Hund denkt er ist Rudelführer

  • Dass die Rute aufgestellt ist, muss nichts heißen.
    Meine Hündin war jahrelang angstaggressiv bei fremden Hunden. Sie hat NIEMALS die Rute eingezogen. Sie hat sich immer groß gemacht und einfach geblufft. Niemand sollte sehen, dass sie eigentlich Panik hat.
    Erst als ich es auf die Reihe bekommen habe, ihr zu zeigen, dass ich auf sie aufpasse und sie dadurch sicherer geworden ist, hat sie das Verhalten eingestellt.
    Das geht nicht von heute auf morgen, sondern ist ein Lernprozess für Mensch und Hund. Mit Stupsern und ähnlichem kommt man da nicht weiter.
    Am besten man bringt dem Hund ein Alternativverhalten bei und beschützt ihn in für ihn ängstigenden Situationen aktiv.

  • @oregano Vielen Dank. Ok, ich lass das mit dem Stubsen...ich hab nicht gedacht, dass ich damit soviel anrichten kann. Und was hast du gemacht um das deinem Hund zu zeigen. Ich bin da ein bisschen mit meinem Latein am ende...weil ich auch schon so viel versucht habe:( Und ich sehe ja, dass es für ihn auch keine schönen Situationen sind und ich möchte ihm den Stress nehmen. Das es nicht von heute auf morgen geht ist mir klar, und ich bin gerne bereit einiges an Zeit zu investieren, damit mein Carlo auch glücklich ist:)
    Hast du mir ein paar Tipps?

  • Achso, eine Situation wollte ich auch noch Schildern. Carlo kann super allein bleiben (kein jaulen, kein bellen usw.). Er ist sowohl daheim, als auch bei meiner Arbeit zufrieden. (Er ist maximal 1 Std allein und auch nicht jeden Tag). Aber wenn ich z.B in die Dusche möchte und er bekommt es mit, täuscht er an mir in den Fuß zu beißen. Genau so wenn ich im See schwimmen gehen will oder auch meine Freunde (er muss aber nicht alleine am Rand stehen bleiben, einer bleibt mindestens dabei), geht er unsere Füße an. Warum macht er das? Ich hab das Gefühl, er möchte nicht das jemand das "Rudel" verlässt. Zeigt er damit nicht, dass er das sagen hat?

  • Ich habe das Gefühl das seit dem Carlo kastriert wurde, 5x soviel gebellt wird. Die Hundetrainierin hat mir gesagt, dass Carlo sich eindeutig als Rudelführer sieht und ich das erst mal raus bekommen muss.

    Kann es sein, dass eine vorher vorhandene Unsicherheit durch das fehlende Testosteron nach der Kastration verstärkt wurde und der Hund einfach orientierungslos, da absolut unsicher ist?!

    Das hab ich versucht, aber umso öfter ich stubse, desto aggressiver wird er und beist dann auch zu.

    Meine Hunde werden auch ab und an mal LEICHT angestupst.... In dem Moment, wo man anfängt, inflationär dauerhaft zu "stupsen"... würden meine auch ganz schnell zubeißen! Zu Recht!

    ich tu ihm nicht weh

    Wenn nicht körperlich dann trotzdem seelisch!

    Die Rute ist aufgestellt, sowie die Harre am Nacken.

    Kann durchaus ein Zeichen von Unsicherheit sein.


    Hör auf, Deinen unsicheren Hund durch DEIN Verhalten noch mehr zu stressen. Gib ihm lieber Sicherheit und Orientierung.


    Und vergiß diese "Trainerin"!

  • @Cattlefan Ok, danke:) Aber wie kann ich ihm mehr Sicherheit geben?

    In den du berechenbar, fair und konsequent bist. Regeln setzten und regeln einhalten. Wenn der Hund etwas nicht mag sein Bedürfnis verstehen und darauf eingehen. (Nicht immer möglich z.b. Beim Tierarzt, aber bei hundebegegnungen durchaus)

  • @Emanuela Wie meinst du das? Kannst du mir ein bsp geben? Wenn ich z.B. einen großen Hund beim spazieren gehen treffe, weiß ich ja schon das er reagieren könnte. Daher hol ich ihn immer schon zu mir her und wir schauen das wir einen Bogen um den anderen Hund laufen. Also ich lass ihn da nicht zu nah ran, aber trotzdem flippt er komplett aus und klefft solange bis der andere Hund auser Sichtweite ist. Leider lässt es sich ja nicht immer vermeiden, auf andere Hunde zu treffen. Wie kann ich dann reagieren?


    Anderes bsp. Im Büro: Wir haben einen kleinen Balkon auf dem die Hunde total gerne sitzen, wenn drausen schön Wetter ist. Da können 100 Leute durchlaufen, die Carlo nicht interessieren, er schläft weiter. Dann kommt eine Person und die wird angeklefft bis sie weg ist. Wie kann ich hier reagieren?

  • Also, mal kurz vorweg: diese Rudelführertheorie ist heutzutage eigentlich Schnee von gestern. Schade, dass es immernoch Hundetrainer gibt, diesen Ansatz vermitteln.
    Inzwischen geht man das Hundetraining (Pferde, etc. auch) von der biologischen bzw. verhaltensbiologischen Seite an. Da ist also viel Biologie, Physiologie und Psychologie drin. Ich bin sehr froh darüber :-) Und die Tiere wahrscheinlich auch.


    Daher hol ich ihn immer schon zu mir her und wir schauen das wir einen Bogen um den anderen Hund laufen. Also ich lass ihn da nicht zu nah ran, aber trotzdem flippt er komplett aus und klefft solange bis der andere Hund auser Sichtweite ist. Leider lässt es sich ja nicht immer vermeiden, auf andere Hunde zu treffen. Wie kann ich dann reagieren?

    (Unsere Hundetrainerin sagte mal so einen schönen Satz: "Aggressives Verhalten hat eigentlich immer was mit Distanzregulierung zu tun".)


    Höchstwahrscheinlich ist dein Hund unsicher, was bei einem kleinen Hund für mich nachvollziehbar ist. Seine Strategie, alles zu verbellen was er gruselig findet und dabei auf dicke Hose machen, könnte ihm je nach Gegenüber auch zum Verhängnis werden (diese Erfahrung mussten mein Hund und ich leider auch machen). Biologisch gesehen, gibt es zwei Stressreaktionen: Fight or Flight. Dein Hund hat den Fight gewählt. Besser wäre für ihn (und weniger nervig für die Umgebung), wenn er die Flucht wählt. Daher würde ich mit ihm ganz konsequent das Weggehen üben: "Weg vom angstauslösenden Reiz".


    Im Verbellen könnte bei deinem Hund eine "Selbstbelohnung" stecken. Dh. er bellt solange, bis der gruselige Hund oder der gruselige Mensch weg ist. Und da vorbeilaufende Hunde oder Menschen sich logischer entfernen, ist dein Hund darin bestätigt, dass sie deshalb gehen, weil er so fürchterlich gebellt hat. Ein Teufelskreis.


    Mit dem "Weg vom angstauslösenden Reiz" kannst du diesen Teufelskreis unterbrechen. Denn somit ist dein Hund (bzw ihr beide) derjenige, der weggeht.


    Bestimmt kann dir eine geeignete Hundetrainerin zeigen, wie man das trainiert.

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