Desensibilisierung für Silvester/Knaller - Erfahrungen?

  • Hallo, an alle.
    Es naht die Zeit des Grauens, also Silvester. Meine Kleine kann mit Feuerwerk und Böllern überhaupt nicht umgehen. Letztes Silvester war unser erstes gemeinsames und es war schrecklich - sobald sie nur in entferntester Entfernung einen Knall hört (oder zu hören glaubt, manchmal reicht schon, dass jemand die Müllklappe zufallen lässt), zieht sie den Schwanz ein und will nach Hause. Das eigentliche Problem ist, dass sie partout nicht mehr pinkelt und ihr Geschäft verrichtet. Letztes Jahr bin ich jeden Tag etwa 10 Mal rausgegangen, nur damit sie eben vorm Haus pinkelt oder so (unser Großer hat auch Angst, aber gemäßigt, solange es nicht direkt um ihn herum knallt und selbst dann kriegt er es noch hin eben an einen Baum zu pinkeln und schnell zurück). Wir sind dann mit der Kleinen sogar 20 km in einen Wald gefahren, damit sie kacken kann, aber auch dort hat man es knallen gehört. Ich bin 3 Nächte hintereinander um 4 Uhr morgens aufgestanden, in der Hoffnung, dass ich um die Uhrzeit ein Intervall ohne Knaller finde. Dieses Jahr wird es noch schlimmer sein, denn ich habe kein Auto mehr um irgendwohin zu fahren etc. Ich weiß, dass eine Desensibilisierung am besten wäre und ich wollte fragen, ob jemand schon Erfahrungen gesammelt hat? Es gibt ja z.B. so CDs hab ich gehört - aber funktioniert das auch? Ich meine, die hören sich am PC doch anders an, als echte Knallgeräusche... Ich muss jetzt mit dem Training anfangen, wenn es was bringen soll.


    Vielen Dank für eure Vorschläge!

  • Zum Desensibilisieren kann ich dir leider nichts sagen.


    Wir haben auch so ein sehr schreckhaftes Exemplar zuhause. Damit wir den Jahreswechsel entspannt genießen können, fahren wir auf Amrum. Dort ist es knallfrei und jeder von uns kann entspannen.


    Ich bin die letzten Jahre auch immer nachts raus und habe mich verflucht, als es genau dann knallte, als der Hund ansetzen wollte.

  • Ich muss jetzt mit dem Training anfangen, wenn es was bringen soll.

    Jetzt ist schon zu spät!
    Du hättest sofort am Jahresanfang beginnen müssen!


    Im letzten Jahr habe ich vor Silvester stundenlang Videos von Feuerwerken am PC abgespielt.
    Darauf haben die Hunde überhaupt nicht reagiert.

    Es fehlt der entsprechende Geruch und die Vibrationen in der Luft.

  • Jetzt ist definitiv zu spät, vergiss das. Auch CDs, Videos usw. dürften nur bei wenigen Hunden irgendwas bringen. Ich bin auch nicht sicher, ob Desensibilisierung überhaupt funktioniert, bei uns war es eher ein "besser mit der Panik umgehen lernen". Und das hat so ca. 4-5 Jahre gedauert, deswegen ist es jetzt auch definitiv zu spät um irgendetwas auszurichten. ;)


    Mein Hund reagiert(e) bei Silvesterknallern und auch bei Gewittern absolut panisch, die ist dann überhaupt nicht mehr ansprechbar und völlig kopflos. Futter wird nicht wahrgenommen (sonst absolut verfressen) und sie will eigentlich einfach nur wegrennen oder in irgendeinem Mauseloch verschwinden. Sie ist dann so weggetreten, dass sie nichtmal mitbekommt, wenn man ihr versehentlich auf die Pfoten tritt oder so.


    Ich kopiere dir mal was rein, was ich mal in einem anderen Forum über meinen Silvester/Gewitter-Paniker geschrieben habe:


    2008 hab ich Buxi im Sommer bekommen, da war sie vierjährig. Dass sie bei Gewitter Angst hat, wusste ich, aber diesen Sommer war sie eh noch an der Schleppleine. Dass Sylvester so schlimm werden würde, damit hatte ich allerdings nicht gerechnet. Wir waren da auch leider mitten in Frankfurt, also nun wirklich nicht der ideale Ort fürs erste Sylvester mit Ersthund, der auch noch Angst hat. Es war die Hölle, Hund hat die ganze Zeit zitternd unterm Bett verbracht, an draußen lösen war über 2 Tage nicht zu denken und ich war fertig mit den Nerven.


    2009 waren wir in irgendeinem Kaff, das war deutlich besser, weil da einfach nichts los war. 1 Stunde Angst im Vergleich zu 48 Stunden dauerhafte Panik.


    2010 war der Sommer, wo wir extreme Probleme mit der Gewitterangst hatten. Zum Gassigehen musste ich den Hund unter dem Bett hervorziehen, sie hatte vormittags schon Angst vor dem Gewitter, das abends kam. Im Wasser planschen wollte sie nicht,
    obwohl sie sonst eine Wasserratte ist, spielen wollte sie nicht,herumschnüffeln wollte sie nicht, Futter wollte sie nicht, sie wollte einfach nur nach Hause und unter dem Bett verschwinden. Den ganzen Sommer lang war mit dem Hund absolut nichts anzufangen. Auch diesen Sommer haben wir irgendwie überstanden und Sylvester waren wir in Münster, diesmal mit Medikament. Es hat geholfen, sie war zumindest drinnen etwas entspannter. Als wir zum Pinkeln irgendwann rausgehen wollten,
    hatte es schon nachgelassen und leider knallte es dann auch noch ganz nahe bei uns. Wenn sie gekonnt hätte, wäre sie die Hauswand hochgegangen.


    2011 waren wir im Frühjahr auf einem Wochenseminar und haben einiges gelernt. Der Sommer war mit wenig Gewittern gesegnet und Sylvester waren wir in Hamburg, im Keller. War nicht perfekt, aber erträglich und Lösen im Garten war möglich.
    Die Tage vor und nach Sylvester gab es dann halt auch immer wieder Stress, weil sie draußen Angst hatte und von Spazierengehen eigentlich so gar nichts wissen wollte.


    2012 waren wir Sylvester wieder in Hamburg, diesmal nicht im Keller. Endlich, endlich waren wir soweit, dass sie bis um Mitternacht einfach in ihrer Box schlafen konnte. Ab Mitternacht wars vorbei mit der Ruhe, ich hab mich dann zu ihr gesetzt und nach ungefähr zwei Stunden wars auch gut und drinnen war sie wieder ziemlich entspannt. Draußen hatte sie Angst, aber sie war ansprechbar, Lösen war möglich.


    Während dieser Zeit habe ich mich halt auch über einiges informiert und viel nachgelesen. Rescuetropfen bzw. Globuli brachten keine Veränderung, ein anderes Homöopathikum auch nicht. Zylkene und diese Stecker, deren Name mir gerade nicht einfällt, habe ich nie probiert, weil ich oft gelesen hatte, dass es auch nichts hilft. Mit Konditionierung (Stichwort: Entspannungsignal) kann ich persönlich wenig anfangen. Eine Geräusch-CD hatte ich erwogen, aber auch hier überwiegen die Negativberichte und auf Gewitter/Feuerwerk im Fernsehen bzw. aus dem PC reagiert mein Hund absolut gar nicht. Das Medikament wie in 2010 wäre natürlich eine Option, aber ich möchte den Hund nicht jedes Jahr mit sowas versorgen, zumal wir das Problem ja auch im Sommer mit Gewitter haben.


    Was letztendlich ausschlaggebend war, weiß ich gar nicht so genau. Sicher, ich bin wesentlich entspannter geworden und das Vertrauensverhältnis ist insgesamt in der Zeit enorm gewachsen. Wir haben ein wenig T-Touch gemacht, aber auch das liegt mir nicht so. Die Körperbandagen hatten wir allerdings eine Zeitlang im Einsatz und kurzzeitig ein Thundershirt.
    Longieren war auch noch ein Ansatz, der uns insgesamt weitergebracht hatte, auch wenn wir es nicht mehr regelmäßig machen.


    Luftballons hatte ich auch, ich habe Leckerlis reingefüllt und sie durfte dann die Ballons kaputtmachen um daran zu kommen. Das war nach kürzester Zeit gar kein Problem mehr. Dann bin ich eine Zeitlang mit Knallerbsen spazierengegangen, aber auch davon war ich nicht so ganz überzeugt.


    Für sie ist das Laufen in solchen Angstsituationen sehr wichtig. Was ich heute bei Gewitter bzw. danach ganz gerne mache, ist, den Hund eine Runde am Fahrrad richtig rennen zu lassen, so kann sie ihren Stress ablaufen und ist hinterher deutlich ruhiger. Allerdings ist es mir im Dezember/Januar auf dem Rad oft einfach zu kalt, wobei ich das in den letzten zwei Jahren um Silvester rum durchaus gemacht habe. Mittlerweile kann ich sie auch frei am Rad rennen lassen und dieses Rennen tut ihr richtig gut.


    Ich versuche auch immer den ersten Impuls = Wegrennen zu unterbrechen, indem ich einfach kurz stehenbleibe. Wenn sie dann ihren Kopf so halbwegs wiedergefunden hat, können wir gerne den Rückweg nach Hause antreten, aber ich lasse mich nicht mehr nach Hause zerren. Das geht so allerdings nur in Nicht-Akut-Situationen, aber es wird weiterhin besser.


    Im Freilauf muss ich halt rechtzeitig reagieren und wenn sie Angst bekommt, sicherheitshalber anleinen. Um Silvester rum bleibt die Leine eh dran.


    Finde heraus, was für deinen Hund in solchen Situationen wichtig ist und ihm hilft. Bei meiner war es das Laufen, bei dir kann es wieder anders aussehen.
    TTouch und therapeutisches Longieren wären auch noch Ansatzpunkte. In der Anfangszeit würde ich aber auch einen vernünftigen Medikamenteneinsatz nicht verteufeln. Ansonsten mit gaaaaaaaaanz viel Ruhe und Geduld arbeiten (das fiel mir furchtbar schwer, ich bin in der Hinsicht kein geduldiger und ruhiger Mensch). Abgesehen davon warte ich ein bisschen darauf, dass sie im Alter taub wird, denn vollständig ablegen wird sie diese Angst wohl nie. :D


    Was hab ich mir in den ersten Jahren Gedanken gemacht. Mir wesentlich weniger Gedanken darüber zu machen, war wohl auch ein wichtiger Schritt in der ganzen Geschichte. Aber auch das dauert eben.
    Und wenn dein Hund nur ansatzweise mal Tendenzen zum Rückwärtsziehen zeigt, in den entsprechenden Zeiträumen nur absolut gesichert rausgehen.

  • Eigene Erfahrungen habe ich leider nicht beizusteuern, da meine Hunde, obwohl sie absolute Sensibelchen waren, irgendwie null an Gewitter oder Silvester interessiert waren. Die haben sich maximal auf dem Sofa einmal umgedreht und weiter geschlafen.


    Ich weiß aber, dass hier eine ganze Reihe Jäger ihre Hunde schussfest machen, indem sie mit Ihnen in die Nähe des Schießstands fahren, während dort Betrieb ist, und mit den Junghunden auf den Wiesen ringsum spielen und sie mit Leckerli verwöhnen. Sie arbeiten sich dann nach und nach immer näher an den Stand heran.


    Schau doch einfach mal, wo bei euch in der Nähe jagdliches Schießen stattfindet. Das ist ja nunmal aufgrund der Lärmbelästigung meistens außerhalb, wo man dann auch gut mit dem Hund in der Nähe laufen kann. Schießzeiten kann man erfragen. Währenddessen kann man mit Dauerbeschallung rechnen. Wenn deine schon solche Panik hat, würde ja vielleicht eine weit entfernte Leberwurstparty im Auto mit leicht runter gelassenen Scheiben schon mal ein Anfang sein. Ob das nun bis zu diesem Silvester noch reicht, sei mal dahin gestellt, aber ist ja generell ganz nett, wenn man nicht bei jedem Rums Sorge haben muss, dass der Hund stiften geht. Das Traumziel wäre ja dann, dass der Hund verknüpft: Wenn es knallt, gibt's was feines bei Frauchen.


    Inwieweit das alles bei einem Hund, der schon panik hat, überhaupt umsetzbar ist und sich anschließend auch auf Feuerwerk, die eigene Wohnung und andere Situationen übertragen lässt, weiß ich natürlich nicht. Aber das wäre der Weg der Desensibilisierung, der mir einfallen würde.

  • Ich habe vergessen zu schreiben, dass A) die Kleine von der Straße ist und B) ich die letzten 12 Monate schwerst krank war (bis zu einem Punkt, wo ich pflegebedürftig war). Das hätte wohl die üblichen "Du hättest schon vor Ewigkeiten was machen sollen" Kommentare verhindert, die echt nur frustrierend sind. Abgesehen davon, dass ich nicht hätte schon vorher anfangen können, sind 3 Monate bei regelmäßigem Training auch ausreichend, sofern das bei ihr überhaupt rückgängig zu machen ist, da sie 2 Jahre obdachlos bzw im Tierheim war.
    Und daheim geht das alles auch, meine Hunde legen sich in meine Nähe, haben Angst, aber überstehen es ohne große Aufregung, sind nur etwas beunruhigt. Draußen ist eben das Problem.


    die Idee mit der Auslastung ist etwas, sofern sie das dann mitmacht. Mal schauen. Trotzdem danke

  • Eine CD habe ich auch nicht, aber ich schreibe dir trotzdem mal, wie ich es bei meiner Hündin mache. Hier wird schon jetzt geböllert und das schaukelt sich so langsam bis zum Jahreswechsel hoch und ebbt dann langsam danach wieder ab. Über Silvester selbst werden wir dieses Jahr aufs Land fahren. Leider nur eine Woche, aber mehr geht nicht. Auch wenn das jetzt mit dem Urlaub nicht geklappt hätte, wäre meine Vorgehensweise die selbe, schließlich muss ich den Hund ja trotzdem durch den Großteil des Winters in der Großstadt bringen. 1) Ich habe jetzt draußen immer Superleckerlis dabei und bei jedem Knall gibt es eins. 2) Jeder Knall wird mit Freude meinerseits kommentiert. 3) Wir gehen sofort nach Hause, wenn ich ahne, dass es dem Hund zu viel werden könnte. 4) Wir rennen auch nach Hause, falls ich die Strecke konditionsmäßig schaffe. Falls nicht, rennen wir ein Stück zusammen, das baut auch Stress ab. 5) Ich bekomme diese Übungsphase hier ja quasi aufgezwungen. Wenn ich das nicht hätte, würde ich mir überlegen, wie ich die Knallerei simulieren kann. Eine CD kann man ausprobieren, einen Schießstand auch, auf jeden Fall würde ich darauf achten, dass ich langsam und gaaanz weit weg anfange. So ist die Chance am größten, dass sich das positive Gefühl (Leckerlie, Freude, Rennen, Spaß) fest einbrennt und man sich erfolgreich immer näher ran arbeiten kann.
    Letztes Silvester habe ich es damit nicht weit genug geschafft. Meine Hündin hat sich auch ca. 48 Stunden lang nicht gelöst. Aber wir wohnen hier auch in einer der schlimmsten Straßen Deutschlands, man konnte echt keinen Fuß mehr vor die Tür setzen ohne Böller auf der Nase, also denke ich, dass ihr das in anderer Wohnlage trotzdem schaffen könnt. :)

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