Hochdrehen im Agility - Trainingstipps gesucht

  • Vielleicht kann mir jemand den zündenden Tipp geben. Es geht um meine 13jährige Nichte, die mit ihrem 4jährigen Cattle Dog seit September Agility trainiert. Obwohl ich vorher gewarnt und gemahnt habe, da wirklich aufzupassen, fährt er trieblich hoch und baut Streß vermehrt durch Kläffen ab, wenn die Hunde vom Nebenparcours seinen Weg kreuzen werden die angeflogen/gezwickt und laut einer Teilnehmerin hat er wohl auch schon Intentionsbewegungen gezeigt, seine junge Hundeführerin in die Ferse zu schnappen - vorerst ohne Berührung. Sowohl das Kläffen der anderen Hunde als auch ihnen beim Rennen zuzuschauen heizt ihn auf, scheinbar ist auch der Tunnel ein Auslöser in dieser Hinsicht.
    Ein Gespräch mit der Trainerin ist auf mein Anraten von Seiten der Eltern schon geplant aber ich wollte gerne auch hier einmal Erfahrungswerte und Tipps fürs praktische Training sammeln, die ich dem Mädchen mit auf den Weg geben kann. Es ist keine Wettkampfteilnahme geplant, sondern Kind und Hund sollen einfach Spaß am gemeinsamen Sport haben und natürlich sollen korrekte Führtechnik und was dazu gehört erlernt werden.
    Ich hab selbst keine Ahnung vom Agility und den praktischen Zwängen des Trainings (müssen die Hunde den anderen zuschauen und sich aufheizen, müssen Passagen wieder und wieder absolviert werden, bis der Hund hochdreht?), weiß aber, dass es gerade bei triebigen Hütehunderassen häufig zu solchen Anzeichen kommt und weiß auch, dass genau wegen solcher Probleme einige Cattle Dog Besitzer wieder mit dem Sport aufgehört haben.
    Es wäre schön, wenn das hier vermieden werden könnte.

  • Hazel hat am Anfang auch mal versucht mich vor lauter Aufregung in die Unterarme zu zwicken beim Agility. Geholfen hat sie bei dem Versuch mal einmal ordentlich mit dem Körper anzurempeln und sofortiger Abbruch bei jedem Anzeichen von Überdrehtheit. Belohnt wurde nur konzentriertes Arbeiten und zwar indem sie dann und auch nur dann weitermachen durfte. Ansonsten gings direkt wieder ins Auto zum Runterfahren. Aber das ist anstengend für alle Beteiligten und dürfte einem Kind wohl kaum noch Freude bereiten.


    Und ganz ehrlich, ich glaube nicht, dass eine 13 Jährige einen Hund so konsequent korrigieren kann. Ich finde auch nicht, dass es Not tut, dass ein Kind einen nicht gerade einfachen Arbeitshund wie einen Cattle Dog führt. Schon gar nicht in einem Sport, in dem die Hütehunde eh mal gerne abdrehen. Die Trainerin scheint ja auch nicht in der Lage zu sein, das Geschehen in die richtigen Bahnen zu lenken.
    Also entweder wird für das Kind ein ruhigerer, einfach zu führender Begleithund angeschafft oder der Hund wird im Agi erstmal von einem Erwachsenen in die richtigen Bahnen gelenkt. Meine Meinung.


    Und ja natürlich müssen Passagen häufig wiederholt werden, wie sonst soll an der Technik gefeilt werden. Da ist es aber eben wichtig, den Hund bevor er überdreht rauszunehmen. Damit ist ein Kind überfordert.

  • Das wäre traurig für meine Nichte. Sie hat vorher 1 Jahr lang mit ihrem Hund den Unterordnungskurs besucht und die BGH1 Prüfung mit ihm ablegt. Dann Agility machen zu dürfen, war ihr großer Wunsch.
    Du hast aber sicher recht, einen hochgedrehten Cattle Dog körperlich und aversiv zu korrigieren ist nichts, was ich in dem Fall empfehlen würde. Das konsequente Abbrechen könnte eher machbar sein, ich hoffe, ich bekomme hier noch Erfahrungsberichte, wie zielführend das ist.

  • dass genau wegen solcher Probleme einige Cattle Dog Besitzer wieder mit dem Sport aufgehört haben.

    Das war in der Tat einer der Gründe, weshalb ich aufgehört habe, meine Hündin wurde immer nervöser, immer hektischer, die Anforderung reichte, ich sag mal "intellektuell" nicht, um sie auszulasten und dem sich aufbauenden Streß entgegen zu wirken.


    Eine Weile habe ich in den Wartezeiten mit ihr ein wenig UO gemacht, so war sie von den Hunden, die durch den Slalom durften (ihr Lieblingsgerät :D ) abgelenkt und mußte stattdessen "was für den Kopf tun"


    Mit ihrer Tochter hab ich damit gar nicht erst angefangen, sondern habe mir was "auslastendereres" gesucht: Erst Mantrailing, dann Flächensuche, das bekommt meiner Meinung nach einem Cattle besser :D

  • Ich habe auch das Problem mit hochdrehenden, bekloppten (Hüte-)Hunden.
    Das einzige was hier geholfen hat, war auch der konsequente Abbruch.
    Sobald der Hund aufdreht, wortlos unter den Arm klemmen, raustragen und ins Auto oder in eine Box verfrachten.
    Caja habe ich schon gefühlt 1000 Mal aus dem Parcours getragen, aber es zeigen sich erste Erfolge.
    Sie wird nur für ruhiges, konzentriertes Arbeiten belohnt (die Belohnung ist in ihrem Fall, dass sie weitermachen darf und nicht rausgetragen wird), ansonsten muss Madame eben ihr Dasein während des Trainings in der Box fristen.
    Macht keinen Spaß, wenn man selbst gerne trainieren möchte, aber ich habe leider auch noch keine andere Lösung gefunden, außer dieser.

  • Und ganz ehrlich, ich glaube nicht, dass eine 13 Jährige einen Hund so konsequent korrigieren kann. Ich finde auch nicht, dass es Not tut, dass ein Kind einen nicht gerade einfachen Arbeitshund wie einen Cattle Dog führt. Schon gar nicht in einem Sport, in dem die Hütehunde eh mal gerne abdrehen. Die Trainerin scheint ja auch nicht in der Lage zu sein, das Geschehen in die richtigen Bahnen zu lenken. Also entweder wird für das Kind ein ruhigerer, einfach zu führender Begleithund angeschafft oder der Hund wird im Agi erstmal von einem Erwachsenen in die richtigen Bahnen gelenkt. Meine Meinung.

    Dem kann ich mich nur anschließen.
    Für viele Hütehunde ist Agility Gift, wenn da nicht sehr konsequent auf Konzentration und Ruhe bestanden wird. Das ist, wie lightning88 bereits beschrieben hat, sehr aufreibend und mit extrem viel Arbeit verbunden. Nichts, was ich einer 13-jährigen zutrauen würde. Das extreme Hochdrehen und Stressabbau über Pöbeln und Zwicken war für mich ein Zeichen, meinen Rüden erstmal sportlich auf Eis zu legen (wir haben damals mit THS angefangen) und nochmal an andere Baustellen zu gehen. Langsam haben wir danach erst mit der Unterordnung und dann gaaaanz gemächlich mit den Laufdisziplinen begonnen.


    Muss es denn zwingend Agility sein? Wäre da nicht eine ruhigere konzentrierte Arbeitsweise für diese Hund-Mensch-Kombination besser geeignet? Ich denke da an den Unterordnungsbereich. Rally Obedience vielleicht.


  • Mit ihrer Tochter hab ich damit gar nicht erst angefangen, sondern habe mir was "auslastendereres" gesucht: Erst Mantrailing, dann Flächensuche, das bekommt meiner Meinung nach einem Cattle besser :D

    Sehe ich ganz genauso, mit meinen mach ich deswegen auch kein Agility. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt und meine NIchte hat so viel Vorarbeit hineingesteckt und sich so bemüht mit der für sie "faden" Unterordnung, dass ich ihr ein den Spaß von Herzen gönnen würde. Und es gibt sie, die ruhig und konzentriert arbeitenden Cattle Dogs, die dann sogar bei Turnieren ganz oben mit dabei sind. ;)

  • Sehe ich ganz genauso, mit meinen mach ich deswegen auch kein Agility. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt und meine NIchte hat so viel Vorarbeit hineingesteckt und sich so bemüht mit der für sie "faden" Unterordnung, dass ich ihr ein den Spaß von Herzen gönnen würde. Und es gibt sie, die ruhig und konzentriert arbeitenden Cattle Dogs, die dann sogar bei Turnieren ganz oben mit dabei sind. ;)

    Ja die gibt es, haben wir selber im Verein, aber da steckt harte, anstrengende Arbeit dahinter. Und das sieht dann iim Training nicht immer schön und harmonisch aus. Bei Hazel würdest du jetzt auch nicht mehr denken, dass die mir dabei mal in den Arm gehen wollte. Den Weg dahin, haben aber nur wenige gesehen.
    Gibt es vllt die Möglichkeit, dass einer der Eltern den Hund mitausbildet und den Hund erstmal in die richtigen Bahnen lenkt, bevor die Tochter ran darf?
    Ansonsten, wie gesagt, zweiter Hund für die Tochter. :D

  • Und es gibt sie, die ruhig und konzentriert arbeitenden Cattle Dogs, die dann sogar bei Turnieren ganz oben mit dabei sind

    Davon werden aber die Wenigsten (möglicherweise keiner) von Jugendlichen geführt/ausgebildet.


    Kann sich deine Nichte nicht für etwas "ruhigeres" begeistern?
    Mantrailing, allgemein Nasenarbeit (ZOS, SniffleDog, etc), RO, Longieren, Jad-Dogs, ...


    Es gibt so viele tolle Möglichkeiten und nicht nur Agility macht Spaß!

  • Falls ihr (Nichte, du, Eltern) englisch könnt, gibt es von Susan Garrett die DVD Crate Games, womit wirklich gut an Impulskontrolle und runterfahren gearbeitet werden kann. Die Dame ist unter anderem zweifache Agi Weltmeisterin und achtet sehr darauf, dass Spaß und Motivation hoch bleiben und die Hunde dennoch auf einem guten, konzentrierten und leisen Arbeitslevel bleiben.


    Bei mir hätte der Hund seine Box auf dem Platz stehen (später kann das Ganze auch z.B. auf eine Decke übertragen werden), wo er bei Überdrehen reinkäme, bis er sich wieder beherrschen kann.


    Ich würde den Hund trotzdem ne Weile rausnehmen und erstmal an den Grundlagen arbeiten, nur crate games spielen, erst während Unterordnung, dann während andere Agi laufen. Wenn das gut klappt, hat man eine freundliche Möglichkeit konsequent abzubrechen und den Hund an seine Impulskontrolle zu erinnern.


    Und wenn es nicht besser wird, müsste deine Nichte wohl leider in den sauren Apfel beißen und sich einen anderen Sport mit ihrem Cattle suchen.

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