszug und weitere im Text eingestreute Sätze machen deutlich, daß die Frage nach dem Verhältnis der Futtermittel zueinander,ihre Verträglichkeit und dem Bedarf des Hundes schon früh diskutiert wurden. Interessanterweise führt Shaw als Folgen einer zu hohen Fleischgabe an anderer Stelle Pfotenjucken, Ohrenkratzen, entzündliche Vorgänge auf der Haut, Verdauungsbeschwerden und schlechtere Kondition an. Genau das, was man heute als "Allergie" oder Unverträglichkeit bezeichnen würde!



    Enthalten ist auch ein Wochen-Futterplan für größere Zwinger, der auf Hundekuchen, Hafermehl, Fleisch, Gemüse und Knochen basiert.


    Wenn man bedenkt, daß Futtermittelanalysen und Forschungen zur Ernährungsphysiologie noch ganz am Anfang standen und diese Empfehlungen rein aus 50 Jahren Erfahrungen als Züchter von Rassehunden im 19 Jhd. resultieren, finde ich die Parallelen zu heutigen Fragestellungen schon erstaunlich!

  • Zur Lactose - ja das Thema hab ich mit den Zwergen auch schon durch...ging sehr schnell :ugly: Hüttenkäse und Quak z.B. gehen bei einem gar nicht, wohingegen Harzer, Mozzarella, Feta von Beiden super vertragen wird. Daher gibt's das hier auch öfter, wenn die Küche kalt bleibt.


    @Quarus uhiiii...das ist mal ein spanndender Buchtipp - vielen Dank dafür!!! Mal sehen, ob ich mich damit nicht auch mal beschenken kann...ein stolzer Preis - aber sicher sehr gerechtfertigt :smile:
    Die meißten Naturvölker füttern ja auch ähnlich....und das aus Jahrtausende langer Erfahrung und nicht, weil da grad mal wieder wer nen neuen Trend gesetzt hat. Und deren Hunde arbeiten durchaus hart im Gegensatz zu unseren Hunden. Die sind da durchaus schlauer und bleiben bei dem, was sich schon ewig bewährt hat, anstatt immer wieder auf neue Züge aufzuspringen...

  • Hi,
    wenn ich hier lese, kommt es mir so vor als würden mir die Schuppen aus den Augen fallen, und man könnte die ganze Fragestellung viel gezielter angehen.
    @LinouAlexandra: Tut mir wirklich leid, dass Dein Hund das mitmachen muß, aber Du hast ja schon einigermassen die richtigen Mittel gefunden, um ihm zu helfen.
    Aus der Empfindlichkeit dieses Tieres kann man aber doch schon den möglichen richtigen Fütterungsansatz erkennen. Dieses eine Tier reagiert halt nur noch etwas empfindlicher wie die anderen. Und werden Toleranzgrenzen überschritten reagiert ein Tier mit Symptomen, da sich der Körper nicht mehr zu helfen weiss. Wobei hier sogar noch die Frage aufzuwerfen wäre, ob die Summe der insgesamt zugeführten Eiweisse schädlich ist, oder wenn eine Grenze beispielsweise für Rindereiweiss erreicht wird, man in geringeren Massen Pferd füttern könnte.
    Eindeutig hingegen scheint mir bei Lino der Zusammenhang Aufhören des Juckreizes an den Pfoten / Zufuhr vegetarischer Nahrung.
    Auch scheint es kein allergisches Geschehen zu sein, denn sonst würde er immer reagieren und nicht nur bei einem Zuviel.


    Das Nassfutter mit dem Faktor 46 scheint mir eigentlich qualitativ recht hochwertig zu sein, wenn man es denn streckt mit Kohlenhdraten und mit Fett anreichert ist es mit Sicherheit auch für viele Hunde gut geeignet.


    Aber man muss sich das vorstellen, nach Deklaration auf der Dose ist das Futter als Alleinfuttermittell ausgewiesen, da müssen die Tiere aber schon hohe Toleranzen haben, um das noch ohne Symptome umsetzen zu können.


    Wichtig finde ich auch den Blick in die Vergangenheit quasi ohne Marketingbrille der Industrie gerade auch die Differenzierung der verschiedenen Futtermittel. Auch da kann man zu dem Ergebnis kommen, das Variabilität der Zusammenstellung des Futter wichtig ist.


    Ich selbst vertrage normale Kuhmilch übrigens auch nicht. Lactosefreie Produkte hingegen schon. Seltsamerweise vertrage ich aber Schlagsahne und Butter, hier scheint die Lactose nicht ganz so aggressiv zu sein.


    Hab gerade auch nochmal in Liv' s Buchempfehlung reingeschaut. Da ist ein Dalmatiner abgebildet, diese Rasse ist wohl tatsächlich für Allergien und auch Nierenerkrankungen anfällig, wehalb man hier sowieso schon auf die Eiweisszuführ achten sollte.


    Heute Abend kriegt Sino zu seinem Dosenfutter Kartoffeln, etwas Gemüse und Butter. Er bittet dann quasi um Löschpapier, um auch noch die letzten Restchen aufnehmen zu können.


    Was mir noch einfällt @LinouAlexandra: Hast Du mal bei Deinem Hund eine Blutuntersuchung machen lassen. Für diesen Thread wären möglicherweise die Nierenwerte, sprich Harnstoffmenge aufschlußreich. Ein zu hoher Wert könnte auf vermehrte Abbauprodukte schließen lassen.


    LG


    Mikkki

  • Und um das Ganze noch vertrackter und noch weniger allgemeingültig zu machen, haben ja auch die einzelnen Hunderassen ihre ernährungsphysiologisch historisch gewachsene Geschichte - die Hirtenhundrassen vertragen beispielsweise Milch meist besser als die Jagdhundrassen.

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