Unsicher ob ich sie gehen lassen soll

  • Hallo zusammen,


    ich habe eine 16 und 1/4 Jahre alte Jack-Russel Hündin.
    Bis sie ca. 12 wurde hatte sie, außer die wohl Jacky-typischen wehwehchen (weils mal wieder zu wild war, dadurch hat sie in einem Hinterlauf ein künstliches Kreuzband), eigentlich keine Probleme.
    Vor 3 Jahren musste ihr dann wegen einer Zyste die Milz entfernt werden. Das hatte sie sehr gut weggesteckt.
    Vor 2 Jahren (2013 Frühjahr) wurde ihr ein Tumor aus dem Vorderlauf entfernt. Die Analyse ergab Mastzellentumor. Da am Bein der "Sicherheitsbereich" um den Tumor nicht entfernt werden konnte und man das Bein bei dem doch nun älteren Hund nicht amputieren wollte, riet der TA mir zu einer Dauergabe von Masivet.
    Der Tumor kam (offensichtlich, ich kann in den Hund nicht schauen) nicht wieder zurück.
    Seit der Therapie mit Masivet sind wir Stammkunde in der Tierklinik da mein Mädchen schlechte Blutwerte bekam (wenig rote Blutkörper) und darum immer wieder Aufbauspritzen und Blutuntersuchungen.
    Mit der Zeit wurde sie immer schlapper und wählerischer was das Futter angeht.
    Abschnittsweise haben wir ihr selbst gekocht damit sie überhaupt was gefressen hat (war so im mittleren Halbjahr 2014 und immer mal wieder für ein paar Tage wenn Fertigfutter nicht schmecken wollte).
    Die Verabreichung der Medizin wurde immer schwieriger da sie immer wieder spitz bekommen hat in welchen Leckerlie wir die Masivet versteckt hatten und das dann nicht mehr angenommen hat.
    Zudem stellen wir mit der Zeit fest, dass sie sehr schlecht Luft bekommt (sie muss sie manchmal richtig fest einsaugen, hört sich wie eine verstopfte Nase an)
    Diesen Sommer haben wir dann Masivet abgesetzt weil der Allgemeinzusstand immer schlechter wurde, Futter immer mehr verweigert wurde und jede Gabe der Tabelette in Quälerei ausartete.
    Vor einem halben jahr hat sie auch angefangen sich zurück zu ziehen.
    Früher lag sie immer auf der Couch und bei uns im bett, hat dies auch eingefordert.
    Plötzlich fing es an, dass sie uns beinahe aus dem Weg ging.
    Teilweise ging sie ins Körbchen aber auch auf den nackten Boden (was sie sonst nie tat).
    Beim hinlegen wackelt sie hinten und braucht ewig bis sie liegt. Wenn sie dann liegt steht sie oft wieder auf und wechselt den Platz (mehrmals hintereinander).
    Tagsüber schläft sie ausschließlich, Gassi geht seit einem halben Jahr nur noch sehr kurze Strecken für die wir ewig brauchen.
    Laufen ist eher ein dahin schleppen, manchmal bleibt die einfach stehen, schaut abwesend und schwankt als ob sie gleich hinfällt.
    Teilweise ist sie auch total orientierungslos.
    Gegen abend wird sie dann unruhig. Jammert und wandert umher, versucht immer wieder sich hinzulegen und wandert dann doch weiter und jammert.


    Uns kommt es vor, dass sie Schmerzen hat oder, dass sie Hunger hat. Jedoch schnüffelt sie dann nur am Futter und wendet sich dann doch wieder jammernd ab.
    Sogar Leckerlies gehen meist nicht mehr.
    Gegen die Schmerzen geben wir, in Absprache mit dem TA, seit geraumer zeit schin 1 Rimadyl am abend, doch scheint dies nicht wirklich zu wirken (jedenfalls nicht immer, manchmal schläft sie dann eine Stunde später.


    Vor ein paar Wochen bemerkten wir einen Knoten am Fang, welcher dann herausoperiert wurde, Im Zuge dieser OP wurden noch 2 Zähne entfernt und sie blieb 2 Tage unter Beobachtung und bekam Infusionen wegen der Nieren.


    Nach der OP war sie wieder um einiges fitter, futterte so gut wie schon lange nicht mehr und auch das jammern abends wurde etwas weniger.
    Dieser Zustand hielt aber leider nur ca. 3 Tage an. Die Probleme mit dem Luft holen sind allerdings seitdem etwas besser.


    Vor 2 Wochen begann sie dann damit fast gar nichts mehr zu futtern. Nur mit vielen Tricks haben wir überhaupt noch was in den Hund bekommen.
    Eine Untersuchung beim TA brachte das Ergebnis, dass die Nierenwerte noch schlechter wurden. Das abendliche Jammern ist auch wieder da (sogar wohl noch etwas mehr, sie "flüchtet" dann auch wenn man sie streicheln will)


    Wir machten dann eine Therape während der ich ihr zu Hause selbst täglich eine Spritze gab.


    Am Montag eine Blutuntersuchung, nach dieser Therapie, ergab keine Besserung, im Gegenteil, die Werte wurden noch schlechter, Futter wird mittlerweile fast ganz verweigert , jammern ist immens am abend.
    Der TA meinte, man könne nochmal über einen Aufenthalt in der Klinik nachdenken mit Dauerinfusion. Sagte aber gleich dazu, dass es dann wohl wiede rnur für 3 Tage gut wäre und dann wieder den momentanen Zustand hat.
    Da ich mein altes Mädchen nicht nochmal damit quälen wollte, 2 Tage von uns getrennt zu sein, in einem Käfig in der Klinik, wurde versucht mit einer Infusion einer großen Menge Flüssigkeit und eines Mittels gegen Übelkeit unter die Haut, das ganze zu therapieren. Das sollte eigentlich 2mal die Woche geschehen.


    Die erste Infusion jedoch brachte schon null Besserung, trotz dem Mittel gegen Übelkeit hat sie seitdem sogut wie nichts gefressen.


    Meine Frau und ich sind der Meinung, dass sie Schmerzen hat, evtl der Krebs zurück gekommen ist, oder sie Schmerzen wegen der Nieren.
    Sie ist sehr schwach, tagsüber komatöser Schlaf, die ganze Nacht hält sie uns auf Trapp (und das schon seit Frühsommer).
    Wir wollten sie erlösen, haben sogar schon für morgen einen letzten Termin in der Klinik.


    Mir tut das ganze unheimlich weh. Sie war mein erster Hund und hat mich 16 Jahre treu begleitet. Mir kommen immer wieder Zweifel.
    Auf der einen Seite denke ich, dass wenn sie wirklich Schmerzen hat oder wegen der Nieren bald bekommt und wohl leider nicht mehr lange hat, wäre es besser ihr das zu ersparen und sie zu erlösen.
    Auf der anderen Seite hat sie ab und an doch seltene wache Momente wo sie (mal ein Schwanzwedeln zur Begrüßung, mal eine etwas bessere Gassirunde als momentan gewöhnlich).
    Außerdem mache ich mir Vorwürfe, ob die Nierenerkrankung nicht vielleicht vom Masivet kommt. Wobei man nicht weiß, ob sie ohne Masivat überhaupt noch leben würde.


    Momentan macht es mich am meisten fertig sie in diesem Zustand zu sehen (jammernd, schwach, ziellos, nicht fressend, teilweise lethargisch). Außerdem graut es mir vor dem Gang zum TA morgen von dem ich ohne meine Kleine zurück komme.
    Aber auch die schlaflosen Nächte für mich zehren so langsam an mir und ich bin total fertig.


    Da dies mein erster Hund ist und ich absolut keine Erfahrungen habe würde ich gerne eure Meinung zu dem Fall hören.
    Ich weiß, ihr könnt mir diese Entscheidung nicht abnehmen. Aber vielleicht erklären, ob ich nicht zu früh Abschied nehme.
    Ob das Meiste doch nur normale Alterserscheinungen sind und sie evtl doch noch ein paar Monate mehr haben kann



    Machen wir das Richtige oder lassen wir sie zu früh aus dem Leben scheiden?


    Ihr würde mich über ein paar Antworten sehr freuen.


    Gruß Draggy

  • Achso, was ich vergessen habe:
    Selbstverständlich haben wir im Sommer schon eine Diät mit Futter speziell für Nierenkranke Hunde versucht. Nur hat sie dieses Futter komplett verweigert.

  • Im Endeffekt könnt nur ihr das entscheiden, aber so wie du es schreibst, tendiere ich dazu, sie gehen zu lassen.


    Ich war vor fast genau einem Jahr in der selben Situation. Das Jammern, die nächtliche Unruhe, Futterverweigerung (ich kochte dann, selbst gekochtes nahm sie voller Elan bis zum Ende), Verwirrtheit, das hatte Chucky auch und noch einiges mehr. Hätte ich eher gewusst, dass nicht nur die Nieren kaputt waren, sondern dass sie auch noch ein sehr schnell wachsenden Tumor im Bauchraum hatte, hätte ich sie schon viel früher gehen lassen. Es gab einen Zeitpunkt, da hat sie sich auf einmal wie ein junger Hund benommen, ist Kreise mit Spielzeug durch die Wohnung gerannt und solche Sachen. Danach ging es zwei Monate lang nur noch rapide Bergab und unser Bewegungsradius wurde immer kleiner. Auch sie hatte zwischendurch noch klare Momente, sie sonderte sich nicht von uns ab, im Gegenteil. Das machte mir die ganze Sache nur noch schwieriger. Trotzdem denke ich nicht, dass ihr diese letzten zwei Monate noch irgendetwas gutes gebracht haben, die Lebensqualität war nicht mehr vorhanden und ich denke durchaus, dass sie auch Schmerzen hatte.


    Meine Erfahrung ist einfach, es bringt nichts abzuwarten und auf Besserung zu hoffen, wenn ein Hund im Alter anfängt stark abzubauen. Auch lebensverlängernde Maßnahmen bringen ihr die Lebensfreude- und qualität nicht wieder. In der Zwischenzeit leidet euer Hund, baut weiter ab und ihr leidet mit. Nehmt euch etwas Zeit für den Abschied, kuschelt sie ganz dolle und lasst sie gehen.

  • Ich habe auch meine Hündin mit 17 1/2 gehen lassen....
    Ich hatte mir immer gesagt, so lange sie noch frisst und kackt und lebensfroh ist, bleibt sie!


    Dann hat sie immer schlechter gefressen (sie hatte u.A. auch Niereninsuffizienz, einige Knoten, sah und hörte schlecht) und sie hatte richtig schlimme Momente, in denen sie orientierungslos war und gefallen ist.
    Hieß es "Gassi gehen" hat sie sich jedoch immer noch gefreut.. Ich wusste auch nicht was ich tun sollte.
    Letztendlich habe ich mich dafür entschieden sie "in Frieden" gehen zu lassen.
    Das hieß für mich nicht zu warten bis sie ein Zusammenbruch jeglicher Art ereilt und ich es dann noch evtl. zeitlich nicht schaffe bei ihr zu sein (zu der Zeit war sie bei meiner Oma wenn ich arbeiten war) .
    Ich dachte an den Hund meiner Arbeitskollegin, der im hohen Alter einen (Schlag-?)Anfall bekam und sie so mit ihm auf dem Arm zum Tierarzt hetzte und es einfach nur eine (in meinen Augen) noch schlimmere Qual für alle war.


    Das wollte ich meiner Maus ersparen und habe dann die Entscheidung getroffen.

  • Wenn es mein Hund wäre, wäre die Zeit des Gehenlassens gekommen, um dem Hund weitere Leiden zu ersparen, denn besser wird das nicht mehr und der Hund ist ja wirklich schon ein Methusalem.

  • Danke für eure Anworten.
    Ein Teil in mir weiß, dass es für den Hund aber auch für uns am Besten ist.
    Der andere Teil vermisst sie jetzt schon.


    Diese Nacht war wieder extrem unruhig.Ich werde nochmal mit dem TA sprechen, denke aber es ist zeit :(

  • Ich denke, dadurch, dass Du den Termin (ja nun nicht einfach so) gemacht hast, hast Du Dich entschieden und ein schlechtes Gewissen und Unsicherheit hat man dabei immer.
    Du kennst aber Deinen Hund am besten und hast bestimmt auf Dein Herz gehört.
    Für die nächste Zeit wünsche ich Dir viel Kraft!
    L. G.

  • So schwer es auch sein mag, die Kleine hat eine Menge durchgemacht und ein stolzes Alter erreicht, ich finde sie sollte sich nicht länger quälen. Lass sie gehen und steh ihr zur Seite, wenn es soweit ist.
    Ich habe meine Hündin vor 8 Monaten erlöst, sie hatte ähnliche Symptome (Futterverweigerung) und dann wurde eine Niereninsuffizienz diagnostiziert. Als sich nach 5 Tagen Dauerinfusion die Werte weiterhin verschlechterten, habe ich sie erlöst.
    Sie hat dich 16 Jahre treu begleitet, nun ist es Zeit Sie gehen zu lassen.
    Ich wünsche euch ganz viel Kraft für die nächste Zeit. :streichel:

  • Wie schön, daß Deine Süße ein so langes und umsorgtes Leben bei Dir führen durfte.


    Wenn sie sich zurückzieht, nur noch jammert und nicht mehr frißt solltest Du ihr den letzten Liebesdienst erweisen und sie in Geborgenheit gehen lassen. Mehr kannst du jetzt nicht mehr für sie tun und es geht ja jetzt nur um sie. Ein friedlicher Abschied ist allemal besser als noch eine gewisse Zeit mit Unruhe und evtl Schmerzen. Versuch bei der Entscheidung nicht an Dich und den Abschied zu denken, sondern an die wohlverdiente Ruhe des Hundes den Du liebst.

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