Hypersexualität - Kastrationschip

  • Hallo,


    Vergangene Woche hatte ich mit meinem 1,5 Jahre altem Labbirüden eine Einzelstunde in der Hundeschule (eine neue, da sich unsere frühere Trainerin einfach nicht mehr gemeldet hat... ) zur Einschätzung meines Hundes. In den letzten Wochen hat sich sein Rüdenverhalten nämlich ziemlich verstärkt, er ist nun draußen gar nicht mehr ansprechbar, es kam schon mehrmals zu Prügeleien zwischen ihm und anderen Rüden. Die Trainerin hat sich sein Verhalten und unseren Umgang miteinander angesehen und riet mir zu folgendem: Kastrachip setzen und parallel an Bindung, Leinenführigkeit üben sowie Rückruf neu aufbauen durch tägliches Schleppleinentraining. Sie sagte man merkt überhaupt nicht daS wir bereits in einer Hundeschule waren und Leo würde stark an seinem Sexualtrieb leiden. Er ist kaum ansprechbar, "grunzt" ständig beim schnüffeln, zittert und schäumt aus dem Mund. Er jault wenn er nicht schnüffeln darf aus Frust und frisst kaum noch. Zuhause sehr wenig, draußen nur in Ablenkubgsfreiem Umfeld. Wir haben direkt mit dem Training begonnen und seit Samstag hat er schon den Chip. Nun bin ich mir selber aber nicht ganz sicher, ob all diese Anzeichen wirklich hormonbedingt sind oder nicht. Gerade mit dem Schleppleinentraining kommen wir kaum voran, da er an einigen Orten wirklich nicht mal merkt wenn ich ihn nach dem Abrufen zu mir Angel und ihm seine Lieblingswurst vor die Nase halte (natürlich sind keine Hunde in der Nähe) er steht dann zittert da, versucht zu schnüffeln und schäumt wie verrückt aus dem Mund. Ich weiß einfach nicht, wie ich seine Aufmerksamkeit bekommen kann? Hat jemand hier schon mal Erfahrungen gesammelt mit solchen Hunden?


    Lg
    Alina

  • Hallo,


    zunächst mal solltest du wissen, dass es eine ganze Weile dauern kann, bis der Chip wirkt und, dass es bis dahin durchaus zu einer Verschlechterung des Verhaltens kommen kann bevor es sich langsam bessert. Vielleicht kann hier @Brauni2012 etwas Genaueres dazu sagen, da ich selbst keine Erfahrungen mit der Wirkungsweise dieses Chips habe.


    Wenn der Chip nun schon gesetzt ist, würde ich, genauso wie du es geplant hast, dieses halbe Jahr nutzen um intensiv mit deinem Leo zu trainieren. Meiner Meinung nach sollte das erste Ziel sein, Ansprechbarkeit zu erreichen. Fange erstmal mit geringen Ablenkungen an und steigere dann bis du die höchste Kategorie erreichst.


    Die Schleppleine ist in der Tat ein sehr gutes Hilfsmittel. Dennoch würde ich erstmal mit der kurzen Leine an der Ansprechbarkeit üben. Wenn ihr draußen unterwegs seid, würde ich jede Unaufmerksamkeit korrigieren. Jedesmal wenn die Nase auch nur eine Idee Richtung Erde geht, wird abrupt die Richtung gewechselt. Solange, bis er verstanden hat, dass an der kurzen Leine nicht geschnuppert wird. Wenn es an der kurzen Leine dann klappt, kannst du auf die Schleppleine umsteigen. Erst bei kleinem Radius. Wenn es im kleinen Radius klappt, sukzessive vergrößern.


    Sobald er draußen wieder ansprechbar ist, würde ich anfangen zu üben. Ich würde einen "dreistufigen Rückruf" (wohl eher eine eigene Wortkreation als ein feststehender Begriff) aufbauen. Erster Baustein wäre der Befehl "Weiter!", der bedeutet, dass er jetzt fertig machen und dann aufschließen soll. Zweiter Baustein wäre der Befehl "Komm!", auf den er sofort und ohne Umwege kommen muss. Dritter Baustein wäre ein Ankersignal, mit dem du ihn im Notfall (und zwar nur im Notfall) heranangeln kannst, wenn die Ablenkung zu groß ist. Wenn du das probieren willst, sag Bescheid, dann kann ich dir noch schildern, wie ich die einzelnen Befehle aufgebaut habe.


    Auf diese Weise wird er sich auch nicht mehr so in seine Hormonwelt "reinsteigern" können. Dass die exzessive Schüffelei hormonbedingt ist, ist meines Erachtens sehr wahrscheinlich. Das Gekloppe mit anderen Rüden jedoch, muss nicht unbedingt hormonelle Ursachen haben. Da würde ich, sobald der Chip richtig wirkt, mal ein genaues Auge drauf haben. Wenn es damit nicht besser wird, würde ich eher auf Stress oder Unsicherheit tippen.


    Ich habe auch einen (fast) 1,5 Jahre alten Labbi-Rüden und wir haben diese Probleme (ein Glück) bereits größtenteils hinter uns gelassen. Manchmal gibt es kleine Rückfälle, besonders wenn eine Hündin im Ort läufig ist, aber die bekommen wir mittlerweile recht schnell, so nach zwei bis drei Tagen, wieder in den Griff.


    Ich wünsche euch viel Erfolg beim Training und hoffe, dass ihr die sechs Monate gewinnbringend nutzen könnt, sodass deinem Buben eine endgültige Kastration erspart bleibt.


    Grüße,
    Rafaela

  • Ich denke auch, Du musst erst mal abwarten, bis der Chip seine Wirkung zeigt.
    Das kann 4 bis 6 Wochen dauern, inklusive Erstverschlimmerung.


    Und wenn der Hund dann etwas runter gekommen ist, macht es auch wenig Sinn, sofort in dem Bereich zu starten, wo Du die größten Probleme hattest.


    Fang also lieber wieder klein an, vielleicht erst mal sogar in der Wohnung, das kannst Du ja jetzt auch schon machen.


    So was wie Rückruf ist ja sicher nur die Spitze des Eisberges, ich würde vorschlagen, Du trainierst erst mal allgemein an Deiner Präsenz dem Hund gegenüber und anderen Stellvertreter-Konflikten, die im Alltag stattfinden.
    Schaffst Du es z.B. Deinen Hund nur per Wort oder Körpersprache davon abzuhalten, etwas nich zu fressen, was Dir runter fällt? Wenn Du das nicht schaffst, kannst Du draußen an lecker riechenden Pipistellen gar nicht anfangen. Also erst mal wieder ein bisschen Grundschule und dann erst Abitur.


    Du kannst anfangen mit Übungen zur besseren Frusttoleranz (das kann man ja im Alltag in allen möglichen Situationen machen), dem Aufbau eines guten Abbruchsignals (an Futter, an Spielzeug, unter Ablenkung - alles von leicht bis schwer), verlang ihm Zuhause mal was ab, weis ihm z.B. einen Liegeplatz zu, auf dem Du ihn schickst. Lass ihn öfter mal warten, bevor er das bekommt, was er gerade möchte.


    Da würde ich jetzt ansetzen, bis der Chip wirkt. Wenn Du dann soweit bist, dass Zuhause alles gut klappt, kannst Du im Garten oder in ruhiger Umgebung weiter machen.


    Sei also geduldig und fang einfach von klein noch mal an, überleg Dir Übungen, die er in seinem momentanen Zustand überhaupt schaffen kann. Wenn er Erfolge hat und merkt, dass es Spaß macht, mit Dir zusammen was zu machen, dann kannst Du schwerer werden.
    Die Ansprechbarkeit musst Du Dir erarbeiten, der Chip vereinfacht es Dir am Ende nur etwas.

  • Hallo ihr Lieben,


    Vielen Dank für eure Antworten.
    Es ist tatsächlich so, dass Leo an der kurzen Leine zieht um zu schnüffeln, weshalb wir nun 2 Modi haben: Fuß und schnüffeln erlaubt. Das haben wir uns mit der Trainerin zusammen erarbeitet: bei Fuß heißt, die 1 Meter Leine hängt locker durch, es wird rechts von mir gegangen und der Kopf ist immer oben! Sobald er zu weit vorne läuft oder der Kopf nach unten gleitet, gibt es ein kurzes "Na" und im schlimmsten Fall einen kurzen Impuls mit der Leine. Meist gibt er mir dann kurzen Blickkontakt und korrigiert sich selber sozusagen. Das klappt schon richtig gut und wir verlägern nun mit der Zeit die distanzen, in denen Fuß gegangen wird. Ich beende die Übung mit "Lauf", dann darf er schnüffeln, aber mich trotzdem nicht hinterher ziehen!
    Das Problem beginnt dann bei den 3 Metern an der Schleppleine. Nur auf Wiesen, wo es kaum was zu erschnüffeln gibt, können wir üben. Aber gut, das kann natürlich auch an der ersten "Verschlechterung" durch den Chip kommen.
    Ich werde dann in den nächsten Wochen eher an der Kurzen Leine üben.
    Zuhause gibt es absolut keine Baustellen, hier geht er sofort auf Kommando auf seinen Platz, macht Aus, darf erst auf Kommando essen (wenn er denn überhaupt Appetit hat..) usw. Wir müssen einfach wirklich mehr für die Bindung tun, ich weiß nur nicht, was :(
    Ist e möglich, dass er während der Zeit mit Chip alles gut erlernt und es dann auch nach dem Chip noch beherrscht? Oft liest man ja, die Hunde werden schlimmer als zuvor.. Ich wollte ihn nie kastrieren lassen, aber ich will genauso wenig dass er unter seinem Trieb leidet! Er hat absolut keinen Spaß draußen, ist ständig nervös und auf der Suche.
    Lg

  • Vielleicht lässt Du Dich viel zu sehr von Deiner Trainerin beeinflussen.


    Ein 1,5 jähriger Labbi ist voll in der Pubertät und wenn bisher nur ganz wenig an Erziehung angekommen ist - da sind ja einige Baustellen -, dann hat er vor dieser Zeit nicht viel Gehorsam gelernt. Hat sich verselbständigt! Da ist von der vorherigen Hundeschule ja offensichtlich nicht viel rüber gekommen, wenn das die Trainerin bemerkt hat.


    Also heißt es jetzt: ganz von vorne anfangen. Alles konsequent einüben und auch durchziehen. Wenn das geschieht, verlernt der Hund nichts und wird auch ohne die Wirkung vom Kastra-Chip gehorchen.


    Wenn Du jetzt alles nur halbherzig angehst, dann wird sich nie was ändern. Ob mit oder ohne Kastration! Ob chemisch oder durch OP!

  • Wir müssen einfach wirklich mehr für die Bindung tun, ich weiß nur nicht, was

    Das ist glaube ich die einfachste Aufgabe. Zeig ihm, dass man mit Frauchen eine Menge Spaß haben kann! Macht einen Querlauf über gefällte Baumstämme, bahnt euch gemeinsam einen Weg durch einen kleinen Bach, sucht gemeinsam Leckerlies im hohen Gras, schaut euch den Stock der da liegt mal genauer an, etc. pp. Auch Regelspiele sind ein sehr gutes Mittel. Aber eher um Impulskontrolle und Frustrationstoleranz zu üben. Für all das ist es jedoch notwendig, dass er draußen ansprechbar ist. Das sollte also zunächst mal die Hauptaufgabe sein.


    Übrigens: Das mit der Unterscheidung "Fuß laufen" und "Schnüffeln erlaubt" würde ich im Moment nicht praktizieren. An der kurzen Leine wird immer Fuß gelaufen. Und zwar ohne Schnuppern, etc. Sobald er seine Hormone auch draußen wieder im Griff hat, kannst du ja das gelegentliche Schnuppern wieder erlauben.

    Ist e möglich, dass er während der Zeit mit Chip alles gut erlernt und es dann auch nach dem Chip noch beherrscht? Oft liest man ja, die Hunde werden schlimmer als zuvor.. Ich wollte ihn nie kastrieren lassen, aber ich will genauso wenig dass er unter seinem Trieb leidet!

    Da ich keine Erfahrungen mit dem Chip habe, kann ich nur mutmaßen: Wenn die Wirkung nachlässt, würde ich einfach konsequent weiter den Gehorsam einfordern. Bei einem Rüden dieser Rasse muss man einfach damit rechnen, dass die Erziehungsarbeit erst abgeschlossen ist, wenn er so drei oder vier Jahre alt ist. Ich merke es bei meinem Buben auch. Wenn ich die Zügel zu locker lasse, nutzt er es aus und wird im Laufe des Spaziergangs zunehmend unkonzentrierter. Wenn von Anfang an klar ist, dass jetzt Aufmerksamkeit und Gehorsam gefordert wird, fällt es ihm einfacher auf "Schnupperorgien" zu verzichten.


    Darf ich dir noch eine indiskrete Frage stellen: Stammt Leo aus einer seriösen VdH-Zucht oder vom Bauernhof nebenan? Was mir in letzter Zeit extrem auffällt ist, dass Labbi-Rüden, die nicht aus einer seriösen Zucht stammen, im "sexuellen" Bereich sehr problematisch sein können. Ist nur eine Beobachtung von mir, würde mich aber interessieren, ob es hier auch zutrifft.

  • Es ist nun mal tatsächlich so, dass Leos Vorbesitzer ihn aus zeitlichen Gründen abgegeben haben - der wahre Grund war wahrscheinlich, dass aus dem süßen Welpen plötzlich ein Kraftpaket geworden ist, das doch Erziehung braucht. Er konnte ganz zu Beginn dementsprechend gar nichts. Ich bin schon stolz auf alles, was wir bislang geschafft haben. Das bei uns bislang keine Erziehung stattfand stimmt nicht. Er ist mein erster Hund und ich gebe mir wirklich sehr viel Mühe, einen tollen Begleiter aus ihm zu machen.
    Da ich ihn übernommen habe (vor genau 6 Monaten), weiß ich nicht genau, wo er herkommt, aber Papiere hat er keine! Laut Vorbesitzer sind beide Elternteile Labbis, ich könnte mir aber auch gut aufgrund seines Köperbaus vorstellen, dass da noch mehr drin ist. Deine Vermutung scheint sich auch hier zu bestätigen, RafiLee :)
    Also sollte ich dem kleinen erstmal generell zeigen, wie cool ich bin und wie viel Spaß wir zusammen haben können , wenn er meinen Regeln folgt? Und wie soll ich das anstellen, dass an der kurzen Leine nie geschnüffelt wird? Wie soll er sich denn dann lösen beim Gassi gehen? :/


    Lg und schonmal vielen Dank für all die Antworten!

  • Normalerweise gehen Hunde aus einer VdH-Zucht erstmal zurück an den Züchter, wenn die Besitzer sie abgeben wollen. Wenn er zudem keine Papiere hat, gehe ich mal davon aus, dass er nicht aus einer VdH-Zucht ist... Soviel zu meiner persönlichen Statistik... ;)

    Also sollte ich dem kleinen erstmal generell zeigen, wie cool ich bin und wie viel Spaß wir zusammen haben können , wenn er meinen Regeln folgt? Und wie soll ich das anstellen, dass an der kurzen Leine nie geschnüffelt wird? Wie soll er sich denn dann lösen beim Gassi gehen?

    Ich würde es so machen: Ihr geht los an der kurzen Leine bis zu dem Ort wo er sich lösen soll/kann/darf. Dort kommt die Schleppleine dran. Er darf sich in Ruhe lösen und dann geht es an der kurzen Leine weiter. Bei Newton hat das ohne Probleme geklappt. Er wusste dann schon, dass er dort Geschäft machen darf und dann musste ich auch gar nicht mehr so arg lange warten, bis "es" erledigt war.


    Bei Newton habe ich es so gemacht, dass ich abrupt umgedreht bin, wenn die Nase zum Boden ging. Und zwar bin ich auf seine Seite abgedreht, so dass ich in ihn reinlaufen würde, wenn er nicht Acht gibt und zur Seite springt. Am Anfang bekommst du da sicher nen Drehwurm und ihr werdet wohl nicht so weit kommen, aber du wirst sehen, dass es relativ schnell sehr sehr viel besser wird.


    Ja, also generell wäre es gut, wenn er lernt, dass er die tollen Sachen nur und ausschließlich über dich bekommt. D.h. kein selbstbelohnendes Verhalten mehr ermöglichen und Spaß gibt es nur noch mit dir zusammen. :)

  • Hallo,


    Also aus einer VdH-Zucht stammt er mit Sicherheit nicht :) Handhabst du es immer noch so mit der Schlepp, oder lässt du ihn mittlerweile frei zum lösen?
    Das mit dem Umdrehen werden wir nicht einsetzen können, da wir so auch das letzte halbe Jahr die Leinenführrigkeit geübt haben, vergeblich. Leo schnüffelt ja nicht nur ständig, er zieht auch noch an der Leine. Daher jetzt die neue "Methode" von der Trainerin.


    Wie sieht es allgemein aus mit Gruppenunterricht? Sie sagte nämlich, so nach 4 Wochen sollten wir bei ihr in die Junghundegruppe einsteigen. Ich weiß aber nicht, inwieweit sie das sagte, weil wir das wirklich brauchen oder einfach nur weil es ihr Job ist :D

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