• Liebe Foris,
    ich bräuchte mal eure Einschätzung. Das wird jetzt etwas länger, sorry...


    - Und zwar haben wir ein massives Problem beim Gassi gehen. Ursprünglich war das mal einfach ein Problem mit der Leinenführigkeit und der Ansprechbarkeit bei Vogelsichtung, aber irgendwie eskaliert das zunehmend. Willi (jetzt fast 1 Jahr) reagiert auf die üblichen Methoden zur Leinenführigkeit nicht besonders. Wenn ich einfach stehen bleibe, setzt er sich zwar eventuell irgendwann hin oder kommt etwas zu mir zurück - bellt aber immer laut dabei, oder jault, und wird immer hysterischer. Wenn ich die Richtung wechsel, rennt er einfach kopflos in die andere Richtung, ist ihm egal wohin er zieht. Wenn er dann nicht ins Gebüsch/zum Vogel/zum Hund/zum Blatt darf, bellt er wieder. Wir clickern jetzt auch, also wenn er richtig läuft und mich vielleicht sogar mal anschaut und nicht bellt, die Momente sind aber sehr rar gesät. Hab auch das Gefühl, der kriegt gar nix mit draußen mehr.


    - Jetzt ist es so, dass ich mit ihm pendel. Hauptsächlich leben wir in Stadt A, hier war er auch als Welpe die meiste Zeit - und hier zieht er eben obiges Theater ab sobald wir aus der Tür sind. Wir haben keinen Garten, weshalb wir raus müssen. Sein Geschäft kann er eigentlich nur im Dunkeln verrichten, sonst kommt er nicht dazu (dann ist er ruhiger). Oder wir schaffen es tatsächlich bis zur großen Wiese, da läuft er frei oder an der Schlepp - und da will er eben auch immer so schnell wie möglich hin. Hier hab ich mit ihm als Welpe immer viel geübt, gespielt, etc. Bei mir ist das Theater auch schlimmer als wenn mein Mann mit ihm geht.
    In Stadt B hab ich auch eine Wohnung, dort ist es etwas urbaner und wir müssen immer ein ganzes Stück zum Park laufen. Zum Park hin zieht er schon mal, aber nicht so massiv und bellt vor allem nicht dabei. Vom Park zurück läuft er super, auch im Park ist er wesentlich ansprechbarer und arbeitet besser mit als hier (und lässt sich von Vögeln unproblematisch abrufen). Wir waren gerade 2 Wochen dort und es lief super. Hier gleich wieder Terror.


    - Wir haben auch schon einen Trainer drauf schauen lassen. Der meinte, es ist halt einfach die große Vorfreude und dasss der Hund sich da nicht ruhig verhalten kann, er will halt unbedingt zur Wiese. Sein Vorschlag war, dass wir schon auf dem Weg dahin Spiele einbauen und den genauso interessant machenn. Das versuch ich jetzt schon eine Weile, aber ich muss ihn dazu wirklich quasi permanent bespaßen.
    In Stadt B mach ich sowas auch nicht, außerdem senkt das das Erregungslevel natürlich nicht ab. Wenn ich sein Bellen ignoriere und versuche, nur weiterzugehen wenn er ruhig und die Leine locker ist, kommen wir nicht bis zur Wiese. Er steigert sich immer mehr rein. Hab es grad probiert das mal auszusitzen - und nach einer Stunde bin ich dann mit ihm wieder rein, wir waren noch direkt vorm Haus quasi.


    - Er hat generell schon seit Welpenalter eine echt niedrige Frustrationstoleranz und reagiert auf alle Reize sehr extrem. Wir machen deshalb auch schon lange entsprechende Übungen mit ihm, das klappt in der Wohnung auch gut: warten vorm Futternapf, warten vor der Wohnungstür, ruhig die Treppe runter, warten vor der Haustür - alles super. Durch die Tür durch - :ugly:


    - In der Wohnung kommt er auch gut zur Ruhe und schläft mittlerweile auch genug. Vom Programm her gehen wir meistens morgens kurz, dann schläft er unter meinem Schreibtisch, mittags und abends gehen wir dann jeweils so 30-60 Minuten und bauen dabei Suchspiele ein (zB sucht er den Futterdummy) oder apportieren.


    Lange Rede, kurzer Sinn: Mach ich irgendeinen grundlegenden Fehler? Und würdet ihr die Bespaßungsmethode des Trainers weiterverfolgen, oder ihn solange bellen lassen, bis er irgendwann hoffentlich kapiert, dass es das nicht bringt?


    Management betreibe ich natürlich auch, sprich ich packe ihn gleich ins Auto und fahre irgendwo hin - aber für jeden Gassigang ist das nicht schaffbar.


    :hilfe:

    • Neu

    Hi


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    • Was für eine Rasse hast du denn da?
      Also ein Aufgeregtheitsproblem/Reizbarkeitsproblem haben wir schon auch. Aber längst nicht so massiv.


      Deswegen nur so eine Idee: Wir haben ein ganzes Set von kleinen Tricks/Obedience-Übungen erarbeitet, die sich alle "um mich" drehen. Also, "vor mich" (Hund muss sich gerade vor mich setzen und mich angucken), "hinter mich", "da" (plus die passende Handgeste heißt, dass er rechts neben mir stehen soll), wenn ich mir ans Bein klopfe, dann soll er sich ganz eng an mein Bein ransetzen, dann natürlich "Schau", "Pfötchen" und so weiter. Sowas kann man ja erst in häuslicher Umgebung üben und wenn das klappt dann draußen mit steigender Ablenkung abrufen. Das dreht nicht so auf, der Hund muss sich konzetrieren und ist zumindest für diesen Moment ganz bei dir. Man kann abruptes Stehenbleiben und Richtungswechsel als spaßige Übungen aufbauen, anstatt den Hund immer in die Leine reinrasseln zu lassen und frustriert zu sein, weil er immer noch nicht checkt, was man von ihm will.

    • finde ich eine interessante Idee von @milamuku , fraglich ist nur, ob er bei der Aufregung diese "Tricks" auch umsetzen kann. Aber ein versuch wäre es sicher wert!


      sorry wenn ich's überlesen habe, ist er bei jedem Spaziergang so? Oder nur in der urbanen Gegend? Wie verhält er sich in reizarmer Umgebung?

    • Hallo,
      die Idee scheint mir auch gut, also sozusagen schon "Bespaßung" aber ohne weiteres hochdrehen. Problem dabei ist halt die Ansprechbarkeit...
      Ich werde mal versuchen, jetzt vielleicht so einmal am Tag mit ihm vor die Tür zu gehen und nicht zur Wiese, sondern direkt auf dem Weg eine Art "Obedience" Parcour zu machen. In der Wohnung trickst er total gern; aber es wird wohl eine Weile brauchen, diese Erwartungshaltung "ab zur Wiese" zu unterbrechen.


      @Lichking: Er macht das nur zuhause, hier ist es etwas ländlicher. Die Zweitwohnung ist urbaner, da ist eigentlich viel mehr los (allerdings minus Eichhörnchen), da läuft er vernünftig. Einmal hat er es da mit Bellen auf dem Weg zum Park versucht, ein "Hey" hat gereicht und er hat es fortan unterlassen. Jedesmal wenn wir hierher zurückkommen, ist es dann schlimmer :ka:


      PS: Sowas wie eine reizarme Umgebung gibt es für ihn glaub ich gar nicht, zumindest nicht draußen...das müsste schon totales Vakuum sein.

    • @milamuku: Vergessen: Einen Lagotto Romagnolo. Der ganze Wurf ist irgendwie ähnlich drauf, obwohl er aus einer guten Zucht kommt und seine Mutter tiefenentspannt ist (Vater hab ich nicht kennengelernt). Im Vergleich zu den anderen Welpen war er der ruhigste...mittlerweile denke ich, dass er in der Wurfkiste einfach massiv überfordert war, nur dann wählt er nämlich diese "Todstell" Strategie.

    • gesundheitlich ist alles in Ordnung mit ihm? Hast du mal die Schilddrüsenwerte überprüfen lassen?


      hast du eine Idee, warum es bei deinem Mann nicht so schlimm ist? Was macht er anders als du?


      habt ihr euch schon mal mit Entspannungssignalen befasst?


      und wie war er als Welpe so? Wann hat das ganze denn angefangen?

    • Gesundheitlich ist alles ok. Nach Schilddrüse hatte ich meine TA mal gefragt - sie meinte, das gäbe es so nicht (also wenn, wär der Hund eher lethargisch). Der Trainer meinte, er sei halt irgendwie "neurologisch besonders". Er ist mMn sehr intelligent, aber eben auch sehr reaktiv.


      Entspannungssignal hab ich über mehrere Wochen in der Wohnung einkonditioniert, darauf reagiert er aber draußen null. Als Welpe war er auch schon sehr überdreht und schnell überfordert. Ich hab ein bisschen gebraucht um zu erkennen, dass das nicht die reine Lebensfreude, sondern Stress ist und er dann mehr Ruhe, nicht mehr Beschäftigung braucht. Innen hat er dieses "Ich will aber"-Bellen anfangs auch häufig gezeigt, hat aber schnell aufgegeben, wenn er damit nicht zum Ziel kam. Mittlerweile klappt es in der Wohnung echt gut und er schläft so um die 18 Stunden pro Tag.


      Hab mich grad mit meinem Mann darüber unterhalten. Er meint selbst, er gibt wahrscheinlich schneller nach, wenn der Hund unbedingt schnell weiter will. ein Faktor ist wohl auch, dass meistens ich gehe und ich mit ihm auch trainiere/ihn draußen mehr beschäftige.
      Das generelle Erregungsniveau war also schon immer sehr hoch. Das Bellen auf dem Weg zur Wiese hat glaub ich angefangen, nachdem ich beschlossen habe, IMMER Leinenführigkeit einzufordern. Vorher hatten wir ein Halsband/Geschirr System, wo er am Geschirr ziehen durfte. Da das über 6 Monate keinen Erfolg brachte und ich nicht glaube, dass er dn Unterschied mitkriegt, soll er jetzt gar nicht mehr ziehen. Statt weniger zu ziehen, bellt er jetzt halt :omg:

    • hmmm...schwierig. Wie sieht denn dann so ein Spaziergang aus bei euch? Du schreibst, er möchte unbedingt auf die Wiese - was ist das für eine Wiese? So eine art Hundespielwiese? Was würde passieren, wenn ihr einen anderen Weg einschlagen würdet?


      die Antwort der TA auf die Schilddrüsenprobleme finde ich ungenügend. Ich kenne mich auch nicht sehr gut damit aus, aber gerade eine (subklinische) Unterfunktion kann auch ungewöhnliches, hektisches, aufgedrehtes und reaktives Verhalten verursachen...macht also nicht nur lethargisch. Vielleicht solltest Du das nochmal überprüfen lassen, also ALLE Schilddrüsenwerte...

    • @Lichking: Ok, hab mal etwas zur subklinischen UD recherchiert - da scheint es ja geteilte Meinungen zu geben, aber einfach zu sagen "gibts nicht" ist tatsächlich schwach.


      Spaziergang: Ich versuche, anfangs möglichst viel Ruhe reinzubringen. Hund sitzt vor der Tür, sieht mich an, Freigabe. An schlechten Tagen fängt er gleich an, die Umgebung zu scannen (nach Eichhörnchen und Vögeln). Gestern war es direkt so krass, dass mein Mann gleich wieder hoch ist mit ihm. Nachdem er dann eine Std geschlafen hat (der Hund), gings etwas besser. Ich versuche jetzt den Weg interessant zu gestalten (zB Handtarget) und belohne jede Umprientierung zu mir (mit Clicker), mit Wurst in der Tasche war er gestern auch einigermaßen ansprechbar. Wir arbeiten uns dann vor zur Wiese. Da sind oft andere Hunde, von Beginn an haben wir da auch viel geübt (es ist eher ein ziemlich großes, unbewaldetes Gelände) - Spielzeug verstecken, Apportieren, Grundgehorsam. Da konzentriert er sich auch meist ganz gut. Wenn wir nichts machen, scannt er weiter die Umgebung und sucht nach was Hetzbarem. Ansonsten laufen wir dann einmal rum, je nach Programm so 30-60 Minuten.
      Wir wohnen am Rand der Stadt und müssen so oder so da lang. In der anderen Richtung sind wir direkt in der Innenstadt, da macht er nicht so ein Theater, ist aber sehr gestresst - nichts für jeden Tag. Oder wir vermeiden die Wiese, dann müssen wir in den Wald- was für den Wuffi, gelinde gesagt, auch recht aufregend ist ;-)


      Sobald er merkt dass wir zurück nach Hause gehen, benimmt er sich übrigens super und läuft den gleichen Weg ungefragt bei Fuss. Wahrscheinlich ist es wirklich die Vorfreude auf die Wiese - je näher wir dran sind, umso schlimmer. Wenn wir da sind, bin ich auch selbst erleichtert und lass ihn erstmal kurz rennen (frei oder an der langen Schlepp) - vielleicht ist das auch ein Fehler?!

    • nur ganz kurz, mein Chaco war wirklich haargenauso wie du Willi bescheibst. Auf anraten unserer Trainerin haben wir seine SD-Werte bestimmen lassen, alle Werte waren im unteren Drittel des Referenzbereiches und unsere TA hat sich widerwillig bereit erklärt, es mal mit Forthyron zu versuchen (war mit den Nerven echt am Ende und musste bei der Sache echt beharrlich bleiben. Die meisten TÄ kennen sich leider mit der SD nciht gut aus - unteres Drittel ist für junge Hunde schon ungewöhnlich). Seit er substituiert wird ist er zwar nur etwas ruhiger geworden, aber er ist deutlich tranierbarer und kann sich jetzt super konzentrieren. Wenn er irgendwas sieht was ihn aufregt, forder ich einfach Blickkontakt ein- klappt zu 95% super :bindafür:

      • Neu

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